Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Wernigerode

Börnecke (I) / OT von Blankenburg (Harz)


seitl. Ansicht

Blick auf den
Standort

PLZ: 38889

GPS: N 51° 49,115', O 11° 2,028'

Standort: Der Stein steht fast am östlichen Ortsrand von Börnecke an der Ecke Westerhäuser Straße / Prinzenhöhe.

Größe / Material: 190:70:27 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Prinzenstein". Der an sekundärer Stelle stehende Stein ist wahrscheinlich ein Menhir. Nach Ausweis älterer Fundakten soll er Bestandteil einer Grabgruppe gewesen sein. Neben Bestattungen mittelneolithischer Kulturen wurden Funde der frühen Bronzezeit gemacht, zuletzt 1955 ein 13cm langes bronzenes Randleistenbeil (Behrens, 1990?).
Bereits im 19. Jahrhundert wurde berichtet, daß man Gebeine an der "Prinzhöhe" ausgegraben hat (Leibrock, 1865).
Saal (1987) sieht in ihm ein Steinkreuz. Er meint, daß Armansätze einwandfrei erkennbar seien.
Der Prinzenstein wurde neuerdings mit einem Messingschild versehen. Darauf steht: "Prinzenstein 1631". Dieses Schild bezieht sich auf eine Sage, wonach ein brandenburgischer Prinz hier erschlagen wurde.

Sage: Grundlage der Sage vom Prinzenstein sind die geschichtlichen Vorgänge des 30jährigen Krieges. Die heutige Schautafel neben dem Stein gibt die Sage wie folgt wieder (Auszug):
Im Oktober 1631 brach Graf v. Tilly mit seinen 40 Schwadronen in Halberstadt nach Blankenburg auf, mit dem Ziel, am nördlichen Harzrand entlang nach Corvey zu gelangen. Schwedische Vorhuten stießen mit den kaiserlichen Reitern im Eckernfeld bei Börnecke zusammen, mußten sich aber unter Verlusten ins Dorf zurückziehen, wo sie sich teils im Amtshof, teils auf der damals noch unbewohnten Anhöhe am östlichen Dorfausgang verschanzten. Der Übermacht der kaiserlichen Schwadronen konnten sie jedoch nicht standhalten; der Amtshof und viele Gehöfte wurden verwüstet, die Anhöhe erstürmt, von den schwedischen Verteidigern blieb kaum jemand am Leben.
Der Überlieferung nach soll sich unter den Toten auch ein brandenburgischer Prinz befunden haben. Im Andenken an das unglückliche Treffen im Eckernfeld und an den Tod des Prinzen wurde Jahre später der Prinzenstein auf der nunmehr bekannten Prinzenhöhe errichtet.

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.23-24
Leibrock, G.A. - Chronik der Stadt und des Fürstenthums Blankenburg, der Grafschaft Regenstein und der Klöster Michaelstein und Walkenried, Bd.II, A. Brüggemann, Blankenburg, 1865.
Behrens, Heinz A. - Hünensteine, Menhire, Seelenthrone, in: Bodendenkmalpflege im Kreis Wernigerode, Mitteilungsblatt 8, Hrsg. Rat des Kreises Wernigerode, 1990
o.V. - Die geschützten Bodendenkmale des Kreises Wernigerode. in: Bodendenkmalpflege im Kreis Wernigerode, Mitteilungsblatt 2, Hrsg. Rat des Kreises Wernigerode, 1985(?).
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos von Dez. 2006)



Börnecke (II) / OT von Blankenburg (Harz)


Blick zum Standort

Erläuterungstafel

Perspektive

Relief a.d.
Vorderseite

Inschrift a.d.
Vorderseite

Rückseite

Inschrift a.d.
Rückseite

PLZ: 38889

GPS: N 51° 49,425', O 10° 57,752'

Standort: Im Waldgebiet "Heers" an einem Waldweg.

Größe / Material: 71:57:24

Geschichte: Benennung: "Pastorenstein". Hier starb am 31.Oktober 1821 der Börnecker Pastor Johann Gottlieb Friedrich Michaelis, während er sich auf dem Rückweg aus Heimburg befand. Er soll erfroren sein. Ihm zu Ehren wurde an jener Stelle ein Gedenkstein gesetzt.
Unter einem reliefierten Olivenzweig mit drei Kreuzen die Inschrift:
HIER STARB
AM 31. OCTBR 1821
HERR
[...] MICHAELIS
AUF DER RÜGKKEHR VON HEINBURG
ER WAR
WOHLVERDIENTER PASTOR
DER GEMEINDE
BOERNECKE
Inschrift Rückseite:
AUS DANKBARER HOCHACHTUNG
GEGEN DEN THEUREN LEHRER
UND SEELSORGER
LIESS DIESEN DENKSTEIN SETZEN
DER ACKERM
[ANN]
ADOEPH HINZE
UND DESSEN FRAU M. CH.
IN BOERNECKE

Sage:

Quellen und Literatur:
Hansen, Einhard - Der Pastorenstein am Regenstein, in: Unser Harz 1/1984, S.13-14
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos vom 3.10.2012)



Der Pastorenstein am Regenstein
Dr. Einhard Hansen, Brake

Zwischen der Brockenstedter Mühle und dem Pfeiffenkrug vor Heimburg ragt, umgeben von drei schlanken Kiefern, am Westrand des Heers ein einsamer Stein aus der Erde. Um ihn ranken sich keine Märchen, er ist auch nicht stumm wie der Prinzenstein zu Börnecke oder die Gegensteine bei Ballenstedt. Man nennt ihn den Pastorenstein.
Johann Gottlieb Friedrich Michaelis, aus Stolberg im Harz stammend, trat am 24.Juni 1790 in Börnecke am Harz seinen Dienst als Pastor adjunctus beim kränkelnden Pastor sen. Sigismund Stuckenbrodt an. Nach dessen Tod übernahm er das Amt des Seelsorgers in der damals 542 Einwohner zählenden Gemeinde im Fürstentum Blankenburg. In den 30 Jahren seiner Amtstätigkeit erlebte er die Wirren der napoleonischen Zeit, als das Dorf nach der Einrichtung des Königreiches Westphalen zum Saaledepartement geschlagen wurde. Das alte fürstlich blankenburgische Amt wurde kaiserliche "Domaine" unter dem französischen General Labassée. In dieser schweren Zeit half er seiner bedrängten Gemeinde. Anläßlich der Rückkehr des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig ließ Pastor Michaelis am Neujahrstag 1814 in der Kirche St. Petri das Lied "Willkommen neues Jubel-Jahr, wonach wir all uns sehnten" singen.
Ende Oktober des Jahres 1821 machte sich Pastor Michaelis auf den Weg nach dem 1 1/3 Meilen entfernten Benzingerode. Einzelheiten über den für den Pastor folgenschweren Gang können wir dem Bericht des Kirchenvisitators D.J.Th. Cunze, Blankenburg, an das fürstliche Consistorium vom 6.11.1821 entnehmen (Landeskirchliches Archiv Braunschweig, Börnecke Nr.37):

"Hochfürstliche.
Euren Höchstwohlgeborenen, Höchstwürdigen und wohlgeborenen zeige ich unterthänigst an, daß der Pastor zu Börnecke, Johann Gottlieb Friedrich Michaelis zwischen dem 31sten Oktober und dem 1sten Nov. d.J. auf folgende Weise zu Tode gekommen ist. Er hatte am 30sten Okt. eine Reise zu Fuß nach Benzingerode unternommen, um bei dem Pastor Schmidt daselbst, seinem sehr geschätzten Freunde, einen Besuch zu machen. Am folgenden Morgen als am 31sten dess. kehrt er über Heimburg zurück, wo er bei dem Pastor Ziegeler freundschaftlich einspricht und geht nachmittags um 3 Uhr völlig gesund und heiteren Geistes von dort wieder seiner Heimat zu. Am folgenden Morgen ist er aber, neben dem Wege nach Börnecke, etwa eine halbe Stunde von diesem Ort, von Leuten, welche des Weges gekommen sind, todt gefunden. Nach der mit dem Leichnam angestellten Untersuchung ist er völlig unversehrt und unberaubt gefunden. Der Verstorbene hatte seit einiger Zeit an asthmatischen Beschwerden gelitten, welche ihn zuweilen bei seinen langen Fußreisen, die er sehr liebte, überfielen und wahrscheinlich ist ein solcher Krankheitsfall, der um so ernster entstehen konnte, da sich gerade um dieses Tageszeit, wo er unter Wegs gewesen seyn muß, ein heftiger Wind erhoben hatte, in einen Lungenschlag ausartet, der ihn getödtet hat. Der Verstorbene ist 70 Jahre alt geworden und 32 Jahre Prediger zu Börnecke gewesen. Er war zwar kein feingebildeter, aber ein sehr rechtschaffender und als Prediger wegen seines seltenen Amtseifers höchst achtungswerther Mann, und beziehe ich mich wegen seiner besonderen Verdienste auf meine über die im Jahr 1817 zu Börnecke gehaltenen Kirchen-Visitation unterm 30sten dess. J. erstatteten unterthänigsten Bericht. Er war nie verheiratet und seine Erben sind eine hochbetagte Schwester, welche ihm seine Haushaltung führte, und ein in Hamburg lebender Bruder ...“

In das Kirchenbuch der Gemeinde Börnecke des Jahres 1821 wurde nachstehendes eingetragen:

"Johann, Gottlieb, Friedrich Michaelis, wohlverdienter Pastor und Seelsorger der Gemeinde Börnecke, innig bedauert von seiner Gemeinde, betrauert von seinen Freunden.
Friede sei mit seiner Asche.
Gest. am 31.Oktober in einer ungewissen Stunde.
Begräbnis: am 4.November nachmittags.
Ursache des Todesfalles: Vermutlich an einem Stickflusse unweit des Pfeiffenkruges bei Heymburg auf einer Rückreise.
Eingetragen von G. Berger, Prediger zu Blankenburg, während der Vacanz des Pastorates in Börnecke.“

Dort wo sie ihn fanden, errichteten sie einen Gedenkstein, der heute einen 3/4m aus dem Boden ragt, mit folgender Inschrift:
Hier starb
am 31. Oktober 1821
Herr G. F. Michaelis
auf der Rückreise von Heimburg
Er war
wohlverdienter Pastor
der Gemeinde
Börnecke.
Die Rückseite trägt die Inschrift:
Aus dankbarer Hochachtung
gegen den theuren Lehrer
und Seelsorger
ließ diesen Denkstein setzen
der Ackermann
Adolf Hinze
und dessen Frau M. Ch.
in Börnecke

(Unser Harz 1/1984, S.13-14)


Sühnekreuze & Mordsteine