Geschichte & Forschung volkstümliche Bezeichnungen

Pestdenkmale
auch Pestkreuze, Pestsäulen, Pestbildstöcke etc.


 Literatur-Auszüge 

   Pestkreuze und Pestsäulen. Das hier oben in der Sage erwähnte steinerne Kreuz steht heute noch. Diese sogenannten Pestkreuze unterscheiden sich äußerlich in nichts von den bekannten Steinkreuzen, die zur Sühne an der Stätte des Mordes oder Totschlags von dem Täter errichtet werden mußten. Es wäre immerhin möglich, daß das eine oder andere solcher Sühnekreuze, die, wie es oft der Fall war, auch an den Gemeindegrenzen errichtet wurden, dazu benutz wäre, um die Straße zu bezeichnen, bis zu welcher in Pestzeiten die Bewohner der von der Seuche heimgesuchten Orte sich nähern durften. Solches behauptet die Überlieferung bei den Kreuzen von Mönstetten (Günzburg) und Schwabbruck (Schongau). Ebenso heißt bei Wurzach (Württemberg) ein solches Steinkreuz aus dem 14.Jahrhundert Pestkreuz oder schwarzes Kreuz.
   Auch das an der Straße von Adnet nach Krispl im Salzburgischen stehende steinerne Kreuz, Pestkreuz genannt, läßt diese Frage offen. Die darauf ursprünglich eingehauene Inschrift ist vollständig verwittert und unleserlich geworden, und an ihrer Statt sind nun mit schwarzer Farbe die Worte: "Sterb bis daher 1626 Peststein" aufgemalt. Ebenso werden zwei alte Steinkreuze bei Marzoll Pestkreuze genannt, und die auf ihnen angegebenen Jahreszahlen (1636 und 1638) sind in B.F. Zillners Salzburgischer Stadtgeschichte als Pestjahre angeführt, sie stehen wahrscheinlich auf einem "Pestanger"; wie am Waldrande bei Burgkirchen (nächst Burghausen) ein Kreuz steht mit der Inschrift: "Zur frommen Erinnerung an die in der Pestzeit 1648-1649 hier begraben R.I.P."
(Andree-Eysn, Marie - Volkskundliches aus dem Bayrisch-österreichischen Alpengebiet, 1910, S.26)

Steinkreuze als Pestkreuze
Zur Erinnerung an die Pest wurden mancherorts "Pestkreuze" aus Stein errichtet, um der Nachwelt die verheerenden Folgen dieser grauenhaften Seuche möglichst eindringlich und dauerhaft in Erinnerung zu halten. Datierte und mit Inschriften versehene "Pestkreuze" sind nur wenige bekannt, so z.B. eines an der Straße von Adnet nach Krispl (Hallein) im Salzkammergut, das die Inschrift "Sterb bis daher 1626" trägt, wobei mit "Sterb" wohl das große Sterben, die Pest gemeint ist. In unserem Raum kennen wir ebenfalls solche "Pestkreuze", doch Legende und Wahrheit liegen oft dicht beieinander. Jedenfalls erzählte man sich vom Steinkreuz bei Wetterfeld (Lkrs. Cham), daß bis dorthin die Pest gereicht hätte. Das tief im Boden steckende "Pestkreuz" an der Friedhofsmauer in Obertraubling (Lkrs. Regensburg) soll ebenfalls an diese Seuche erinnern, der in der Regensburger Umgebung weit über 3000 Menschen zum Opfer fielen. Durch Wallfahrten zur "Schönen Maria"mag die Pest auch in Obertraubling eingeschleppt worden sein. Das reich verzierte und durch Form und Größe aus dem üblichen Rahmen fallende Pestkreuz in Dalking (Lkrs. Cham) entstand wohl 1772 in Erfüllung eines Gelübdes während der Pestzeit.
Zuweilen dürften diese Steine Schauplatz makabrer Geschehnisse gewesen sein, denn: "Bis zu diesen Kreuzen hat man den Pestkranken Speisen gebracht, durfte der Müller zur Pestzeit fahren." Wurden Leichen von Fremden oder Einheimischen an Wegen oder im Feld aufgefunden, beerdigte man sie mit anderen, im Ort von der Seuche Dahingerafften, in einem gemeinsamen Pestfriedhof. Eines der eindrucksvollsten Flurdenkmäler der südlichen Oberpfalz ist somit das "Pestgrab" bei Schwaighof (Lkrs. Regensburg): ein (symbolischer) Steinsarg inmitten eines freien Feldes. "Pestkreuze" bezeichneten in der Regel auch einen (meist abgegangenen) Pestfriedhof. Allgemein herrscht in der Literatur auch die Ansicht, daß Pestkreuze, wenn sie aus diesem primären Motiv errichtet wurden, sich erheblich von den sonst üblichen Kreuzformen unterscheiden.
Zeichen oder andere Inschriften, auch Knoten als Symbol der Pestbeulen auf rheinischen Kreuzen sollen ebenfalls auf Pestkreuze hinweisen. Weite Verbreitung fanden in Österreich die sog. "Pestsäulen", wie sie Franz Hula beschrieb, ihre barocken Gegenstücke in deutschen Landen sind jedoch nicht minder erwähnenswert.
Die Meinung W. Brockpählers, die Bezeichnung "Schwarzes Kreuz" in Verbindung mit der Pest zu sehen, konnte für Ostbayern jedoch nicht nachvollzogen werden.
(Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, S.114-115)

Pestkreuze
Die Erinnerung an die Pest wird in Westfalen durch Bildstöcke der Heiligen Rochus und Sebastian, durch Lobeprozessionen und auch durch Kreuze wachgehalten. Pestkreuze bezeichnen in der Regel die Stätte eines Pestfriedhofes. Sie können aber auch in Pestzeiten zur Abwehr und zum Schutze gesetzt worden sein. Durch eine Inschrift gesichert ist das Pestkreuz von Leiberg (Kreis Büren), während das Steinkreuz von Warburg nur darum zum "Pestkreuz" gestempelt wurde, weil man es in der Nähe eines Pestfriedhofes fand.
Auf dem Platze des alten Pestfriedhofes von Steinheim (Kreis Höxter), wo 1618 die Seuche 998 Menschen forderte, steht unter einer mächtigen Linde ein steinernes Kreuz vom Anfang des 19. Jahrhunderts; es ist vermutlich an die Stelle eines älteren Kreuzes getreten. - In Nieheim bringt der Volksmund einen gotischen Kreuzstein mit einem Pestfriedhof in Verbindung. - Auch Essen-Oberfrintrop hat ein steinernes Pestkreuz. - Auf rheinischen und französischen "Schwärenkreuzen" sind als Nachahmungen der Pestbeulen Knoten aus dem Stein herausgearbeitet. In Österreich kommen zahlreiche Pestsäulen vor, die, besonders im Barock, auch in Deutschland anzutreffen sind. Kreuze, die die Bezeichnung "Schwarzes Kreuz" tragen, werden gleichfalls mit der Pest in Verbindung gebracht. In der Regel weichen die Pestkreuze in ihrer Form von unseren niedrigen Steinkreuzen ab. Meist scheinen es hohe Kreuze aus Holz gewesen zu sein, wie sie in Emmingen ab Egg in Baden in einer Gruppe auf einem Hügel noch heute stehen. So ist es in Obercastrop, Rauxel und Frohlinde. Es sind hohe Kreuze mit Korpus, eines aus Holz, zwei aus Stein, ursprünglich alle aus Holz. Nach dem Erlöschen der Pest gelobten die Mitglieder der Gemeinde Castrop 1637, jährlich an den drei Sonntagen nach St. Rochus (16.8.) Prozessionen zu ihren Kreuzen abzuhalten und Gaben für die Armen zu stiften. Die Kreuze müssen also bereits vorhanden gewesen sein und erst damals den Charakter von "Pestkreuzen" angenommen haben. Bezeichnenderweise heißen sie im Volksmund bis heute "Bookenkreuze", waren also ursprünglich Baken, sichtbare Zeichen, wahrscheinlich rechtlicher Art ähnlich den Bakenkreuzen in Münster. Auch das mit den Prozessionen verbundene Volks- und Familienfest heißt Bookenfeier. Ähnliche Kreuze hatten Kirchlinde und Sodingen.
(Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.144-145)

