PLZ:
96515GPS:
N 50° 21.342', O 11° 11.104'Standort:
Im östlichen Stadtgebiet, im Garten des Grundstückes Langer Weg 2, südlich der Bundesstraße dicht am Abzweig des Langen Weges.Größe / Material:
98:55:22-27 / SandsteinGeschichte:
Wird hier "Marterstein" genannt. Ungleichmäßig und unebenmäßig zugehauene Steinsäule mit viereckigem Querschnitt und gerundeter, weit heruntergezogener Scheitelfläche. Auf der Westseite zwei tiefe, kreisrunde Näpfchen, auf der Südseite ein tiefes, kreisrundes Näpfchen.Sage:
Hier soll eine Frau, die eines Verbrechens wegen zum Tode verurteilt worden war und durch das Tragen des Steines vom Steinbruch bis Oberlind von der Todesstrafe hätte lösen können, unter der schweren Last zusammengebrochen sein.Quellen und Literatur:
Dou, wuu dər Molmarzər fußschteigh fån Köppərschdorfər waagh rachtər hend
ou gët, schtët a gruueßər unbəhaamər såådschtee; dan schtee heßtmər måttərschtee. Fån dan
måttərschtee dərziielən di leut: in åltən zeitna waar amoul a weiwərleut zun duuet fərordëëelt
gəwaasən, si hëtt sich oddər fån daara schtrouf künn gəlüües, wennsa an gruueßən schtee, dar duuem in schteebruuch
gəlaaghən hot, in bargh rou uf Lind dëit troughən. Döös leut hëit aa saln schtee uffən buckəl gəloudən un in bargh
rou gəschlöpt, niidən oddər waarscha zəsåmm gəbrochən. Der schtee war aufsa gəbollərt un hëitsa
dərschloughən. Daar schtee waar nu dort bəschtenna gəbliim, wu ər aa heitghən doughs noch schtët. Daß döös oddər
nar suu a sough is un niiet di woorət, döös kå åmər schä doufaå ou gənaam, daß sallə schtee su gruueß is, daßna
kååna sëks mannərleut fån flaak gəbreng künntən. - Wålborghi zənåchts schoumsa (schaben sie) un
schloughənsa noch hinza fån dan schtee was rou; döös naaməsa ei, wenn ë ëes is büües wassən hot.
Aussprachehinweise:
å, å å (må, mache; Må å, Mann) tiefes a, nach o hin; wie a im Englischen all, wall.
ë, ëë (bëst, beste; sëër) wie weiches e, z.B. (in See, weh; e fermé des Französischen (nur ist ë natürlich kurz).
ə (åckər) kurzes, fast stummes e, etwa wie im Nhd. Acker.
(Schleicher, August - Volkstümliches aus Sonneberg im Meininger Oberlande. Weimar 1858, S.76-77)
Da wo der Malmerzer Fußsteig, vom Köppelsdorfer Weg rechter Hand abgeht, steht ein großer unbehauener Sandstein, der
Stein heißt der Marterstein. Von dem Marterstein erzählen die Leute: in alten Zeiten war einmal eine Frau zum Tote verurteilt worden,
sie hätte sich aber von der Strafe erlösen können, wenn sie einen großen Stein, der drüben im Steinbruch gelegen hat, den Berg
herunter bis nach Lind (Oberlind) tragen würde. Die Leute haben ihr einen solchen Stein auf dem Rücken geladen und sie hat ihn
den Berg herabgeschleppt, mitten auf dem Weg ist sie aber zusammengebrochen und der Stein war auf sie gefallen und hatte sie
erschlagen. Der Stein war dort stehen geblieben, wo er auch heut zu Tage noch steht. Dies ist aber nur so eine Sage und nicht die
Wahrheit, dies können wir schon daran ersehen, dass dieser Stein so groß ist, dass ihn keine sechs Männer von der Stelle bringen
können. – In der Walpurgisnacht schaben und schlagen sie hinten von dem Stein was ab, dies nehmen sie ein (als Schutzmedizin),
wenn jemand das böse Wesen hat.
Nachhall des Hexenglaubens spukt durch alle Gaue und Gebiete Thüringens, mehr als
man Glauben sollte. Schon die Namen der vielen "Hexenberge, Hexenrasen, Hexenbächel" u.s.w. erinnern daran. Bei Effelder an der
Straße von Schalkau nach Sonneberg und Neuhaus ist ein Hexenberg, auf dem verirrt sich jeder, der ihn überwandert, wenn er nicht
zuvor die Strümpfe wechselt. Von Sonneberg nach zu kommt man über das Dörfchen Malmerz, das steht außerhalb des Ortes ein
Stein, der heißt der Hexenstein und ist weit und breit berufen. Eine Frau soll denselben, nachdem sie als Hexe angeklagt war, um ihre
Unschuld zu beweisen, und dadurch ihr Leben zu retten, von Ober-Lind heraufgetragen haben, und wollte ihn noch weiter tragen,
aber sie erlag der Last, vielleicht auch der last eines schuldigen Gewissens, und starb an der Stelle, an welcher der Stein steht.
Diesen Stein nun, den die Hexe getragen, soll sich, ein wenig Staub von ihm abgeschabt, und auf Butterbrod, oder auch ohne Butter
statt Salzes gestreut, gar trefflich gegen hexenhaftes Bezaubern und Anthun erzeigen. Weither, auf dem Bayerischen sogar, kommen
noch immer Leute und schaben vom Hexensteine Pulver ab. Die uralte Homöopathie des Aberglaubens – similia similibus curantur.
(Bechstein, Ludwig - Thüringer Sagenbuch, Zweiter Band, Wien und Leipzig 1858, S.47-48)