Deutschland Brandenburg Lkr. Dahme-Spreewald

Garrenchen / OT von Luckau


Abbholung vom
Fundort
Foto: Sommer (2015)

Blick zum Standort

die andere Seite

seitliche Ansicht
Fotos: Sommer (2009)

Zustand 1978
Foto Wetzel

alter Standort
Foto: Wetzel (o.J.)

alter Standort
Foto: Wetzel (o.J.)

Abbildung bei
Pohl (o.J.)
(alter Standort)

alter Standort
Quelle: Archiv
BLDAM (o.J.)

Abbildung bei
Jung / Spatz (1917)

PLZ: 15926

GPS: N 51° 49.336', O 13° 47.933'

Standort: 150m nördlich der Straße Calau - Luckau, westlich des Eggsdorfer Graben am Feldrand.

Größe / Material: 83:80:36 / Sandstein

Geschichte: Am 6.04.2016 wurde das Steinkreuz im Beisein von Anwohnern, dem Bürgermeister der Stadt Luckau, dem Landesdarchäologen, den Denkmalschutzbehörden des Kreises, sowie der Presse wieder in der Ortsmitte aufgestellt.

Im Sommer 2015 gab es erste Hinweise auf den Verbleib des 2011 verschwundenen Steinkreuzes. Die Polizei ermittlte. Am 12.11.2015 wurde das Steinkreuz von Garrenchen aus dem Garten seines "zeitweiligen Besitzers" abgeholt und zu einen Steinmetz gebracht, der das Kreuz zur Wiederaufstellung vorbereitet. Das Kreuz soll voraussichtlich noch in diesem Jahr in der Ortsmitte von Garrenchen seinen neuen Platz finden. (Sommer 11/2015)

Am 17.10.2011 erhielt das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege von einem sächsischen Steinkreuzliebhaber die Mitteilung, dass das Steinkreuz von Garrenchen nicht mehr vorhanden ist. Eine sofortige Überprüfung durch Mitarbeiter des Landesamtes bestätigte den Sachverhalt. Am Standort war nur noch das Loch, indem das Steinkreuz stand sichtbar und mit einem größeren Holzklotz verfüllt. Umfragen in Garrenchen und anderen umliegen Orten brachten kein Ergebnis. Die Anwohner waren von den Verlust überrascht und bestürzt. Die Polizei wurde vom Landesamt informiert. (Sommer 10/2011)

Etwa 500m östlich des Gutes, etwa 150 nördlich der Straße Calau - Luckau, direkt östlich des Egsdorfer Grabens an einer alten Wegegabelung (heute durch Flurmelioration beseitigt), früherer Weg Garrenchen - Stoßdorf. Mordkreuz. Kopf, Arme und Schaft zur Mitte verjüngt, Oberteil fein gespitzt, Unterteil grob scharriert. zwei Linien, die im Kopfteil zusammentreffen, evtl. Sense als Lanze (nach der Sage zwei Wangenrungen). H 140 cm (Gesamtlänge), B 82 bis 84cm, Stärke: oben 35cm, unten 42cm. 1978 bei Feldarbeiten umgefahren, 1980 verlagert an die Chaussee Luckau - Calau. Da das Kreuz an seinem gegenwärtigen bzw. ehemaligen Standort gefährdet war, ist es auf die Westseite des Egsdorfer Grabens auf gleiche Höhe von der Straße aus in einen Windschutzstreifen umgesetzt worden. Untersuchung des Standortes durch J. und M. Illig 1979 ohne Ergebnis, nur neuzeitliche Funde. (Neuber / Wetzel 1981)

   Garrenchen, Steinkreuz mit verwittertem Zeichen (Sichel, Messer?). (Schmidt 1916)

