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Almbranz / OT von Helmbrechts


Winter-Impression

Blick zum Standort

PLZ: 95233

GPS: N 50° 16,129', O 11° 47,611'

Standort: Der Kreuzstein steht links (östlich) der Straße Leupoldsgrün - Almbranz unmittelbar am Straßenrand unweit von Hohenbuch.

Größe / Material: 62:92-72:13

Geschichte: Dieser ungewöhnliche Kreuzstein war im Zuge der Straßenbauarbeiten des Ortsverbindungsweges von Leupoldsgrün nach Almbranz ausgegraben worden und an der Scheune in "Hohenbuch 1" gelagert. Dort verblieb er fast 40 Jahre ohne weitere Beachtung, bis er 2006 am alten Ort (Name des Feldes: Kreuzfeld) wieder aufgestellt wurde.

Sage: Hier in Almbranz rankten sich die außergewöhnlichsten Legenden um den Kreuzweg. So berichten z.B häufig die Fuhrwerksfahrer, daß ihre Lampen gerade am Kreuzweg zersprangen. Ein anderer Bauer wurde bei seinem nächtlichen Rückweg vom "Kälbern" aus Hartungs von einem großen Hund angegriffen. Als er mit dem Stock nach dem Hund schlug, war dieser verschwunden. Ein anderer Bauer setzte sich auf eine dort gelagerte Walze, um kurz zu verschnaufen. Dabei soll die Walze so heiß geworden sein, daß er sein Gesäß auf Brandblasen hin untersuchen ließ. (Tafel am Kreuzstein)

Quellen und Literatur:
Tafel am Kreuzstein
Kreuzstein spätmittelalterlich; Straße nach Leupoldsgrün nahe Hohenbuch - Ein steinernes Rätsel aus fernen Zeiten, auf: leopoldsgruen.de / Frankenpost vom 27.08.2003
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Der Almbranzer Kreuzstein
(Tafel am Kreuzstein)

Fundposition im Erdreich des Kreuzsteines

Während eines Gespräches im Jahre 1998 erinnerte sich Helmut Becher an einen ungewöhnlichen Stein, welcher im Zuge der Straßenbauarbeiten des Ortsverbindungsweges von Leupoldsgrün nach Almbranz ausgegraben wurde. Dieser Stein war bis dato nur wenigen Leuten bekannt, da er nur mit seiner Oberkante aus dem Erdreich ragte. Lediglich der Name des Feldes, Kreuzfeld, deutete auf Ursprung und Existenz des Steines hin.

Damit der Stein während der Straßenbauarbeiten nicht unter die Räder kam, sicherte Albin Böhm kurzerhand diesen Stein und lagerte ihn bei sich an der Scheune in Hohenbuch 1. Dort verblieb er zunächst fast 40 Jahre ohne weitere Beachtung.

In der Zeit zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert gehörten Steinkreuze und Kreuzsteine zum gebräuchlichen Umgang des mittelalterlichen Rechtswesens. Auf die Blutrache zurückgehend konnte ein Totschlag als Privatangelegenheit zwischen der Familie des Getöteten und dem Täter geregelt werden. Zu den Sühneleistungen gehörte nicht selten neben Geldbußen, Messelesungen auch u.a. die Aufstellung eines Steinkreuzes oder eines Kreuzsteines. Diese aufgestellten Steinmale werden daher oft als Sühnekreuze bezeichnet.

Daß der Getötete zu seinen Lebzeiten nicht mehr die Möglichkeit hatte, sein Leben mit Gott in Ordnung zu bringen, sollte das Steinmal den Vorübergehenden dazu auffordern, nach katholischer Lehre ein Gebet für den Verstorbenen zu sprechen Der Aufstellungsort dieser Steinmale wurde dann meist an zentraler Stelle gewählt, um möglichst viele Passanten zum Gebet aufzufordern.

Die Einführung der "Peinlichen Gerichtsordnung", die sogenannte "Carolina", durch Kaiser Karl V. setzte im Jahr 1532 dieser gängigen Praxis ein Ende. Das neue Recht forderte die Bestrafung des Totschlägers durch ordentliche Gerichte. In der Zeit danach wurden solche Steinmale oft noch als Gedenkkreuze aufgestellt. Der mündlichen Überlieferung gemäß hätten sich hier zwei Bauern erschlagen. Die genaue Bedeutung dieses Steines kann jedoch bisher nur vermutet werden.

