Beiträge zur Geschichte der Steinkreuze


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Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz
von Rudolf Lehmann

Steinkreuze finden sich in Deutschland, Böhmen, Mähren, Niederösterreich, den Alpenländern, Norditalien, Nordfrankreich, in den Niederlanden, England und den nordischen Ländern, d. h. also in Gebieten, die germanisch sind oder längere Zeit unter germanischem Einfluß gestanden haben. Sie fehlen in den vormals deutschen Ländern des Ostens, in Polen, Rußland, Ungarn und Südeuropa. Doch mag es auch in Ostdeutschland Kreuze gegeben haben, die aber wegen Mangel an Stein aus Holz hergestellt waren. Sie haben sich natürlich nicht erhalten. Im übrigen weisen zahlreiche Belege darauf hin, daß auch in Gebieten, die reich an steinernen Kreuzen sind, Holzkreuze gleichen Ursprungs und gleicher Bedeutung gestanden haben. Am zahlreichsten sind die Steinkreuze nach den bisherigen Feststellungen im Vogtland, im Egerland, im östlichen Teil des Erzgebirges, in der Gegend südlich Dresden, im Kamenzer und Bautzener Gebiet, in der Umgebung Nürnbergs, doch ist dabei zu bedenken, daß sie im Freistaat Sachsen besonders gut erfasst sind. In Sachsen hat Kuhfahl 1) bisher 257 Steinkreuze als noch vorhanden, 74 als verschwunden feststellen können. Für Schlesien gibt Max Hellmich 2) als vorhanden 541, als verschwunden 43 Stück an. Die Zahl der bayrischen Kreuze dürfte sich auf 5 bis 600 belaufen. Von Kuhfahl wurden nahezu 3000 Standorte in verschiedenen Ländern Europas verzeichnet.
In der Niederlausitz sind z. Zt. als noch vorhanden 33 Kreuze bekannt, und zwar im Luckauer 9, im Calauer 6, im Lübbener 2, im Cottbusser 2, im Spremberger 1, im Sorauer 2, im Gubener 11. Sie liegen im Luckauer Kreise nördlich von Dobrilugk-Finsterwalde bis über Luckau hinaus. Es sind folgende: bei Arenzhain, am Ausgang der Dorfstraße nach Trebbus; an der Ecke des Schulhausgartens in Friedersdorf bei Brehnitz; an der Schönewalder Dorfstraße, am Kreuzpunkt nach Frankena; am Ausgang der Werenzhainer Dorfstraße nach Kirchhain; an der Wegekreuzung Frankena-Gröbitz und Hennersdorf-Münchhausen; am Ausgang der Nehesdorfer Straße nach Finsterwalde; an der Gabelung des Weges von Waltersdorf nach Wendisch-Drehna und Gehren; am Egsdorfer Graben auf dem Feldweg Garrenchen-Stoßdorf; in Zieckau an der Kirchhofsmauer. Im Kreise Calau findet sich je eines an der Mauer des alten Friedhofes in Senftenberg; in Scado; östlich Greifenhain am Waldrand; in Buckow; in Lipten; in Calau. Im Lübbener Kreise stehen zwei nebeneinander in Pretschen, im Cottbusser eins an der Biegung des Hammergrabens in der Nähe des Bahnhofs Merzdorf bei Cottbus und eins im Gutsgarten zu Sergen. Im Kreise Spremberg findet sich eins bei Kochsdorf, im Sorauer eins in Kohlo und ein kleines in Gassen. An der Neiße nördlich Forst bis zur Mündung gibt es Kreuze in Strega, Markersdorf, Klein-Gastrose, in Guben drei in der Dreikreuzstraße und eins im Museum, das unter Steinen auf dem Hof des Landgerichtes an der alten Poststraße entdeckt wurde und jedenfalls aus dem Gubener Kreise stammt, in Wellmitz 4 an der Kirchhofsmauer. Es ist anzunehmen, daß namentlich in den mittleren Gebieten der Niederlausitz noch mehr Kreuze entdeckt werden.
Viele haben ihren Standort gewechselt, z.T. wiederholt. Das ist der Fall bei dem Kreuz in Friedersdorf Kr. Luckau, das ursprünglich bei der Sandgrube der Gemeinde Brehnitz stand, bei dem Kreuz in Schönewalde, das ehemals bei der Kirche aufgestellt war, beim Zieckauer. das früher als Hausschwelle diente, jetzt an der Kirchhofsmauer eingesetzt ist, bei dem Sergener, das früher bei Kathlow, dicht am Wege, stand, und bei dem von Greifenhain Kr. Calau, das z. Z. als Brücke über einen Graben benutzt wird. Die in die Kirchhofsmauern eingesetzten Kreuze von Senftenberg und Wellmitz haben ebenfalls einen anderen Standort gehabt. Das Gassener soll erst 1887 an die Kirche gerückt worden sein. Neu aufgestellt sind auch die Kreuze von Markersdorf und Strega. Die Bestimmung der Kreuze hat sich auch sonst geändert, mögen sie auch an derselben Stelle geblieben sein. So dienen 4 Kreuze im Luckauer Kreise, die von Arenzhain, Friedersdorf, Schönewalde, bei Frankena heute als Wegweise. Am häufigsten finden sich die Kreuze unmittelbar vor den Ortschaften und besonders auch an Wegekreuzungen. Zwei nebeneinanderstehende Kreuze gibt es in Pretschen Kr. Lübben, 3 stehen in Guben zusammen, 4 außerhalb, in und innerhalb der Kirchhofsmauer in Wellmitz. Als Material der Steinkreuze diente auf Niederlausitzer Gebiet vor allem Granit; Sandstein ist namentlich in der westlichen Lausitz benutzt worden. Die Kreuze von Arenzhain, Friedersdorf, Schönewalde, Werenzhain, bei Frankena und Garrenchen, von Zieckau sind aus diesem Stoff, ferner 2 Kreuze in Wellmitz und das Kreuz im Gubener Museum. Die Formen der Kreuze in unserer Heimat sind im allgemeinen recht einfach; vertreten sind hauptsächlich die beiden Hauptarten, das sog. lateinische Kreuz, bei dem die Balken rechtwinklig gekreuzt sind, und das spitzwinklige (Maltheser oder eisernes) Kreuz. Rechtwinklig ist z. B. das Kreuz in Schönewalde bei Brehnitz und das Kreuz in Strega.; die Form des eisernen Kreuzes haben die Steine in Friedersdorf bei Brehnitz, bei Garrenchen, vor Calau und in Markersdorf. Zwischenformen weisen auf das Senftenberger und das Zieckauer. Das Merzdorfer Kreuz ist vielleicht ein stark beschädigtes Radscheibenkreuz. Die meisten Kreuze sind verstümmelt, wie vor allem die 3 zusammenstehenden Gubener Kreuze, das Kreuz im Museum daselbst und das in Buckow. Da sich infolge der Beschädigungen die ursprünglichen Maße der Kreuze vielfach nicht mehr angeben lassen, außerdem in den meisten Fällen nur die sichtbare Höhe gemessen werden kann, so erscheinen die Größenbestimmungen nicht von besonderer Wichtigkeit. Doch will ich die Maße anführen, soweit ich sie selbst festgestellt habe.

   

Sichtbare
Höhe:

Länge
der Arme:

Dicke:

   

Angaben in cm

1.

Arenzhain, Kr. Lukau

75

75

25

2.

Buckow, Kr. Calau

84

62

21/28

3.

Calau

80

60

24/32

4.

Wegekreuzung Frankena-Gröbitz, Hennersdorf-Münchhausen, Kr. Luckau

90

42

12/14

5.

Friedersdorf bei Brehnitz, Kr. Luckau

154

86

35

6.