Sage: 1. Ermordung eines Fuhrmanns, der dort mit dem enthaupteten Mörder begraben sein soll. (Neuber / Wetzel 1981)
2. In der Nähe von Garrenchen steht ein steinernes Kreuz zur Erinnerung an einen grausamen Mord. Es fuhren einmal zwei Fuhrleute mit Holz nach Luckau, und der Weg war sehr schlecht, der eine Fuhrmann blieb mit dem Wagen stecken und mühte sich vergeblich, bis endlich der andere Fuhrmann ankam. Nun bat er ihn, er solle ihme helfen, den Wagen loszumachen. Der andere sagte ja, wenn er ihn zu erst in die Stadt lassen wollte, weil der erste Fuhrmann immer einen besseren Lohn bekam. Und dann legte er seine Pferde vor, und sie brachten mit Ziehen und Schieben und vieler Mühe den Wagen glücklich heraus. Der vordere Fuhrmann fuhr nun weiter, und der zweite kam hinterher. Dicht bei Garrenchen war der Weg fest, und da sollte der vorderste warten, damit der hintere vorbeifahren könnte. Aber der erste hielt nicht an, dem sein Wagen festgesessen hatte. Da kam der zweite Fuhrmann und sagte es ihm öfter. Der vordere hörte aber nicht auf das, was der andere sagte; und als der ihm die Pferde anhielt, nahm er eine Runge und schlug ihn tot; denn er war sehr jähzornig. Es tat ihm nachher leid, aber der Fuhrmann war tot. Als es vor das Gericht in Luckau kam, begruben die Leute den Ermordeten an der Stelle, wo er ihn totgeschlagen hatte, und dann schlugen sie dem Mörder den Kopf ab.
Und damit so etwas nie wieder vorkommen sollte, setzten sie einen Stein auf die Stelle, wo der Totgeschlagene begraben liegt, und wo sie dem anderen den Kopf hatten abhauen lassen, und ließen in das Kreuz zwei Wagenrungen einhauen zum ewigen Gedächtnisse.
Manche sagen auch, die beiden Fuhrmänner hätten sich gegenseitig totgeschlagen, was aber wohl nicht an dem sein wird. (Pohl o.J.)

Quellen und Literatur:
Behla, R. - Drei neuentdeckte Steinkreuze in der Niederlausitz, in: Niederlaus. Mitt. 4, 1896, S.221f.
Jentsch, H. - Kleine Mitteilunge, in: Niederlaus. Mitt. 5, 1898, S.380 f.
Jung, W. / Spatz, W. - Die Wegekreuze, in: Die Kunstdenkmäler des Kreises Luckau, 1917, Band V, Teil 1
Mucke, E. - Bausteine zur Heimatkunde des Kreises Luckau, 1918, S.35 unter Egsdorf
Pohl, O.P. - Sagen aus dem Kreis Luckau, in: Schöne deutsche Heimat, Heft 4, o.J., Hrsg. Pädagog. Kreiskabinett und Kulturbund Luckau, S.9f.
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916, Sp.182
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.185
Scharnweber, R. / Jungrichter, O. - Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, N.-Lausitz. Berlin-Adlershof 1933, S.80
Scharnweber, R. - Sind die Steinekreuze im Kreise Luckau Sühnekreuze? in: Heimatkalender für den Kreis Luckau 29, 28Jgg., Kirchhain N.-L. 1939, S.76f. m. Abb. S.78
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus, 1982, S.24-25, Nr.17
Schützt die Bodenaltertümer, Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, 3.Auflage 1984, S.30 (Abbildung am alten Standort)
Petzel, M. / Wetzel, G. - Geschützte Bodendenkmale der Bezirke Potsdam, Cottbus und Frankfurt/O 1987, Teil 2: Bezirk Cottbus, S.67
Ortsakte BLDAM
red / ho - Steinkreuz von Garrenchen ist verschwunden, in: Lausitzer Rundschau vom 22.10.2011
BLDAM - Steinkreuz verschwunden
Stephan, Liane - Keine Spur vom Todesstein, in: Märkische Allgemeine, Ausgabe Dahme-Kurier vom 8.12.2011
Stürmer, Harriet - Das verschollene Kreuz eines Mörders, in: MOZ Brandenburg vom 26./27.11.2011
Tuček, Helga - Das Steinkreuz von Garrenchen, in: Luckauer Heimatkalender 2014, Luckau 2013, S.9
Sommer, Detlef - Es ist wieder da! Die wechselvolle Geschichte eines Steinkreuzes, April 2016
recherchiert und bebildert von Detlef und Karin Sommer, Wünsdorf (Fotos von April 2009, November 2015) und Günter Wetzel (Fotos von 1978, o.J.)



Es ist wieder da!
Die wechselvolle Geschichte eines Steinkreuzes

Der 06. April 2016 war ein großer Tag für die Bewohner von Garrenchen, einem Gemeindeteil von Luckau, Landkreis Dahme-Spreewald. Ihr Steinkreuz kehrte wieder zurück und wurde im Beisein von Anwohnern, dem Bürgermeister der Stadt Luckau, dem Landesdarchäologen, den Denkmalschutzbehörden des Kreises, sowie der Presse in der Ortsmitte aufgestellt. Auch Steinkreuzfreunde aus Sachsen und Thüringen waren gekommen. Mitarbeiter einer Gartenbaufirma aus Crinitz stellten das Kreuz wieder neu auf.
Aber der Reihe nach.
Der erste uns heute bekannte Standort befand sich an der östlichen Seite des Lorenzgrabens (Egsdorfer Graben) am Weg von Garrenchen nach Stoßdorf. Diesen Weg gibt es heute nicht mehr. Im September 1964 wurde es vom damalig zuständigen Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam (jetzt Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum) unter Bodendenkmalschutz gestellt. 1978 wurde das Kreuz bei Feldarbeiten umgefahren, blieb aber zum Glück unbeschädigt. Es wurde freigelegt, da es am ursprünglichen Ort weiterhin gefährdet war, und 1979 auf die gegenüberliegende Seite des Lorenzgrabens in einen Windschutzstreifen umgesetzt. J. und K. Illig untersuchten anschließend den alten Standort archäologisch, konnten aber nur ein paar neuzeitliche Funde machen.
Der Standort westlich des Grabens unter einer Eiche wurde von Anwohnern gepflegt. Das Kreuz schien seinen Platz gefunden zu haben, zumal es von der Straße Luckau - Calau ca. 200m entfernt stand und damit nicht für jeden von der vorbeiführenden Straße aus sichtbar war, ein Feldweg führte nicht daran vorbei, der Feldrand endete direkt am Windschutzstreifen.
Mitte Oktober 2011 erhielt das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege den Anruf eines sächsischen Steinkreuzfreundes: Das Kreuz steht nicht mehr an seiner Stelle.
Eine sofortige Überprüfung bestätigte diesen Sachverhalt. An der Stelle des ca. 800 kg schweren Sandsteinkreuzes lag nur ein dicker Holzkloben im Loch. Eine Suche im Umfeld, sowie im Wassergraben blieb erfolglos wie auch Umfragen in Garrenchen und Umgebung. Die Anwohner von Garrenchen waren von dem Verlust überrascht und bestürzt. Der Zeitpunkt des Verschwindens konnte jedoch eingeschränkt werden, Arbeiter hatten es noch im Frühjahr gesehen. Die Polizei wurde eingeschaltet, allerdings ohne Erfolg.
Fast vier Jahre später kam die erlösende Nachricht. Das Steinkreuz wurde in einer ca. 80 Kilometer entfernten südbrandenburgischen Kleinstadt in einem Garten unter Fichten wieder entdeckt. Der Grundstücksbesitzer hatte es angeblich auf einem Sandhaufen gefunden. Nach Klärung fast aller Umstände wurde das Kreuz am 12.11.2015 aus dem Grundstück seines "zeitweiligen Besitzers" abgeholt und zwischengelagert.
Die Gemeindevertreter beschlossen, nach Rücksprache mit dem Landesamt und der Unteren Denkmalschutzbehörde, das Steinkreuz im Ort aufzustellen. Bleibt zu hoffen, dass das 1,41m hohe und 80cm breite Kreuz hier sicher steht. Die Einwohner von Garrenchen werden ein Auge darauf haben.
Detlef Sommer

Abb.1: Der Bürgermeister (links), der Landesarchäologe (mitte) und der Kreisdenkmalpfleger hielten eine kurze Rede
Foto: Detlef Sommer

Abb.2: Mitarbeiter einer Gartenbaufirma stellen das Kreuz in der Ortsmitte auf
Foto: Detlef Sommer

Abb.3: Eine kleine Tafel informiert über die Geschichte
Foto: Detlef Sommer

Abb.4: Das Steinkreuz an seinem neuen Standort war ein gefragtes Fotomotiv
Foto: Karin Sommer


Sühnekreuze & Mordsteine