Auffällig ist auch der Ort der Aufstellung. Wie bereits Altstraßenforscher Richard Seuß bei seinen über 15jährigen Recherchen herausfand, führte die "Karolingische Handelsstraße" auf ihrer Trasse von Kulmbach nach Hof über Ahornberg, Almbranz und Hartungs. Hier bei Hohenbuch am sogenannten alten "Kreuzweg" überquerte die "Karolingische Handelsstraße" die Halsgerichtsgrenze Münchberg / Hof. Später stieß hier die alte "Höfer Straße" auf die Trasse der Handelsstraße. An dieser Stelle überdauerte der Kreuzstein die Jahrhunderte.

Hier in Almbranz rankten sich die außergewöhnlichsten Legenden um den Kreuzweg. So berichten z.B häufig die Fuhrwerksfahrer, daß ihre Lampen gerade am Kreuzweg zersprangen. Ein anderer Bauer wurde bei seinem nächtlichen Rückweg vom "Kälbern" aus Hartungs von einem großen Hund angegriffen. Als er mit dem Stock nach dem Hund schlug, war dieser verschwunden. Ein anderer Bauer setzte sich auf eine dort gelagerte Walze, um kurz zu verschnaufen. Dabei soll die Walze so heiß geworden sein, daß er sein Gesäß auf Brandblasen hin untersuchen ließ.



Kreuzstein spätmittelalterlich;
Straße nach Leupoldsgrün nahe Hohenbuch - Ein steinernes Rätsel aus fernen Zeiten.

Der Landkreis Hof ist um ein interessantes historisches Denkmal reicher: Seit wenigen Tagen steht an der Straße zwischen Ahornberg und Leupoldsgrün ein uralter Kreuzstein, der lange Zeit vergessen war. Einige kulturhistorisch Interessierte aus Almbranz haben ihn an der ursprünglichen Stelle wieder errichtet und dazu ein kleines Fest gefeiert.

Kreisheimatpfleger Bertram Popp sagte in einer kurzen Ansprache, der Stein sei in unserer an Denkmalen so armen Gegend ein ganz beachtliches Dokument. Es sei erstaunlich, dass er 40 Jahre an einer Scheune gelehnt überstanden habe. Da der Stein auf Leupoldsgrüner Flur steht, war auch Bürgermeister Werner Pfeifer gekommen. Er lobte die Almbranzer für ihre Initiative.

Nach dieser kleinen Feier am Stein, an der mehr als 50 Besucher teilnahmen, hielt Richard Seuß aus Helmbrechts einen Vortrag über Kreuzsteine und Altstraßen. Seuß schreibt in einem viel beachteten Buch, dass zu Zeiten Karls des Großen im neunten Jahrhundert eine alte karolingische Handelsstraße von Forchheim nach Hof führte, und zwar durch den heutigen Kreis Münchberg. Von Ahornberg ging es seiner Meinung nach Richtung Almbranz, weiter durch Hartungs und über Föhrenreuth nach Hof. Der wieder aufgetauchte Kreuzstein stützt seine Theorie, denn solche Steine wurden bevorzugt an Altstraßen aufgestellt.

"Das Kreuz ist sehr einfach ausgeführt, aber weil es eine so einfache Form hat, halte ich es für sehr alt", sagte Seuß. "Ich denke, es ist der älteste Stein auf dieser karolingischen Handelsstraße." Aufwändiger gearbeitete Steine stehen laut Seuß in Jehsen und Föhrenreuth an der Strecke. Der Almbranzer Kreuzstein hat große Ähnlichkeit mit einem ähnlichen Denkmal in Reichenbach bei Presseck. Das Alter sei schwer einzuschätzen - "vom 13. bis zum 15. Jahrhundert", meint Seuß.
(leopoldsgruen.de / Frankenpost vom 27.08.2003)


Sühnekreuze & Mordsteine