Garrenchen, Kr. Luckau

98

79

32

7.

Gassen, Kr. Sorau

28

34

7

8.

Greifenhain, Kr. Calau

142

65

30

9.

Guben, 1.

57

24

19

10.

Guben, 2.

54

35

21

11.

Guben, 3.

40

27

20

12.

Guben, Museum

36

51

23

13.

Klein-Gastrose, Kr. Guben

100

67

28

14.

Kochsdorf, Kr. Spremberg

150

58

21

15.

Kohlo, Kr. Sorau

145

86

15

16.

Markersdorf, Kr. Guben

125

76

29

17.

Merzdorf, Kr. Cottbus

95

45

26

18.

Nehesdorf, Kr. Luckau

86

72

18/21

19.

Pretschen, Kr. Lübben 1.

40

45

16

20.

Pretschen, Kr. Lübben 2.

32

45

16

21.

Schönewalde,Kr. Luckau

95

105

27

22.

Senftenberg, Kr. Calau

80

75

?

23.

Sergen, Kr. Cottbus

74

55

12/14

24.

Strega, Kr. Guben

71

75

12

25.

Waltersdorf, Kr. Luckau

72

57

34

26.

Wellmitz, Kr. Guben, 1.

89

50

14

27.

Wellmitz, Kr. Guben, 2.

56

74

27

28.

Wellmitz, Kr. Guben, 3.

175

72

30

29.

Wellmitz, Kr. Guben, 4.

21

72

23

30.

Werenzhain, Kr. Luckau

500

74

18

31.

Zieckau, Kr. Luckau

82

90

30

Viele haben weder Zeichnung noch Inschrift. Das Senftenberger Kreuz zeigt einen Kreis, das Scadoer ein Schwert, das eine in Wellmitz auf der einen Seite ein Beil, auf der anderen ein Schwert, das in der Friedhofsmauer daselbst ein Schwert in Kreuzform. An dem mittleren der drei Gubener sieht man noch eine längliche Vertiefung, die als Messer (?) gedeutet wird. Auf dem Kreuz in Kohlo befindet sich auf jeder Seite ein erhaben gearbeitetes, kreuzförmiges Schwert.
Sogenannte Kreuzsteine mit eingemeißeltem Kreuz und Schwert finden sich in Pahlsdorf und bei Sonnewalde (an der Landstraße nach Münchhausen) im Luckauer Kreise.
Außer den angeführten, noch vorhandenen Kreuzen, die sämtlich von mir aufgesucht und aufgenommen wurden (1925), wissen wir noch von 2 Kreuzen aus Sandstein an der Dorfstraße in Lindena. Sie wurden 1896 für die Grundmauer des Stallgebäudes eines Häuslers mitverwendet. Ferner sollen Kreuze gestanden haben in Luckau, ein zweites in Werenzhain (Kr. Luckau), im Gubener Kreise in Niemitzsch, bei Starzeddel am Wege nach Ossig, bei Räschen, ein 5. in Wellmitz und eins in Sommerfeld. Eine Reihe anderer endlich ist uns in urkundlichen Quellen belegt.
An Sühneverträgen, in denen vom Setzen von Kreuzen die Rede ist, sind bisher 6 bekannt, aus der Zeit von 1442 bis 1488. Ich führe sie im folgenden z. T. wörtlich an . Von 1442 stammt ein Eintrag im Stadtbuch von Lübbenau. Richter und Schöppen bekunden, daß Hans Gerke Peter Sczeman, sein Schwager, den gegen Nickel Kule verübten Mord eingestanden und gesühnt haben. Die beiden sollen 4 Schock Groschen weniger 15 Groschen zahlen, einen Psalter lesen lassen, ein Glasfenster für die Kirche und je 30 Vigilien und messen stiften. Auch soll der Hauptschuldige eine Fahrt zum heiligen Blute (nach Wilsnack) tun und ein hölzernes Kreuz setzen. –

Das älteste Lübbener Stadtbuch verzeichnet zwei Sühneverträge aus den Jahren 1449 und 1468. Der erste lautet:

Wir burgermeister und ratmanne bekennen mit unserm statbuche, daz vor uns komen sint nemlich der erbar Donat Gribo unde dy erszamen Petir Helncz unde Hans Mischin unde han bekant an eidistat eines entscheides des totslagis, den Mertin Buley unde Damis Ditschich an Andres Duemchin begangin habin, in sulcher weiße, das dy gnanten Mertin und Damas dem dirslagenen hundirt zelemessin sullin lassin haldin unde ein zelebat 3)   armen lutin bestellin unde II pfunt wachs hy zeur kirchin geben, unde sullin im ein hulcin cruce lasin seczin.. Sulche berichtunge hot uffgenomen Jenchin Duemchin, des dirslagenen bruder; dem habin si och must I schock gebin und 15 groschen vor sine cerunge; so sullen sie fort gutte frund syn unde der sachin nymmer gedenkin.


Der andere Vertrag stammt aus dem Jahre 1468. es heißt da:

W. bgm. u.r. z. L. bek. m. u. stb., wy Jacuff Henschil ist vor uns komen und hot sich virgetragen mit der Helschilczynne umbe des mortslages wegen, alszosal der gnannte Henschils der gemeltin frauwen 3½ sch. g. gebe. Von den 3½ sch. g. sal der gnannte Henschil 1 sch. g. alle jor jerlich dem Heyligen Geyste [d.h dem Hospital] vorczinnen und der frauwen sal her geben ½ sch. g. uff Weynachtinin dem selbigen jare unde dem gotishausze ½ steyn wachsz zeu geben und eyn creucze zeu setczen; sunder das ander gelt sal der gemeltin frauwen gefallen im 70. Jare.


Im ältesten Stadtbuch von Guben finden sich ebenfalls zwei. 1453 heißt es:

Petir Richter von Gensdorff ist komen vor den rath und hot sich entscheidin mit Hansz Ragk umme eynen todslagk, so Ragk eyn folleister 4) ist gewest mit dem richter von Kasow, nemlich das Hans Ragk sal lossin hundert messen unde alzo vil vilgen 5) haldin der armen zele noch und eyn hulczen cruce lossin setczin, do her vom lebin zcum tode ist brocht ...


Der Eintrag von 1459 lautet:

Hannis ledich ist komen vor den ersamen rath und hot sich vorczegin vor dem ersamen rathe alle zcusproche, dy her meynet zcu habin von wegin seynes vatern, der in irmorth [ermordet] und irslagin ist. Dovor sal Hannis von der Tzawchen eyn hultczin crutze setzin, dorzcu sal her bestellin fier villigen 6) und funff messin. Factum (!) Dominica ante Johannis Baptiste [17. Juni] von wegin der vom Lamsfeld. –


Endlich berichtet Worbs 7) von dem Kreuze in Reinswalde, daß Kaspar Reintsch, Hans Geppart und Hans Slibes, alle zu Reinswalde, 1488 den Saganer Bürger Vinzenz Smet ermordeten Sie zahlten den unmündigen Kindern des Getöteten 30 Mark, taten für seine Seele eine Achfahrt [Wallfahrt nach Aachen] und ließen ihm ein steinern Kreuz setzen. –

