Bucka / Heland (1986) |
Bucka (1969) |
Döberlein (1965) |
PLZ:
95111GPS:
N 50° 13.710', O 12° 1.659'Standort:
Etwa 600 m nördlich des Ortes an der Straße nach Rehau.Größe / Material:
89:75:28 / GranitGeschichte:
An der Straße Rehau - Pilgramsreuth steht dieses Steinkreuz aus Granit dicht am Straßenrand, ungefähr 500 Meter vor dem Dorf, bei einer Birke. Es ist 86cm hoch, 40cm breit und 23cm dick. Auf der Rückseite des Kreuzkopfes vermeint man bei günstigem Licht die Merkmale eines Gesichtes zu erkennen. Aber wahrscheinlich handelt es sich um Reste von Schabspuren, die bei Gewinnung von Steinmehl für Heilzwecke entstanden. An der Vorderseite des Kreuzes waren in den 60er Jahren zwei rutenförmig gebogene Linien mit einem kleinen Kreuz eingekratzt gewesen, die damals der Grund zu allerlei Vermutungen waren. In unserem Inventar aus dem Jahre 1969 gaben wir schon den Hinweis, daß diese eingekratzten Linien wahrscheinlich durch Kinderhand entstanden und mit dem ursprünglichen Aussehen des Kreuzes nichts zu tun haben. Heute ist davon nichts mehr sichtbar. (Bucka / Heland 1986)Sage:
Ein französischer General starb auf dem Rückzug von Rußland und liegt hier mit seinem Pferd begraben (1812/13).Quellen und Literatur:
GPS:
Standort:
Verbindungsweg zwischen Pilgramsreuth und Martinlamitz. Am Fuße des Petersberg in einem Waldstück (durch Wegweiser ausgeschildert).Größe / Material:
129:20-43:14-20 / GranitGeschichte:
Mord-Gedenkstein in Form eines Pyramidenstumpfes mit Kreuz als Bekrönung. Der Stein trägt folgende Inschriften:Hier wurde ermordet Jungfrau M. Wolfrum von Hohenhäuser Am 14. Sept. 1894 |
Durch den Mörder Künzel von Schwarzen bach a.S. |
Sage:
Quellen und Literatur:
100 Meter zur Mordtat: Das Schild weist in Richtung des Gedenksteins, der an das Verbrechen erinnert Foto: tate |
Folgt man der unbefestigten Straße von Pilgramsreuth nach Martinlamitz über das Einzel "Hohe Häuser" in den Wald hinein und über den
Goldbachgrund hinweg, so stehen - bevor der Weg zum Petersberg ansteigt - beiderseitig zwei Grenzsteine mit den Nummern 39 und 40. Etwa 10m nach dem linken
Stein Nr.40 zweigt ein Forstweg ab. An dessen linkem Rand im Hochwald entdeckt man nach etwa 50m einen Gedenkstein, der an eine vor ge-nau 105 Jahren an
dieser Stelle erfolgte schreckliche Bluttat erinnert:
unter dem Kreuz: Hier wurde ermordet Jungfrau M. Wolfrum von Hohenhäuser Am 14. Sept. 1894 |
eingemeißeltes Messer und darunter: Durch den Mörder Künzel von Schwarzen bach a.S. |
ob irgend ein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat." |
"Die kräftig entwickelte Margarete Wolfrum verließ am Freitag Vormittag 11 Uhr freiwillig [die Wohnung], um wie schon oft, gegen den Kornberg zu Preiselbeeren zu sammeln. Als das Mädchen abends nicht nach Hause kam, suchte man nach ihr, fand sie aber leider erst am Samstag Nachmittag etwa 7-800 Schritte von der Martinlamitzer Straße entfernt, dicht am Nonnenwalder Weg in fürstlicher Waldung mit dem Gesichte nach unten liegend auf - sie war ermordet. Man hatte der Unglücklichen 4 Stiche, wahrscheinlich mit einem sogen. stehenden Messer, beigebracht und zwar 2 dicht beieinander unterhalb des linken Schulterblattes, einen unterhalb des rechten Schulterblattes und einen in die linke Brustseite. Diese Stiche müssen dem Opfer stehend beigebracht worden sein, denn das Blut drang unten zu. Von dem ungeheuren Blutverlust geschwächt, mag die Unglückliche zusammengebrochen und ihr junges Leben in der Nähe der elterlichen Wohnung ausgehaucht haben.
Allem Anschein nach liegt ein Lustmord vor und zwar muß derselbe kurze Zeit, nachdem das Mädchen das Haus verlassen hatte, erfolgt sein, denn in der etwas blutbefleckten Gießkanne befanden sich noch keine Beeren, auch hatte die Todte ihr Vesperbrod noch bei sich. Die Erbitterung über die grausame Ermordung des in der Jugendblüthe gestandenen Mädchens, welche sich des besten Leumundes und allgemeiner Beliebtheit erfreute, ist sehr groß. Leider fehlt jede Spur von dem Thäter."
Wie eine gerichtlich angeordnete Sektion des Leichnams später ergab, waren es nach Klaus Müller insgesamt 14 Messerstiche (Hüttel
berichtet von 22 Stichen), die dem bedauernswerten Mädchen beigefügt worden waren und die fast alle lebenswichtigen Organe durchbohrt hatten (Hüttel spricht von
fünf tödlichen Verletzungen). Auch die Hände des Opfers, das sich offenbar heftig gewehrt haben mußte, waren völlig zerschnitten. Spuren einer Vergewaltigung konnten
dagegen zunächst nicht festgestellt werden.
Sofort nach dem Bekanntwerden dieser entsetzlichen Tat setzt eine fieberhafte Suche nach dem Unhold ein. Verdächtigungen, Vermutungen und Flüsterparolen
führten zur Verhaftung mehrerer Personen, darunter auch ein "Stromer namens Hübner aus Hoff", die aber wegen nachgewiesener Unschuld wieder freigelassen werden
mußten, die Behörden allerdings zu einer Veröffentlichung veranlaßte, in der es hieß:
"... Die Untersuchung wird natürlich möglichst geheim betrieben, und je weniger nach Außen dringt, umso mehr beschäftigt sich die Phantasie der Bierbankgelehrten mit der Sache und heckt Dinge und Kombinationen aus, die man als Hirngespinste einfach verlachen müßte, wenn sie nicht zu gefährlich wären und zu leichtsinnig mit Namen und Ruf von Nebenmenschen ihr frevles Spiel trieben..."
Der Täter, der 19jährige Taglöhner Christian Künzel, der in Martinlamitz bei seiner Mutter wohnte, besaß die Unverfrorenheit, sich das Leichenbegräbnis anzusehen. Im Rahmen der Untersuchungen ließ sich der Mörder von den Beamten als Zeuge vernehmen, und sagte aus:
"Ich war am 14. September in der Nähe der Mordstelle im Wald, um Pilze zu suchen. Da hörte ich auf einmal Hilferufe, ich habe aber nichts darauf gegeben. Aber kurze Zeit danach hörte ich im Walde einige Schüsse fallen."
Damit bezweckte er, den Verdacht der Täterschaft auf eine andere Person zu lenken. Zwar wurden die Aussagen seitens der Beamten sehr
skeptisch aufgenommen, doch mußten sie auch in dieser Richtung weiter ermitteln. Und so kam es, daß ein vollständig Unschuldiger des grausamen Verbrechens
beschuldigt wurde.
Bereits drei Tage nach dem grausamen Mord war gegen einen Fabrikanten aus Schwarzenbach/Saale Anklage erhoben worden. Der seinerzeit den Jagdbogen
Martinlamitz - Pilgramsreuth innehabende Jagdpächter, Fabrikbesitzer Fritz Schaller, Mitinhaber der Firma Oscar Schaller u. Co. in Schwarzenbach an der Saale, ein
hochangesehener Mann, hatte sich an diesem Tag auch in seinem Revier aufgehalten. Schaller sollte die Schreckenstat begangen haben. Und der Anschuldiger war
der Mordbube selbst. Letzterer hatte es verstanden, das Alibi des Unschuldigen so zu belasten, daß man von dessen Schuld fast überzeugt war. Untersuchungen,
Verhöre, Beschuldigungen aller Art wurden gegen den Mann, der die Natur und die Tiere des Waldes liebte und ein gutes Herz für alle Mitmenschen hatte, geführt.
Glücklicherweise stellte sich bei der Verhandlung die Unschuld des zu Unrecht Verdächtigen heraus, nicht zuletzt durch die Fähigkeit seines Verteidigers, des
damaligen Rechtsanwalts Gummi aus Hof, so berichtet Louis Hüttel.
Nach Hüttel war schon von Anfang an in Martinlamitz bei einer großen Zahl der damaligen Einwohner die Meinung vorherrschend, daß der Angeber Künzel selbst der
Täter sei. Als nämlich anläßlich einer Briefzustellung der damalige Schwarzenbacher Briefträger Johann Thiem in Martinlamitz bei der Mutter des Mörders zu tun hatte,
bemerkte er, daß sich der Bursche mit dem Reinigen eines langen Messers beschäftigte und dieses beim Auftauchen des Postbeamten verstecken wollte. Letzterer
aber war schon lange im geheimen damit beschäftigt, den arbeitsunwilligen und frechen Burschen der Tat zu überführen. Für ihn stand fest, daß nur Künzel der Täter
sein und jeder andere Verdacht unbegründet war.
Der brave Postbeamte erstattete den Gendarmeriebeamten Mitteilung und nicht lange währte es, da konnte der wirkliche Mörder entlarvt und verhaftet werden. Nur
ein stärkeres Aufgebot von Sicherheitsbeamten konnte dem Täter bei dessen Abtransport die Lynchjustiz ersparen. Soweit Louis Hüttel.
Klaus Müller berichtet von einer Steigerung der Erregung unter der Bevölkerung auf Grund Künzels Aussage und von ständig wachsender Kritik an der Polizeiarbeit.
So waren in Schwarzenbach zwei Gendarmeriebeamte von der Unschuld des angeklagten Fabrikanten völlig überzeugt und stellten auf eigene Faust Recherchen an. Ihr
zunächst noch unbegründeter Verdacht richtete sich gegen den jungen Taglöhner Künzel, den sie heimlich beobachteten und überprüften.
Inzwischen beteuerte der Fabrikant immer wieder seine Unschuld, Verhöre und Zeugenvernehmungen brachten keine neuen Erkenntnisse. Für die Ergreifung des
Täters setzte die Regierung von Oberfranken eine Belohnung von 300 Mark aus. Wochen ergebnisloser Suche vergingen. Aber da kam den beiden Polizeibeamten
Kollege "Zufall" zu Hilfe: anläßlich einer Wirtshausschlägerei im Januar 1895 konnten sie den verdächtigten Künzel als Zeugen vorladen und sagten ihm auf den Kopf
zu: "Christian, du hast die Margaret umgebracht!" Völlig überrumpelt brach der junge Mann zusammen und schluchzte: "Um Gottes willen, Herr Kommandant, zeigen
sie mich nicht an. Ich geb‘ ihnen alles, was ich habe." Auch bei den folgenden Vernehmungen blieb der Bursche bei seinem Geständnis und erzählte - wie von einer
schweren Last befreit - unaufgefordert:
"Ich bin der Täter, aber ich habe Angst vor meiner Mutter. Ich konnte die erste Zeit nach der Tat vor lauter Aufregung nicht mehr schlafen. Ja, es war am 14. September vorigen Jahres. Ich ging in den Wald und wollte Schwämme suchen. Da traf ich Margareta. Ich packte sie an, sie wehrte sich, ich kämpfte mit ihr und versetzte ihr dabei mehrere Stiche in die Brust; sie rief zweimal um Hilfe. Ich hielt ihr mit der Hand den Mund zu und versetzte ihr noch weitere Stiche, bis sie sich nicht mehr rührte. Ich drehte sie um und gab ihr noch einige Stiche in den Rücken. Als ich das Messer aus der Tasche zog, griff die Wolfrum danach und verletzte sich dabei an den Fingern, ich sah ihre Finger bluten..."
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, daß der wahre Täter gefaßt war, in Schwarzenbach. Als der gefesselte Künzel zum Bahnhof
gebracht werden sollte, mußte ihn die örtliche Feuerwehr vor der wütenden und aufgebrachten Bevölkerung schützen.
Bereits am 11. März 1895 fand vor dem Schwurgericht Bayreuth die Anklage wegen Totschlags, Notzucht und Meineid statt. Künzel wurde zu einer Zuchthausstrafe
von 14 Jahren und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt und auf die Plassenburg verbracht. Dort verstarb er am
3. Dezember 1896. In einem Zeitungsbericht hieß es darüber:
"Der Mörder der Häuslerstochter Wolfrum von Pilgramsreuth, der in Schwarzenbach a.S. geborene, zuletzt in Martinlamitz wohnhaft gewesene Taglöhner Künzel ist auf der Plassenburg an der Lungenschwindsucht gestorben. Er hat also nur 1½ Jahre von den ihm wegen Todtschlags zu gesprochenen 14 Jahren Zuchthaus verbüßt."
Das Verfahren gegen den verdächtigten Fabrikanten hatte man sofort eingestellt, die beiden Gendarmen aus Schwarzenbach erhielten die
ausgesetzte Belohnung, wurden öffentlich gelobt und ausgezeichnet.
Louis Hüttel hingegen schreibt, nur auf Grund seines jugendlichen Alters wurde Künzel zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt, ansonsten sei ihm das Fallbeil sicher
gewesen. Im damaligen Zuchthaus Plassenburg habe nach kurzer Inhaftierung sein Leben geendet, indem er Mauerteile herauskratzte und diese verschluckte.
Hüttel schließt :
"Viele der Zeugen und der vorbenannte Unschuldige haben längst das Zeitliche gesegnet. Noch heute gedenkt man mit Schrecken der ruchlosen Tat eines vertierten jungen Mannes. Und mit Wehmut sei noch des Mannes gedacht, der gänzlich unschuldig das Schwerste ertragen mußte, als Mörder bezeichnet zu werden. Er, der als wirklich guter Mensch ein wahrhaft goldenes Herz besaß, wirkte noch jahrzehntelang in seiner Heimatstadt Schwarzenbach an der Saale im öffentlichen wie im Privatleben. Ruht er auch schon Jahrzehnte in heimatlicher Erde, so wird und darf sein Name doch nie untergehen."
Das Andenken des ermordeten Mädchens ehrt die Bevölkerung auch noch heute mit gelegentlichen Blumengaben am Gedenkstein.
(Paul Basler, 1999)Literatur:
1) Klaus Müller: Der Große Kornberg, eine Hohe Bastei; Schönwald 1997
2) Schwarzenbacher Amtsblatt: Unhold mordete junge Beerensucherin - Louis Hüttel berichtet über die Bluttat am Petersberg; Jahr ?
