Deutsche Gaue (1908) |
PLZ:
97514GPS:
N 49° 54,403', O 10° 38,874'Standort:
Geht man von Hummelmarter in Richtung Dankenfeld, liegt nach 1000m links ein kleiner Parkplatz. 200m weiter kommt man zu einem gut ausgebauten Waldweg zwischen den Waldabteilungen Schwarzwald und Mordstein. Nach 150 m kommt ein Querweg, den rechten Weg einschlagen, etwa nach 100m steht das Steinkreuz links.Größe / Material:
89:83:17-28 / SandsteinGeschichte:
Benennungen: "Mordstein", "Totenmannstein", "Totemann". Der obere Kreuzarm ist bereits abgebrochen. Eine Inschrift ist nicht zu finden. Der Stein ist am Kopf 17cm, am Fuß 28cm stark.Sage:
Der Sage nach soll hier ein Bauernsohn aus dem Nachbarort Hummelmarter, der mit dem Pflug seines Vaters zum Schmied nach Dankenfeld geschickt worden war, von seinem ungeduldig wartenden und deshalb erzürnten Vater erschlagen worden sein.Der "Mordstein" bei Hummelmarter
Quellen und Literatur:
Er bildete einst die Grenze zwischen den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg, und steht etwas abseits der einstigen Hochstraße zwischen Burg Lisberg und
Zabelstein. Nicht leicht ist dieses Steinkreuz für einen Ortsfremden zu finden. Geht man von Hummelmarter in Richtung Dankenfeld, liegt ein kleiner Parkplatz. 200m
weiter kommt man zu einem gut ausgebauten Waldweg zwischen den Waldabteilungen Schwarzwald und Mordstein. Man folgt diesen Weg etwa 300m, dann kann
man rechts in ca. 200m Entfernung mitten im Wald den Mordstein erkennen. Grünbemoost, grauverwittert, der obere teil zerbrochen, ragt das Sandsteinkreuz im
Dunkel der umgebenden Fichten dem Besucher entgegen. Nicht ganz 1m hoch, die Balken etwa 85cm breit, wuchtig und schwer, ohne Inschrift, Zeichen oder Zahl,
steht er einsam da. Zu Füßen eine zerbrochenen Sandsteinplatte 100x 50cm groß. Der alte Fußweg Hummelmarter-Dankerfeld, heute vergessen, führte hier vorbei.
Der Stein bildete einstmal ein Grenzmal zwischen den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg und wird in einen Wildbannprotokoll aus dem Jahre 1540 erwähnt,
im gleichen Zuge mit dem "messen Herrgott" bei Lembach.
Sicher aber ist dieses Kreuz schon wesentlich älter als diese erste urkundliche Erwähnung, und man geht wohl nicht fehl, es um 1400 zu datieren.
Im Volksmund seit jeher "Totenmannstein" geheißen und auch stehts auf Karten so bezeichnet, wurde forstamtlicherseits der neue, kürzere Name Mordstein
eingeführt.
Vergessen ist der ursprüngliche, wahre Anlaß zur Setzung des "Mordsteins" zumal bisher keine schriftlichen Unterlagen dazu aufzufinden waren. Ohne Zweifel war
es eine üble, sühneheischende Untat, ein Totschlag wie bei anderen Steinen dieser Art, dem Schäferkreuz, dem Metzger-Kreuz und anderen. Die Sage bemühte
sich später um eine Deutung, und aus der Vorstellungswelt der bäuerlichen Steigerwälder entstand die Erzählung von dem Bauern, der während des Pflügen seinen
Buben mit einer stumpf gewordenen Schar zum Schmied nach Dankenfeld schickte, um sie schärfen zu lassen. Da aber der Schmied längere Zeit nicht daheim war,
mußte der Junge lange warten. Als er dann schließlich reichlich verspätet zum Vater zurückkehrte, kam dieser ihm schon erbost entgegen. In seinen Zorn über das lange
Ausbleiben des Sohnes schlug der Vater mit der Pflugschar zu und traf seinen Sohn tödlich. (Sußmann 1995)
Zwischen den Orten Dankenfeld und Hummelmarter liegt auf Dankenfelder Markung der sog. Schwarzwald, dessen westliche Abteilung die Bewohner der Gegend
gewöhnlich "Totenmannsschlag" oder kurz "Totenmann" benennen. Dort steht am Fußpfad nach Dankenfeld, etwa 100 Schritt östlich des Hochsträßchens zum
Zabelstein, ein mit Moos bedeckter, sonst aber wohl erhaltener Kreuzstein. Über dessen Errichtung weiß die Sage folgendes zu erzählen:
Vor mehreren Hundert Jahren schickte einmal ein Bauer aus Hummelmarter seinen halberwachsenen Sohn (seinen "Buben") mit der stumpf gewordenen
Pflugschar nach Dankenfeld, um sie beim Schmied schärfen oder "dengeln" zu lassen. der Schmied war nicht daheim und der Knabe wartete; Stunde um Stunde
verging und der Schmied kam nicht. Dem Vater dauerte das Ausbleiben zu lang und er ging den Knaben entgegen. je weiter der Vater kam, desto größer wurde sein
Zorn. endlich traf er den Knaben, riß ihn die Schar aus der Hand und erschlug ihn damit, ohne vorher sich zu erkundigen, warum der Knabe so lange ausgeblieben war.
- Zur Erinnerung und zur Sühne wurde dann an der Unglücksstelle das Steinkreuz erichtet *) Dankenfeld 1902.- K. (Klarmann / Spiegel 1912)
*) Der Flurname "Totemann" zeigt gewöhnlich ein Grab aus älterer Zeit an; es kann sogar ein vorgeschichtliches Grab
sein. S.
Ähnliche Sagen finden sich auch anderswo. So knüpft sich z. B. an einen nun verstümmelten und umgefahrenen
Kreuzstein an der Bamberg-Zeller Hochstraße beim
"Messingen Herrgott", gegen Lembach zu, ganz die selbe Erzählung - nur daß dort
ausdrücklich noch die Schar und Sech Bezug genommen wird, die auf der Rückseite des Steins eingemeißelt sind. - Die gleiche Sage wird ferner vom großen
Steinernen Kreuz neben der Straße Uelfeld-Burghaslach (bei der Abzweigung des Pfades nach Weigersdorf) erzählt. In das Kreuz sind Schar und Sech eingemeißelt.
(Mitteil. aus Uelfeld 1912) K.
• Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.160
• Klarmann, J.L. / Spiegel, K. - Sagen und Skizzen aus den Steigerwald, Gerolzhofen 1912, S.213 (Nachdruck: ISBN 3-923006-18-7)
• Sußmann, Heinrich - Hummelmarter. Aus der Geschichte eines kleinen Dorfes, Priesendorf 1995, S.43
• recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 4.02.2011)