Bemerkenswert ist, daß es sich in vier Fällen um das Setzen eines hölzernen Kreuzes handelt; der eine Vertrag spricht nur von einem Kreuz.
Wir haben übrigens noch von zwei weiteren Kreuzen Kunde. In einer Urkunde des Klosters Dobrilugk vom 6. September 1287, die die Scheidelinie zwischen dem klösterlichen und markgräflichen Besitz im Südwesten des engeren Klostergebietes festlegt, versichern Bodo von Ileburg und Albert von Borna, daß die Grenzen bei einem Hügel in der Nähe von Gruhno beginnen und sich bis zu einem mit einem hölzernen Kreuz bezeichneten Ort erstrecken (usque ad locum lignea cruce signatum). – Mitten im Felde bei Senftenberg, im Westen der Stadt, hatte 1692 der Rat eine eicherne Säule, worauf ein Kreuz gebrannt, gesetzt, da die alte umgefallen war. 1725 stand die  neue Säule noch, insgemein das Kreuzchen genannt. Noch heute steht in dem Winkel, wo die Wege nach Senftenberg (II) und Hörlitz auseinandergehen, ein Granitstein mit einem Kreuz und der Jahreszahl 1766. Er wird 1814 erwähnt mit der Beifügung: ehemals Kapelle St. Crucis. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß wir es hier tatsächlich mit einem Gedenkzeichen an die Kapelle zum heiligen Kreuz zu tun haben, die im Dreißigjährigen Kriege von den Kroaten zerstört wurde. natürlich handelt es sich in diesem Falle wieder um einen Kreuzstein, bzw. ein Kreuzholz.
Mustern wir nun noch die Sagen und volkstümlichen Deutungen, die bisher bekannt sind. Die Hauptmeinung geht dahin, daß an der betreffenden Stelle ein Mord geschehen sei, insbesondere, daß Verwandte oder nahe Bekannte einander gegenseitig erschlagen oder einer einen anderen, mit dem er in näherer Verbindung gestanden, getötet habe. So berichten alle drei Sagen, die die Gubener drei Kreuze umweben, ein Gleiches. 1. Drei Fleischer sollen sich hier beim Waleien um Stecknadeln erschlagen haben; 2. Drei Brüder, die aus der Fremde kamen, zankten sich um ein Ei, weil sie Hunger hatten, und erstachen sich im Streit alle drei; 3. Drei Knaben haben hier gewaleit und sich wegen eines Eies erschlagen. – Von drei Kreuzen in Wellmitz wird folgende Sage berichtet: In dem Dorfe lebte einst ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer Zank. Eines Sonntags zankten sich die Brüder wieder. Mit Sense, Dreschflegel, Heugabel und Axt gingen sie aufeinander los. Da wurden dem jüngsten beide Beine abgeschlagen, dem anderen der rechte Arm abgehauen, dem dritten der Kopf. Der vierte Bruder, der am Leben blieb, setzte die drei Steine. An dem einen fehlen die Beine, man sieht nur Kopf, Rumpf und Arme. Der andere hat bloß einen Arm; am dritten Steine fehlt der Kopf. –
Auch von dem Kreuz bei Klein-Gastrose erzählt eine Sage, daß sich zwei Brüder dort erschlagen haben, eine andere, daß ein Offizier dort im Duell gefallen sei. An der Stelle, wo das Kreuz in Kohlo steht, sollen sich zwei Handwerksburschen gegenseitig ermordet haben. das Merzdorfer soll dort gesetzt worden sein, wo sich zwei Brüder im Streit um Haselnüsse erschlagen haben. – Als Erinnerungszeichen an solche, die gewaltsam ums Leben gekommen sind, faßt die Volksmeinung auch die Kreuze von Pretschen und Strega auf. Bei Pretschen sollen zwei, bei Strega drei Franzosen 1813 erschlagen worden sein.. Hierher gehört auch das Kosakenkreuz in Gassen. Von Klein-Gastrose erzählt eine dritte Sage, daß dort die alten Deutschen eine Schlacht verloren und die Toten alle in eine tiefe Grube geworfen haben. Im allgemeinen sieht man, daß die Sagen meist recht jungen Alters sind; sie alle fassen die Kreuze als Gedenkzeichen an Menschen auf, die gewaltsam das Leben verloren haben. Einige Kreuze aber deutet die Volksmeinung anders. Die beiden Steine in Lindena bei Dobrilugk sollen den Prozessionsweg der Mönche angegeben haben. Das zwischen Starzeddel und Ossig liegend(?) bezeichnet eine Deutung als Grenzzeichen (Schlesien-Sachsen) Das Kreuz bei Sorau hieß Elendenkreuz; es sei gesetzt worden zur Erinnerung an die Stelle, wo einst, im 16. Jahrhundert, die Hütte der Pestkranken gestanden habe. Auch das Kreuz bei Arenzhain soll zur Erinnerung an die Pest (1604) aufgestellt worden sein.
 Natürlich ist es nicht möglich, die ganze Frage der Steinkreuze 8) auf Grund der wenigen Beispiele in unserer Heimat der Lösung näher zu bringen. Ich begnügte mich damit, das zusammenzustellen, was uns z.Z. über diesen Gegenstand bekannt ist. Die vorherrschende Meinung, daß die mittelalterlichen Steinkreuze (wie die natürlich lange verschwundenen Holzkreuze) in der Hauptsache als Sühnemäler gesetzt worden sind, erfährt auch durch die aus der Niederlausitz überlieferten Sühneverträge eine weitere Stütze. Freilich läßt sich auch hier nicht, wie auch sonst kaum, ein Vertrag mit einem bestimmten, heute noch vorhandenem Kreuz in Verbindung bringen. In der Überlieferung handelt es sich ja überwiegend um hölzerne Kreuze. Die Deutung als Sühnekreuze aber wird man nicht ohne weiteres auf alle mittelalterlichen Kreuze ausdehnen dürfen. Wie in den neuzeitlichen Jahrhunderten Kreuze auch aus anderen Gründen gesetzt worden sind (hauptsächlich als Gedächtniskreuze, zur Erinnerung an Mordtaten), so werden wir auch für das Mittelalter in einzelnen Fällen andere Entstehungsursachen anzunehmen haben. Der Chronologie der Kreuze wird man besonders Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Hierin liegt allerdings gerade eine der Hauptschwierigkeiten auf diesem Forschungsgebiet, denn wir können kaum irgendwo mit Sicherheit das Alter der Kreuze bestimmen. Und selbst, wenn wir es aus inneren oder äußeren Gründen angeben könnten, bliebe noch die Frage offen, ob es das erste Kreuz an der betreffenden stelle, ob es nicht ein erneuertes ist, ob es am ursprünglichen Platze steht u. s. w. Man wird auch, um das Problem zu lösen, den Blick nicht auf die Steinkreuze beschränken dürfen, sondern verwandte Zeichen mitheranziehen, neben den Kreuzsteinen vor allem auch die Holzkreuze, Kreuzhölzer u. dergl.
   Als Grundsatz ist aufzustellen, daß die ganze Aufgabe erst dann mit einiger Aussicht auf Erfolg gelöst werden kann, wenn die Sammlung und Verzeichnung für alle Länder und Gegenden, in denen Steinkreuze stehen oder gestanden haben, abgeschlossen, wenn ferner alles urkundliche  u n d  volkskundliche Material zusammengebracht ist. Es handelt sich da um eine Forschung, die über unsere Landesgrenzen hinausgeht. Bei dem heutigen Stande der internationalen Wissenschaft ist in der nächsten Zeit mit keinem solchen Gesamtüberblick zu rechnen. So bleibt die Aufgabe zunächst begrenzt. Auch in Deutschland gibt es noch viele Landschaften, für die Überblicke fehlen, in denen die Steinkreuzforschung kaum begonnen hat. So hat man bei uns für die nächsten Jahre und vielleicht Jahrzehnte noch genug zu tun. Hinweisen möchte ich darauf, daß 1919 dem sächsischen Denkmalarchiv zu Dresden eine Zentrale für Steinkreuzforschung angegliedert ist, die von Dr. Kuhfahl, wohl dem besten Kenner auf diesem Gebiet, geleitet wird. 9) "Sie soll die literarischen und bildlichen Veröffentlichungen aus allen Ländern sammeln und nach einheitlichen Gesichtspunkten auswerten und ergänzen. Durch unmittelbaren Verkehr mit einzelnen Sachkennern, sowie mit Vereinen und Behörden wird versucht werden , jenen literarischen Grundstock nach und nach auf Grund neuer Erkundungen zu berichtigen. Ferner besteht die Absicht, die nötigen Schutzmaßnahmen für die künftige Erhaltung der alten Mäler zu erwirken und dazu nicht allein die Unterstützung der Staats- und Gemeindebehörden anzurufen sondern mit Hülfe der Presse auch das Verständnis des Volkes für den unersetzlichen wert des Alten weiter zu heben." –
Kuhfahls Bemühungen haben Früchte getragen; in vielen Gegenden Deutschlands ist durch ihn das Interesse für die Steinkreuze geweckt oder neubelebt worden, so daß bereits eine recht stattliche Literatur vorliegt.

Anhang
Allgemeine Literatur:

G.A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Ein Beitrag zu ihrer Erforschung und Zweckbestimmung. Sonderausgabe aus den Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz für die Mitglieder des Kgl. Sächsischen Altertumsvereins, Dresden 1918
H. Kalliefe, Das Rätsel der Steinkreuze. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 66 (1918), Sp.167-186
G.A. Kuhfahl, Der heutige Stand der Steinkreuzforschung, ebenda 67 (1919), Sp.241-245
A. Meiche, Zur Steinkreuzforschung. Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde 40 (1919), S.189-196
G.A. Kuhfahl, Zur Steinkreuzforschung. Erster Nachtrag. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen Bd.13 Heft 7/8 (1924), S.225-264

Den Steinkreuzen in der Niederlausitz hat zuerst Hugo Jentsch Beachtung geschenkt (Steinkreuze in der Niederlausitz. Ihre Bedeutung. Neues Laus. Mag. 55 [1879], 404) In dem Arbeitsprogramm der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte , mit dem Dr. Siehe-Calau 1885 den ersten Band der Mitteilungen eröffnete, werden auch die alten Kreuze genannt. Die Sammeltätigkeit setzte sofort ein, fast jeder Band der Mitteilungen vom ersten bis zum achten (1904) brachte etwas über diese Zeichen (Verzeichnis der 32 Sühnekreuze in der Niederlausitz 5 [1898], 380 ff.) Dann hörte diese Arbeit auf; andere Aufgaben traten in den Vordergrund. Die sagenhaften Überlieferungen wenigstens von den Kreuzen des Gubener Kreises stellte K. Gander in seinen Niederlausitzer Volkssagen zusammen. In neuerer Zeit ist das Interesse an den Steinkreuzen wieder gewachsen. So ist auch die Zahl der neuentdecken gestiegen. Die Sühnekreuze im Kreise Luckau verzeichnete 1912 Rob. Scharnweber in der Brandenburgia 21, 14 f; die 1917 erschienenen Kunstdenkmäler dieses Kreises brachten ebenfalls eine Zusammenstellung und Abbildungen von 6 derselben. Zusammnstellungen auch der Steinkreuze der Niederlausitz gab Rudolf Schmidt, einmal im Korrespondenzblatt 64 (1916), Sp. 179 ff. und 71(1923) Sp. 31 ff. und dann in der Brandenburgia, Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatpflege 2 (1922), 45 und 73. Leider sind die Angaben recht ungenau und fehlerhaft. –  
Ewald Müller, Steinkreuze (bes. des Cottbusser Kreises). Unsere Lausitz, Heimatbeilage der Lausitzer Landeszeitung 1925 Nr. 35 (10. Februar).

1) vgl. die Literaturangaben im Anhang
2) Hellmich, Max,  Steinerne Zeugen mittelalterlichen Rechtes in Schlesien, 1919
3) Seelenbad.
4) mhd. volleister  Helfer, Mithelfer
5) = vigilien, Vigilien gottesdienstliche Handlungen, Totenämter
6) vgl. S.187 Anm. 3   [5]
7) J.G. Worbs, Geschichte der Herrschaften Sorau u. Triebel. Sorau 1826 S.78
8) über die verschiedenen Deutungsversuche vgl. vor allem Kuhfahl, die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Sonderausgabe aus den   Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Dresden 1918 S.85ff.
9) vgl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 67 (1919), Sp.245 und Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 13 (1924), 230.

(Lehmann, Rudolf; Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Vorträge und Aufsätze; Verlag Albert Heine; Cottbus; 1925)

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Märkische Sühnekreuze
Ein Beitrag zur Steinkreuzforschung
Von Rudolf Schmidt (Eberswalde)

Die Mark Brandenburg ist arm an Sühnekreuzen, wenn wir andere Teile unseres deutschen Vaterlandes vergleichsweise heranziehen. Sehr spärlich sind auch die Zeugnissen die sich in der Literatur vorfinden. Nur das bekannte Berliner Sühnekreuz, an der Marienkirche, ist ausführlich beschrieben worden 1) und wird auch in allgemein kulturgeschichtlichen Werken öfters genannt. Selbst Anton Naegele hat in seiner grundlegenden Arbeit 2) neben dem Berliner nur das Spandauer Kreuz erwähnt.
Eine Zusammenstellung märkischer Sühnekreuze und von Nachrichten über solche fehlt bisher. Einzelmaterial, das namentlich die sagengeschichtliche Seite berührt, habe ich in meinen Heimatblättern 3) gegeben. Es bietet die Grundlage für die von mir nachstehend zusammengestellten Nachrichten, die ich nach Kreisen geordnet, wiedergebe. Die Altmark scheidet jedoch für das Gebiet Brandenburg aus.

1. Kreis Ostpriegnitz
Wittstock auf dem Mühlendamm (jetzt verschwunden). Erinnerte an die Fehde der Wittstocker mit dem Bischof Wulf. An dieser Stelle büßten 1480 einige bischöfliche Bauern und ein Goldschmied ihr Leben ein. "Noch lange" bezeichnete ein auf dem Mühlendamm zu Wittstock aufgerichtetes Kreuz die Stelle usw. 4)
Dranse bei Wittstock (nicht mehr vorhanden). In einem Schulzenlehnbrief vom Jahre 1572 wird das "bei dem Mirowschen Wege" belegene Hofmeisterkreuz erwähnt - eilff Morgen Landes bei des Hauemeisters kreuze -. Vermutlich ein Kreuz, was auf der Stelle errichtet war, wo der Rector curie Dransee, dessen um 1319 gedacht wird, unschuldig getötet wurde 5).

2. Westpriegnitz
Perleberg (Stelle nicht anzugeben) Herzog Heinrich zu Mecklenburg verträgt einen Totschläger zu Perleberg mit den Blutsverwandten des Erschlagenen: "Ok scal he setten eyn stenen cruce, dar ludeke ghesclaghen wart" 6).

