Deutschland Thüringen Lkr. Nordhausen

Niedersachswerfen


Erläuterungstafel
am Steinkreuz

Blick zum Standort

Abbildung bei
Störzner (1984)

PLZ: 99762

GPS:

Standort: Am nordwestlichen Ortsrand, 7m westlich des Weges der am Sportplatz in südlicher Richtung von der Landstraße nach Appenrode abzweigt, 120m vom Abzweig, am Fuße des Mühlbergs auf einer eingezäunten Koppel .

Größe / Material: 75:68:24 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Soldatenkreuz". Ostseite eingeritzt im Kreuzungsfeld und Schaft:
Ernst Nordhof
Hildesheim
Dragoner
[...]
[...]
[...]
erschossen
18. Oct.
1757
Stärkere oberflächliche Verwitterung, dadurch Inschrift stark beeinträchtigt. Der in der Inschrift genannte E. Nordhof wurde von einem französischen Regiment als Arrestant nach Niedersachswerfen gebracht und auf der Wiese unterhalb des Mühlbergs erschossen (Kalthammer 1981). Das Steinkreuz ist zweifellos wesentlich älter. (Störzner 1984)

[…] Das letzte Bodendenkmal, welches hier erläutert werden soll, ist zugleich das jüngste - es ist reichlich 200 Jahre alt. Gemeint ist ein Steinkreuz aus Kalkstein, das sich am Nordostfuß des Mühlbergs befindet. Leider ist es inzwischen für den interessierten Wanderer schwer auszumachen, da es sich hinter Gebüsch und Drahtzaun befindet. Die heute kaum noch zu erkennende Inschrift besagt, daß hier der Dragoner Ernst Nordhof aus Hildesheim am 18.10.1757 erschossen wurde. Noch zu lesen ist: Ern.... rdhof....Dragoner v.. Fischer (Vorderseite des Querbalkens), sowie die Jahreszahl 1757 (untere Hälfte des Längsbalkens).
Am 18. Oktober wurde der Arrestant Ernst Nordhof aus Hildesheim von diesen Truppen an der Kupferhütte erschossen. An dieser Stelle wurde von den Einwohnern ein Steinkreuz errichtet.
Zum besseren Verständnis sei angemerkt, daß es die Zeit des Siebenjährigen Krieges war. Niedersachswerfen gehörte damals zu Hannover. Das Kurfürstentum Hannover, wie auch das angrenzende Braunschweig waren mit Preußen verbündet. Gegner in diesem Krieg, in dem es um Landraub auf Kosten des anderen ging, war u.a. auch Frankreich. In den Monaten Oktober und November 1757 lag ein Teil der französischen Armee am Südharz. Ein Armeekorps, das sogenannte Fischer Korps, bezog in llfeld Quartier. Dem Stiftsamtmann Christian Ernst von Wüllen gelang es jedoch, wahrscheinlich gegen Zahlung einer ansehnlichen Summe, das Korps zum Abzuge nach Niedersachswerfen zu veranlassen, was diesem Dorf erhebliche Belastungen brachte. Über diesen Vorgang hat der damalige Schultheiß Teichmann aus Niedersachswerfen einen Bericht verfaßt.
So waren allein zur Kirmes 1757 an die 2500 Mann Franzosen einquartiert, deren Pferde in den Scheunen bis an die Knie in Heu- und Getreidegarben standen. Alle Gänse, Hühner und Schweine wurden von den Truppen geschlachtet und verspeist. Neben Schanzdiensten erpreßten die Franzosen von den Sachswerfern ca. 2500 Taler. Dies alles wiegt umso schwerer als man weiß, daß der Ort nur etwa 700 Einwohner zählte. Der ausdauernde Fleiß der Bewohner ließ sie aber auch diese schwere Zeit überwinden.
Das Steinkreuz am Mühlberg sowie die anderen Bodenaltertümer sind wertvolle Bestandteile der Landschaft um Niedersachswerfen, sie vermitteln uns als Zeugen der Geschichte Einblicke in das Leben der Menschen aus früheren Zeiten. Dem Geschichtslehrer bieten sie Möglichkeiten für einen anschaulichen und dem heimatkundlichen Prinzip rechnungstragenden Unterricht. Für den Heimatfreund sind sie lohnende Wanderziele. Dies zu erhalten und zu schützen sollte Anliegen aller Bürger sein. (Römer 1987)

Sage: Hier soll ein Soldat erschossen worden sein (1979 mündlich).

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.50, Nr.232
Kalthammer, W. - Steinkreuze und Kreuzsteine im Harz, Steinkreuzforschung, hrg. von Rainer H. Schmeisser, Reihe B, Heft 3, 1981, S.61
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.199
Römer, Hilmar - Bodendenkmale in und um Niedersachswerfen, in: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen, Heft 12, 1987, S.30-34
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, März 2007
Ergänzungen von Manfred Beck, Wutha-Farnroda


Sühnekreuze & Mordsteine