Deutschland
Thüringen
Saale-Orla-Kreis
Friedebach
PLZ:
07381
GPS:
N 50° 43.492', O 11° 30.475'
Standort:
Am Rand der Dorfstraße gegenüber Haus Nr.20.
Größe / Material:
100:84:23 / Rotbrauner Sandstein
Geschichte:
Wird hier "Steinerner Schutzbrief" genannt. Am westlichen Arm mehrere (Wetz-?)Rillen. Östlicher
Arm alt verstümmelt und nur im Ansatz erhalten.
Sage:
Das Jahr 1640 brachte unter allen Kriegsnöten jener Zeit die bei weiten größten
Drangsale und schlimmsten Plagen für den Orlagau mit sich. Denn die Schweden lagerten sich an verschiedenen Orten, hauptsächlich
aber bei Saalfeld, und brachten unsagbar viel Unheil über die Leute. Sogar diejenigen Dörfer, welche durch ihre abgeschiedene Lage,
von Wäldern und Tälern geschützt, bisher unter den Kriegsläufen weniger zu leiden hatten, erfuhren in jenem Jahre die ganze
Furchtbarkeit der Kriegsfurie. Dazu gehörte auch Friedebach in der Heide. Aber die Kriegsnot des Jahres 1640 war die letzte für das
Heidedorf, und ging so zu.
Verfolgt von den kaiserlichen Reitern war ein verwundeter schwedischer Hauptmann oder Oberst nach Friedebach gekommen.
Wund wie er war und totmüde von dem Ritt, den er gemacht, stieg er vom Pferd, um im Schatten eines alten Birnbaumes ein wenig
zu ruhen und seine Wunden mit dem frischen Wasser des klaren Bächleins zu kühlen. Als er aber wieder auf das Pferd steigen wollte,
war er dazu nicht imstande. Es überfiel ihn eine schwere Ohnmacht, und einem Toten gleich, blieb er in dem Grase am Wegesrand
liegen.
Da traten einige Bauern, die sich mit den Ihrigen, mit Hab und Gut, in den Bergwald geflüchtet gehabt, oben aus den Bäumen
heraus, um über das Tal Umschau nach den Feinden zu halten und zu erspähen, ob die Häuser des Dorfes noch ständen. O weh! da
graste ein Pferd eines Soldaten! Sollten sie in der Nähe sein? Dann rasch zurück in den Wald!
Aber es regte sich nichts, so sehr sie auch spähten. Sie hielten Rat, ob sie etwa des ledigen Pferdes sich bemächtigten sollten,
und kamen zu dem Entschluß, etwas zu tun. Denn ein Pferd war damals eine seltene und gar teure Sache.
Vorsichtig näherten sie sich dem Talgrund, um ihr Vorhaben auszuführen. Wie erschraken sie aber, als sie den schwedischen
Hauptmann liegen sahen! „Ist er tot oder lebt er“ so fragten sie untereinander?“ Er muß doch wohl tot sein; denn ein Mann, der
nur eine Zeit lang ruhen wollte, suchte sich einen günstigern Platz dazu aus. Sie traten also an ihn heran. „Er ist verwundet“, sagte der
eine; „er atmet noch“, rief ein anderer. Da machten sie sich über und betteten ihn in den Schatten.
Nach wenigen Wochen war der schwedische Hauptmann gesundet und ritt davon. Als Zeichen seiner Dankbarkeit hat er an der
Stelle, wo seine Wohltäter ihn aufgehoben. Ein steinernes Kreuz errichten lassen. So oft auch schwedische Soldaten in das Tal
einrückten, kehrten sie um, sobald sie des Kreuzes vor dem Dorfe ansichtig wurden, ohne jemanden Schaden getan zu haben.
Sie erkannten das Kreuz als das Zeichen des Friedens. Heute noch steht es im Friedebacher Tale – ein steinerner Schutzbrief
aus der schwedischen Not.
Quellen und Literatur:
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.61, Nr.397
• Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.67 (Gera)