Deutschland Thüringen Saale-Orla-Kreis

Wilhelmsdorf


Blick zum Standort

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

Zustand 1978
veröffentlicht bei
Störzner / Möbes
(1988)

PLZ: 07389

GPS: N 50° 38.189', O 11° 32.922'

Standort: An der Straße.

Größe / Material: 143:74:22-28 / Grauwacke (Ziegensteiner Formation)

Geschichte: Die Zuordnung zur Gesteinsart "Grauwacke" erfolgte durch Sichtanalyse der Gesteinsmophologie und Vergleich mit der Lagerstättenformation in dieser Region. (Baltes 06/2010)

Am n. Ortsrand, im nö. Winkel der Straßenkreuzung Wilhelmsdorf-Ranis und Bucha-Schmorda (alte "Hohe Straße", 2m nw. an dieser Straße, nö. gegenüber dem Grundstück Nr.42, auf dem sich die alte Windmühle befand.
Wohl ursprünglich und bis etwa 1850 soll das Steinkreuz im w. Winkel der Kreuzung gestanden haben. Dann wurde es als Torstein in die Hofmauer des Mühlenanwesens, etwa 40m sw. des jetzigen Standortes, verbaut. Am 18.9.1978 erfolgte die Neuaufstellung am jetzigen Standort.
Lateinische Kreuzform. Umrißkanten gerundet. Kopf und ein Arm fehlen. Ungleichförmig; uneben.
Zechsteinkalk. L 143; Br 74; St 22-28cm. SSO-Seite, auf Kreuzungsfeld und Schaft im Umriß eingeritzt: Geschäftete Axt (L 82; Br an Schneide 23cm).
Beim Abbruch der Mauer 1973 zerschlagen. Von Steinmetzmeister W. Born, Krölpa, aus 32 Einzelstücken mühsam wieder zusammengefügt und neu aufgestellt. - Der Kopf und der O-Arm fehlen alt, wohl seit dem Einbau in die Mauer; sie wurden auch nicht ergänzt. Das Steinkreuz steht auf einem Steinsockel (neuzeitlicher Grabstein) und ist in seiner ganzen erhaltenen Länge sichtbar. (Störzner / Möbes 1988)

Sage: 1. Auf dem zur Wilhelmsdorfer Windmühle gehörigen Hausgrundstück stand in alten Zeiten ein Straßengasthaus mit zwei Kegelbahnen. Damals war auf der Hohen Straße viel Fahrverkehr, und an dem Straßenhaus machten die Fuhrleute halt und kehrten ein. Aber auch aus den umliegenden Orten kam man gern hierher, um von den Reisenden Neuigkeiten zu erfahren. Einmal gab es eine große Schlägerei, bei der drei Mann erstochen wurden. Der erste, ein Zimmermann, liegt vor der Windmühle auf der Wiese begraben.
Der Grabstein ist später zum Torstein des Mühlhofes verwandt worden. Der zweite erstochene, ein Fleischer, hat sich 200m nach Ranis zu geschleppt und ist auf der Trostdorfwiese bestattet worden, wo sein Kreuz noch an dem Teiche steht.
Der dritte war ein Bäcker. Er lag weiter unten an der gefährlichen Kurve. Auch hier hat lange Zeit ein Stein an der Straße gestanden. (Mitteilung von Leeg, Windmühlenbesitzer in Wilhelmsdorf).
2. In Verbindung m it zwei weiteren, seit um 1853 bzw. 1944 verschwundenen Steinkreuzen in der Gemarkung Wilhelmsdorf: Im alten Wilhelmsdorf Straßengasthaus, das sich auf dem zur Windmühle gehörigen Gehöft befand, gab es eine Schlägerei, bei der ein Zimmermann, ein Fleischer und ein Bäcker erstochen wurden. Für jeden sei ein Steinkreuz errichtet worden; das jetzt noch vorhandene für den Zimmermann (Drechsel 1934).

Quellen und Literatur:
Drechsler 1934, S.63
Deubler / Künstler / Ost - Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, 1976, Nr.58, S.33, 74
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.75 (Gera)
aktuelle Aufnahmen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von Juni 2010)


Sühnekreuze & Mordsteine