Deutschland Bayern Lkr. Forchheim

Wimmelbach (I) / OT von Hausen


Blick zum Standort

Zeichnung bei
Rottler (1920)

PLZ: 91353

GPS: N 49° 42,511', O 11° 0,351'

Standort: In der Kirchenstraße am Wiesenhang unterhalb der kath. Filialkirche St. Laurentius.

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Spinnerin". Bis etwa 1970 stand der Stein am Ortsausgang rechts der B 470 in Richtung Burk bei der Abzweigung der Kreisstraße FO 3, etwa 600m vom jetzigen Standort entfernt.
In der zum Hang hin gerichteten Seite nasenbesetztes Kreuz mit eingezogenen Armenden und ebenso gestaltetem Kopfteil eingeritzt. Im Kreuzschaft, der durch die ungünstige Aufstellung des Kreuzsteins am Hang teilweise im Boden steckt, zwei lange schmale Rillen erkennbar; eine weitere quert den rechten Kreuzarm. Links des Kreuzkopfes rundes Näpfchen eingetieft; rückseitig, d.h. zur Straße hin, drei Näpfchen und eine alte, etwa über die Hälfte der Platte horizontal verlaufende Schramme. An der rechten oberen Ecke der Platte alte Ausbruchstelle. Knapp unterhalb des Querbalkens des Kreuzes schräg über die Breite des Kreuzsteins verlaufende Flickstelle. - Von den von Rottler (1920) erwähnten Spuren einer weiblichen Gestalt, erhaben ausgeführt auf der Rückseite des Kreuzsteins ist nichts erkennbar. (Rühl 1999)

   15 und 15a. Großer Kreuzstein an der Straße von Forchheim nach Unterwimmelbach-Osdorf an der Kreuzung des Weges Ober-Unterwimmelbach - Thurn unmittelbar bei Unterwimmelbach (Forchheim). Kreuz in Linien vertieft. Auf der Rückseite Spuren einer weiblichen Gestalt, erhaben ausgeführt. Dieser Stein ist im 1.Jahrgang der Heimatbilder aus Oberfranken 1913 Nr.1 in einer Abhandlung über Steinkreuze und Kreuzsteine von Frz. Frhr. von Guttenberg aufgeführt und dabei erwähnt, daß er die "Spinnerin" genannt wird, weil nach der Sage eine Dirne ihren Bräutigam an dieser Stelle mit dem Rocken erschlagen habe. Die weibliche Figur gibt der Sage einen realen Hintergrund. (Rottler 1920)

Sage: Bereits 1848 fand die "Spinnerin-Sage" Aufnahme in die bekannte Sagensammlung von Friedrich Panzer:
an dem scheideweg, wo sich von der straße zwischen Oberwimmelbach und Unterwimmelbach, in Oberfranken, der weg nach Thurn trennt, steht ein stein mit eingehauenem kreuz, man nennt ihn die Spinnerin. ein mädchen, welches in die Spinnstube gehen wollte, erschlug mit dem rocken ihren bräutigam, welcher sich in einen Sack gesteckt hatte, und den brüllenden Teufel nachahmte.
Von dieser Sammlung gelangte die Sage 1865 in die Bavaria und ins heimatkundliche Schrifttum.
(vgl. auch: Spinnmädchenkreuze)

Quellen und Literatur:
Panzer, Friedrich - Bayerische Sagen und Bräuche. Beitrag zur Deutschen Mythologie, Erster Band, München 1848, S.556
Rottler - Kreuzsteine und Steinkreuze vorzüglich im Bezirke des Landbauamtes Bamberg, in: Deutsche Gaue, 21.Bd., 1920, S.57-64, Nr.15
Rottler, Joseph - Kreuzsteine u. Steinkreuze vorzüglich im Bezirke des Landbauamtes Bamberg, Nürnberg 1926. Handschrift mit Skizzen aller 88 inventarisierten Kreuzsteine und Steinkreuze. StAB, Rep. A245, Verz.I, Nr.115
Rühl, Werner - Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Forchheim, Forchheim 1999, Nr.39, S.87-89
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Wimmelbach (II) / OT von Hausen

GPS: N 49° 42,665', O 11° 0,270'

Standort: Mm Garten der "Kirchenstraße 24".