3) Hans Bucka, Oskar Heland: Grenzsteine, Flur- und Kleindenkmale im Landkreis Hof; Hoermann-Verlag Hof 1991 S.66-67
4) Rehauer Tagblatt: E. Sch.: Bluttat am Kornberg entsetzte die Region; 25.8.1999
Laut Statistik werden in Nordbayern mehr Menschen ermordet als in Südbayern. Und das, obwohl die Nordbayern eigentlich als ruhige,
besonnene Menschen gelten. Andererseits gelten die Rahmenbedingungen für ein gesundes soziales Umfeld in Oberbayern als besser wie jene im Norden des
Freistaates. Die höchste Tötungsquote hat dabei die Oberpfalz. Und sie, die Oberpfälzer, werden in einer Studie auch schon mal zu Aggression und Hitzigkeit
neigenden Zeitgenossen eingestuft. Nach einer Statistik wird jeder 10.000. Weidener ermordet. 2001 gab es in Weiden vier Fälle von Mord und Totschlag. Noch
höher liegt die Tötungsquote im Jahr 2001 in Deggendorf und im Landkreis Neustadt an der Waldnaab mit zehn Fällen von Mord und Totschlag. In Kempten im
Allgäu beispielsweise gab es im Jahr 2001 überhaupt keine Gewalttat, im Kreis München bei 295 000 Einwohnern wurden drei Fälle registriert. Zur Zeit sorgt
der "Peggy"-Prozess vor dem Hofer Schwurgericht für Aufmerksamkeit nicht nur in der Hofer Region. Die neunjährige Peggy soll von einem Triebtäter aus
Lichtenberg erdrosselt worden sein. Von der Leiche fehlt auch heute, fast drei Jahre nach der vermeintlichen Tat, jede Spur. Einem Sexualverbrechen fiel auch die
kleine Margaretha Wolfrum zum Opfer, die zwischen Martinlamitz und Pilgramsreuth zu Tode kam. Mit diesem Fall wollen wir spektakuläre Kriminalfälle, die sich in
und um Schwarzenbach in der Vergangenheit zutrugen, noch einmal aufrollen.
An der Stelle, wo die kleine Margaretha ermordet wurde, erinnert heute noch ein Gedenkstein an das schreckliche Verbrechen. |
Entdeckt wurde das Verbrechen vom Postboten Johann Thiem (Zweiter von rechts) |
Heller Sonnenschein durchflutete am 14.September 1894 die Fluren und Wälder, als die damals 18jährige Gütlerstochter Margarete Wolfrum
von den "Hohen Häusern", zur Gemeinde Pilgramsreuth gehörig, ihre Schritte zu dem benachbarten Walde lenkte, um Preiselbeeren zu pflücken. Das lebensfrohe
Geschöpf konnte nicht ahnen, daß der Gang ihr letzter sei und sie einem scheußlichen Verbrechen zum Opfer fallen würde. Das ahnungslose Mädchen kam bis zur
Nordspitze des Petersberges - heute der grausigen Bluttat wegen "Mordtat" genannt - und begann emsig Preiselbeeren zu pflücken.
Zu gleicher Zeit hatte sich der in Martinlamitz bei seiner Mutter wohnende 17jährige Gelegenheitsarbeiter Christian Künzel in den Wald begeben, um Pilze zu
sammeln. Dabei stieß er auf das Mädchen, und da er annehmen konnte, daß niemand in der Nähe sei, versuchte er es seinem Willen gefügig zu machen. Dieses
jedoch, ein kräftiges Wesen, setzte sich zur Wehr, so daß sein Vorhaben mißlang. Aus Angst vor der zu erwartenden Anzeige faßte er den Entschluß, das Mädchen
für immer stumm zu machen.
Mit einem zum Sammeln der Pilze bestimmten spitzen Küchenmesser überfiel der Un-mensch plötzlich sein Opfer und brachte ihm nicht weniger als 22 Stiche
bei. Fünf davon waren tödlich. Um die Spuren seiner Schreckenstat zu verbergen, schleppte er die blutüberströmte Ermordete ins Gebüsch.
Als das Mädchen zur gewohnten Zeit nicht nach Hause kam, gerieten die Angehörigen in Sorge und machten sich gemeinsam mit Nachbarn auf die Suche.
Entseelt und bestialisch zugerichtet fand man die Unglückliche.
Niemand konnte ahnen, wer der Mörder war. Gendarmerie- und Gerichtsbeamte waren eifrig mit der Fahndung nach dem Täter beschäftigt. Leider gelang es vorerst
nicht, seiner habhaft zu werden. Als man die Unglückliche zu Grabe trug, besaß Künzel die Unverfro-renheit, sich das Leichenbegräbnis anzusehen.
