Deutschland Thüringen Kreisfreie Stadt Erfurt

Frienstedt (I)


Blick zum Standort

Zustand 1979
Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Störzner (1984)

Umsetzung 1982
Abbildung bei
Störzner (1984)

Titelbild bei
Köber (1960)

PLZ: 99192

GPS: N 50° 57,001', O 10° 54,428'

Standort: Etwa 150m südlich des Ortes, im nordöstlichen Winkel der Straßenabzweigung nach Frienstedt von der B 7 Erfurt - Gotha, 10m östlich der in den Ort führenden Straße.

Größe / Material: 170(255):55:25 / Sandstein

Geschichte: Die Gruppe stand bis Juli 1982 500m östlich des jetzigen Standorts.
Eingeritzt auf der Westsüdwestseite auf Kopf und Schaft in gotischen Buchstaben:
ANO 1494 d
meß juny it
nobilis
armig
[er]
volkma[r]
die glichen
carip
Die Umsetzung im Juli 1982 wurde notwendig, weil die Gruppe weglos im Feld stand und dadurch stark gefärdet war. Das Steinkreuz ist - abgesehen von geringfügigen Kantenabschlägen - ausgezeichnet erhalten.
Auf dem Frienstedter Flurplan von 1640 ist an Stelle der Gruppe deutlich ein Brunnen, der "straß brun", eingezeichnet. (Störzner 1984)

Die bekannte Denkmalgruppe an der Fernverkehrsstraße Erfurt-Gotha bei Frienstedt , Kr. Erfurt-Land, wurde am 28. Juli 1982 durch Mitarbeiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringen«. der LPG Pflanzenproduktion Gamstädt und Erfurter Bodendenkmalpfleger umgesetzt. Das Steinkreuz von 1494 und eine der beiden Steinsäulen stehen jetzt an geschützter Stelle 500 m westlich des bisherigen Standortes auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die bisher westliche Steinsäule (Länge: 351cm), die im November 1979 durch Anfahren zerbrochen worden war, wird nach der Restaurierung wieder aufgestellt.
Die beiden Steinsäulen waren durch Zapfen (Verlängerung der Säule unterhalb des Sockels 18cm lang) in zwei viereckige Aussparungen einer grob behauenen Sandsteinplatte (154x65x23cm) eingesenkt, die in 100cm Tiefe horizontal im Boden lag und so die Standsicherheit der Säulen gewährleistete. Allen Helfern der komplizierten Umsetzung sowie dem Rat der Gemeinde Frienstedt sei an dieser Stelle nochmals gedankt. Ein ausführlicher Aufsatz über die Ergebnisse der Umsetzung und die Bedeutung der Steindenkmale erscheint in Urgeschichte und Heimatforschung Heft 20. (Störzner 1982)

Sage: Hier soll in einem Krieg ein Graf ermordet worden sein.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.30, Nr.12
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.58
F. Störzner in: Urgeschichte und Heimatforschung Heft 19, Weimar 1982, S.73
Störzner, Frank - Aus Stein gehauen… Die Klein- und Flurdenkmale von Erfurt und seiner Umgebung, 1992, S.87-92
recherchiert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel
Ergänzungen und aktuelle Fotos von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von Mai 2011)



Frienstedt (II)


Abbildung bei
Störzner (1984)

Das Wappenfeld
Abbildung bei
Störzner (1992)

Die Fundamentplatte
der beiden Säulen
Abbildung bei
Störzner (1992)

Standort: neben dem Steinkreuz

Größe / Material: Nordnordwestliche Säule: (307) 195:25:17-32 / Sandstein
Südsüdöstliche Säule: (351) 195:25:17-31 / Sandstein

Geschichte: Bildstock-Rest (2 Steinsäulen). Zwei schlanke, gleiche Steinsäulen mit rechteckigem Querschnitt. Auf deren Vorderseite zurückgesetzt, sodaß ein Absatz zur Aufnahme einer Bildtafel entstand. Scharfkantig.
Nordnordwestliche Säule, unterhalb des Absatzes auf der Westsüdwestseite (Früher: Nordseite): Flach eingetieftes, quergeteiltes Wappenfeld, im oberen Teil mit Wappenzeichen (nicht gedeutet). Südsüdöstliche Säule, eingeritzt unterhalb des Absatzes, Westsüdwestseite (früher: Nordseite):
Anno
dmi M
CCCCL
[X]
Die steinerne Bildtafel wurde im 19. Jahrhundert heruntergerissen und gilt als verschollen; ihr Inhalt ist nicht überliefert. Die vorher westlich stehende Säule wurde im November 1979 durch Anfahren zerbrochen. Nach der Instantsetzung wird sie nachträglich am neuen Standort aufgestellt. Die schon neu aufgestellte nordnordwestliche Säule ist oben alt abgebrochen; daher ergibt sich die unterschiedliche Gesamtlänge bzw. Höhe der beiden Säulen. Geringfügige Kantenabschläge.
Bei der Umsetzung zeigte sich, daß beide Säulen durch Zapfen (Verlängerung der Säulen unter dem Fußteil; 18cm lang) in zwei viereckige Aussparungen einer grob zugehauenen Sandsteinplatte (154x65x23cm) eingesenkt waren. Diese Grundplatte lag in 100cm Tiefe und gewährleistete langzeitig die Standsicherheit beider Säulen. (Störzner 1984)

