Deutschland Thüringen Lkr. Sömmerda

Friedrichsdorf (I) / OT von Witterda

PLZ: 99189

GPS: N 51° 1.561', O 10° 54.681'

Standort: Am nördlichen Ortsrand, 100m nördlich der Hauptstraße, am Rand des Friedhofes.

Größe / Material: 170:50 (Schaft):28 (Schaft), Nischenteil: 50 (Breite):12 (Tiefe) / Sandstein

Geschichte: Ein gut erhaltener Bildstock mit oberflächigen Verwitterungen. Schaft mit rechteckigem Querschnitt. Nur schwach vom Schaft abgesetztes Nischenteil, mit vom Schaft zurückgesetzter, rundbogiger Nische auf der Südwestseite (35:48cm). Rückseite nur grob bearbeitet. Umrisskanten gerundet. Die ungleichmäßige Form lässt einen dörflichen Bildhauer als Schöpfer vermuten und eine auf den Stifter hinweisende Einzeichnung ist nicht vorhanden.
In der Literatur ist der Bildstock erst seit einer Veröffentlichung von Frank Störzner 1975 bekannt.
Friedrichsdorf ist eine 1779 von der Kurmainzer Regierung in Erfurt beschlossene und 1780 erfolgte Neubesiedlung der Wüstung Rasdorf. Dieser kleine Ort, an gleicher Stelle gelegen, gehörte dem Erzstift Mainz und war stets eng mit Witterda verbunden. Im 15. Jahrhundert wurde es wüst. Seit 1952 ist es nach dem Mainzer Erzbischof Friedrich Carl Joseph Reichsfreiherr von Erthal benannte Friedrichsdorf Ortsteil von Witterda.
Denkbar wäre, dass der Bildstock als verbliebenes "Heiligtum" den Platz der einstigen Rasdorfer Kapelle kennzeichnet und in die Witterdaer Flurprozessionen einbezogen war. Dass dieser geweihte Stein eine besondere Ausstrahlung hatte, beweisen die zahlreichen Schabflächen, deren längste (auf der Rückseite) 35cm lang ist. Hier wurde offenbar über lange Zeit hinweg Steinmehl gewonnen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.57
Störzner, Frank - Aus Stein gehauen… Die Klein- und Flurdenkmale von Erfurt und seiner Umgebung, 1992, S.142-144
Geißler, Roland - Fahner Höhe - Bad Tennstedt - Herbsleben - Unstrutta, 2005, S.106
Reiser-Fischer, Angelika - Geheimnisvoller Stein wird wiederentdeckt, in: Thüringer Allgemeine vom 7.01.2014
Foto: Jörn Schwarze



Friedrichsdorf (II) / OT von Witterda


die andere Seite

seitliche Ansicht

Inschrift Süd-Seite

GPS: N 51° 1,480, O 10° 53,980'

Standort: 800m westlich von Friedrichsdorf, unmittelbar am Waldrand an der Rechtskurve nach Witterda. Ortsbezeichnung an dem Wanderwegweiser: "Langer Stein". Im eigentlichen handelt es sich um eine Wegekreuzung von der auch noch heute ein Waldweg zur Bienstädter Warte und ein Feldweg nach Töttelstädt führt.

Größe / Material: 160:38:25 / Kalkstein

Geschichte: Schlanke aufrecht stehende Steinsäule mit starken Verwitterungserscheinungen die die Oberfläche sehr unregelmäßig erscheinen lässt. Der Kopf durch unsaubere Bearbeitung halbrund. Ebenfalls sehr unsauber gearbeitet die an der Ost- und Südseite angebrachten vertieften Abflachungen auf denen Reste von Inschriften erkennbar sind, die die Steinsäule in seiner derzeitigen Nutzung als Wegweiser kennzeichnen. So wurde die Abflachung auf der Ostseite bei 82cm beginnend mit einer Höhe von 20cm und einer Tiefe von 2cm angebracht. Auf ihr ist eine Inschrift nicht mehr erkennbar. Die Abflachung auf der Südseite beginnt dagegen erst in 1m Höhe mit einer Tiefe von 5cm und einer eigenen Höhe von 25cm. Auf ihr haben sich Buchstabenreste, die allerdings nicht mehr lesbar sind, erhalten. Unter diesen befindet sich ein Richtungspfeil, der vom Aussehen her die Inschrift in den Zeitraum von etwa 1850-1880 einordnen lässt. Die beiden verbliebenen anderen Seiten ohne eine erkennbare Bearbeitung in seiner Wegweierfunktion. Recherchen bei dem im nahen Witterda wohnenden Hr. Wegerich, der mit der Orts- und Heimatkunde bestens vertraut ist, ergab, dass in den vorhandenen Unterlagen als auch in den mündlichen Überlieferungen keine Angaben zu finden sind. Es würde allgemein nur vom "Langen Stein" gesprochen. Betrachtet man ihn allerdings näher, so fällt auf, dass sein Äußeres von den bekannten Wegweisersteinen erheblich abweicht. Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass es sich ursprünglich eher um einen Bildstock, wie er im nahen Friedrichsdorf noch zu finden ist, gehandelt haben kann. Eine der vorstellbaren Gründe zu seiner Errichtung könnte die Neu- oder Wiederbelebung der Straßenführung durch Neugründung der um 1450 wüst gefallenen Ortschaft Rasdorf im Jahre 1780 unter seinem jetzigen Namen Friedrichsdorf sein. Ob sein jetziger Standort sein ursprünglicher oder ob er zu seiner neuen Nutzung von einem anderen Standplatz nach seiner Bearbeitung hierher versetzt wurde ist vorerst nicht feststellbar gewesen. Inwieweit dazu weitere Erkenntnisse erlangt werden können, die zu einer Klärung führen könnten, bedarf dem Auffinden ergänzender Angaben mit weiter führenden Aussagen.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Fotos vom 3.12.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine