Deutschland
Sachsen-Anhalt
Burgenlandkreis
Geußnitz
PLZ:
06712
GPS:
N 51° 0.915', O 12° 11.089'
Standort:
Ortsmitte Geußnitz, Abzweig Zeitzer Straße - Rödener Weg in einer kleinen Grünanlage.
Größe / Material:
83:60- 93:13 / ø Radrelief 51 / Sandstein
Geschichte:
Der Stein steht jetzt mitten im Dorf Geußnitz in
einer kleinen Anlage, an eine Mauer angelehnt. Bis 1979 befand er sich im nordwestlichen Winkel der Wegekreuzung Hainichen -
Großpörthen und Geußnitz - Droßdorf.
Sehr gut erhaltene Platte von 93cm Sohlbreite, die sich nach oben bei 83cm Höhe auf 60cm verjüngt und hier in einen
Kreisabschnitt übergeht, dessen Scheitelpunkt bei 90cm Höhe liegt. Die Platte zeigt in der Ansichtsseite einen ähnlichen Ausschnitt,
der unten 26cm über der Sohle liegt und sonst etwa 6-7cm parallel zur Außenkante verläuft. Man darf also annehmen, daß der Stein
ursprünglich nur für eine Eingrabungstiefe von 20cm vorgesehen war. Aus der vertieften Fläche erhebt sich bis zur Höhe des Randes
ein achtspeichiges Rad von 51cm Außen- und 41cm Innendurchmesser, die Nabe hat einen Durchmesser von 7cm und eine
Durchbohrung von 3cm. Die Platte ist 14cm stark. Sandstein. 18.-19. Jahrhundert.
Das Rad soll ein Pflugrad sein. An der Stelle hat ein Großknecht den Kleinknecht erschlagen, den er mit dem Auftrag, die
Pflugschar aus der Schmiede zu holen, weggeschickt hatte, ihm aber zu lange fernblieb.
Nach einem anderen Bericht soll es umgekehrt verlaufen sein: Der Kleinknecht erschlug den Großknecht, weil dieser mit der
Pflugschar zu lange auf sich warten ließ.
Nach einer weiteren Version soll der Kleinknecht den Großknecht mit dem Pflugstock (Reitel) erschlagen haben. Schließlich
wurde erzählt, daß der Stein ein altes Wegezeichen sei, weil hier die Straße von Gera nach Leipzig vorbeiführte. (Saal 1989)
Sage:
Ein Bauer schickte einst seine beiden Knechte zum
Pflügen auf das Feld. Der Großknecht gab dem Kleinknecht den Auftrag, den Pflug aus der Schmiede zu holen, dann spannte er an
und fuhr auf das Feld hinaus. Hier angelangt, wartete er auf den Kleinknecht, aber dieser kam und kam nicht. Der Großknecht war
ein fleißiger und gewissenhafter Mensch, hatte aber den Fehler, daß er leicht jähzornig wurde. Daß der Kleinknecht ihn so lange
warten ließ, ärgerte ihn sehr. Als der Junge nun endlich erschien, war er über das lange Ausbleiben so erbost, daß er ein Pflugrad
nahm und ohne eine Erklärung abzuwarten damit auf ihn einschlug. Der Kleinknecht sank schwer getroffen zu Boden. An der Stelle
des Totschlags wurde der Radstein aufgerichtet.
Andere Ortseinwohner erzählen die Geschichte mit vertauschten Rollen. Danach wollte der Großknecht den Pflug in der
Schmiede holen, während der Kleinknecht anspannte und auf das Feld hinausfuhr. Der Pflug war aber in der Schmiede noch in
Arbeit und der Großknecht mußte warten. Als er nun auf das Feld hinauskam, erschlug ihn der jähzornige Kleinknecht mit dem
Pflugrad, nach anderen soll er ihn mit dem Pflugstöckchen, dem Raithel, erschlagen haben. (Saal 1992)
Quellen und Literatur:
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.63
• Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.46
• Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
• recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach