Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Riestedt / OT von Sangerhausen


Zustand 2010
Foto: Künzl

Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06526

GPS: N 51° 29,614', O 11° 21,833'

Standort: Im Garten des Grundstücks "Bahnhofstraße 6". An der nördlichen Grundstücksgrenze (zur "Bahnhofstraße 4"), dahinter beginnt der Wintergarten des Nachbarn. Das Kreuz ist von der Straße aus nicht einsehbar.

Größe / Material: 71:51:20 / Karbonsandstein

Geschichte: [...] Der Steinkreuzspezialist Walter Saal (1913-1996) datierte es in seinem 1989 erschienenen Buch über die Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle in das 15.Jahrhundert. Dem widersprechen aber die exakte Ausführung und der Erhaltungszustand. Auf der feinkörnigen Oberfläche sind sogar die Werkzeugspuren noch sichtbar. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich eher um ein jüngeres Erinnerungskreuz an einen tödlichen Unfall aus dem 19.Jahrhundert handelt. Vielleicht gibt es sogar einen Zusammenhang mit dem ehemaligen Bergbaurevier bei Riestern. (Noack 2013)

Das Steinkreuz steht noch im Hausgarten von Grundstück "Bahnhofstraße 6", jetzt aber nicht mehr im Blumenbeet, sondern gut geschützt in einem offenen Fenster der Hofmauer. (Künzl 2010)

Ausgehend von der Abbildung bei Saal, wo das Steinkreuz am Fuß eines Baumes abgebildet ist, muß man davon ausgehen, dass es nach 1998 im Grundstück erneut umgesetzt wurde. (Exner 08/2006)

Im Garten des Grundstückes Bahnhofstraße 6. Kleines Malteserkreuz mit 3cm zurückliegenden Armstützen in den Zwickeln. Die Rückseite ist stark beschädigt, da das Kreuz vermutlich eingemauert gewesen ist. Auf der Vorderseite sind geringere Schäden, besonders am linken Arm, zu verzeichnen, die vermutlich vom Geräteeinsatz bei den Abbrucharbeiten herrühren. Gesamthöhe 82cm. 15. Jahrhundert.
Das Kreuz wurde im Juni 1977 von R. Allmann aus Bauschutt ausgelesen. Der Bauschutt dürfte beim Abbruch der Mauer des "Niederhofes - Schlößchen" angefallen sein. 1448 wird in Riestedt ein Acker "nedden den Creutzen" erwähnt. 1769 erscheint der Flurname "bei den Kreuzen" und im gleichen Jahr und 1780 "Am Kreuzweg". Wie weit diese Flurnamen, die sich auf Gelände nördlich des Dorfes beziehen, mit dem Kreuz in Verbindung gebracht werden können, ist unsicher. (Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37
Noack, Heinz - Ein steinernes Rätsel, in: Mitteldeutsche Zeitung, 24.Jg. Nr.168 vom 22.Juli 2013, Sangerhäuser Zeitung, S.10
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Foto von August 2006)
Ergänzungen von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von September 2010)



Ein steinernes Rätsel
Standort und Herkunft eines Malteserkreuzes in Riestedt sind bis heute ungeklärt.

Hubert Allmann und Denkmalforscher Manfred Schröter (re.) aus Berga am Steinkreuz.

FOTO:HEINZ NOACK
RIESTEDT/MZ/HNO - In Riestedt steht auf einem Privatgrundstück in der Bahnhofstraße wohlverwahrt ein kleines Steinkreuz aus rotem Sandstein. Der Heimatforscher und Kreisbodendenkmalpfleger Rudolf Allmann (1901-1991) und sein Sohn Hubert haben es am 18.Juni 1977 am südlichen Ortsrand, "auf einem Kohleabfallhaufen liegend", entdeckt. "Wir haben es mit einem Wolga M 21 nach Hause gefahren und im Garten aufgestellt", erinnert sich Hubert Allmann.
   Rudolf Allmann ging damals sofort auf Spurensuche nach der Herkunft. Das Ergebnis war unbefriedigend. Es gab zwar einen Abriss am Schlösschen durch die LPG, aber niemand von den Betetägten konnte sich so richtig an ein Steinkreuz erinnern. Die Ermittlungen nach dem Originalstandort blieben somit ergebnislos.
   Vom Typ her ist es ein sogenanntes Malteserkreuz mit Eckenstützen. Es ist handwerklich sehr sauber gearbeitet. Mit rund 80 Zentimerem Höhe, 52 Zentimetern Breite und 20 Zentimetern Dicke gehört es zu den "Kleinen" in dieser Denkmalgruppe. Es ist auch gut erhalten, zumindest vorn, und abgesehen von der stark beschädigten Rückseite. Möglicherweise lag es auf einem Acker und wurde mehrfach vom Pflug erfasst. Der Steinkreuzspezialist Walter Saal (1913-1996) datierte es in seinem 1989 erschienenen Buch über die Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle in das 15.Jahrhundert. Dem widersprechen aber die exakte Ausführung und der Erhaltungszustand. Auf der feinkörnigen Oberfläche sind sogar die Werkzeugspuren noch sichtbar. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich eher um ein jüngeres Erinnerungskreuz an einen tödlichen Unfall aus dem 19.Jahrhundert handelt. Vielleicht gibt es sogar einen Zusammenhang mit dem ehemaligen Bergbaurevier bei Riestern.

(Mitteldeutsche Zeitung, 24.Jg. Nr.168 vom 22.Juli 2013, Sangerhäuser Zeitung, S.10)


Sühnekreuze & Mordsteine