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Mühlberg (I) / OT von Drei Gleichen


die andere Seite
Foto: Störzner (2013)

PLZ: 99869

GPS:

Standort: Am südlichen Ortsrand.

Größe / Material: 103:72:20 / Sandstein

Geschichte: Ersatz für das zwischen 1974 und 1982 verschwundene Mühlberger Steinkreuz. Feierlich errichtet am 8.09.2013. Ausführung von Steinmetz- und Bildhauermeister Frank Ehmig (Wechmar) im Auftrag des "Mühlburg mit Kunst- und Kulturverein Mühlberg e.V.".
Die Vorderseite trägt die Inschrift:
Eine
Mutter und deren Tochter wurden
hier am 8.Juni 1842 vom Blitz
erschlagen
Auf der Rückseite die einzeilige Inschrift: Diese Stätte ist heilig! (Störzner 10/2013)

Sage:

Quellen und Literatur:
Zacher, Matthias - Das Steinkreuz von Mühlberg, in: Drei-Gleichen-Bote vom 18.01.2013
Störzner, Frank - Wo der Blitz einst Mutter und Tochter erschlug, in: Thüringer Allgemeine vom 9.02.2013
Störzner, Frank - Steinkreuz am Mühlberger Ortsrand erinnert an Blitzschlag, auf: Thüringische Landeszeitung Online, Region Eichsfeld vom 4.09.2013
Störzner, Frank - Steinkreuz erinnert an Blitzschlag. Kunst- und Kulturverein lässt Gedenkstein wiedererstehen. Demontiertes Original verschwand zu DDR-Zeiten. In: Thüringer Allgemeine, Ausgabe Gotha, 5.09.2013
Störzner, Frank - Wo 1842 Mutter und Tochter vom Blitz erschlagen wurden, in: Thüringer Allgemeine vom 14.09.2013
Störzner, Frank - Dokumentation "Steinkreuz Mühlberg (Landkreis Gotha)". Bericht über das verschwundene Steinkreuz und die Aufstellung seiner Nachbildung im August/September 2013 vom 16.Oktober 2013 (9 Bl. / Thüring. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie)
recherchiert und bebildert von Frank Störzner, Kleinmölsen (Fotos vom 8.09.2013)



Das Steinkreuz von Mühlberg (Landkreis Gotha)
von Frank Störzner

Am 8.September 2013 erfolgte am südlichen Ortsrand von Mühlberg die Aufstellung eines Steinkreuzes, das als Nachbildung eines ursprünglich dort stehenden alten Steinkreuzes entstand. Steinmetz- und Bildhauermeister Frank Ehmig (Wechmar) fertigte es nach Fotografien und Erinnerungsberichten im Auftrag des "Mühlburg mit Kunst- und Kulturverein Mühlberg e.V." an. Das Original muss als verloren gelten. Seine Maße waren: 55x52x19cm. Der Mühlberger Lehrer Karl Heepe (1861-1946) machte das Steinkreuz 1916 mit einem Beitrag in der Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins erstmals über den Ort hinaus bekannt.

Die Enthüllung des neuen Steinkreuzes am 8.September 2013.
Foto: Störzner
Gesamtsituation des Standortes mit Blick zur Mühlburg. Die abgebrannte Scheune, an deren linker vorderer Ecke das alte Kreuz zuletzt lag, ist an der Giebelfront erkennbar.
Foto: Störzner

Das Mühlberger Steinkreuz und seine Doppelbedeutung
Das Steinkreuz in seiner ursprünglichen Bedeutung entstand vermutlich in einem weit zu fassenden Zeitraum um 1450. Wie alle anderen dieser vorreformatorischen Steinkreuze sollte es dem Seelenheil eines plötzlich, also "unvorbereitet" durch Totschlag, Mord oder Unglücksfall Verstorbenen dienlich sein. Der konkrete Anlass und auch der frühere Standort sind nicht bekannt.
Am 8.Juni 1842 wurden an dieser Stelle die 32-jährige Mühlbergerin Friederike Thiel (geb. Steubert / Tochter des Steigmüllers) und ihre 10-jährige Tochter Albertine vom Blitz erschlagen. Der Witwer bzw. die Familie versetzten das alte Steinkreuz möglicherweise hierher und versahen es mit einer (zunächst nur aufgemalten) Inschrift der Erinnerung an das tragische Geschehen. Erst in der Zeit um 1920/30 wurde sie dauerhaft in den Stein eingearbeitet.

