PLZ:
82399GPS:
N 47° 54,814', O 11° 6,150'Standort:
Am "Hartweg", schräg gegenüber der Einmündung "Wiesenweg".Größe / Material:
136:73:30 / TuffsteinGeschichte:
Das Sühnekreuz Raisting I, Hartweg / Wiesenweg, wird gerade versetzt. Ich habe am 11.05.2009 den Bürgermeister von Raisting, Hr. Max Wagner angerufen. Das Grundstück wurde verkauft und der neue Eigentümer will das Kreuz dort nicht mehr haben. Nachdem der Standort sowieso nicht mehr der Originalstandort war, gab es von der Unteren Denkmalschutzbehörde keine Probleme, das Kreuz zu versetzen.Sage:
Quellen und Literatur:
GPS:
N 47° 54,762', O 11° 6,722'Standort:
Südostecke (außerhalb) des Friedhofes, im "Kirchenweg".Größe / Material:
139:79:24 / TuffsteinGeschichte:
Sehr gut erhaltenes Steinkreuz. Gemäß des neu angebrachten Bronzeschildes ist es ein Pestkreuz aus dem 30-jährigen Krieg (1618-1648).Sage:
Quellen und Literatur:
GPS:
N 47° 55,082', O 11° 6,616'Standort:
An der Gabelung "Sölberstraße" und "Gartenweg".Größe / Material:
54:75:20 / TuffsteinGeschichte:
Sühnekreuz mit nachträglich angebrachter Tafel mit der Aufschrift:SÜHNEKREUZ 1600 |
Sage:
Quellen und Literatur:
Wir haben schon von verschiedenen Sühnekreuzen gehört, S.65 des vorigen Jahrgangs ist auch eines erwähnt, das in der Flur von
Sölb bei Raisting steht. Im Katasterplan finden wir dort die Bezeichnung "Arme Seel", und merkwürdigerweise nicht weit davon die
rätselhafte Inschrift "Aerme Säul". Es ist nicht etwa das zweite die Mehrzahl des ersten Wortes, sondern nur, wie das oft vorkommt, eine andere Hörform deselben Flurnamens,
die ein gewissenhafter Geometer in Buchstaben gekleidet hat.
Daselbe Pech ist aber schon vor 400 Jahren einem Schreiber des Klosters Diessen passiert. Jener gute Mann konnte mit dem Worte, das heute
etwa "Därmsäal" gesprochen wird (mit dem Ton auf der zweiten Silbe), nichts rechtes anfangen; sicherlich war er nicht aus unserer
Gegend. So heißt es denn in den "Salbüchern" (= Grundsteuerregister) des Klosters (Reichsarchiv Kloster Diessen, Literalien 48): " auf der darmsaill, auf der dermseull, die
derseill pey greben". Der Schreiber schrieb hier nicht nach dem Sinn, den er nicht erkannte, sondern einfach nach dem Gehör.
Für den Sprachforscher sind solche Schreibungen recht wertvoll, weil sie Aufschluß über die wirkliche Aussprache geben, die uns sonst hinter dem
überlieferungsmäßig geschriebenen Wortbild immer verborgen bleiben. Vorliegender Fall ist lehrreich: Mittelhochdeutsch (also etwa zu Zeiten Walters von der Vogelwaide)
würde der name gelautet haben: "diu ärmiu sel"; die Endung iu, gesprochen Ü, wirkte umlautend auf das a in arm, was das
Neuhochdeutsche nicht mehr kennt, aber der Dialekt in unserem Falle bewahrt hat. Anders steht es mit "Säal" = Seele; diese
Sprachform ist aus dem mhd. "sel" so wenig zu erklären wie die Schreibungen "saill", seull",
"seill" des alten Klosterschreibers. Wir müssen zu deren Verständnis bis aufs Gotische zurückgreifen. Dort hieß die Seele noch
"saiwala", hieran knüpft eine althochdeutsche Form "seula" an, an der man sieht,
daß das w zu einem u geworden ist. Genau dieselbe Schreibform hat aber auch unser Klosterschreiber ("seull"). Das Doppel-L ist wohl der Ausdruck einer gewissen
Verschärfung des L, die auch heute noch zu hören ist, und die ich auf die Verschmelzung der Mittelsile zu einem Laute
zurückführe.
Uebrigens fand ich den Namen der Flur auch im Grundbuch der St. Remigius-Kirche in Raisting ao. 1646:
"... auf der Ermseyl, stoßt gegen Aufgang (= Osten) an Gmaingröben (= Gemeindegraben, eine
sehr alte Entwässerungsanlage, deren Verlauf auch vom neuen Entwässerungssystem wieder aufgegriffen wurde), gegen Mittag an des Widen (= Widdum oder Pfarrbesitz) Grund."
Aus dem Umstand, daß der Name schon um 1550 entstellt auftritt, schließe ich, daß er mindestens ins 15.Jahrhundert zurückgeht. Er kann sich
nur auf jenes alte Sühnekreuz beziehen, das hier steht. Nach Angabe von Herrn Kölbl senior, früherem Bürgermeister in Raisting,
wurde vor längerer Zeit unter dem Kreuze ein altertümliches Messer und ein Geldstück gefunden, ein untrügliches Zeichen dafür, daß dort ein Raubmord verübt worden ist.
In dem Namen "Arme Seele" prägt sich die Geisterfurcht unserer Vorfahren aus. Sie gleubten, daß die gewaltsam von ihrem Leibe getrennte Seele nach dem Tode weiter an der
Mordstätte weile.
Wohin Messer und Geldstück gekommen sind, weiß mein Gewährsmann nicht zu sagen. Schade, daß so viele Altertümer den habgierigen Sammlern
zum Opfer fallen! Wir könnten z.B. hier an Hand der Funde die genaue Zeit des Sühnekreuzes bestimmen und auch die näheren Umstände (aus dem messer etwa den Stand
des Täters) ermitteln. Aber so wird dies alles wohl ewig in Dunkel gehüllt bleiben.
(Lechisarland, 4.Jg., Juni 1928, 6.Heft, S.86-88)