Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Bennungen


Tuschezeichnung
von Barbera Künzl
(2010)

rückseitige Ansicht
Foto: Exner (2006)

Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06536

GPS: N 51° 27,132', O 11° 8,044'

Standort: Das "Jägerkreuz" genannte Steinkreuz steht am Nordrand des Feldweges von Bennungen nach Hohlstedt, am Ausgang des Jägertales.

Größe / Material: 120:78:22 / Karbonsandstein

Geschichte: Parallelkantiges lateinisches Kreuz mit sich leicht verbreiterndem Schaft und 5cm weiter Durchbohrung im Kopfoberteil, wobei diese nach der Rückseite abfällt. Auf den Querarmen in großen Antiqua-Buchstaben die Inschrift: [V] E N A T 0 R (venator = Jäger). Ein größerer Abstand zwischen A und T, der zu irrtümlichen Lesungen führte, ist nicht feststellbar. Die Oberseiten der Kreuzarme und des Kopfes sind gering abgeschabt, am Schaft finden sich leichte Beschädigungen. Die Rückseite ist stärker verwittert. Das Kreuz war 1976 kurz über der Erde abgebrochen und wurde noch im gleichen Jahr ausgebessert und wieder aufgestellt.
Nach Schmidt steht das Kreuz im Jarfelde und ist bereits 1534 erwähnt worden, doch gibt er seine Quelle nicht an. Wegen der Form des Kreuzes und den regelmäßigen Antiqua-Buchstaben dürfte die Entstehungszeit kurz vor oder um 1500 liegen. Doch ist auch nicht auszuschließen, dass die Buchstaben erst nachträglich angebracht worden sind, läßt sich doch ein Zusammenhang zwischen dem Steinkreuznamen bzw. seiner Inschrift und dem Flurnamen "Jägertal" nicht ausschließen. (Saal 1989)

Sage: Mündlich wurde berichtet, dass hier ein Jäger durch einen Kopfschuss, deswegen das Loch, von einem Wilderer erschossen worden sein soll. Nach anderen wurde hier ein Jäger aus Eifersucht getötet.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.51, Nr.261
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.34-35
Noack, Heinz - Hochwasser spülte ein Steinkreuz frei, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 16.06.2007
Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12
Noack, Heinz - Legenden umranken das Jägerkreuz, in: Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg. Nr.151 vom 2.Juli 2012, Sangemausen, S.12
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Fotos von September 2006)
Ergänzungen von Barbara Künzl, Bürgel (Tuschezeichnung von 2010)



Legenden umranken das Jägerkreuz
An der Toten Helme steht altes Sühnekreuz.

VON HEINZ NOACK

Das Jägerkreuz an der Toten Helme zwischen Bennungen und Hohlstedt erinnert an einen Mord.

BENNUNGEN/MZ - Am Feldweg zwischen Bennungen und Hohlstedl, an der Toten Helme, steht das Jägerkreuz, ein mittelalterliches Sühnekreuz. Eine mündlich überlieferte Sage erzählt, dass sich hier ein Mord ereignet haben soll.
   Jäger sollen an diesem Ort einen Wilddieb erschossen haben. Eine andere Version berichtet von zwei Jägern die sich bei schlechter Sicht gegenseitig tödlich getroffen haben.
   Das Kreuz trägt auf der Westseite eine stark verwitterte, kaum noch lesbare, lateinische Inschrift. Sie lautet vermutlich ENATOR. Das bedeutet übersetzt "Jäger", wenn man noch ein V am Anfang einfügt. Aus welcher Zeit diese Inschrift stammt, ist nicht überliefert. Dafür ist in einer alten Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1534 das "Jegercreutze" an der Furt durch die Helme nach Bliedungen schon genannt. Bliedungen ist eine wüste Dorfstätte und liegt östlich der Eisenhüttenmühle bei Bennungen. Das Jägerkreuz war damals eine Grenzmarke zwischen Bennungen und Hohlstedt.
   Solche Sühnekreuze wurden aufgestellt, wenn ein Mensch durch einen Mord oder einen Unfall ums Leben kam. Da man ihm nicht mehr die Sterbesakramente verabreichen konnte, sollten die Vorübergehenden an dieser Stelle dazu angehalten werden, hier für das Seelenheil des Getöteten zu beten und gemahnt werden, kein Verbrechen zu begehen. Deshalb stellte man ein solches Sühnekreuz nicht unbedingt an der Sterbestätte auf, sondern am Rand eines in der Nähe verlaufenden Weges. Nach Einführung der Reformation (1539) war Schluss damit.
   Das Jägerkreuz gehört zu den wenigen Sühnekreuzen im Altkreis Sangerhausen die noch am Originalstandort stehen. 1972 und 1984 wurde das Kreuz durch Fahrzeuge schwer beschädigt.

Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg. Nr.151 vom 2.Juli 2012, Sangemausen, S.12


Sühnekreuze & Mordsteine