Deutschland Sachsen-Anhalt Saalkreis

Großkugel


beschädigte Seite

Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06184

GPS:

Standort: Am Ortsausgang zur Straße Halle-Leipzig.

Größe / Material: 77:39:27 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Russenstein". Der Stein ist an einer Seite stark beschädigt, wahrscheinlich durch Erdarbeiten, die genau neben dem Stein durchgeführt wurden.

Russenstein. Am Ortsausgang eines Ausbaues des Dorfes Großkugel zur Straße Halle - Leipzig, nahe dem älteren Chausseehaus, in einer kleinen Anlage nördlich der Fernverkehrsstraße. Sandsteinmonolith von 77cm:39cm:27cm. Der Stein ist stark verwittert, die Armansätze sind noch erahnbar, müssen aber vor langer Zeit abgeschlagen worden sein, der Kopf blättert auf. 15.Jahrhundert.
Die südlich der Straße Halle-Leipzig gelegene Flur am Chausseehaus gehört zur Gemarkung Röglitz und heißt nach dem geschichtlichen Meßtischblatt "Die Kreuzhalben Hufen". Dieser Name kann wohl als Beweis dafür angesehen werden, daß das Steinkreuz ursprünglich südlich der Fernverkehrsstraße stand, wie ein älterer Einwohner berichtete. Woher der Name "Russenstein" kommt, konnte nicht ermittelt werden, auch die Erzählung von im Krieg gefallenen Russen, die hier begraben sein sollen, brachte nur eine der zahlreich befragten Personen vor. Dreyhaupt (1755) bringt in seiner Beschreibung des Saalkreises im 1.Teil auf den Seiten 285/286 einen Vertrag zwischen dem Magdeburger Erzbischof und dem Kurfürsten von Sachsen von 1558 wegen des Straßengeleites zwischen Leipzig und Halle, da sich sächsischerseits für die Ämter Leipzig und Delitzsch Unklarheiten ergeben hatten. Danach stand dem sächsischen Kurfürsten das Geleit von Leizig über Schkeuditz bis an das Kreuz und dem gesetzten Kruzifix unter (= südlich) dem Dorf Großkugel zu. Von hier ab begann das magdeburgische Geleit. Der sächsische Bereich schloß also das Stift Merseburg mit ein, endete aber beim Abbiegen der Stiftsgrenze nach Süden von der genannten Straße. Nach dem Text des Vertrages dürfte neben dem Kreuz noch ein Bildstock mit einem Kruzifix gestanden haben. Daß nur diese Stelle in der Nähe des späteren Chausseehauses gemeint sein kann, beweist die Erwähnung des Stiftes Merseburg und seiner Untertanen, deren Rechte an dieser Stelle nicht geschmälert werden sollten, denn die Stiftsgrenze erreicht von Westen kommend etwa am späteren Chausseehaus die Straße, begleitet sie etwa 1½km weit und biegt dann nach Norden um.
Nach dem Text dieses Vertrages wird also die jetzige Fernverkehrsstraße schon seit vor 1558 genutzt, während die nördlicher gelegene "Alte Salzstraße" wohl schon außer Gebrauch gekommen war. Schultze-Gailéra (1925) erwähnt das Kreuz als noch an der Flurgrenze von Großkugel mit Schkeuditz vorhanden, doch scheint zumindest dieser Teil seiner Wanderungen am Schreibtisch oder aus früheren Erinnerungen entstanden zu sein, denn schon 5 Jahre nach dem Erscheinen des Buches suchte der Verfasser hier vergeblich das Steinkreuz. (Saal 1989)

Sage: Hier sollen im Krieg gefallene Russen begraben sein. (Saal 1989)

Quellen und Literatur:
Dreyhaupt, J. Chr. v. - Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stifft, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisierten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal-Creyses, Halle 1755, S.285-286
Schultze-Gailéra, S. Baron v. - Wanderungen durch den Saalkreis, Halle 1925, 5.Band
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.31
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von Februar 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine