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ID / Status6039 / verschwunden / undokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Baden-Württemberg / Landkreis Karlsruhe
Ort76316 Sulzbach / OT von Malsch (II)
StandortZwischen Umgehungsstraße und Ort, einige hundert Meter nordwärds des Ortes im Gewann "Gefäll“, ebenfalls östlich des "Römerwegs“ am Pfad von Sulzbach nach dem Bahnhof Bruchhausen.
TypSteinkreuz
Maße / Material50:50:25 / keine Angabe
KoordinatenStandort N 48° 54.156' O 8° 22.048' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusgeschätzt nach Lagebeschreibung
Symbol / EinzeichnungPflugsech
Symbol / EinzeichnungJahreszahl
Symbol / EinzeichnungInschrift
Literatur

Kaum jünger wird wohl das Steinkreuzchen sein, das einige hundert Meter nordwärds im Gewann "Gefäll", ebenfalls östlich des "Römerwegs" am Pfad von Sulzbach nach dem Bahnhof Bruchhausen halb versteckt im Gras sich findet. Kaum jünger, trotzdem unter den Buchstaben T. H. S. W. die Jahreszahl 1827 eingehauen ist. Die Ausführung ist so plump, unbeholfen, unsymetrisch, das Kreuz ohne richtige Bearbeitung, vorn nach innen gebogen, hinten ausgebuchtet, dass es in auffallendem Gegensatz stände zu den übrigens seltenen Steinkreuzen des 19. Jahrhunderts, die durchweg sehr sorgfältig, scharfkantig und lotrecht gehauen sind. Die Jahreszahl 1827 darf uns bei der Datierung nicht zu stark beeinflussen. Wir werden noch an einem besonders markanten Beispiel sehen, dass Steinkreuze oft später mit neuen Jahreszahlen, vielleicht auch Zeichen versehen wurden, gewöhnlich dann, wenn man ein altes Kreuz an einem anderen Platz wieder aufstellte, oder wenn man ein altes Sühnekreuz als ein günstig gelegenes Grenzzeichen verwandte. Ob eine Grenzbegehung 1827 stattfand, konnte ich zwar bis jetzt nicht ermitteln. Doch könnte schon das kleine, quer liegende Pflugsech auf eine Verwendung eines alten Steinkreuzes als Grenzbezeichnung hinweisen, wenn man beachtet, dass das Gemeindesiegel von Sulzbach heute ein stehendes Pflugsech aufweist. Das Volk erzählt zwar: Zwei Männer gingen nach Bruchhausen um Zimmermannsarbeiten zu übernehmen. Auf dem Rückweg bekamen sie Streit. Der eine verlangte von dem anderen das Messer und stach ihn dann damit tot. Die Männer sollen Urgroßväter von heutigen Schülern gewesen sein, so dass man bei der Datierung etwa auf die Jahreszahl des Kreuzes käme. Neben den schon erwähnten formalen Gründen spricht aber gegen die Ansicht der Bevölkerung die Tatsache, dass dem Volk der geschichtliche Sinn und jeglicher Begriff für richtige Datierung fehlt. Auf irgendein Ereignis, das die Gemüter der Dorfbewohner besonders nachhaltig bewegte - und zwar ist es gewöhnlich das letzte bedeutende - wird willkürlich ein nicht mehr genau zu datierendes Geschehnis übertragen. Sagensammlungen geben dafür zahlreiche Belege. Auch die vielen Schweden-, Franzosen-, Russen-, Revolutionskreuze (vgl. das Kreuz bei Muggensturm) sind so zu deuten. Wenn man die Erzählung des Volkes nicht als völlig haltlos in der Datierung abweisen will, könnte man annehmen, dass in Sulzbach vor langer Zeit tatsächlich ein ähnlicher Mordfall, vielleicht sogar noch in der Gegend wo das Kreuz steht, vorgekommen ist. Da bei einer größeren Zeitspanne, die nicht mehr genau zu fixieren ist, das Volk gern den Begriff "100 Jahre" einsetzt, diese Datierung etwa mit der Jahreszahl auf dem Kreuz zusammenträfe, dieses Kreuz aber in der Volksmeinung schon immer und noch immer als Mordkreuz fortlebte, wäre möglich, daß in jüngerer Zeit zwei Morde, die beide einer fernen Vergangenheit angehörten, zu einem Fall verschmolzen worden sind. Sollte aber die Aussage des Volkes ausnahmsweise wirklich wörtlich zu nehmen sein, so müsste durch Kirchenbucheinträge dies festzustellen und die Buchstaben T. H. S.W. bei der geringen Zeitspanne leicht zu entziffern sein. Dies ist jedoch meinem Gewährsmann, Herrn Hauptlehrer Geiger, Sulzbach, bis jetzt nicht gelungen. (Maße: L.B. 50 H., 25 Br. Oberhalb, 24 Br. Unterhalb des Querbalkens, 20 T.; Q.B. 16 H., 55 Br., 20 T.; Kopf 19 H., 25 Br. Oben 27 Br., 18 T.)
Steinkreuze in Mittelbaden; Müller, Otto August; 1930

Literatur

Initialen. Im Schaft Jahreszahl "1827".
Verschwunden 1974/76 bei der Anlage eines größeren Kanalsystems.
Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg; Losch, Bernhard; 1981

Bild
InschriftT. H. S.W.
interner Link http://www.suehnekreuz.de/bw/sulzbach.htm#text1

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Sühnekreuze & Mordsteine