Pest-Steinkreuze
   "Bis zu diesen Kreuzen hat man den Pestkranken Speisen gebracht, durfte der Müller zur Pestzeit fahren". Diese Erzählungen wiederholen sich, können richtig sein, erklären aber die Kreuze nicht.
   Ein sicheres Pestkreuz finden wir bis jetzt nur in der Zeitschrift für österreichische Volkskunde (Marie Andree-Eysn) III 70: Steinkreuz an der Straße von Adnet nach Krispl (Hallein) mit der Inschrift: "Sterb (Sterben = Pest) bis daher 1626". Weiters sind als wahrscheinliche Pestkreuze dort erwähnt, eines mit der Jahreszahl "1636 und 10 P.o.d.P." und eines 1638, welche beide Jahre im Salzburgischen Pestjahre waren.
   Es wurden in den Pestzeiten oft Leichen von Fremden an Wegen oder im Feld bei der Ernte gefunden. Es liegt nahe, daß man sie in der Nähe beerdigte und dort auch ein Steinkreuz errichtete. Auf "Pestfriedhöfen" können die Steinkreuze das gemeinsame Friedhofskreuz ersetzt haben.
   Es handelt sich aber bei der Nachfrage nach Pestkreuzen nur darum, ob einzelne, da und dort im freien Felde beerdigte Pestleichen solche Steinkreuze erhielten.
(Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.181)

   In der einschlägigen Literatur besteht die Tendenz, nur solche Andachtsmale als Totenleuchten zu bezeichnen, die auf einem Friedhof zu finden sind. Der Grund mag darin liegen, daß die meisten kleinen, außerhalb des Friedhofes errichteten Totenleuchten in späterer Zeit, als ihre ursprüngliche Bestimmung in Vergessenheit geriet, durch Anbringung eines Bildes einfach zu Bildstöcken umgeformt wurden. Dies trifft vor allem auf die sogenannten "Pestkreuze" zu. Die großen Seuchen, von denen Europa in früheren Zeiten immer wieder heimgesucht wurde, waren meist so verheerend, daß für die daran Gestorbenen auf dem Kirchhof kein Platz mehr vorhanden war. Sie wurden daher auf eigens angelegten Pestfriedhöfen bestattet oder, dies war der häufigere Fall, in großen außerhalb des Ortes ausgehobenen "Pestgruben" gemeinsam verscharrt. An diesen Orten wurden dann, wahrscheinlich in Anlehnung an die früher auf den Friedhöfen häufigeren Lichtsäulen, kleinere Totenleuchten errichtet, von denen sich noch viele erhalten haben. Auf diese Weise erklärt sich auch die Häufigkeit von Lichtsäulen an Plätzen außerhalb des Ortes, wo eine Aufstellung solcher Male unmotiviert erscheint. Grabungen, die aus irgend einem Grunde vorgenommen wurden, sei es daß man die Säule versetzen wollte oder daß der Platz für einen anderen Zweck benötigt wurde, haben in wiederholten Fällen Knochen zu Tage gefördert. Als Kollektivleuchten erfüllen sie so den gleichen Zweck wie die Friedhofsleuchten und wir müssen in ihnen regelrechte Totenleuchten sehen. Aus dem Unterbewußtsein des Volkes ist die Erinnerung an die ursprüngliche Bestimmung übrigens nie ganz verschwunden, denn an vielen dieser Pfeiler hat man in späterer Zeit, als man in ihnen nur mehr Bildstöcke sah, Laternen angebracht, die am Allerseelentag angezündet werden. Auch wird der obere Teil am Lande noch gerne mit dem Ausdruck "Laterne" bezeichnet; desgleichen findet man da und dort noch den Ausdruck "Lichtstöckl". [...]
   Ein wesentliches Merkmal der Totenleuchte sehe ich im Kollektivcharakter dieses Kultmales. Wenn auch oft von Einzelpersonen gestiftet, soll es für alle auf dem Friedhof Ruhenden oder unter dem Male Begrabenen - dies kommt vor allem bei den Pestsäulen zum Ausdruck - leuchten. Dort, wo es sich um das Licht für das Grab einer Einzelperson handelt, wollen wir lieber beim Ausdruck Grablicht oder Grableuchte bleiben; solche treten uns schon sehr früh entgegen, wie z.B. in der Lichtstiftung Karls des Dicken v. J. 884 5, also zu einer Zeit, als die Kollektivleuchte noch unbekannt war. Lichtsäulen für Einzelpersonen außerhalb des Friedhofes wurden im Mittelalter verhältnismäßig selten errichtet: als Gedächtnissäulen an Orten, wo ein Unglück geschehen war, oder es wird in ihnen der Gedanke der mittelalterlichen Sühnekreuze weitergeführt. Charakteristisch für sie ist, daß sie nicht über dem Grabe der betroffenen Person stehen - sie wurde ja in geweihter Erde, also auf dem Friedhof begraben - sondern an dem Ort, wo das Unglück sich ereignet hatte, beziehungsweise der Mord verübt worden war. [...]
(Hula, Franz - Mittelalterliche Kultmale, Wien 1970, S.6-9)

