Deutschland Bayern Lkr. Miltenberg

Watterbach (I) / OT von Kirchzell

PLZ: 63931

GPS: N 49° 37,818', O 9° 08,441'

Standort: Am Weg von Watterbach nach Kirchzell, am Westhang oberhalb des Dorfes.

Größe / Material: 1,60m hoch, Schaft 130:25:22 cm / Eichenholz

Geschichte: Es handelt sich um einen der letzten hölzernen Bildstöcke des Odenwaldes – im Privatbesitz der Familie Repp und in deren Privatwald stehend. In der geschnitzten Nische finden sich noch Reste einer aufgenagelten Schnitzerei, anscheinend mit Darstellung der Leidensymbole. Davor ist ein modernes Kruzifix angebracht. (Assion 1992)

Sage:

Quellen und Literatur:
Assion, Peter - Bildstocktypik und soziales Zeichensystem, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes ... Bd. V, Neustadt 1992, S. 449-474
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Watterbach (II) / OT von Kirchzell

GPS: N 49° 37,791', O 9° 08,616'

Standort: An der höchsten Stelle des Watterbacher Kirchenpfads, auf dem Höhenrücken zwischen Emichskopf und Kehlberg.

Größe / Material: 280:27:27 / Sandstein

Geschichte: Der Bildstock entspricht in seiner Form einem alten Bildstocktyp. Auf dem Kopf ist ein Kreuz herausgearbeitet. In der Nische steht eine kleine Madonna aus Plastik.
Neben dem Bildstock liegt eine Steinplatte (160:40:15 cm), die wohl früher auf einer Ruhbank angebracht war. Solche Ruhebänke stellten an markanten Stellen eine Möglichkeit dar, Kopflasten abzusetzen, um sich auszuruhen. Flurname: "An der Ruhe".

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Watterbach (III) / OT von Kirchzell


Abbildung bei
Güterbock (1970)

GPS: N 49° 38,539', O 9° 6,782'

Standort: Oberhalb der Schrahmühle bei Watterbach.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: [...] Umso mehr muß der Bildstock an der Schrahmühle auffallen. Schon durch seinen Grundstein, einen sogen, "liegenden" Mahlstein, unterscheidet er sich von anderen seiner Art; er deutet damit auf den Beruf seines Stifters hin. Der ungewöhnlich hohe Schaft trägt einen vierseitigen Block, der auf der Vorderseite, aus einem Hügel (Golgatha!) hervorsprießend ein Herz zeigt, aus dem ein doppelbalkiges Kreuz mit den Marterwerkzeugen Christi, vom Hahn bekrönt, aufragt, während die rechte Seite wiederum ein Herz mit drei Nägeln und das Christus-Monogramm zeigt. Auf der linken Seite sind unter der Bitte: "Jesus, Maria hilf" der Name des Stifters Hans Martin Walter und die Jahreszahl 1740 eingehauen. Die einmalige Besonderheit dieses Bildstocks macht die lange Inschrift auf der Vorderseite des Schaftes aus:
IN KRAFT DES BLUTS DIESEM
GEFLEISCHN WORTS UND IN
KRAFT DER WESENHEIT DES
EWIGEN VATERS + WEIGET
VON VNS IHR VERFLVCHTE
GEISTER. IM NAHEN GOT DES
VATERS + + + GOTES
VATERS HANT + BESCHOZE
VNS VOR FEURESBRANT
H. AGATHA H. MARTIER DONATE +
BIT DAS FOR BLITS DONER
VND KISESCHLAG
[uns bewahren mögt]
Offensichtlich hat der Platz zum Vollenden der Inschrift nicht gereicht, aber der Sinn ist klar: Die Bitte um Gottes Schutz vor Feuersbrand und die Anrufung der beiden Nothelfer in Feuer- und Gewitternot Agatha und Donatus, die als Schutzpatrone in Unwetternot heute noch vom Landvolk verehrt werden, deuten auf Blitzschlag und Brand auf der Schrahmühle hin. Mit der Stiftung eines Bildstocks stellte Hans Martin Walter sich unter den Schutz heiliger Mächte. Die eindrucksvolle Beschwörung, die überdies die Verfluchung böser Geister nicht vergaß, verrät in ihrer Abfassung den studierten Geistlichen, dem sowohl das Evangelium Johann! Kap. l, V.14 ("Und das Wort ward Fleisch..."), als auch der Wettersegen bekannt war, der im Mainzer Ritus der Fronleichnamsprozession an den vier Stationsaltären ausgeteilt wurde. (Güterbock 1970)

   Für die Forschung erhält dieses kleine Doppelkreuz zudem eine außerordentliche Bedeutung, denn es beweist schlagend, daß der Brauch der Holzkreuzsetzung mit dem der Bildstocksetzung nicht wesensgleich oder verwandt ist. Denn nur ein einziges von den unzähligen steinernen Flurdenkmälern des Buntsandstein- und Muschelkalkgebietes trägt ein Doppelkreuz. Diese Ausnahme der Regel steht oberhalb der Schrahmühle im Watterbacher Tal bei Amorbach i.Odw. In dem länglichen Rechteck der Schauseite des prismatischen Bildstockkopfes steht auf einem kleinen Hügel ein doppelbalkiges Waffen-Christi-Kreuz, mit acht, zum Teil infolge Verwitterung nicht mehr klar deutbaren Leidenswerkzeugen. Auf dem Schaft ist folgende Inschrift eingemeißelt: IN KRAFT DES BLUTS DIESEM GEFLEISCHT WORTS VND IN KRAFT DER WESENHEIT DES EWIGEN VATERS + WEIGET VON VNS IHR VERFLVCHTE GEISTER IM NAH(M)EN GOT DES VATERS +++ GOTES VATERS HANT + BESCHOZE VNS VON FEUERSBRANT H AGATHA H MARTIER DONATE + BIT DAS FOR BLITZ DONER VND KISE(L)SCHLAG. Das Doppelkreuz und Gebet ergänzen sich geradezu vollendet im Sinne der Unheilabwehr für Haus und Flur. Den gleichen Zweck verfolgt im Grunde genommen heute noch die Einbeziehung der Wegkreuze in das kirchliche Brauchtum der Flurprozession. An ihnen werden dann die vier Evangelien verlesen; darauf deutet auch der Name "Evangelienbild" eines hölzernen Flurkreuzes in der Gemarkung Ballenberg (Kreis Buchen) hin. Diese Namengebung ist allerdings eine Ausnahme, denn das Volk bezeichnet im Bauland wie auch in vielen anderen Wegkreuzgebieten die Kreuze durchweg nach den Besitzern der Grundstücke, auf denen sie stehen, z.B. "'s Herschewerts-Kreiz" oder "'s Götzingers ihr Kreiz" oder auch nach den Flurnamen. (Heimberger 1952)

Sage:

Quellen und Literatur:
Güterbock, Gotthilde - Die Schrahmüller-Bildstöcke, in: Der Odenwald, 17.Jg. 1970, H.1, S.13-18
Heimberger, Heiner - Das gefeite Dorf, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd.75, 1952, S.263-307
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto von 1977)


Sühnekreuze & Mordsteine