Die beiden schlanken Vierkantsäulen bildeten ursprünglich ein Denkmal, das als bildstockähnliches Andachts- bzw. Gedenkmal bezeichnet werden kann. Sie waren beide über 300cm lang und weisen auf den Sichtseiten etwa in mittlerer Höhe je einen 17cm starken Absatz auf. Diese Absätze trugen einst "nach der Mittheilung des Herrn Pastor Diedrich in Frienstädt ... eine Steinplatte mit einer Inschrift", die aber "vor längerer Zeit heruntergeworfen und von dem Besitzer des Ackers anderweit verwerthet" worden ist. Es ist sehr bedauerlich, daß diese im 19.Jh. verlorene Bild- oder Texttafel nicht wieder aufgefunden werden konnte,denn sie hätte gewiß Auskunft geben können zu manch offener Frage. [...]
[...] Weiche Bedeutung kommt nun den beiden neben dem Kreuz stehenden Steinsäulen zu? Die jetzt südliche Säule trägt unterhalb des Absatzes die Inschrift
Anno
dmi M
CCCCL
[X]
(=im Jahre 1460). Damit stellt sich überraschend heraus, daß dieses bildstockähnliche Mal 34 Jahre älter als das benachbarte Steinkreuz von 1494 ist und dadurch wohl überhaupt kein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Denkmalen besteht. Dafür spricht auch das bislang ungedeutete Wappen auf der zweiten Säule, das nicht mit dem des Steinkreuzes identisch ist und das auf die Stifter des Males hinweist.
Der ursprüngliche Platz des in Thüringen einzigartigen Flurdenkmalensembles liegt fast genau 500m weiter östlich. Dort standen das Steinkreuz und westlich daneben die beiden Säulen 12m südlich der Bundesstraße im Feld. Die Schauseiten waren nach Norden, zur Straße hin, gerichtet. Nachdem im November 1979 die eine Säule durch Anfahren 25cm über Erdhöhe zerbrochen war und 1981 noch ein weiteres Mal durchgebrochen wurde, entschloß sich das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens Weimar zur Umsetzung der Gruppe an die weniger gefährdete heutige Stelle. Das geschah in einem aufwendigen Arbeitseinsatz in Zusammenarbeit mit der damaligen LPG Pflanzenproduktion Gamstädt am 28. Juli 1982. Im Aushub fanden sich zunächst nur Feldsteine unterschiedlicher Größe vor, die zur Verkeilung dienten. Bei den Säulen jedoch kam in 100cm Tiefe eine waagerecht liegende, grob zugehauene Sandsteinplatte zutage. In zwei viereckigen, durchgehenden Aussparungen waren die Säulen durch Zapfen (Verlängerungen der Säulen unter dem Fußteil; 18cm lang) eingesenkt, sodaß ihre Standsicherheit über Jahrhunderte hinweg gewährleistet war. Damit kann vorausgesetzt werden, daß die Steine bis 1982 am ursprünglichen Standort verblieben waren.
Umso rätselhafter erscheint allerdings, daß sie auf einem Frienstedter Flurplan von 1640 nicht eingetragen sind. Genau an ihrer Stelle ist indes der "straß brun" (Straßenborn) eingezeichnet, der dem Zeichner vielleicht aus praktischen Erwägungen heraus wichtiger erschien. Schon damals führte hier die "Landtstraße nach Gotha" vorüber, die sich beim Straßenborn mit dem Weg von Frienstedt nach Ingersleben kreuzte. Der Brunnen ist bereits 1720 zugeschüttet worden, und seine Steine verwendete man als billiges Baumaterial zum Bau der "Schwemme" in Frienstedt. Ob nun das Steinkreuz bewußt an dem schon beim Straßenborn stehenden Andachtsmal aufgerichtet worden ist oder ob es ehemals einen anderen Standort hatte und nachträglich hierher gebracht wurde, wird ohne einen glücklichen Zufall nicht mehr zu ergründen sein. (Störzner 1992)

Sage:

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.30, Nr.12
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.59
F. Störzner in: Urgeschichte und Heimatforschung Heft 19, Weimar 1982, S.73
Störzner, Frank - Aus Stein gehauen… Die Klein- und Flurdenkmale von Erfurt und seiner Umgebung, 1992, S.87-92
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel


Sühnekreuze & Mordsteine