3. Kreis Westhavelland
Gutenpaaren, an der Dorfstraße, Granitkreuz 7). In dem Dorfe bestanden früher zwei Rittersitze. Die Eigentümer, die in stetem Streit miteinander lebten, griffen eines Tages zu den Waffen, wobei einer getötet wurde. Der Überlebende mußte zum Gedächtnis für den Vrestorbenen das Sühnekreuz setzen und daran eine ewige Lampe unterhalten (Sage).
Tremmen. An der Südseite des Kirchturmes ist ein Backstein mit einem Mordkreuz eingemauert (Jahreszahl1400?) 8)
Lietzow.  Am alten Wege nach Nauen liegt östlich seitwärts an einem Graben ein beschädigtes Sühnekreuz aus rotem Granit. Von den drei oberen kurzen Kreuzarmen ist der eine seitliche abgebrochen. Auf dem Scheitel des mittleren sind vier kleine runde Vertiefungen eingegraben, die vielleicht zur Aufstellung von Kerzen oder einer ewigen Lampe dienten 9). Sage: Die Leute erzählen von dem Sühnekreuz folgende Geschichte. Es kam einmal eine Frau mit Semmeln aus Nauen. Da wurde sie von einem Wolfe verfolgt. In ihrer Angst warf sie dem Tiere eine Semmel hin Als der Wolf diese verzehrt hatte, kam er der Frau wieder nach. Nach und nach warf die geängstigte Frau dem wilden Tiere alle Semmeln hin, in der Hoffnung, unterdes das Dorf zu erreichen. Noch fünfhundert Schritte entfernt, hatte sie jedoch keine Semmel mehr. Der Wolf fiel sie an und fraß sie auf. Zum Andenken richtete man an dieser Stelle jenes Steinkreuz auf 10).

4. Stadtfreies Spandau
Spandau, alter Turm. Eingemauertes Sühnekreuz. Herkunft unbekannt. In der Spandauer Stadtrechnung von 1599 heißt es: "96 Thlr. 7 gr. Die Kloster Brücke zur rechten Hand, daran das cruzifix gafazt, wieder auf zu mauern und die andre Seite wieder auszupuzen. 3 Thlr. 12 gr. Das steinerne Kreuz, so in der Mauer stehz, zu renoviren" 11).

5. Kreis Angermünde
Lunow, Granitkreuz an einem Hause neben der Kirche. 1315 in einer Grenzbeschreibung erwähnt "... von diesem Male aber ab durch einen Grund geradewegs hinauf bis zu einem als Malzeichen gesetzten und mit dem Kreuzeszeichen versehenen Stein von diesem genannten Kreuzstein weiter hinaus  12) ... Von seinem ursprünglichen Platze an den Hängen des Odertales ist dieses Granitkreuz später fortgenommen worden. Seit 1838 befindet es sich eingemauert in der Plinthe des obengedachten Bauernhauses. Die Lunower Ortsbewohner nannten das Kreuz früher den Betstein.

6. Kreis Niederbarnim
Eggersdorf, Granitkreuz vor dem Glieseschen Anwesen in der Bahnhofstraße. Pastor Giertz in Petershagen hat sich eingehend mit der Geschichte dieses Kreuzsteins beschäftigt 13). Die Ortstradition berichtet, daß der ältere Thomas von Röbel und der Junker Lorenz von Trebus sich an einem Wintertage der ersten Monate des Jahres 1512 im großen Zimmer des Hauses, vor dem das Sühnekreuz steht, dem damaligen Krug, getroffen und einige Zeit miteinander gezecht haben. Hierbei kam es zu Reibereien, die den alten Groll des Trebusers gegen die von Röbel entfachten und sich auf der Straße fortsetzten. Der alte Röbel war der Fechtkunst des Junkers nicht gewachsen; zu Tode getroffen brach er mit einem Weheschrei  vor der Tür nieder. An der Stelle aber, wo er gefallen, wurde später vor dem Gasthofeingangzur Sühne der furchtbaren Tat ein steinernes Kreuz errichtet.
Nach einer Notiz des alten Eggersdorfer Kirchenbuches wird die Errichtung des Sühnekreuzes auf folgenden Vorfall zurückgeführt: "Anno 1613 Sonnabend Crucis Exaltat. ist ein Schäfferknecht Peter Schilling zu Egkersdorf auf der Starße im Dorffe Von den Edelleuten erschoßen wurden. Ein ausgehauener Creutzstein ist noch auf der Ställe zu sehen." Ob das heute noch vorhandene Steinkreuz identisch ist mit dem hier angeführten, kann nicht bewiesen werden. Die Meinungen gehen vielmehr dahin, daß das heute noch vorhandene Steinkreuz älteren Datums sei.

7. Kreis Jüterbog-Luckenwalde
Jüterbog, Mordkreuz unweit der Jacobikirche neben der Schmiede. "Ursprünglich soll es 3 Ellen hoch gewesen sein, wurde aber unvorsichtigerweise beim Langholzfahren zerschlagen. Vielleicht besteht auch zwischen diesem Kreuz und dem unmittelbar daneben befindlichen Tanzberge, auf dem in alter Zeit ein Grabmal, eine Art Mausoleum, gestanden, das irrtümlich für Jutrebogs Tempel ausgegeben wurde, irgend welche Beziehung" 14). Dieser offenbar irrtümlichen Ansicht Pastor Hamanns ist auch der Chronist Brandt 15); er sagt, Erzbischof Wichmann habe den Wenden zwar ihren Tempel, der dem Jutrebog geweiht war, gelassen, aber unmittelbar daneben, auf dem Neumarkt, dieses Granitkreuz gesetzt, "als Zeichen christlicher Religionspflege". Der Chronist Heffter 16) teilt mit, daß das Steinkreuz im Jahre 1703 durch einen Zusammenstoß mit einer Langholzfuhre "auf die halbe Länge verkürzt " worden sei. Doch hätten Richter und Schöppen bald danach das Kreuz wieder feierlich eingesetzt. Diese Bemerkung deutet wie bei dem Berliner Steinkreuz auf den Zusammenhang mit der Rechtspflege hin.
Kaltenborn, Steinkreuz. "In der Vorzeit diente es zu einem Merkzeichen geistlicher Prozessionen aus dem Nonnenkloster" (?) 17).

8. Kreis Calau
Stadt Calau, Sühnekreuz aus Granit, 1885 noch vorhanden, Näheres nicht bekannt 18).

9. Kreis Luckau
Garrenchen, Steinkreuz mit verwittertem Zeichen (Sichel, Messer?)
Werenzhain, Granitkreuz an der Straße nach Kirchhain. Ein gleiches Sühnekreuz soll nach der Versicherung des Oberlehrers Kalisch am anderen Ende des Dorfes gestanden haben, "dürfte jedoch zu einem Wegweiser umgearbeitet worden sein".
Arenzhain, Sühnekreuz, aus Granit 19).

10. Stadt- und Landkreis Guben
Stadt Guben, Granitkreuz auf dem Hofe des Stadtmuseums, aufgefunden auf dem Hof des dortigen Langerichts.
Drei Steinkreuze in der Dreikreuzstraße, 1885 noch vorhanden gewesen. Sage: Die Straße trägt ihren Namen von drei Steinen. Drei Fleischer sollen sich hier beim Waleien um Stecknadeln erschlagen haben. Eine andere Sage meldet: Drei Brüder kamen aus der Fremde. Sie zankten sich um ein Ei, und haben sich dann im Streiet alle drei gegenseitig erstochen. Endlich berichtet die dritte Sage: In der Dreikreuzstraße bei den Steinen haben drei Knaben gewaleit und sich wegen eines Eies erschlagen.
Starzeddel, Granitkreuz auf dem Wege nach Ossig. "Es ist so hoch wie ein Mensch. Einige sagen, es bezeichne noch die alte schlesisch -sächsische Grenze, andere aber erzählen, es sei dort jemand erschlagen worden" 20). - Ein zweites Steinkreuz steht zwischen Ossig und Sommerfeld.  [Raszyn / Räschen]
Niemitzsch, in der Nähe des Friedhofes (noch vorhanden?). Die Sage meldet: Dort sah man des Nachts bei zunehmenden Monde einen Mann ohne Kopf stehen, und ein Hund saß neben ihm, den es war ein Jäger. Wenn die Fuhrleute aus Guben in der Nacht nach Forst zu Markte fuhren, dann wollten die Pferde nicht vorbei. Der Kutscher mußte vom Wagen absteigen und die Pferde bei den Zügeln fassen. Wenn sie aber an dem Steinkreuz vorbei waren, liefen die Pferde, so rasch sie konnten.
Wellmitz. Dort gibt es fünf alte Steinkreuze 21). Das eine befindet sich in der Kirchhofsmauer, zwei stehen außerhalb, zwei innerhalb derselben. Sage: Vor 50 Jahren lebte dort ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer Zank. Eines Sonntags zankten die Brüder sich wieder. Mit Sense, Dreschflegel, Heugabel und Axt gingen sie aufeinander los. Dem jüngsten wurden beide Beine abgeschlagen, Dem anderen wurde der rechte Arm, dem dritten der Kopf abgeschlagen. An dem Ort, wo dies geschah, am Kirchhof, wurden drei Steine gesetzt. An dem einen Stein fehlen die Beine, man sieht nur Kopf, Rumpf  und Arme. Dar andere hat bloß einen Arm; am dritten Steine fehlt der Kopf. Der vierte Sohn, welcher nachher die Wirtschaft bekam, hat die Steine setzen lassen.

11. Kreis Lübben
Pretschen, im Dorfe zwei Steinkreuze nebeneinander, aus dem frühen Mittelalter stammend. Nach der Volksüberlieferung handelt es sich aber um Erinnerungszeichen für zwei hier erschlagene Franzosen.

12. Kreis Beeskow-Storkow
Großschauen. Überlieferung des Kirchenbuches: Anno 1741 wurde hier von einem ausreisenden Soldaten ein Schäfer erschossen. Am Orte der Tat errichtete die Gemeinde ein Sühnekreuz.
Trebatsch, Steinkreuz am Wege nach Skuhlen [heute Schuhlen]. Es ist ein Sühnekreuz, das in der Gegend "Wendenkreuz" genannt wird. Nach der Beeskower Chronik soll an ihm ein Schwert eingemeißelt sein.

13. Kreis Prenzlau
Stadt Prenzlau, Steinkreuz aus Granit, 1,9m hoch, 80cm breit. Nicht mehr an der ursprünglichen Stelle. Bekmann 22) erwähnt es 1751; in Prenzlauer Akten kommt es 1753 vor 23). Vor dem Landhause in der Stettiner Straße, wo es jetzt steht, hat es nicht immer gestanden. 1839 gedachte Landrat von Stülpnagel-Dargitz "das alte steinerne Kreuz, welches auf dem hiesigen Bauhofe liegt", zu einem Erinnerungszeichen an die Kapitulation des Hohenlohe'schen Korps auf einen Plan vor dem Stettiner Tor zu versetzen. Dieser Stein - so meinte der Landrat - liegt unbenutzt auf dem besagten Hofe, und würde als altes Denkmal des Prenzlauer Weichbildes sich umso mehr hierzu passen.
Die Versetzung ist jedoch unterblieben. Dagegen wurde das Kreuz von einem Schmiedemeister unter Verwendung starker eiserner Klammern repariert und an seinem jetzigen Platz wieder aufgerichtet 24). Über Alter und Bedeutung des Steinkreuzes ist nichts bekannt. Es soll, so berichtet die Fama, vor Jahrhunderten als Sühnekreuz für einen Brudermord errichtet worden sein.
Dedelow, Granitkreuz (Sühnekreuz) an der Straße nach Prenzlau. Auf beiden Seiten je vier eingemeißelte Kreuze in einem Kreise.
Ellingen, an der Chaussee, Granitkreuz, etwa 3 Fuß hoch. Ebenfalls von Bekmann 1571 erwähnt. Es "soll lange vor dem Franzosenkriege dorthin gesetzt sein, und zwar sagen die einen , das dort ein paar Riesen einander totgeschossen, von denen der eine auf Ellingschen Felde gestanden, der andere aber von Klinkow oder Blindow gekommen wäre. Andere sagen aber wieder, es seien ein paar Offiziere oder Kürassiere gewesen, die dort gestorben. Und endlich sagen noch ander, es sei ein großer General gewesen, der an dieser Stelle gefallen sei 25). Interessant ist bei diesen Geschichten die eigenartige Wandlung, welche die Sage im Laufe der Zeit durchgemacht hat. Die anfängliche Bedeutung des Sühnekreuzes ist dem Volksbewußtsein ganz entschwunden. Denn zwischen dem  Zeitalter der Riesen und der Franzosenzeit sind doch merkliche Unterschiede.

14. Kreis Teltow
Klein-Machnow, an der Dorfstraße in die Giebelwand des Stallgebäudes des Gutshofes eingemauert. Angeblich dem Andenken eines Ritters von Schlabrendorf geweiht, der hier von einem aus dem Geschlecht von der Hacke erschlagen wurde.

15. Kreis Lebus
Müncheberg, rechts neben dem Südportal der Kirche ein länglicher Steinblock von rötlichem Granit, 1m über den Boden hervorragend. Auf der Vorderseite in sehr roher Arbeit ein flacherhabenes Kreuz mit ziemlich gleichlangen Armen. "Es zeigen die nach unten und oben gehenden Arme eine leichte Ausbeugung, so daß sie jenen eines eisernen Kreuzes ähneln. Keinerlei Sagen berichten von diesem Stein. Er stand früher aber nicht an seiner jetzigen Stelle, sondern vor dem Kirchberg (Kirchhof). Aus allen diesen Umständen läßt sich mit Bestimmtheit annehmen, daß dieser Stein mit dem Kreuz lediglich als Marktzeichen, als Marktkreuz, anzusehen ist und zu den ältesten Denkmälern der Stadt gehört" 26).
Cliestow, nicht mehr vorhandenes Granitkreuz. Wann es verschwand ist nicht mehr festzustellen; sein Vorhandensein ist aber urkundlich bezeugt. Auf einem der wenigen vergilbten Blätter, welche sich von den alten Memorialbüchern des Rats der Stadt Frankfurt a.O. erhalten haben, findet sich nämlich folgende Eintragung: "Anno minore XCVI am freidage nach conversionis S. Pauli (28. Januar 1469) hat unser Burgermeister Albrecht Tiden, instatt des Rath, alle zwietracht des totschlages der Besser gebruder an Thomas Swartzen von Bosen bey Clisto begangen, zu eynem gruntlichen ende entsatzt und entschieden in dieer nachfolgenden gestalt also, daß sey Thomas Swartzen Kindern vor dem todtslag ihres vaters geben sollen X schoc werungen diesere lande .... und haben darzu eyn Welsenack fart (zum Wunderblut nach Wilsnack) zu leysten und das Kreutze zu setzen zugesagt, unnd dem ubersten gerichte II schoc unnd dem nydersten gericht uff Martiny schirft kommende unverzogentlich I schoc zue geben ....".

16. Kreis Sorau
Kohlo, Steinkreuz im Dorfe. Sage: Ein Handwerksbursche hat einen anderen wegen eines Ostereies erschlagen 27).
Gassen, an der Südostseite der Kirche ein kleines Steinkreuz, im Orte das Kosakenkreuz genannt. Angeblich errichtet von dem Schloßmüller, und erst 1887 an die Kirche herangerückt 28).
Reinswalde, Sühnekreuz. Kaspar Reintsch, Hans Geppart und Hans Slibes, alle zu Reinswalde gesessen, ermordeten 1488 den Saganischen Bürger Vinzenz Smet. Sie zahlten den unmündigen Kindern des Entleibten 30 Mark, taten für seine Seele eine Ochfahrt (Wallfahrt nach Aachen) und ließen ihm ein steinern Kreuz setzen. 29)

17. Berlin
Außer dem eingangs erwähnten Sühnekreuz an der Marienkirche kann ich noch eins im Tiergarten nachweisen, das 1480 noch vorhanden war. In Schulzes Materialien zur Spandauer Geschichte30) heißt es (Seite 30):
"1480 erlaubte der Churfürst den Berlinschen Fischern, daß sie mit 6 Kähnen auf der Spree unterhalb Berlin bis an das steinerne Kreuz im Thiergarten fischen konnten; worüber hiesige (d.h. Spandauer) Fischer als über etwas, das ihren Rechten nachtheilig sey, sich beklagten."

