Geschichte & Forschung Ikonographie Werkzeuge & bäuerliches Gerät

Axt und Beil


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen 

Thoßfell
Sachsen / Vogtlandkreis

Im Kreuzungsfeld eingeritzt: Bart-Axt.
Foto: Gerth (2004)


Neckarsteinach
Hessen / Lkr. Bergstraße

Auf der Vorderseite ist eine Zimmermannsaxt zu erkennen.
Foto: Wild (2006)


Niesky
Sachsen / Niederschlesischer Oberlausitzkreis

Süd-Seite leicht erhaben: langstielige Axt, daneben rechts viereckige erhabene Platte mit eingeritzter Inschrift.
Foto: Müller / Quietzsch (1977)



Großbockedra
Thüringen / Saale-Holzland-Kreis

Geschäftetes Beil. Heraldisch links daneben, linear eingeritzt: Offener Winkel mit einfachem Andreaskreuz.
Foto: Störzner (1988)


Oehna
Sachsen / Lkr. Bautzen

Auf der Nordwest-Seite, beginnend unmittelbar unter dem Kopfansatz und bis auf den Schaft reichend, im Umriß eingeritzt ein Breitbeil, 46cm lang; die Zeichnung wurde erneuert.
Foto: Müller / Quietzsch (1977)


Schleusingen
Thüringen / LKR. Hildburghausen

Unterhalb der Niesche auf Querbalken und Schaft plastisch herausgearbeitet: Zimmermannsbeil.
Foto: Störzner (1988)



 Darstellungen in anderer Verwendung 

Dörrenbach: Kellerbogen mit Fleischerbeil, bez. HGW / 1702
Foto: Wild (2003)




 Die Axt / das Beil als Werkzeug 

Ein eisernes, vorn mit Stahl belegtes und mit einer Schärfe oder Schneide versehenes Werkzeug, welches aus dem Keil, und einem büchenen, oder noch besser von Ahorn-Holze gemachten Stiel, den man Axt-Helm nennt, besteht. Dieses Werkzeug besitzen fast alle Landleute, die auch Holzhacker sind und alle Holz-Handwerks. Früher war die Axt auch eine Kriegswaffe, die Streit-Äxte. Die Müller führten ehedem Müller-Äxte, sie dienten ihnen ehemahls zu ihrem Reisegewehr, und sie gingen immer damit; ihr Mutwillen aber hat dazu geführt, daß ihnen solches verboten worden ist. Ein vorzügliches Werkzeug ist die Axt bei dem Bau-Handwerke der Zimmerleute oder Werkmeister, welche verschiedene Aexte haben. Eine Bind-Axt, oder eigentliche Zimmer-Axt, eine Stich-Axt, eine Zwerg-Axt etc. Die Bind-Axt brauchen sie, um das Bau-Holz zu beschlagen; eine Schlicht-Axt, es zu schlichten, und eine Creuz- oder Stich-Axt um die Zapfenlöcher auszuhauen. Mit der Bind-Axt, wird das Bau-Holz erstlich behauen, sie wird deshalb insbesondere Zimmer-Axt genannt.
"Es hegen einige Holzverständige die Meinung, daß die Aexte, welche im guten Zeichen geschmiedet worden, vor andern Aexten zum Abhauen des Holzes sehr dienlich seyn, und die Sommerlatten wohl und reichlich darnach ausschlügen; dahingegen wieder andere zu gewisser Zeit geschmiedet werden könnten, welche so schädlich, daß, wenn nur ein kleines Aestlein damit abgehauen worden, der ganze Baum verdorren und zu Grunde gehen müsse. Es ist aber ein bloßer Aberglaube, der theils aus der Fabel von Einflüssen der Sterne, theils daher entstanden, wenn schlimme Förster ihre Holzverderbliche Wirthschaft verdecken wollen."

Werkplatz eines Zimmermanns. Holzschnitt von Jost Amman aus Hans Sachs' Eigentliche Beschreibung aller Stände, Frankfurt a.M., 1568
Quelle: Gleichen-Russwurm (o.J.)

Ein Fleischhauer mit seiner Axt und Wetzsteinen in einem Halter am Gürtel.
Quelle: Holzschnitt von Jost Ammon, Zürich, um 1560

Das Beil
hat im Gegensatz zur Axt meist kürzeren Stiel, längere Schneide und ist einseitig zugeschärft, um ebene Flächen herstellen zu können; 1 Beil der Schiffszimmerleute, 2 Müllerhandbeil, 3 Rundbeil, wohl = Segerz der österr. Schäffler (Küfer, Böttcher) zum Behauen der Faßdauben, 4 Stockbeil der Wagner, 5 Breitbeil (Lenk-, Bankbeil, Barren, Breithacke, Binderbarte) der Schäffler mit 0,27m langer Schneide, 6 das Breit-(Dünn-, Zimmer) Beil der Zimmerleute mit 0,32m langer Schneide und 0,60m langem Stiel.
   Das Beil kommt in Wappen vor u. muß hier bestimmt werden; ebenso sind Funde von Beilen bei Wasserbauten an Mühlen nicht selten.
   Die Teile des Beils: Blatt mit Stahlschneide, Haube mit dem Oehr, Stiel oder Helm.
(Deutsche Gaue, 30.Band, 1929, 6.Lief., Nr.586-588, S.176)

Bandhacke im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

Breitbeil im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

Queraxt im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

Dechsel im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)



 Die Axt / das Beil als Kriegs- und Richtwaffe 

Abhauen der rechten Hand als Bestrafung.
Quelle: Stadtarchiv Zwickau

Urteilsspruch und Vollstreckung. Abbildung aus dem Sachsenspiegel (1225-1235).
Quelle: sachsenspiegel-online.de

Sächsische Streithacke um 1560.
Quelle: Bergner (1906)





 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Azzola, F.K. - Ein Relief in der Westfront der Stadtkirche von Babenhausen als Bauurkunde des Jahres 1472?: eine Tuchschere und eine Axt als historische Handwerkszeichen, aus: Babenhausen einst und jetzt 20, 1990, S.24-29
Azzola, F.K. - Die Historischen Handwerkszeichen der Stellmacher / Wagner in Buchen, Bad König und Trebur - Rad, Doppelbart- und Gänsflügelaxt als Komponenten, in: Der Odenwald, 47.Jg. H.1, S.26-39
Azzola, F.K. / Güse, E. - Das spätmittelalterliche Steinkreuz in Schömberg, Kreis Calw: Das Denkmal eines Zimmermanns, in: Schwäbische Heimat 1996, Heft 1, S.51–55
Bergner, Heinrich - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906
Deutsche Gaue, 30.Band, 1929, 6.Lief., Nr.586-588, S.176
Gleichen-Russwurm, Alexander - Kultur- und Sittengeschichte aller Zeiten und Völker, o.J., Band 11: Die Welt der Gotik
Hentschel, Karl-Heinz - Das Schömberger Wagnerkreuz, 1992
sachsenspiegel-online.de - Nach öffenen der Seite oben links auf "Browser" klicken um die Handschrift und Erläuterungen dazu einzusehen.


nach oben

Sühnekreuze & Mordsteine