Deutschland Bayern Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge

Selb


Zeichnung bei
Döberlein (1965)

PLZ: 95100

GPS: N 50° 9,203', O 12° 11,378'

Standort: Im Waldgebiet Häusellohe, etwa 1km östlich des Forsthauses an der zur Landesgrenze führenden Straße.

Größe / Material: 132:73:27 / Granit

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz". Der alte Standort befand sich auf der Flur des abgegangenen Dorfes Wurlitz. In das sehr gut erhaltene Steinkreuz ist im oberen Teil ein kleines Kreuz (sekundär) eingeritzt.

Rund einen Kilometer östlich des idyllisch gelegenen Forsthauses Häusellohe nahe der Landesgrenze zur Tschechischen Republik befindet sich rechts am Rand einer nach Osten führenden Forststraße Waldfuhre dieses Steinkreuz. Bei einer Aufforstung wurde es an den jetzigen Platz versetzt. Früher stand es unweit davon an einem freien Platz in der Waldabteilung Wurlitzloh, die einst die Ortschaft Wurlitz (mit neun Häusern) beherbergte. Heute ist die Ortschaft ganz verschwunden. Im Volksmund wird der Stein gerne als "Schwedenkreuz" bezeichnet. Im Dreißigjährigen Krieg soll hier ein erbitterter Kampf zwischen Schweden und Kaiserlichen stattgefunden haben. Diese bekannte volkstümliche Überlieferung bekam neue Nahrung, als bei Aufforstungsarbeiten man tatsächlich ganz in der Nähe davon eine Menge kleiner Hufeisen und verrosteter Lanzenspitzen ans Tageslicht beförderte. Ein Selber Chronist (Seybold) berichtete, daß in diesem Zusammenhang in der Waldabteilung "Steinerncreutz" (heute: Steinkreuzloh) einmal viele Menschen ums Leben kamen. (Schmeissner 1980)

9. Steinkreuz. Ein sehr gut erhaltenes Steinkreuz befindet sich etwa 1km östlich vom Forsthaus an der zur Landesgrenze führenden Straße in unmittelbarer Nähe der tschechischen Grenze. Das Kreuz ist 115 cm hoch und 30 cm dick. Die Buchstaben LP und ein kleines Kreuz sind im Stamm eingeritzt. Bei einer durchgeführten Aufforstung wurde das Kreuz an die jetzige Stelle versetzt. Zuvor stand es oberhalb des jetzigen Standortes auf einem freien Platz in der Waldabteilung Wurlitzloh. Hier stand die Ortschaft Wurlitz mit 9 Häusern, die gänzlich verschwunden sind. Im Volksmund wird das Steinkreuz auch Schwedenkreuz genannt. Es soll hier im 30jährigen Krieg ein erbitterter Kampf zwischen Kaiserlichen und Schweden stattgefunden haben, wobei ein schwedischer General mit einer großen Zahl seiner Leute fiel und auch die Kaiserlichen starke Verluste hatten. Die Gefallenen wurden begraben und über die Ruhestätte des Generals dieses Steindenkmal gesetzt. Zu gewissen Zeiten sollen um die Mitternacht die Schweden aus ihren Gräbern steigen und im Kampf mit den Kaiserlichen den Tod ihres Generals rächen. Bei vorgenommenen Aufforstungen wurden eine ganze Menge kleiner Hufeisen und verrosteter Lanzenspitzen gefunden. (Bucka 1969)