* * *

In den Flurbüchern von Eberswalde und Trampe (Oberbarnim) habe ich öfters die Bezeichnung "beim steinern Krug" gefunden. Ich nehme an, daß hier ganz unzweifelhaft eine Verbindung mit dem Sühnekreuz besteht. In diesem Zusammenghang möchte ich auch auf die Ort- und Flurnamen hinweisen, die in Verbindung mit "Kreuz" stehen. An Ortsnamen nenne ich: Kreuzbruch (Niederbarnim), kreuzburg und Kreuzkrug (Priegnitz), Kreuzlauch (Oststernberg), Kreuzschänke (Sorau).- Ferner Kreuzlanke (Angermünde), Kreuzpfuhl (Niederbarnim und Ruppin), Kreuzsee (Beeskow-Storkow, Weststernberg und Arnswalde), Kreuzteich (Sorau). In den Brandenburger Schöppenstuhl-Akten 31) wird ein "Creuz bey Brandenburg" erwähnt.

Literatur:
1) "Bär" vom 17. Dezember 1881 mit guter Abbildung. Man vergleiche auch Monke, Berliner Sagen und Erinnerungen, Leipzig 1911 Seite 17 ff.; Riedel, Codex Brandenb, A XII 489; Kloeden, Diplomat. Geschichte des Markgr. Waldemar I 121; Jacob Schmidt in Sammlung Berlinischer Merk- und Denkwürdigkeiten I 22, 23.
2) Fragen und Ergebnisse der Kreuzsteinforschung in Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 1912 Seite 253 bis 277 und 375 bis 398 (dort auch Abbildung des Berliner Sühnekreuzes).
3) Eberswalder Heimatblätter Nr. 171 und 172.
4) Riedel, Codex Brandenb, A II 419
5) Beschreibung der dem Kloster Amelungborn zum Hofe Dransee gehörigen Dorfschaften (Riedel, Codex Brandenb, A I 452)
6) ebenda A III 356
7) Abbildung in Westhavelländ. Kreiskalender für 1911 Seite 56- vergl. auch Roland, Zeitschrift für Heimatkunde I 141.
8) Abbildung in Kunstdenkmäler des Kreises Westhavelland Seite 242
9) ebenda Seite 95
10) Engelelien & Lahn, Volksmund in der Mark Brandenburg, Berlin 1868, Seite 45.
11) D. F. Schulze, Zur Beschreibung und Geschichte Spandows. Her. V. O. Recke, Spandau 1912, Seite 121
12) Riedel, Codex Brandenb, A III 236 vergl. auch  Bergau, Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler Seite 514, der es als echtes Sühnekreuz ansieht.
13) Bausteine aus der Geschichte des Barnim I 114 und 591 (Abbildung Seite 35).
14) Hamann, Führer durch Jüterbog, Berlin 1903 S.89
15) Brand jun, Die St. Nicolaikirche in Jüterbog, Wittenberg 1822, S.3.
16) Urkundliche Chronik der alten Kreisstadt Jüterbog, I 571 Seite 76
17) F. J. C. Brandt, Geschichte der Kreisstadt Jüterbogk, Torgau 1827, S.63
18) Bergau, Bau und Kunstdenkmäler, S.434. Hauptlehrer Paulitz gibt in seiner Heimatkunde des Kreises Calau (S.71) eine interessante Sage über die Entstehung der Steinkreuze in der Lausitz, die er auf Karl den Großen zurückführt.
19) Bergau, Bau und Kunstdenkmäler, Seite 139.
20) Gander, Niederlausitzer Volkssagen, Berlin 1896, Seite 105
21) Ebenda Seite 104
22) Histor. Beschreibung der Chur- und Mark Brandenburg I 452
23) Dobbert, Prenzlau Seite 41
24) Mitteilungen des Uckermärck. Museums- und Gesch.-Vereins II 154
25) Rudolf Schmidt, Märkisches Sagenbuch Seite 59
26) Sitzungsbericht des Vereins für Heimatkunde vom 1. April 1890
27) W. von Schulenburg, Wendisches Volkstum, Berlin 1882, Seite 148
28) K. Behnke, Geschichte von Gassen (in Monatsblätter des Touristenklubs f. d. Mk. Brandenburg1909 Seite 31)
29) J. G. Worbs, Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel, Sorau 1826, Seite 78
30) Vergl. Anmerkung Nr.1 , Sp.181   [11]
31) heraugeg. Von Stölzel II 705

(Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916)

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Märkische Sühnekreuze (2)
Ein weiterer Beitrag zur Steinkreuzforschung
Von Rudolf Schmidt, Eberswalde

Im Jahrgang 1916 des "Korrespondenzblattes" habe ich ein zusammenfassende Übersicht der "Märkischen Sühnekreuze "gegeben. Seitdem wurde von mir weiteres Material gesammelt, das ich nachfolgend übersichtlich, wiederum nach Kreisen geordnet, Zusammenstelle.
Ursprünglich war die Setzung eines Sühnekreuzes bei Totschlägen rechtliche Vorschrift, wie aus dem Berliner Vorgang vom Jahre 1335 hervorgeht 1), scheint dann aber mehr eine gewisse Freiwilligkeit geworden zu sein. 1386 erschlug ein Nachbar des Klosters Lehnin, Fritz v. Prützke, den Conversen Jacob Grünefeld; der Täter und seine Brüder fanden sich freiwillig deswegen mit dem Kloster ab und stifteten zur Sühne am Ort der Tat, auf dem Damm im Borsenbruch ein Sühnekreuz - " und hebben ok tu eyme ewyghen Dechtnisse eyn steynen Crucze gessattet vppe den vebenumden Dam" 2). Im 15. Jahrhundert, spätestens aber im 16. Scheint die Sitte ganz abgekommen zu sein. Als 1512 Lorenz Trebbus den Thomas Röbel getötet hatte, trat sein Vater zum Buße dieser Tat nur das Patronat über den Erasmus-Altar zu Strausberg dem Kurfürsten ab 3). Von der Setzung eines Sühnekreuzes ist nicht mehr die Rede. Das schließt seine gelegentliche Setzung natürlich nicht aus und zweifellos ist dies auch geschehen. In viel späterer Zeit ist der Brauch aber doch ganz abgekommen und im Volk durch die Sitte des sog. "Toten Mannes" ersetzt worden, eine Übung, die sich fast bis in die Gegenwart erhalten hat 4).

1. Kreis Lübben
Lübben (Stadt) Martin Buley und Damis Ditschich haben an Andres Dümchin im Jahre 1449 einen Totschlag begangen und sollen ihm deswegen u. a. auch "ein hulcin crüce seczin" 5). Hier wird also die Setzung eines hölzernen Kreuzes verlangt! - Im Jahre 1468 muß Jacuff Henschil wegen eines Totschlages "eyn creucze" setzen 6).