   [...] Da Niederhäching im Jahr 1635 von der Pest heimgesucht wurde und die Toten damals wegen der Ansteckungsgefahr nicht auf dem Kirchfriedhof bestattet werden durfte, mußten sie von den Angehörigen zur Nachtzeit verscharrt werden. Und zwar meist - wie hier - an einem religiösem Denkmal. In dessen Umkreis hat der Bauer Durach auch schon einmal menschliche Skeletteile aufgepflügt, sodaß die gelegentlich gebrauchte Bezeichnung Pestsäule nicht ganz unberechtigt erscheint. [...]
(Felzmann, Rudolf - Unterhaching - Ein Heimatbuch, 2.Auflage 1988, Selbstverlag der Gemeinde Unterhaching, Landkreis München. S.39 u. 397)

[...] Abwehr drückt sich auch in den "Pestkreuzen" oder "Schwarzen Kreuzen" aus, die es in allen deutschen Kreuzlandschaften gab und die formal keinen bestimmten Typ verkörpern. Ihr Name entstand häufig, weil zu Pestzeiten (in der Eifel bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus) Prozessionen zu "Pestkapellen" an ihnen vorbeiführten. Auch die Bitte um Verschonung oder Dank, die die Errichtung mitveranlaßt hatten, mag zur Benennung "Pestkreuz" geführt haben. Manches Kreuz wurde nachträglich zum Pestkreuz, nur weil sein Datum mit dem eines Epidemieausbruches zusammenfiel. Beim Aufzählen der verschiedenen Funktionen und Bedeutungen darf die Rolle der Flur- und Wegekreuze in Hexen- und Zaubererprozessen nicht fehlen. Zu aller Not und den Verheerungen durch Pest und Kriege kam in der Eifel die Verbrennung von Männern und Frauen auf dem Scheiterhaufen in einem Ausmaß, das in Deutschland kaum Vergleichbares fand. [...]
(Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.58)

