Bildtafel |
PLZ:
07381GPS:
N 50° 42.845', O 11° 39.725'Standort:
Etwa 600m nordöstlich des Ortes, oberhalb der B281.Größe / Material:
455:88:18 / KalksteinGeschichte:
Dieses [...] Denkmal ist reich gegliedert und besteht aus einem schlanken, achteckigen und von einem gekehlten Sims unterbrochenen Pfeiler, der aus einem quadratischen Fundament herauswächst und dem eigentliche, nach beiden Seiten überstehenden, auf wappengeschmückten Konsolen ruhenden und von Fialen und Säulchen eingefassten Bildaufsatz mit Eselsrücken und Krabben und der Kreuzblume als krönenden Abschluß. (Künstler 1979)Sage:
Nach der legendenhaft ausgeschmückten Erzählung "Der Türkenhof" von Clara Häcker (1908) sei der Bildstock 1919 von Hans von Brandenstein, der um diese Zeit in Oppurg ansässig war, gestiftet worden. Einen Beleg dafür gibt es aber nicht; auch heraldische Untersuchungen stehen noch aus. Möglicherweise 1519 gestiftet (auch wenn Jahreszahl am Bildstock nachträglich; evtl. nach altem Vorbild oder Überlieferung).Quellen und Literatur:
"Wer nicht unbedingt unterwegs sein muss, der sollte heute zuhause bleiben." Diesen Satz hörte man am Sonntag,
dem 27. Oktober 2002 öfters im Radio. Das Orkantief mit dem freundlichen Namen Jeanette brachte an diesem Tag im
Saale-Orla-Kreis alles andere als gute Laune. So geschah es auch, dass der Bildstock an der Grünau dem starken Winddruck
bei 115 km/h nicht mehr standhielt. Die aus der Barockzeit stammende und inzwischen stark angerostete untere Eisenklammer brach.
Das fast 500 Jahre alte Wegkreuz an der B 281 zersplitterte beim Fall in hunderte größere und kleinere Stücke. Nach Hinweisen
aus der Bevölkerung wurden die Bruchstücke durch die Gemeinde geborgen. Nun war guter Rat teuer. "Den Wiederaufbau könnt
ihr vergessen", so lautete die erste Stellungnahme eines Sachverständigen von der Denkmalbehörde in Erfurt. Die Bruchstücke
könnten in geeigneter Form aufbewahrt und eventuell in einer musealen Einrichtung ausgestellt werden. Notfalls müsste eine Kopie
hergestellt werden. Aber wer soll das anfertigen und bezahlen?
In einem Zeitungsartikel vom 8. Januar 2003 wurde die Hoffnung ausgesprochen, dass dieses wichtige Zeugnis aus dem
Spätmittelalter wieder an seinem Platz stehen könnte. Diesen Bericht las wohl der in Pößneck bekannte Heimatforscher Hans-Walter
Enkelmann und erinnerte sich, dass der in Krölpa lebende Steinmetzmeister Werner Born dieses Denkmal schon einmal im Jahre
1972 nach einer Beschädigung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge repariert hatte.
An einem noch winterlichen Tag im Frühjahr 2003 tauchten beide Herren in der Gemeindeverwaltung auf und wünschten,
die Bruchstücke zu sichten. Und nun begann ein kleines Wunder. Der 88 Jahre alte Handwerker holte die Einzelteile in seinen
Garten nach Krölpa und begann mit dem Wiederaufbau. Jedes Mal, wenn man ihn besuchte, um sich über die Fortschritte zu
informieren, spürte man seine Liebe zu dieser Arbeit. Mit großer Geduld prüfte er die Passfähigkeit der Bruchstücke, ergänzte
liebevoll längst verwitterte Details, wie den Korpus in der Bildtafel, schuf eine verloren gegangene Krabbe. Es machte ihm Freude,
dieses wertvolle Zeugnis spätgotischer Bildhauerei wieder aufzubauen. Unentgeltlich und ehrenamtlich verhalf er dem
vorreformatorischen Andachtsmal zu neuem Glanz. Niemand anderes hätte diese Zeit, diese Geduld und diese profunden
Kenntnisse aufbringen können. So ärgerte er sich über die in der Barockzeit bei einer Erneuerung angebrachten Eisenklammern
und ersetzte sie durch Edelstahlstifte im Kern der Segmente. Jeder Handgriff wurde dokumentiert und durch Fotos belegt. Beim
Zusammenfügen schwerer Einzelteile halfen ihm seine beiden Söhne Karl-Dietrich und Christian. Seine Frau, Ilse Born, war immer
an seiner Seite, wenn es galt, interessierte Gäste zu bewirten oder ihm bei kleinen Handreichungen zu helfen. Obwohl die Arbeit
bereits im Herbst vergangenen Jahres abgeschlossen war, sollte die Aufstellung in Oppurg einer günstigeren Jahreszeit vorbehalten
sein.