2. Kreis Sorau
Sorau, Stadt (Niedervorwerk). An die Stelle, wo im 16. Jahrhundert Pestkranke in Hütten gepflegt oder auf dem freien Platz dem elenden Tode überlassen wurden, setzte man ein Steinkreuz, das man das Elendenkreuz nannte. "Es stand in der Gegend des Niedervorwerks" 7). Hier handelt es sich also um kein Mordkreuz, sondern um ein Gedenkkreuz, eine Lesart, die auch für andere Steinkreuze zutreffen mag, von denen man die nähere Entstehungsgeschichte nicht kennt.
Kohlo, Granitkreuz auf dem Dorfanger, dicht beim Schulgarten, 1½m hoch, zeigt auf beiden Breitseiten je ein herausgearbeitetes Schwert mit Griff und Querstange. Zwei Handwerksburschen sollen siech hier gegenseitig ermordet haben, sagt die Sage. Nach einem andern Bericht hat hier eine Schlacht stattgefunden 8) (Ergänzung zu Nr. 16. Meines ersten Berichtes).

3. Kreis Zauch-Belzig
Jeserig (in der Herrschaft Wiesenburg), nordöstlich am Wege nach Klein-Glien steht ein etwa 3 Fuß hohes Granitkreuz, roh ausgehauen. Bedeutung unbekannt 9).

4. Kreis Calau
Buckow bei Calau - Greifenhain bei Drebkau und Lipten bei Altdöbern, je ein steinernes Sühnekreuz. Näheres nicht bekannt 10).

5. Landkreis Guben
Klein-Gastrose, Steinkreuz am westlichen Ausgang des Dorfes. Sagen: a) Dort sollen die alten Deutschen einen Kampf gehabt haben, den sie verspielten(!). Die Toten sind hernach alle in eine tiefe Grube geworfen worden, und darüber hat man das Kreuz gesetzt. b) Ein Offizier soll dort im Duell gefallen sein. c) Zwei Brüder sollen sich dort erschlagen haben (diese Lesart kehrt auch bei andern Steinkreuzen wieder) 11).
Markersdorf, Steinkreuz, seit 1897 wieder aufgerichtet, aber etwas von dem bisherigen Standort entfernt 12).
Niemaschkleba, Steinkreuz.
Räschen, Granitkreuz.
Strega, Granitkreuz am Kreuzweg nordöstlich vom Dorf. " Die Leute erzählen, dort liege ein Ritter begraben; andere sagen, es sollen 1813 an der Stelle drei Franzosen erschossen worden sein" 13).

6. Kreis Luckau
Arenzhain bei Kirchhain. Das am Ausgang der Dorfstraße stehende Sandsteinkeuz wird jetzt als Wegweiser benutzt (Ergänzung zur Nr. 9 meines ersten Berichtes).
Friedersdorf bei Brehnitz. Sandsteinkreuz am Wege nach Trebbus, an der Ecke des Schulgartens; wird als Wegweiser benutzt. Es stand früher an der Sandgrube der Gemeinde Brehnitz 14).
Schönewalde bei Brehnitz. Sandsteinkreuz an der von Münchhausen nach Friedersdorf führenden Straße; stand früher an der Kirche. Abbildung in den Kunstdenkmälern (Anmerkung14)
Münchhausen bei Sonnewalde. Sühnekreuz auf dem Weg nach Frankena; jetzt als Wegweiser dienend. Aus Sandstein; der rechte Arm vom Beschauer aus fehlt. Jetzt Eigentum des Kreises Luckau.
Nehesdorf bei Finsterwalde. Granitkreuz am Weg nach Finsterwalde. Höhe und Breite je 70 cm, Stärke 19 cm 15).
Pahlsdorf. Am Fußsteig nach Zeckerin. Das Kreuz ist in einen Granitblock hineingearbeitet. Mit eingemeißeltem Schwert "könnte auch ein zweites kleines Kreuz darstellen, während das dritte Kreuz links mit der abgesprungenen Ecke verlorenging. Schädelstätte? (s. Anmerkung 14).
Waltersdorf bei Luckau. Granitkreuz an der Kreuzung der Wege Walstersdorf-Gehren und Waltersdorf-Wendisch Drehna. Wird jetzt als Wegweiser benutzt.
Wehnsdorf bei Sonnewalde. Im Ostgiebel der Dorfkirche ist ein verstümmeltes Steinkreuz eingemauert.
Zieckau bei Luckau. Steinkreuz, eingemauert an der Kirchhofsmauer; diente früher als Hausschwelle zu dem Hause Nr. 12 am Südeingang des Dorfes, Länge 95cm, Breite 92cm 16).
Lindena bei Dobrilugk. 1895 standen noch zwei guterhaltene Steinkreuze "dicht nebeneinander an der Dorfstraße". Behla berichtet 17) "Auf meine Frage, was diese Kreuze bedeuten, antwortete ein Einwohner: "Sie deuten die früheren Prozessionswege der Mönche von Dobrilugk an".
Luckau (Stadt). Steinkreuz. 1898 noch vorhanden 18).

7. Kreis Spremberg
Kochsdorf bei Spremberg. Sühnekreuz 19).

8. Kreis Krossen
Sommerfeld (Stadt), Steinkreuz. Das mit dem Jahre 1423 beginnende Schöppenbuch gibt interessante Nachweise über Sühneverträge für geschehene Mordtaten. 20).

9. Kreis Soldin
Staffelde. Im Jahre 1753 wird berichtet: Vorm Dorf steht ein Stein, in welchen ein Kreuz ausgehauen, und wird dabei erzählet, das zwei vom Adel hier einen Zweikampf gehalten und beide geblieben, auch unter dem Stein begraben worden" 21).

10. Kreis Königsberg
Neuglietzen. Granitstein mit eingemeißeltem Kreuz, am Oderdamm 1856 noch vorhanden 22).

Literatur:
1. Riedel, Codex Brand. A XII 489. - Vgl. auch Gercken, Cod. Dipl. Brand. IV 409 (Landfrieden vom Jahre 1382).
2. Ebenda AX 258
3. Desgl.. A XII 122
4. Siehe Ausführliches in meiner Abhandlung "Der tote Mann" in Nr.278 der "Eberswalder Heimatblätter"
5. Lippert, Urkundenbuch der Stadt Lübben, Dresden 1911, S.45
6. Ebenda S.62
7. Worbs, Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel, Sorau 1826, S.84
8. Gander, Niederlausitzer Volkssagen, Berlin 1896, S.106
9. F[ähndrich], die Herrschaft Wiesenburg, Berlin 1883, S.339
10. Niederlausitzer Mittlgn. V 380
11. Gander, a.a.D., S.106
12. Niederlausitzer Mittlgn. V 381
13. Gander, S.106
14. Kunstdenkmäler des Kreises Luckau, Berlin 1917. Kunstgesch. Übersicht XXXVI, woselbst auch Erklärungen über die wahrscheinliche Bedeutung der Steinkreuze, darunter auch folgende Lesarten.: Erinnerung an den Mätyrertod christlicher Sendboten", sodann "Grenzsteine" und schließlich "Schädelstätte". Urkundliches darüber ist nicht mitgeteilt.
15. Niederlausitzer Mittlgn. IV 421 (mit Abbildung, wie eine solche sich auch in den Kunstdenkmälern befindet)
16. Ebenda IV 221.
17. Ebenda IV 221 unten.
18. Desgl. V 881
19. Desgl. IV 222; vielleicht wären hierher auch die beiden Steinkreuze zu rechnen, die Schulenburg in seinenm 1882 erschienen "Wendischen Volkstum" S.7 erwähnt "Am Wege von Rohno nach Schleife stehen zwei Steinkreuze seitwärts auf dem Felde"
20. Wedekind, Diplom. Chronik der Immediatstadt Sommerfeld, Krossen 1846, S.69
21. Bekmann, Churmark Brandenburg. 2. Band 5.Tl. 1. Buch 2. Kap. S.266
22. Berghaus, Landbuch der Mk. Brandenburg III, 17.

(Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1923)

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