   Pestsäulen: Die großen Seuchen, von denen die Menschheit in früheren Jahrhunderten so häufig heimgesucht wurde und von deren verheerenden Wirkung sich der Mensch der Jetztzeit keine Vorstellung mehr machen kann, liefern den Hauptanteil an Denkmälern. Besonders heftig wütete die Pest in den Jahren: 1349, 1370, 1381, 1410/11, 1490, 1521, 1529, 1541, 1563, 1570, 1586, 1645, 1679, 1691, 1713/14. Wir haben bereits im Abschnitt über den Ursprung der Totenleuchte die Feststellung gemacht, daß es sich gerade bei den ältesten Lichtstöcken fast immer um Pestkreuze handeln dürfte, aber auch in späterer Zeit haben die meisten Denkmäler diese Seuche zum Errichtungsgrund.
   Eine der ältesten und zugleich schönsten Pestsäulen ist die bereits im ersten Abschnitt erwähnte Lichtsäule in Klosterneuburg, die im Jahre 1381 von Michael von Tutz gestiftet wurde (Abb.1) und die nachstehende Inschrift trägt: "Anno MCCCLXXXI hoc opus perfectum erat post pestilenciam in die S. Nicasii M. Quando et duo pape fuerunt." Sie stand früher am ältesten Friedhof der oberen Stadt. Auch die Marmorsäule in Maria Enzersdorf (Abb.16), die folgende Inschrift trägt: "Die Erwerge schifleyt von Wien haben lassen machen das Krewz 1493", erinnert an eine Seuche. Der Untersberger Marmor, aus dem diese Säule verfertigt ist, wurde von den "erwerge" (ehrenwerten) Schiffer aus dem Salzburgischen zu Schiff auf der Salzach, dem Inn and der Donau nach Wien gebracht. Die Säule soll zur Erinnerung an eine nach Mariazell aus Anlaß einer Blatternepidemie unternommenen Wallfahrt errichtet worden sein (Geschichte der Wallfahrtskirche, des Klosters und der Gemeinde Maria Enzersdorf, von Felix Haßlinger).
   Eine besonders große Anzahl hinterließ die Pest vom Jahre 1713. Fast jeder größere Ort besitzt mindestens eine, manchmal auch zwei Säulen aus dieser Zeit, von denen manche, durch den Barockgeist monumental ausgestaltet, mit dem bescheidenen Bildstock nur mehr wenig äußerliche Ähnlichkeit zeigen. Am häufigsten treffen wir sie, als Dreifaltigkeits- oder Mariensäulen, in Niederösterreich und im Burgenland, doch auch in den anderen Bundesländern sind ihrer genug zu finden. Die architektonische Würdigung dieser Säulen überlassen wir dem zweiten Teil dieser Arbeit.
   Die Pestpatrone sind vor allem die Heiligen Sebastian und Rochus, doch werden auch andere Heilige in dieser Not angerufen. Ihre Figuren kehren auf den Pestsäulen immer wieder.
   Ein interessantes Pestkreuz vom Jahre 1713 befindet sich in Nußdorf an der Traisen. Es trägt die sogenannten Zachariaskreuze und Zacharianischen Buchstaben, welche die Anfangsbuchstaben eines lateinischen Schutzgebetes gegen die Pest darstellen. Der Verfasser des Gebetes soll der Bischof Zacharias von Jerusalem gewesen sein.
   Es wäre müßig und nicht möglich, alle in Österreich erhaltenen Pestsäulen aufzuzählen, es genügt uns zu wissen, daß sie den weitaus größten Teil der bei uns vorkommenden Totenleuchten und Bildstöcke ausmachen. Des Interesses halber sei noch erwähnt, daß sogar Tierepidemien zum Anlaß für die Errichtung von Säulen genommen wurden, wie die an eine Rinderpest erinnernde Säule zu Trautmannsdorf, N.-Ö., beweist.
(Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.35-36)

[...] Nun hat ein vor allem für Österreich charakteristischer Brauch uns wenigstens aus späterer Zeit eine große Anzahl von - ich möchte fast sagen - Ablegern der Friedhofsleuchte erhalten. Die großen Seuchen des Mittelalters forderten wiederholt so zahlreiche Opfer, daß man die Leichen auf dem Ortsfriedhof bei der Kirche nicht mehr unterbringen konnte. Man verscharrte sie in Gruben außerhalb des Ortes (für die man vielfach jetzt noch den Ausdruck "Pestfriedhof" verwendet findet) und errichtete darüber eine Totenleuchte. Daß diese vor allem auf dem Lande meist nur ein ganz einfacher Tabernakelpfeiler mit einer Nische für das Licht war, ist wohl nicht nur durch die ärmlicheren Verhältnisse der Bauernbevölkerung, sondern auch aus der übergroßen Not erklärlich, von der jede Seuchenwelle begleitet war. Jedenfalls ist uns die Totenleuchte in dieser, allerdings einfacheren Gestalt in zahlreichen Beispielen erhalten geblieben, wenn sie auch nur mehr in den seltensten Fällen in der ursprünglichen Form verwendet wird.
(Hula, Franz - Die Totenleuchten und Bildstöcke Österreichs. Ein Nachtrag, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band XXIV, 1965, S.169)

