Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Sangerhausen

Sangerhausen (I)

PLZ: 06526

GPS: N 51° 28.287', O 11° 17.531'

Standort: In einer Mauernische an der Kyselhäuser Strasse.

Größe / Material: 40:75:? / Sandstein

Geschichte: In einer Mauernische des LPG-Grundstückes in der Kyselhäuser Straße bzw. am Thälmann-Platz. Die benachbarte Kreuzung heißt allgemein "Scharfe Ecke".
Das Kreuz stand bis Anfang 1972 weiter südlich in einer Mauernische des Wohnhauses des ehemaligen St.-Spiritus-Hospitals. Bei der Verbreiterung der Straße im genannten Jahr wurden das Haus und die östlich anstoßende Kapelle abgebrochen und die Mauer zurückgesetzt.
Lateinisches Kreuz mit parallelen Kanten. Der Fuß dürfte zum größten Teil abgebrochen sein, am Kopf und an der Unterseite des westlichen Armes sind Abschläge zu erkennen. Das ursprünglich in der Nische freistehende Kreuz ist bei der zweiten Aufstellung zur Hälfte in die Mauer eingebunden worden. Sandstein. 56cm:48cm:15cm. Um 1500. Das Kreuz ist bei Ausschachtungsarbeiten unter dem Bürgersteig vor dem ersten Aufstellungsort gefunden und von Adolf Spengler dort aufgestellt worden. Es dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach ein Grabkreuz vom Friedhof des St.-Spiritus-Hospitals gewesen sein. (Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.274
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.38
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen, Aug. 2006



Sangerhausen (II)


Blick auf den
Standort

GPS: N 51° 28.333', O 11° 17.603'

Standort: In einer Mauernische in der Kyselhäuser Straße, Ecke Mühlgasse.

Größe / Material: 60:73:? / Sandstein

Geschichte: In einer Mauernische der südlichen Giebelseite eines Wohnhauses des LPG-Grundstückes in der Max-Lademann-Straße, früher Mühlengasse. Die Giebelseite zeigt zur Kyselhäuser Straße, die Nische ist etwa 50m östlich von der Nische des Kreuzes Sangerhausen (l) entfernt.
Parallelkantiges lateinisches Kreuz mit geringem Fußanteil (vermutlich abgebrochen) und kleineren Beschädigungen am Kopf und den beiden Armen. Sandstein. 59cm:73cm:?, meßbar sind 10cm. Um 1500.
Das Kreuz wurde Anfang Mai 1972 beim Ausschachten eines Grabens an der "Scharfen Ecke" gefunden und am 15. Juni 1972 an seinem jetzigen Standort eingemauert. Es dürfte wie Kreuz l sehr wahrscheinlich ein Grabkreuz gewesen sein. (Saal 1989)

Sage:

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.38
recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen, Aug. 2006



Sangerhausen (III)


Blick zum Standort

die andere Seite

Vernagelung

Näpfchen

GPS: N 51° 28,837', O 11° 17,067'

Standort: Der Stein steht an der Ecke "Bosse-Straße" / Weinlager / Eschental.

Größe / Material: 186:70-125:40-70

Geschichte: Menhir mit Näpfchen und Vernagelungen. Das größte Näpfchen hat einen Durchmesser von 13cm. Der schon seit einiger Zeit als Wegweiser genutzte Stein ist ein Menhir. Einige sehr schöne Näpfchen befinden sich auf der der Straße zugewandten Seite. Außerdem sind einige Nägel eingeschlagen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Schulze-Thulin, Britta - Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2007, S.108
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt



Sangerhausen (IV)


seitliche Ansicht

Blick zum Standort

GPS: N 51° 28,287', O 11° 17,572'

Standort: Der Rest dieser Betsäule steht auf dem heutigen "Schützenplatz" (früher "Thomas-Müntzer-Platz").

Größe / Material: 250cm hoch / Sandstein

Geschichte: Höhe gesamt 250; Fundament 1x1m (Höhe des Fundamentes aus Steinen: 70cm), Sandsteinsäule: Höhe 185; oben verwittert; ca. 43x19cm. Genau 1100 Schritte sollen diese Betsäule von der anderen entfernt stehen.

Sage: 1. Bernd von der Asseburg hatte drei Köhler betrogen. Um seine Schuld zu büßen, fuhr er ins Heilige Land und brachte die Maße für die Betstationen mit.
2. Nur Steine des Augustinerklosters als Sockel halten die Betsäulen aufrecht.

137. Die Gebetssäulen vor Sangerhausen.
Auf dem Schützenplatze vor Sangerhausen steht unmittelbar vor dem Thore auf einem Steinsockel eine Gebetssäule und eine ganz ähnliche elfhundert Schritte westlich davon vor dem St. Julianen-Hospitale. Die Heiligenbilder und Inschriften, welche einst hineingemeißelt gewesen sind, hat der Zahn der Zeit längst weggenagt, nur auf der westlichen Säule ist noch die Jahreszahl 1575 und darunter B.V.D.A. zu lesen. Bernd von der Asseburg - so sind diese Buchstaben zu deuten - wohnte auf dem Schlosse Wallhausen und hatte auch in Sangerhausen (in der sogenannten Kemenate, der Ulrichskirche gegenüber) einen Freisitz. Sein Vater, der gleichfalls Bernd hieß und auf dem Falckenstein saß, hatte drei Kohlenbrenner aus dem Mansfeldischen die Fortstorte Hoyerberg, Bartenberg und Siebenthal zum Abholzen verkauft, dabei aber deren Größe zu hoch angegeben. Als diese das erkannt und nach den Vermessungen, die sie vornehmen ließen, zu beweisen imstande waren, war jener bereits verstorben, und sie verklagten nun den Sohn auf Herauszahlung des zuviel erhaltenen Kaufgeldes. Bernds geschickter Anwalt wusste die Sache aber so zu wenden, dass jener durch einen Eid die Unrechtmäßigkeit der Forderung beweisen konnte. Aber dieser Eid lag ihm seither schwer auf der Seele. Er reiste von einem seiner Schlösser auf das andre, von Wallhausen nach dem Falkenstein, von Bayernaumburg auf seinen Sangerhäuser Freisitz; aber er konnte nirgend Ruhe für sein Gemüt finden. Da beschloß er eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande zu machen; und als er nach mehreren Jahren von dort zurückkehrte, war er ein ganz andrer, ein frommer Mann geworden. Um von dem Getriebe der Welt unberührt zu bleiben, zog er sich auf seinen stillen Freisitz in Sangerhausen zurück. Hier führte er auch einen Entschluß aus, den er bereits in Jerusalem gefasst hatte. Dort war er in gläubiger Andacht mehrmals den Schmerzensweg barfuß und barhaupt gewandelt und hatte dabei die Länge desselben ausgemessen. Um diese Pilgerfahrt daheim gleichfalls fortsetzen zu können, wollte er vor Sangerhausen zwei Gebetssäulen genau in gleicher Entfernung errichten. Als er indes an der Ausführung gehen wollte, kamen ihm Zweifel, ob er sich nicht doch geirrt haben könnte, und er sannte zwei fromme Brüder auf seine Kosten nach Jerusalem, seine Maße noch einmal an Ort und Stelle zu prüfen. Sie bestätigten seine Angaben, und er stellte nunmehr die beiden Gebetssäulen auf, und wandelte dann bis an sein Ende jeden Tag diesen Weg. (Günther 1893)

Quellen und Literatur:
Größler, Dr. Hermann - Die Gebetssäulen vor dem Kieselhäuser Thore zu Sangerhausen, in: Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung, Eisleben 1880, Nr.178, S.159-160
Günther, Friedrich - Die Gebetssäulen vor Sangerhausen, in: Aus dem Sagenschatze der Harzlande. Hannover-Linden und Leipzig 1893, S.149f, Nr.137
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Beiträge zur Heimatforschung 5, Veröffentlichungen des Spengler-Museums Sangerhausen, Sangerhausen 1977, S.15-27
Rohland, Steffi - Sage rankt sich um zwei Betsäulen, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 15.12.2005, S.13
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos vom März 2008)



Sangerhausen (V)


Blick zum Standort

Detail Näpfchen

Detail Rogenstein

Notgeldschein
von 1921

GPS: N 51° 28,115', O 11° 16,763'

Standort: Die "Kyselhäuser Straße" verläuft in Richtung Wallhausen unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Unmittelbar danach zweigt die Straße "Am Kreuzstein" ab. Von dieser Abzweigung aus kann man den Stumpf der Betsäule, der in der Nähe der Landstraße nach Wallhausen an einem Gartenzaun steht, in Blickrichtung Wallhausen bereits sehen. Dahinter befindet sich in Sichtweite das ehemalige Hospital "St. Julian".

Größe / Material: Säulenstumpf: 127:47:27 / Sandstein
Fuß: achteckig, etwa 70cm im Durchmesser / Sandstein

Geschichte: Den Stumpf stabilisiert unten ein Rogenstein; außerdem ist er durch Eisenklammern und Beton gesichert, am oberen Ende befindet sich vorn eine Vertiefung in Näpfchenform. Genau 1100 Schritte sollen diese Betsäule von der vorigen entfernt stehen.

Mittelalterliche Betsäule. Es steht nur noch ein stark verwitterter Stumpf. Das Oberteil soll noch 1970 im Straßengraben gelegen haben und war mit einem Relief einer Kreuzigungsgruppe versehen. Flurbez.: 1480 Laschen Creutze, 1539 Am untersten großen Creutze. (Schröter 1977)

Sage: 1. Bernd von der Asseburg hatte drei Köhler betrogen. Um seine Schuld zu büßen, fuhr er ins Heilige Land und brachte die Maße für die Betstationen mit.
2. Nur Steine des Augustinerklosters als Sockel halten die Betsäulen aufrecht.