9. Das Steinerne Kreuz bei der Häusellohe
10 Minuten Gehweg östlich des staatl. Forsthauses in Richtung Landesgrenze steht am Weg ein etwa 1½m hohes Steinkreuz. Es stand früher auf dem freien Platz oberhalb der jetzigen Stelle von Fichten und Laubbäumchen umgeben.
Auch dieses Kreuz wird als Sühnekreuz bezeichnet. Der Volksmund und geschichtliche Hinweise wiederum sagen, dieses mächtige Granitkreuz sei ein Schwedenkreuz. Der Sage nach hat hier ein erbitterter Kampf zwischen Kaiserlichen und Schweden stattgefunden, wobei ein schwedischer General mit einer großen Anzahl seiner Leute gefallen ist. Man bettete diese Gefallenen zur Erde und errichtete über der Ruhestätte des Generals dieses Gedenkzeichen. Zu gewissen Zeiten sollen nun um Mitternacht die Schweden aus ihrem Grabe steigen, um im Kampfe gegen die Kaiserlichen den Tod ihres tapferen Generals zu rächen.
Es gibt geschichtliche Unterlagen, daß Wallenstein nach den Göllersdorfer Verhandlungen im Sommer 1632 die mit den Schweden verbündeten Sachsen aus Böhmen vertrieb und dann an unserer Landesgrenze seine Truppen gegen die Schweden zum Kampfe zusammenzog. Daß am 9.Juni 1632, am 25.April 1633 und am 31.August 1633 die Stadt Selb von Osten her durch Kaiserliche oder Kroaten geplündert wurde, und daß die Schweden versuchten, die Kaiserlichen aus unserer Gegend zu vertreiben, ist in den Kirchenbüchern jener Zeit beschrieben.
Der alte Chronist von Selb, Stadtschreiber Seybold, berichtet, daß in der Forstabteilung Steinernkreuz viele Menschen (genau wie im früheren Stopfersfurth) umkamen. Außerdem wurden bei der Waldaufforstung vor längerer Zeit nach Berichten des verstorbenen Forstoberinspektors Rentsch "ganze Moosschwingen“ voll kleiner (schwedischer) Hufeisen gefunden sowie verrostete Lanzenspitzen. Es liegt also nahe, daß das Kreuz vielleicht mit einem Kampf im Dreißigjährigen Krieg zu tun hat. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß dieser Stein schon vor dem Kriege stand und trotzdem ein Sühnestein ist. An der Stelle stand früher eine Ortschaft mit 9 Häusern namens Wurlitz. Die dortige Waldabteilung trägt heute noch den Namen "Wurlitzloh" [...]
Nachdem geschichtliche Daten darauf hinweisen, daß während des 30jährigen Krieges in der Nähe von Selb einmal ein Kampf stattgefunden hat, könnte das Steinkreuz wirklich als "Schwedenkreuz" die Stelle der Kriegshandlung bezeichnen. - Tatsächlich brachten ja die Schweden wirklich viel "Kreuz", Leid und Elend, Not und Tod über die Menschen. (Döberlein 1965)

In unmittelbarer Nähe der tschechischen Grenze, rund 1,5 Kilometer östlich vom obengenannten Forsthause finden wir am Südrande eines düsteren Waldweges ein sehr gut erhaltenes Steinkreuz. Im Volksmunde heißt es "das Schwedenkreuz", da es nach der Sage auf einer Kampfstätte des Dreißigjährigen Krieges stehen soll. Der östliche Arm trägt die Buchstaben LP, die südliche Seite des Stammes ein kleines eingehauenes Kreuz. "Längst ist vergessen, vergangen, was der Stein sollte künden ins Land." Wahrscheinlich aber haben wir es auch hier mit einem Sühnekreuz zu tun. Es ist 1,15 Meter hoch, 30 Zentimeter stark, die Balkenbreite beträgt ebenfalls 30 Zentimeter. (Trukenbrod 1937)

Sage: In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, besonders in den Jahren 1632 und 1633, hatte auch unsere Heimat schwer unter den Drangsalen der vielen Kämpfe zwischen Kaiserlichen und Schweden zu leiden. Oft kamen größere oder kleinere Soldatenhaufen der kaiserlichen Regimenter von der Stadt Eger aus, wo sie im Winterquartier lagen, nach SeIb. Ihr nächster Weg war dabei der über Franzensbad und über die Häusellohe. In Selb holten sie sich Heu, Hafer und Stroh für ihre Pferde und Schlachtvieh zur Verpflegung der Soldaten. Die Futter- und Lebensmittel mußten die Bauern der Gegend aufbringen und in Selb bereithalten. Die Schweden aber, welche damals die Oberpfalz besetzt hatten, erfuhren von den Streifzügen der Kaiserlichen und lauerten ihnen im dichten Walde bei der Häusellohe auf. Gar zu gerne hätten sie einmal einige der reich beladenen Proviantwagen der Kaiserlichen erbeutet.
Wieder einmal, es ging schon auf Mitternacht, kamen die Kaiserlichen auf dem vom Monde beschienenen Waldwege daher. Plötzlich sprengten die Schweden, die mit Harnischen, Schwertern und Schilden schwer bewaffnet und von einem Obersten geführt waren, aus dem dunklen Wald heraus und hieben auf die Kaiserlichen ein. Doch diese setzten sich gar heftig zur Wehr. Weithin schallte da das Geklirre der Rüstungen und Schwerter, mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen! Die Pferde wieherten und schnaubten unter ihren Reitern, die sie immer wieder anspornten. Bald lagen Verwundete und Sterbende auf dem Waldboden hingestreckt, darunter auch der schwedische Oberst. Er war durch einen Schwerthieb schwer getroffen worden und starb auf der Stelle. Auf beiden Seiten gab es große Verluste und nur wenige kaiserliche Soldaten überlebten das mörderische Gefecht.
Sie begruben die Toten auf dem Kampfplatz. Später hat man an der Stelle ein Steinkreuz errichtet, das heute noch Zeugnis gibt von der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Als vor vielen Jahren zur Aufforstung dort gegraben wurde, fanden die Waldarbeiter allerlei Überreste aus dem Kampf zwischen Kaiserlichen und Schweden. Damit ist aber bewiesen, daß das Steinkreuz bei der Häusellohe ein Gedenkkreuz ist an eine schwere Zeit, und wir können verstehen, daß manche es "Schwedenkreuz" nennen. Um dieses Kreuz wob sich nun in den über 300 Jahren, die seit dem Dreißigjährigen Kriege vergangen sind, eine Sage. Sie geht immer von den Eltern auf die Kinder weiter und berichtet:
An jedem Jahrestag der Schlacht entsteigen nachts zwölf Uhr die damals im Kampf Gefallenen in ihrer alten Kleidung und Rüstung wieder ihren Grabstätten. Von neuem entbrennt dann der Kampf zwischen den Gegnern. Besonders heftig wird er geführt von den Schweden, die ihren gefallenen Oberst rächen wollen. Wieder schlagen sie mit ihren Schwertern aufeinander ein und wieder stöhnen und ächzen die Verwundeten und Sterbenden. Doch wenn die Glocke vom Selber Kirchturm ein Uhr schlägt, ist der Geisterspuk zu Ende.
Unheimlich ist es dort am Steinernen Kreuz in der Häusellohe um die mitternächtliche Stunde und niemand ist gern um diese Zeit draußen im Wald.

Die Schlacht in der Häusellohe ist in vielen Sagen, aber auch in Gedichten beschrieben worden:
"...Wieder einmal, es ging schon auf Mitternacht, kamen die Kaiserlichen auf dem vom Monde beschienenen Waldweg daher. Plötzlich sprengten die Schweden, die mit Harnischen, Schwertern und Schilden schwer bewaffnet und von einem Obersten geführt waren, aus dem dunklen Wald heraus und hieben auf die Kaiserlichen ein. Doch diese setzten sich gar heftig zur Wehr. Weithin schallte da das Geklirre der Rüstungen und der Schwerter, mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen: Die Pferde wieherten und schnaubten unter ihren Reitern, die sie immer wieder anspornten. Bald lagen Verwundete und Sterbende auf dem Waldboden hingestreckt, darunter auch der schwedische Oberst. Er war durch einen Schwerthieb schwer getroffen worden und starb auf der Stelle. Auf beiden Seiten gab es große Verluste und nur wenige kaiserliche Soldaten überlebten das mörderische Gefecht. Sie begruben die Toten auf dem Kampfplatz. Später hat man an der Stelle ein Steinkreuz errichtet, das heute noch Zeugnis gibt von der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges (Nach L. Rieß, Selber Heimatbuch)."
Eine weitere Sage, ebenfalls von Rieß und anderen Heimatautoren aufgeschrieben, nimmt auf die "Schwedenschlacht" Bezug:
"...An jedem Jahrestag der Schlacht entsteigen nachts zwölf Uhr die damals im Kampf Gefallenen in ihrer alten Kleidung und Rüstung wieder ihren Grabstätten. Von neuem entbrennt dann der Kampf zwischen den Gegnern. Besonders heftig wird er geführt von den Schweden, die ihren gefallenen Oberst rächen wollen. Wieder schlagen sie mit ihren Schwertern aufeinander ein und wieder stöhnen und ächzen die Verwundeten und Sterbenden. Doch wenn die Glocke vom Selber Kirchturm ein Uhr schlägt, ist der Geisterspuk zu Ende. Unheimlich ist es dort am Steinernen Kreuz in der Häusellohe um die mitternächtliche Stunde und niemand ist gern um diese Zeit draußen im Wald."
L. Vogt widmete diesem Steinkreuz folgendes Gedicht (in: Zeh, Heimatkunde Rehau, S.490):

Von des Waldes dämmerndem Saume
Ein Steinkreuz niederschaut,
Zur Seite geneigt wie im Traume -
Nie ist es im Wetter ergraut)

So mag es seit alters schon stehen,
Verlassen, am einsamen Ort.
"Sagt, habt ihr je anders gesehen
Den stummen Prediger dort?“

Und längst ist vergessen, vergangen
Was der Stein sollte künden ins Land.
Da hat ihm leis umgehangen
Die Sage ein dunkles Gewand.

Philipp Zapf (nachzulesen bei Rieß, "Selber Heimatbuch“, S.407) hat die oben erwähnte "Geistersage“ um das steinerne Kreuz bei der Häusellohe in Gedichtform gekleidet:

In dem nächtlich finstern Walde steht ein einsam steinern Mal,
Kaiserliche lagen dort und Schweden samt ihrem General.
Stille ist es hier am Tage, nur im Wald die Fichte ächzt,
Nur das Reh streift durch die Büsche, und der scheue Rabe krächzt.

Aber nachts flieh‘n Reh und Rabe angstvoll oft den finstern Wald,
Wenn da tobt ein wilder Lärm und die Trommel schaurig schallt.
Denn die tapferen Schweden steigen aus dem kühlen Grab hervor
Mit den Schwertern, mit den Büchsen, und die Fahne fliegt empor.

Und die Kaiserlichen eilen schrecklich auf zum wilden Kampf,
Krieger stürzen, Pferde schnauben, Schwerter blinken durch den Dampf.
Sieh da sinkt der Tapf‘ren einer, der General vom hohen Roß,
Rache schnauben alle Schweden, Feinde jubeln dem Geschoß.

Doch wie eitle Nebelbilder scheucht sie all die Morgenluft,
Wieder wird es einsam stille, Helden sinken in die Gruft.
Wie unheimlich wird dem Wanderer bei dem wild umkränzten Mal,
Wo die Schweden nimmer ruhen, zu rächen ihren General!" (Schmeissner 1980)

Quellen und Literatur:
Trukenbrod, Georg - Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937
Döberlein, Christian / Döberlein, Hansgeorg - Steinkreuze / Kreuzsteine und steinerne Flurdenkmäler im Landkreis Rehau, Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 1965, S.12, 24, 25, Nr.9
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.6, Nr.9 unter Häusellohe
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2, 1980
Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale


Sühnekreuze & Mordsteine