   Nächst den Greueltaten der großen Kriege, die in allen Jahrhunderten namenloses Elend über unsere sächsischen Dörfer und Städte gebracht haben und in der Volkserinnerung mit allerlei verworrenen Vorstellungen noch heutigentags weiterleben, spielt die Völkerheißel des Mittelalters, sie Pest, eine ähnliche Schreckensrolle. Sie lebt auch für die Steinkreuzkunde im Namen Peststein oder Pestkreuz weiter, aber man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man auch hier - genau wie bei den alten Kriegssagen - annimmt, daß zwischen dem rätselhaften düsteren Steinkreuz und dem verblassenden Andenken an die von den Voreltern erlittenen Trauerjahre eine nachträgliche Ideenverbindung zustandegekommen ist, bei der die geringfügigen Reste der eigenen örtlichen Geschichtskenntnis für die Erklärung des verbliebenen Steinmales herhalten mußte. Infolgedessen sind die an öffentlicher Straße stehenden Kreuze, z.B. in Commerau oder Leppersdorf, die nach landläufiger Ansicht an die Pest gemahnen, wohl sehr mit Vorsicht zu behandeln sein. Dagegen würde ich den geschichtlichen Zusammenhang für den Peststein auf dem Mügelner Fiedhof, der einen noch heute freigehaltenen Abschnitt als Begräbnisstätte der Pestleichen bezeichnen soll, eher für gewahrt erachten. Wenn die große Seuche, als Gefolge von Kriegsereignissen oder durch andre Einschleppung eine Ortschaft befiel und ganze Häuser und Straßen entvölkerte, so fanden sich oft nur für schweres Geld oder unter behördlichem Zwange die nötigen Hände, die das Bestattungsgeschäft übernahmen; das übliche Geleite oder andre Feierlichkeiten unterblieben, und nur erst später mag die Dankbarkeit der Überlebenden den Dahingegangenen hier und da ein gemeinsames Denkmal in Form des namenlosen Steinkreuzes gesetzt haben. Urkundlich verbürgt ist dies allerdings nirgends, wiewohl alle Ortschroniken über Pestzeiten und Bevölkerungsverluste genau zu berichten wissen und hier und da auch der Pestfriedhöfe und Pestgeistlichen besonders gedenken.
(Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, S.179)



 dokumentierte Beispiele 

Die an dieser Stelle vorgestellten Denkmale werden zwar allesamt am Standort als Pestkreuze / -steine bezeichnet, ein zweifelsfreier Zusammenhang der Setzung mit der Seuche ist aber nicht immer gegeben.

Sparz I (BY)
Wehrsdorf I (SN)
Koppl I (AUT)
Buchen I (BW)
Merschwitz I (SN)
Erfurt I (TH)
Adelsdorf I (BY)
Pritzl I (BY)
Neusath I (BY)
Wetzendorf I (BY)
Geierswalde (SN)
Ipthausen I (BY)
Moorenweis (BY)
Räckelwitz I (SN)
Dalking I (BY)
Wiesen II (BY)
Adnet I (AUT)
Bruchsal I (BW)
Hopferau I (BY)
Östringen I (BW)
Hohegeiß I (NS)
Straßlach I (BY)
Fischamend I (AUT)
Sebnitz I (SN)
Gossenhofen I (BY)
Bergen I (BY)
Zell I (BY)
Arget I (BY)
Pettendorf I (BY)
Wittichenau VI (SN)
Labbeck I (NRW)
Pflaumheim I (BY)
Lübeck I (SH)
St. Gilgen I (AUT)
Dörrenbach I (RLP)
Mönsheim I (BW)
Freyung I (BY)
Bad Münder II (NS)
Tresdorf I (AUT)
Nabburg IV (BY)
Honhardt IV (BW)
Allweg I - III (CH)
Steyr I (AUT)
Steina I (NS)
Oberhaid VII (BY)
Enns II (AUT)
Petershain II (SN)



 weiterführende Literatur und Quellen 
Wikipedia - Schwarzer Tod
Meiche, Prof. Dr. Alfred - Sebnitzer Pestdenkmale, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen Heft 3 bis 4, Band XIV, 1925, S.149-156


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