Das Schicksal des alten Mühlberger Steinkreuzes
Das alte, noch unversehrte und original am Standort stehende Mühlberger Steinkreuz wurde zuletzt am 24.Mai 1964 von Hans Fischer (Jena) fotografiert. Bilder von 1968 und 1971 (Erwin Riske, Eisenach) zeigen es bereits abgebrochen und umliegend. Zuletzt wurde das Kreuz am 1.Oktober 1972 an der Ecke einer Scheune vorgefunden und dort letztmalig fotografiert (Frank Störzner). 1982 war das Denkmal dann unauffindbar. Eine intensive Suche und Umfragen im Ort, an denen auch der damalige Bürgermeister Fröhlich beteiligt war, führten nicht mehr zur Auffindung. "Es wird vermutet, daß Unbefugte das umgefallene Kreuz entfernt haben, da keine Spuren mehr zu finden sind", resümierte er am 16.Dezember 1982. So bleibt das Schicksal des Steinkreuzes, das 1957 zum geschützten Bodendenkmal erklärt worden ist, bis heute ungeklärt. Denkbar ist auch, dass es mit dem Bauschutt der abgebrannten Scheune am letzten Liegeort abtransportiert wurde.

Original-Zustand im günstigen Streiflicht, fotografiert am 24.Mai 1964 von Hans Fischer, Jena. Standort: "100 m östl. des Wegweisers bei der Scheune mit Schützenvogel".
Sammlung Störzner
Rückseite des bereits abgebrochenen Steinkreuzes mit der Inschrift: „Diese Stätte ist heilig!”, aufgenommen 1971 von Erwin Riske, Eisenach. Die Inschrift ist deutlich älter als das Textfeld zum Blitzunglück 1842.
Sammlung Störzner

Das neue Steinkreuz
Standort: Mühlberg, südöstlicher Ortsrand, dicht am nördlichen Rand der nach Röhrensee führenden Straße (Ernst-Thälmann-Straße), an der Gartenecke.
Aussehen: Lateinische Kreuzform in streng symmetrischer Ausführung, scharfkantig.
Inschrift: Sichtseite (SSW-Seite), in einem 1cm flächig vertieften Schriftfeld (65,5x36cm) eingehauen: "Eine / Mutter und deren Tochter wurden / hier am 8.Juni 1842 vom Blitz / erschlagen". Der Text entspricht genau der Vorlage.
Rückseite (NNO-Seite), auf dem Querbalken in vertiefter Fläche (65x17,5cm) eingehauen: "Diese Stätte ist heilig!" (in gänzlich anderem Duktus als auf der Gegenseite ausgeführt).
Material: Sandstein (aus Reinhardtsdorf / Sächsische Schweiz)
Maße: Gesamtlänge bzw. Höhe: 103 cm / Breite: 72 cm / Stärke: 20 cm. Das Steinkreuz ist mittels Edelstahldübel und Zement auf einen voher in den Boden gesetzten Fundamentblock aufgesetzt.
Zur Information vor Ort ist eine Tafel neben dem Steinkreuz aufgestellt (Text: Wolfgang Schröter und Frank Störzner); zwei weitere großformatige Tafeln erklären in der Kulturscheune das Steinkreuz und seine Bedeutung.

Die Familie Thiel
Die am 8.Juni 1842 vom Blitz erschlagene Friederike Thiel war die Ehefrau des Schneiders Christian Heinrich Thiel, den sie am 17.Juli 1831 in Mühlberg geheiratet hatte. Ihre Eltern waren die Müllersleute Steubert in der Steigmühle, die heute noch vorhanden ist und auch in dem Romanzyklus "Die Ahnen" (1872-80) von Gustav Freytag Erwähnung fand. Nach der Altersangabe muss sie 1810 geboren worden sein, als die Familie aber noch nicht in Mühlberg wohnte. Das Ehepaar hatte vier Töchter. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Thiel am 3.September 1843 die Margaretha Elisabeth Zöllner aus Wandersleben. 1845 wurde ihre Tochter Anna Christiane geboren. Im Alter von 82 Jahren starb der Schneidermeister am 22.Februar 1887; seine zweite Frau ein Jahr später.
Die älteste, 1831 geborene Tochter erster Ehe fiel 1842 dem Blitz zum Opfer. Das Schicksal der anderen, 1832, 1834 und 1836 geborenen Töchter ist noch unerforscht. Die jüngste heiratete 1861 den Schäfer Kott in Großhettstedt.

Die neben dem Steinkreuz aufgestellte Erklärungstafel. Zwei weitere, ausführlichere Tafeln befinden sich in der Kulturscheune Mühlberg (Tourist-Info).
Foto: Störzner

Literatur
Störzner, Frank: Steinkreuze in Thüringen. Katalog Bezirk Erfurt. (=Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte. Bd.10). Weimar 1984. S.54-55, Abb.111 (Foto 1957 / Heinz Köber). Hier unter Pkt.16 alle bis dahin erfolgten Nennungen im Schrifttum.
Störzner, Frank: Steinkreuz erinnert an Blitzschlag. Kunst- und Kulturverein lässt Gedenkstein wiedererstehen. Demontiertes Original verschwand zu DDR-Zeiten. In: Thüringer Allgemeine, Ausgabe Gotha, 5.09.2013
Störzner, Frank: Wo 1842 Mutter und Tochter vom Blitz erschlagen wurden. Unterhalb der Mühlburg steht seit dem Tag des offenen Denkmals nun wieder ein lange vermisstes Wahrzeichen. In: Thüringer Allgemeine, Beilage, 14.09.2013
Störzner, Frank: Dokumentation "Steinkreuz Mühlberg (Landkreis Gotha). Bericht über das verschwundene Steinkreuz und die Aufstellung seiner Nachbildung im August/September 2013" vom 16.Oktober 2013 (9 Bl. / Thüring. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie)
Zacher, Matthias: Das Steinkreuz von Mühlberg. In: Drei-Gleichen-Bote, 18.01.2013
(16.Oktober 2013, Thüring. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie)



verschwundenes SteinkreuzMühlberg (II) / OT von Drei Gleichen


Zustand 1957
veröffentlicht bei
Störzner (1984)

