Deutschland Thüringen Lkr. Weimarer Land

Buttelstedt


Abbildung bei
Timpel / Grimm
(1975)

undatierter
Zeitungsausschnitt

PLZ: 99439

GPS: N 51° 4,835', O 11° 20,822'

Standort: Der Menhir befindet sich am nördlichen Ausgang von Buttelstedt unmittelbar westlich der B 85 nach Kölleda.

Größe / Material: 280cm hoch / Travertin

Geschichte: Der Menhir stand ursprünglich in der Nähe auf einem Feld und wurde von da an den gegenwärtigen Standort umgesetzt. Senkrecht stehender, vierkantiger Menhir, der auch entsprechend einer örtlichen Sage "Wetzstein" genannt wird. Er ist der schönste Menhir Thüringens, schätzungsweise 5000 Jahre alt. Lange Zeit war unklar, ob es sich um eine Grenz- oder Wegemarke oder um einen Kultstein gehandelt haben könnte. Heute weiß man, dass es sich um einen Totenstein handelt. Ein Menhir wurde an das Kopfende eines Hünengrabes als Seelenthron gesetzt, denn man glaubte, die Seele des Verstorbenen verließ aus verschiedenen Anlässen ihr Grab, um auf dem hohen Stein Platz zu nehmen.

Als älteste Objekte im Kreis Weimar, mit denen wir uns in diesem Rahmen zu beschäftigen haben, sind unbearbeitete oder grob zugehauene, meist aufrechtstehende Steine anzusehen. Die sogenannten Menhire, zu denen der "Wetzstein" bei Buttelstedt gehört, werden auf den Einfluß der in Westeuropa verbreiteten Megalithkultur zurückgeführt. Die Bedeutung der Menhire ist noch nicht bis ins letzte geklärt, sicher sind sie jedoch als materielle Zeugen geistiger Vorstellungen urgeschichtlicher Kulturperioden zu betrachten. Wahrscheinlich wurden diese Steine als Darstellungen von Gottheiten oder Verstorbener errichtet - diese Deutungen wurden im Ursprungsland der Menhire herausgearbeitet. Der Menhirgedanke gelangte wohl über Hessen durch die Eichsfelder Pforte in das mitteldeutsche Gebiet. In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind noch 11 dieser echten Menhire bekannt. Sie werden hier mit jungsteinzeitlichen Kulturen - der Bernburger Kultur, Schnurkeramik, Kugelamphorenkultur oder frühbronze-zeitlicher Kulturgruppen in Verbindung gebracht und besitzen damit ein Alter von rund 4 000 Jahren. In der näheren Umgebung der Steine wurden mehrfach Hinterlassenschaften der oben erwähnten Kulturgruppen festgestellt, jedoch können nur selten eindeutige Beziehungen zu bestimmten Fundkomplexen nachgewiesen werden. Bei Nohra, Kr. Nordhausen, konnte eine Verbindung des Menhirs mit einem frühbronzezeitlichen Gräberfeld wahrscheinlich gemacht werden. Mehrfach stehen diese Monolithen auch auf Grabhügeln. Der südlichste Menhir im mitteldeutschen Verbreitungsgebiet steht an der Straße Buttelstedt-Kölleda (Nr. 140 / Taf. 9). Es handelt sich um den eindrucksvollsten und am besten erhaltensten Menhir unter den 4 bekannten Stücken (Nohra, Trebra, Battgendorf) in Thüringen. Eine Verbindung von Menhiren zu den wesentlich jüngeren Steinkreuzen besteht nicht.

140 Buttelstedt

Objekt:

Menhir "Wetzstein", "Der lange Stein"

Mbl./Lage:

4934 Buttelstect, W. 4,6, N. 5,5cm - Ca. 800m nördlich von B., westlich an der Straße nach Kölleda.

Beschr.:

Hoher, senkrecht stehender, vierkantiger Muschelkalkstein. Oberteil abgebrochen, durch Eisenklammer wieder angefügt. Bei Straßenbauarbeiten versetzt. Bearbeitungsspuren.

Maße:

Höhe 2,80m über Humusoberkante, Breite 0,75m nach oben verjüngend, Stärke 0,30-0,40m.

Sage/Überl.:

Sage von 2 Riesen, die bei Buttelstedt und auf dem Ettersberg Gras mähten. Nach Aufforderung warf Riese vom Ettersberg Wetzstein herüber - dieser fiel zu kurz und blieb bei B. stecken.

(Timpel / Grimm 1975)

   Menhir: 1km nördlich von B. steht an der nach Olbersleben fuhrenden Chaussee der "lange Stein", ein roher vierkantiger Kalkstein von ursprünglich etwa 2-2½m Höhe; sein zugespitztes oberes Ende ist abgebrochen und liegt daneben. (Götze / Höger / Zschiesche 1909)

Sage: Zwei Riesen mähten vor Zeiten gleichzeitig Gras auf ihrem Gebiet. Da rief der Riese vom Ettersberg dem von der Finne zu: "Meine Sense ist stumpf geworden, wirf mir doch einmal deinen Wetzstein herüber". Sogleich erfüllte der so Angerufene diesen Wunsch und warf den Stein seinem Nachbarn zu, hatte jedoch nicht mehr die Kraft, diesen Stein bis zum Ettersberg zu schleudern. Bereits bei Buttelstedt fiel der Stein zu Boden.

Quellen und Literatur:
Götze, Prof. Dr. A. / Höfer, Prof. Dr. P. / Zschiesche, San.-Rat Dr. P. - Die vor- und frühgeschichtlichen Altertümer Thüringens, 1909, S.292
Timpel, Wolfgang / Grimm, Paul - Die ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler des Kreises Weimar , Nr.140
Wikipedia - Buttelstedt
recherchiert und bebildert von Frank-Dieter Peyer, Magdeburg (Foto von Juli.2008)
Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld


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