Nicht genug seines scheußlichen Verbrechens, ließ er sich von den die Untersuchung führenden Beamten als Zeuge vernehmen und log diesen vor, er habe abends
gegen 5 Uhr Hilferufe vernommen, doch habe er sich gefürchtet, die Richtung einzuschlagen, um nicht etwas abzubekommen. Damit bezweckte er, den Verdacht der
Täterschaft auf eine andere Person zu lenken. Zwar wurden die Aussagen seitens der Beamten skeptisch aufgenommen, doch mußten diese die Richtung weiter
verfolgen. Und so kam es, daß ein vollständig Unschuldiger des grausamen Verbrechens beschuldigt wurde.
Der seinerzeit den Jagdbogen Martinlamitz - Pilgramsreuth innehabende Jagdpächter, Fabrikbesitzer Fritz Schaller, Mitinhaber der Firma Oscar Schaller u. Co. in
Schwarzenbach an der Saale, ein hochangesehener Mann, sollte die Schreckenstat begangen haben. Und der Anschuldiger war der Mordbube selbst. Letzterer hatte es
verstanden, das Alibi des Unschuldigen so zu belasten, daß man von dessen Schuld fast überzeugt war. Untersuchungen, Verhöre, Beschuldigungen aller Art wurden
gegen den Mann, der die Natur und die Tiere des Waldes liebte und ein gutes Herz für alle Mitmenschen hatte, geführt. Glücklicherweise stellte sich bei der Verhandlung
die Unschuld des ungerechterweise Verdächtigen heraus, nicht zuletzt durch die Fähigkeit seines Verteidigers, des damaligen Rechtsanwalts Gummi in Hof.
Wer war nun der Täter? Schon von Anfang an war in Martinlamitz bei einer großen Zahl der damaligen Einwohner die Meinung vorherrschend, daß der Angeber
Künzel selbst der Täter sei. Diese Mutmaßung erwies sich als Tatsache.
Als nämlich gelegentlich einer Briefzustellung der damalige Schwarzenbacher Briefträger Johann Thiem in Martinlamitz bei der Mutter des Mörders zu tun hatte,
bemerkte er, daß sich der Bursche mit dem Reinigen eines langen Messers beschäftigte und dieses beim Ansichtigwerden des Postbeamten verstecken wollte.
Letzterer aber war schon lange im geheimen damit beschäftigt, den arbeitsunwilligen und frechen Burschen der Tat zu überführen. Für ihn stand fest, daß nur
Künzel der Täter sein und jeder andere Verdacht unbegründet war.
Der brave Postbeamte erstattete den Gendarmeriebeamten Mitteilung und nicht lange währte es, da wurde der wirkliche Mörder entlarvt. Die Bestie in
Menschengestalt wurde nun in Haft genommen. Niemand, der Zeuge seines Abtransportes war, wird vergessen können, wie nur ein stärkeres Aufgebot von
Sicherheitsbeamten dem Täter die Lynchjustiz erspart hat.
Seines jugendlichen Alters wegen wurde er zu lebenslänglichem Zuchthause verurteilt, andernfalls ihm das Fallbeil sicher gewesen wäre. Im damaligen Zuchthaus
Plassenburg endete nach kurzer Inhaftierung sein Verbrecherleben, indem er Mauerteile herauskratzte und diese verschluckte.
Viele der Zeugen und der vorbenannte Unschuldige haben längst das Zeitliche gesegnet. Noch heute gedenkt man mit Schrecken der ruchlosen Tat eines vertierten
jungen Mannes. Und mit Wehmut sei noch des Mannes gedacht, der gänzlich unschuldig das Schwerste ertragen mußte, als Mörder bezeichnet zu werden. Er, der
als wirklich guter Mensch ein wahrhaft goldenes Herz besaß, wirkte noch jahrzehntelang in seiner Heimatstadt Schwarzenbach an der Saale im öffentlichen wie im
Privatleben. Ruht er auch schon Jahrzehnte in heimatlicher Erde, so wird und darf sein Name doch nie untergehen.
An der Stelle, wo die Mordtat geschah, steht seit jener Zeit ein Stein aus Granit. "Mordtat" wird er im Volksmunde genannt. Die in den Gedenkstein eingegrabenen
verwitterten Worte lauten:
wie mein Schmerz, der mich getroffen hat." |