GPS:

Standort: Am südöstlichen Ortsrand, am nördlichen Rand der nach Röhrsee führenden Straße.

Größe / Material: 55:52:19 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz in seiner ursprünglichen Bedeutung entstand vermutlich in einem weit zu fassenden Zeitraum um 1450. Im Jahre 1842 wurde es Zweitverwendet. Am Standort wurde die 32-jährige Mühlbergerin Friederike Thiel und ihre 10-jährige Tochter Albertine vom Blitz erschlagen. Der Witwer bzw. die Familie versetzten das alte Steinkreuz möglicherweise zum Unglücksort und versahen es mit einer (zunächst nur aufgemalten) Inschrift. Erst in der Zeit um 1920/30 wurde sie dauerhaft in den Stein eingearbeitet.
Das Steinkreuz verschwand zwischen 1974 und 1982. Am 8.September 2013 wurde eine Nachbildung feierlich aufgestellt.

Am südöstlichen Ortsrand, am nördlichen Rand der nach Röhrsee führenden Straße.
Griechische Kreuzform. Gerade, gleichmäßige Balken. Grob zugehauener Fuß.
Sandstein. Höhe: 52cm, Breite 52cm, Stärke: 19cm.
Südwestseite, eingeritzt in ein flach vertieftes Feld, das allseitig den Umrissen des Kreuzes folgte: Eine / Mutter und deren Tochter wurden / hier am 8.Juni 1842 vom Blitz / erschlagen.
Das Steinkreuz wurde zuletzt 1974 umgestürzt und beschädigt von F. Störzner, Erfurt, gesehen. Kurz danach verschwand es; der Verbleib konnte nicht geklärt werden.
1842 Sterbeeintrag für J.Chr. Luise Friedericke Thiel, geb. Steuber, Gattin des Schneiders Christian Heinrich Thiel, im Alter von 32 Jahren, 1 Monat und 4 Tagen am 8.Juni "nachmittags 3 Uhr durch den Blitz erschlagen". Dasselbe für W.F. Albertine, Tochter des Ehepaares Thiel, im Alter von 10 Jahren, 7 Monaten und 27 Tagen (Pfarrarchiv Mühlberg, Sterberegister Mühlberg 1828-1853).
Gedenkmal für die am 8.Juni 1842 vom Blitz erschlagene Friedericke Thiel und deren Tochter Albertine. Heepe (1916) verweist auf ungewöhnliche Umstände bei dem Unglück. (Störzner 1984)

501. Mühlberg, Ausgang nach Röhrensee (an Ortstafel). Inschr.: 1842, lat. 50x60x20, Sandstein. (Köber 1960)

Sage:

Quellen und Literatur:
Heepe, K. - Steinkreuze in Thüringen, in: Thüringer Monatsblätter, Verbands-Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins, Jahrgang 23, 10.01.1916, S.143
Kohlstock, K. - Bildstöcke, Heiligenbildnischen, Steinkreuze, Ruinen und ähnliche alte Erinnerungszeichen in unserer Umgegend, in: Rund um den Friedenstein, Blätter für Thüringer Geschichte und Heimatgeschehen, 2.Jahrgang, 21.Oktober 1925
Kohlstock, K. - Bildstöcke, Heiligenbildnischen, Steinkreuze, Ruinen und ähnliche alte Erinnerungszeichen in unserer Umgegend, in: Pflüger, Monatsschrift für die Heimat, 1925, S.503
Schönheit, W. - Die Steinkreuze in Thüringen, Monatsblätter für wanderfrohe Nachbarn, 1926, Heft 2, S.55
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.36, Nr.501
Saal, Walter - Das Alter der Mitteldeutschen Steinkreuze (Mord- und Sühnekreuze), in: Mitteilungen der Bezirksausschüsse für Ur- undFrühgeschichte der Bezirke Halle und Magdeburg, Heft 2, 1965, S.18
Jacobi, B. / Müller, D.W. / von Zieten, J. - Die Steinkreuze und Bildstöcke des Kreises Gotha, in: Gothaer Museumsheft, Abhandlungen und Berichte zur Regionalgeschichte, 1970, S.83, Nr.23
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.93, S.54-55
recherchiert und bebildert von Frank Störzner, Kleinmölsen


Sühnekreuze & Mordsteine