Am Freitag, dem 21. Mai wurde nun der in mehrere Teile zerlegte Bildstock mit Hilfe seines Sohnes, des Steinmetzmeisters
Karl-Dietrich Born und seiner Helfer wieder aufgerichtet.
Dies war Anlass, alle am Wiederaufbau Beteiligte und Interessierte zu einer kleinen Feierstunde für Sonnabend, dem 5. Juni
am Denkmal einzuladen. Trotz nicht besonders trockener Witterung hatten sich viele Bürger eingefunden, um mit ihrer Teilnahme
die Wertschätzung für die geleistete Arbeit auszudrücken. Die Bürgermeisterin brachte im Namen der Gemeinde, ihre Freude und
ihren Stolz zum Ausdruck, dass dieses Wahrzeichen nunmehr wieder in neuem Glanz an seinen Ort zurückgekehrt sei. Jedermann
sei bewusst, dass diese Arbeit unbezahlbar ist und nur von einem Meister seines Faches und mit seiner Liebe zu den Zeugnissen
unserer Heimat wiedererstehen konnte.
Zur Erinnerung wurde ein, vom Pößnecker Maler Theo Böttcher geschaffenes, Aquarell mit der Ansicht des restaurierten
Denkmals an Werner Born überreicht. Frau Berner von der unteren Denkmalbehörde beim Landratsamt des Saale-Orla-Kreises
hatte ein Video über Steinkreuze in Franken und Hessen besorgen können, welches ähnliche Flurdenkmale vorstellt und das Interesse
von Werner Born fand.
Unbestritten ist, dass dieser nunmehr wieder an der B 281 weithin sichtbare, 4 Meter hohe Bildstock in vielen Fachpublikationen
als "ein in seiner Gestaltung in den gesamten neuen Bundesländern wohl einmaliges Flurdenkmal" bezeichnet wird, wenn auch über
seine Stifter noch nichts näheres bekannt und die Ursache seiner Entstehung in reformatorischer Zeit noch im Dunkel liegt. Über
diese Gesichtspunkte und weitere heimatgeschichtliche und denkmalpflegerische Aspekte wurde auf Einladung der Gemeinde im
engeren Kreis bei einer Kaffeetafel im Türkenhof im Anschluss an die Feierstunde ausführlich debattiert und philosophiert. Auch hier
offenbarten sich die umfangreichen Kenntnisse des 89 Jahre alten Meisters über dieses Metier. Bleibt zu hoffen, dass die wertvolle
Erfahrung solcher Persönlichkeiten nicht verloren geht und sich immer wieder Mitmenschen finden, die sich dieser Wurzeln unserer
Heimatgeschichte annehmen.
(Anzeiger, Mittwoch, 7. Juli 2004, Ausgabe: 28/04, Jahrgang:10)
Der Oppurger Bildstock - auch bekannt als Steinkreuz - ist nach seiner Restaurierung wieder an seinen Platz oberhalb der
Grünau zurückgekehrt. Herr Born, Steinmetzmeister aus Krölpa, hatte sich seiner angenommen und ihn in mühevoller Kleinarbeit
kostenlos restauriert. Am 05. Juni 2004, um 15:00 Uhr erfolgte die feierliche Übergabe des Bildstockes.
(Anzeiger, Mittwoch, 2. Juni 2004, Ausgabe: 23/04, Jahrgang:10)