Quellen und Literatur:
Größler, Dr. Hermann - Die Gebetssäulen vor dem Kieselhäuser Thore zu Sangerhausen, in: Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung, Eisleben 1880, Nr.178, S.159-160
Günther, Friedrich - Die Gebetssäulen vor Sangerhausen, in: Aus dem Sagenschatze der Harzlande. Hannover-Linden und Leipzig 1893, S.149f, Nr.137
Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Beiträge zur Heimatforschung 5, Veröffentlichungen des Spengler-Museums Sangerhausen, Sangerhausen 1977, S.15-27
Rohland, Steffi - Sage rankt sich um zwei Betsäulen, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 15.12.2005, S.13
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos vom April 2008)



Sage rankt sich um zwei Betsäulen
Ungewöhnliche Denkmäler vor dem Sangerhäuser Hospital Sankt Julian und Spiritus - Jahreszahlen 1571

Von Steffi Rohland

Der Stumpf der Betsäule vor dem Hospital Sankt Julian (im Hintergrund) in Sangerhausen gibt Heimatforschern noch einige Rätsel auf.

1100 Schritt soll die zweite Betsäule entfernt stehen. Die bildtafel der Betsäule auf dem Schützenplatz ist 1999 abgebrochen.

MZ-Fotos: Steffi Rohland
Sangerhausen/MZ. Genau 1100 Schritte sollen sie voneinander entfernt stehen, die Betsäulen vor dem Hospital St. Julian und St. Spiritus (am Schützenplatz) in Sangerhausen. Nachprüfen lässt sich das nicht mehr, der direkte Weg ist verbaut. Auf einer Abbildung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist die Bildtafel der Säule vor St. Julian noch gut zu erkennen: Unter einem schmalen Sims befindet sich die Abbildung von Maria und Johannes unter dem Gekreuzigten. Darunter steht deutlich die Jahreszahl 1575.

Max Trippenbach überliefert in seiner Asseburger Familiengeschichte noch die weiteren Inschriften D. V. D. A. und C.H. 1710. Trippenbach legt den Säulen die Sage zugrunde, das ein Bernhard von der Asseburg einst für ein Vergehen zur Pilgerfahrt nach Jerusalem verurteilt worden sei. Dort habe er die Strecke des so genannten Schmerzensweges ausgemessen und später einen Mönch zur Nachprüfung dahin gesandt, um beide Säulen in dieser Entfernung (1100 Schritte, genau 987 Meter) aufzurichten.

So deutet Trippenbach auch die eine Inschrift als "denen von der Asseburg". Von der Jahreszahl 1575 nimmt er an, das damals der Sockel erneuert wurde. Unbekannt ist, was es mit der später ergänzten Inschrift C.H. 1710 auf sich hat. Dagegen ist nachweisbar, dass die Stadt Sangerhausen Ende des 17.Jahrhunderts Ludwig von der Asseburg zum Erhalt der Säulen aufgefordert hat. Auch der Sangerhäuser Chronist Friedrich Schmidt hat sich intensiv mit den Säulen beschäftigt. Schmidt gibt an, däss sich auf der Rückseite jeder Bildtafel eine kleine Nische befunden hat. Auch er ist der Meinung, dass die Betsäulen noch aus der Zeit vor dem Jahr 1539 stammen.

Schmidt: "1518 stiftet Bernd von der Asseburg das sogenannte Armentuch, das der Sage nach so lang sein muss, wie die Entfernung zwischen den beiden Kreuzen." Laut seiner Beschreibung soll auf der östlichen Säule, vor dem Hospital St. Spiritus, ein Relief der Kreuztragung Christi dargestellt gewesen sein. Außerdem erzählt die Sage, dass "dieses Kreuz auf einem Sockel aus den Steinen des Augustinerklosters" errichtet worden sei.

Völlig unberücksichtigt in der Deutung blieb bisher, dass beide Säulen vor einem Hospital stehen. Vor solchen Gebäuden stand in der Regel immer ein Bildstock, beziehungsweise war in eine Außenwand eingelassen. So trägt auch das 1734 in Bennungen neu errichtete Hospital eine Tafel mit einer ähnlichen Darstellung.

Der Zahn der Zeit nagte in den letzten 100 Jahren erheblich am Sandstein. So ist die Säule vor dem Sankt Julian Hospital seit den 1970er Jahren nur noch ein Torso. Die Bildtafel soll lange im Straßengraben gelegen haben. Die Säule gegenüber dem Stift Sankt Spiritus brach im Frühjahr 1999 auseinander. Die verwitterte Bildtafel wurde vom Bauhof sichergestellt.

(Mitteldeutsche Zeitung vom 15.12.2005, S.13)


Sühnekreuze & Mordsteine