Größe / Material: 340cm hoch / Sandstein

Geschichte: Barockmarter, hochrechteckiger Sockel (89x55x55cm) mit Rankenwerk. Säule (140cm) nach oben verjüngt und verziert, unten zwei oben eine Ringwulst. Valutenkapitell (20cm). Ampel (80x43x43cm) mit vier Reliefbildern: Maria Krönung, hl. Georg, hl. Dreifaltigkeit und die hl. Margaretha. Kreuzförmiges Rundbogendach mit Strahlenmuster. Aufsatz: ein lat. Eisenkreuz (30cm).

Standort: Vor der Kirchenstraße 24, oberhalb eines Hanges.
Maße: Aufsatz: H ca. 30cm, Ampel: H ca. 110cm, B/T43cm, Säule: H 140cm, D 28-35cm, Sockel: H 88cm, B/T 56cm.
Material: Sandstein.
Alter: Bez.: 1708
Beschreibung: Aufsatz: Lateinisches Eisenkreuz auf eingeschnürter Steinkugel.
Dach: Vier Rundbögen, Abschlüsse als Blütenmuster, gleichzeitig Bogendach über den Darstellungen.
Ampel: Vier hochrechteckige Reliefbildnischen: (Osten) Marienkrönung, (Süden) hl. Georg, (Westen) hl. Dreifaltigkeit, (Norden) hl. Margaretha. Darunter Sockel mit schwer entzifferbarer Inskription: 1708 / Joannes Georgius Appelius / Margareta Appelin (nach Engelbert Wagner, Hausen). Die Jahreszahl wurde auch für 1798 (Sage!) gelesen.
Kapitell: Eingerollte Voluten, dazwischen Knorpelfries über eingeschnürtem rundem Zwischenstück, von Ringwülsten begrenzt.
Säule: Sich nach oben verjüngender Schaft ist mit versetzter Kannelierung verziert. Am Fuß Ringwülste und plattenförmiger Rechteckabschluss.
Sockel: Hochrechteckig, reich verziert mit geöffneter Jakobusmuschel bzw. barockem Rankenwerk und Engelskopf, teilweise verwittert.
Überlieferung: Sage, nach Zettler: Ein vor dem Verhungern geretteter französischer Flüchtling habe die Marter geschaffen. Gegen Bezahlung sollte er eine weitere anfertigen. Er floh, wurde eingefangen und als Deserteur enthauptet. (Diese Sage scheint sich aus der Lesart der Jahreszahl als 1798 entwickelt zu haben).
Anmerkung: Ein Johann Georg Appell war von 1728/29 bis 1734/35 Bürgermeister von Forchheim. - Die Marter lag von etwa 1977 bis 1981 zertrümmert in der Flur und wurde von der Firma Müller-Pröls, Pettstadt, 1982 restauriert. (Voit 2007)

259) Martersäule
   In Ober-Wimmelbach, im Hausgarten von Herrn Dürrbeck, steht eine Martersäule, 320cm hoch, schön kanneliert, kleine Aedicula mit Relief der hl. Familie auf der Ostseite, südl. der hl. Georg, westl. Dreifaltigkeit, nördl. Margarete als Märtyrerin, leider sind die Felder sehr stark verwittert. Jahrzahl 1708.
   Herr Dürrbeck erzählte folgendes:
   "Ein französischer Flüchtling kam halb verhungert nach Wimmelbach und bat um Unterkunft, welche ihm ja auch gewährt wurde. Aus Dankbarkeit fertigte er diese Martersäule an. Nun sollte er für den Nachbarn ebenfalls eine solche Marter anfertigen, bekam dafür 5 Gulden. Als aber die Marter halb fertig war, ging er flüchtig, wurde aber eingefangen und enthauptet." (Zettler 1954)

Sage: Ein vor dem Verhungern geretteter französischer Flüchtling habe die Marter geschaffen.

Quellen und Literatur:
Zettler, Franz - Die Flurdenkmäler des Landkreises Forchheim, in: Das Steinkreuz, 11.Jg. 1954, Heft 1/2, S.48, Nr.259
Voit, Otto - Die Martern im Landkreis Forchheim, 2007, S.152, M134
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 29.01.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine