Deutschland
Brandenburg
Lkr. Dahme-Spreewald
Hohendorf / OT von Steinreich
Blick zum Standort Foto: Sommer (2009) |
Draufsicht Foto: Sommer (2009) |
seitliche Ansicht Foto: Sommer (2009) |
Zustand 1973 Foto: Wetzel |
Abbildung bei
Scharnweber (1929) |
Abbildung bei Pohl (o.J.) |
PLZ:
15938
GPS:
N 51° 56.935', O 13° 33.573'
Standort:
Am Ortausgang in Richtung Landwehr an einer Hausecke.
Größe / Material: 59:107:24 / rötlich-grauer Granitfindling
Geschichte: Benennung: "Schwedenstein".
Am Ortsausgang nach Landwehr, nördlich des Weges an der südöstlichen Hauswand. Schwedenstein.
Flache Steinplatte, etwas unregelmäßige Seitenkanten. Rötlichgrauer Granit, Findling. Kreuz (42cm hoch, 35cm breit, Arme 7cm breit), östlich daneben
Hiebmesser, Schneide zum Kreuz gerichtet (Länge 53cm, Breite 6-7cm), Spitze nach unten.
Maße: Höhe: 91cm, Breite am Fuß: 109cm, Stärke oben 21cm. Kreuz und Klinge vom Anlieger Arthur Lehmann um 1975 ockerfarben ausgemalt. Gefärdung
durch landwirtschaftliche Großgeräte und Schneepflug. (Neuber / Wetzel 1982)
Sage: Das Dorf Hohendorf lag früher da, wo jetzt das Vorwerk Schönerlinde ist. Im Dreißigjährigen Kriege wurde es von
den Schweden zerstört und verbrannt. Die Schweden quälten die armen Einwohner und machten die meisten von ihnen mit schlimmen Martern tot.
Danach zogen sie auf Golßen zu weiter. Ein Mann aus dem Dorfe, der den Schweden entkommen war, lauerte den Soldaten auf und
erschoß den Obersten an der Stelle, wo heute der Stein steht, daß er vom Pferde fiel. Damals war da nämlich überall Gebüsch, und
dahinter fing der Sumpf an. Der Bauer hatte sich gut versteckt, und nach dem Schuß riß er aus. Die Schweden trauten sich wegen
des Sumpfes nicht hinter ihm her. Sie begruben also ihren Obersten und setzten ihm den Stein auf sein Grab zum Gedächtnisse.
Und in das Kreuz ließen sie ein Kreuz und einen Degen einhauen. (Pohl o.J.)
Quellen und Literatur:
• Riehl / Scheu - Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz, Berlin 1861, S.696
• Scharnweber, Robert - Der Hohendorfer Kreuzstein (Die Kreuzsteine des Luckauer Landes), in: Niederlausitzer Mitteilungen, 19.Band, 1929, S.135-138
• Scharnweber, Robert - Der Kreuzstein von Hohendorf, Kreis Luckau, in: Heimatwanderer, Beilage zur Luckauer Kreiszeitung Nr.5 vom 7.6.1929
• Scharnweber, R. / Jungrichter, O. - Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, N.-Lausitz. Berlin-Adlershof 1933, S.60, Abb. S.61
• Pohl, O.P. - Sagen aus dem Kreis Luckau, in: Schöne deutsche Heimat, Heft 4, Hrsg. Pädagog. Kreiskabinett und Kulturbund Luckau, o.J., S.5, Nr.5 (mit einretuschiertem Pfeil)
• Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Alt-Kreis Luckau, o.J., Nr.89
• Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus, 1982, S.31, Nr.29
• Petzel, M. / Wetzel, G. - Geschützte Bodendenkmale der Bezirke Potsdam, Cottbus und Frankfurt/O, Teil 2: Bezirk Cottbus, 1987, S.70
• Ortsakte BLDAM
• recherchiert von Robert Ache, Cottbus
• Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von März 2009) und Günter Wetzel (Foto von 1973)
Der Hohendorfer Kreuzstein
von Robert Scharnweber
In der Literatur ist er so gut wie unbekannt.
Nur im "Riehl und Scheu: Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz", Berlin 1861, findet sich auf Seite 696 unter
Hohendorf nach statistischen Angaben nachstehender Satz: "Aufmerksamkeit erregt beim Eintritt in das Dorf von Golssen aus ein großer Stein, auf welchem der in der
Erde befindliche Theil militairische Zeichen eingehauen enthält. An diesen, der wahrscheinlich ein Denkstein irgend eines hier Gefallenen ist, knüpfen sich mehrere unwahrscheinliche Sagen."
In meiner Nachweisung: Die Sühnekreuze im Kreise Luckau in "Brandenburgia, Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz
Brandenburg, 21.Jahrgang, 1912/13", Berlin 1913, Seite 14 und 14 habe ich diesen Stein auch nicht aufgeführt, weil ich von seinem Dasein damals noch nichts wußte.
Ich fand ihn erst 1914 durch Nachfrage beim Ortsrichter auf Grund der inzwischen im "Riehl und Scheu" gelesenen Notiz.
Der Stein stand nähmlich ganz verborgen in einer hohen Hecke von Teufelszwirn (Lycium barbarum) unmittelbar am Golßen-Hohendorfer
Wege. Da die Hecke sich allmählich zu einem Verkehrshindernis auswuchs, wurde sie nach dem Kriege beseitigt und der Stein dabei um anderthalb Meter nach Norden
an der Giebelwand des Auszugshauses der Gastwirtschaft, etwa 50cm von der Hausecke entfernt, aufgestellt.
Nach einer Mitteilung eines alten Einwohners soll der Stein etwa 1855 das erste Mal versetzt worden sein; damals hätte er etwa zwei Meter von
dem früheren Stand nach Süden zu seinen Platz gehabt, also vom jetzigen Standort 3½ Meter nach Süden.
Der Stein ist ein granitener Findling mit folgenden Ausmaßen: ganze Höhe 124cm, Höhe über der Erde 94cm, Umfang am Boden 270, Umfang in der
Mitte 219, Breite von rechts nach links 109, von vorn nach hinten 30cm.
Auf der nach Süden gerichteten nicht bearbeiteten, sondern von Natur aus ziemlich glatten Vorderseite befindet sich ein Kreuz und, nur noch undeutlich
erkennbar, ein Degen eingehauen. Das sind die in "Riehl und Scheu" erwähnten "militairischen Zeichen", die sich aber auf dem über
der Erde befindlichen Teil befinden. Es ist also entweder das Wörtchen "im" in der betr. Notiz ein Druckfehler oder aber, was wahrscheinlicher ist, der Gewährsmann für
den Artikel Hohendorf in dem erwähnten Buche hat den Stein nicht selbst gesehen, sondern sich auf die ungenauen Angaben eines Einheimischen verlassen.
Das Kreuz ist 40cm hoch und 35cm breit, die Schmalseite der Schenkel beträgt 8cm. Der Degen - ein Schiavona mit geknicktem Korb und kurzer
Parierstange - hat eine Klinge von 40cm Länge. Die Stange ist 3cm lang, der Korb 10cm; zur Not lassen sich drei Korbbogen erkennen.
Der schon einmal erwähnte alte Einwohner, den ich bei meinem letzten Besuch in Hohendorf Pfingsten 1926 sprach, meinte, der Stein sei zum Andenken
an einen im Siebenjährigen Kriege gefallenen Offizier errichtet worden.
Dieser Annahme stelle ich eine Sage gegenüber, die ich 1914 in Hohendorf hörte und die im "Heimatkalender für den Kreis Luckau 1926" Seite 49/50 zum
Abdruck gekommen ist.
Der Schwedenstein von Hohendorf.
Das Dorf Hohendorf lag früher da, wo jetzt das Vorwerk Schönerlinde ist. Im Dreißigjährigen Kriege wurde es von den Schweden zerstört und
verbrannt. Die Schweden quälten die armen Einwohner und machten die meisten von ihnen mit schlimmen Martern tot. Danach zogen sie auf Golßen zu weiter. Ein
Mann aus dem Dorfe, der den Schweden entkommen war, lauerte den Soldaten auf und erschoß den Obersten an der Stelle, wo heute der Stein steht, daß er vom
Pferde fiel. Damals war da nämlich überall Gebüsch, und dahinter fing der Sumpf an. Der Bauer hatte sich gut versteckt, und nach dem Schuß riß er aus. Die Schweden
trauten sich wegen des Sumpfes nicht hinter ihm her. Sie begruben also ihren Obersten und setzten ihm den Stein auf sein Grab zum Gedächtnisse. Und in das Kreuz
ließen sie ein Kreuz und einen Degen einhauen.
Diese Sage ist im Heimatkalender 1926 auf Veranlassung des verstorbenen Landrats Freiherrn von Manteuffel ein Nachsatz zugefügt worden:
Der Stein steht unter Aufsicht der staatlichen Stelle für Naturschutz und Denkmalpflege, Abteilung Landratsamt Luckau.
(Scharnweber, Robert - Die Kreuzsteine des Luckauer Kreises, in: Niederlausitzer Mitt. 19, S.135-138)