Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Biberach

Dürmentingen (I / II)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Dürmentingen I Dürmentingen II

Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 88525

GPS:

Standort: "Kapellenweg 21".

Geschichte: Die beiden Steinkreuze flankieren ein hölzernes Wegkreuz. Bei Losch (1981) stehen sie noch enger beieinander.

[...] Die Not und Härte des 30-jährigen Krieges (1618 - 1648) hat auch Dürmentingen schwer getroffen. Bisher war Dürmentingen eine aufstrebende Gemeinde, gefordert durch den Herrschaftssitz der Truchsessen. Die Dürmentinger Bauern hatten sogar eine "Badstube" im Dorf, dessen Besuch zu ihrer regelmäßigen Gepflogenheit gehörte. Nach dem Bad schloss sich dann jeweils für Männer und Frauen ein "Weitrunk" im Wirtshaus an. Die Entwicklung des 30-jährigen Krieges war auch die Ursache für das Ende der friedlichen Entwicklung des Herrschaftssitzes Dürmentingen. Herrschaft und Volk wurden in gleicher Weise hart getroffen. Am 1.Oktober 1635 klagte der Truchsess Wilhelm Heinrich über das Aussterben seiner Dörfer wie Dürmentingen, Heudorf und Hailtingen durch Hunger, Krieg und Seuche, wo nur noch 5 bis 6 Mann am Leben seien. Aus dieser Zeit stammt auch das "Armenhaus", früher nannte man es auch "Leprosen- oder Gutleutehaus" und daher von der Siedlung abgelegen. An dessen Garten in der Nähe einer alten Linde stehen zwei Kreuzsteine, die auf eine ehemalige Richtstätte hinweisen sollen. Das frühere Amtshaus war im späteren "Gasthaus zum Löwen". Die Gaststube war ein durch Schranken geteiltes Gerichtslokal.In welche Verwirrung diese Not unsere Vorfahren damals hineingezogen hat, ermessen wir aus der Überlieferung, daß in Dürmentingen 1655 und noch 1747 Hexenverbrennungen stattgefunden haben. Erst die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg brachte der Gemeinde wieder einen langsamen Aufstieg. Nach schriftlichen Angaben war 1693 die Bevölkerung wieder auf 400 angestiegen. (duermentingen.de)

Zwei Steinkreuze links der alten Heudorfer Straße beim ehemaligen Armenhaus, Kapellenweg 21. Neuaufstellung nach 1970. (Losch 1981)

   An der alten Straße nach Riedlingen zwischen Dürmentingen und Heudorf in den durch Hecken eingezäunten Wiesen, jetzt Garten des Armenhauses, am Nordende außerhalb des Dorfes, 20 Schritte von einer alten Linde entfernt, in der Niederung zwischen Loretokapelle und Straßenanstieg, bei dem selten idyllisch gelegenen "Gutleuthaus" stehen zwei nur 1 m voneinander entfernte Kreuzsteine, tief im Boden, schräg, fast übereck gegeneinander gestellt: Das linke, der Linde nähere, von mir mit Hilfe von Schülern ausgegraben, ist 0,90m über, 0,89m unter dem Boden, also gegen 1,80m hoch; am Kopf 0,35m breit, am Boden 0,38m, also nach unten wenig verbreitert; in der Kreuzung 0,88m, am untersten Fußende 0,63m. In der Tiefe von 1,45m war ein 4cm einwärts liegender Einschnitt. Die unterste Dicke betrug nur 0,27m, sonst bis zum Einschnitt 0,31m. Arme stoßen rechtwinklig zusammen trotz der wachsenden Verbreiterung nach unten. Handtiefe Öffnungen sieht man am linken Querarm; Moos umzieht den glatt behauenen Stein. Dicke Kieselsteine lagen am Fuß des Kreuzes in der Tiefe. Das zweite Steinkreuz rechts davon mißt 0,89 über , 0,62m unter dem Boden, ist also 1,51m hoch; Breite oben 0,31, unter der Kreuzung 0,35, am Boden 0,40m, am Fuß im Boden 0,72m, also ums Doppelte gerade von oben bis zu unterst gewachsen; die Breite des Querarms ist 0,88m, die Dicke 0,26m. Die Form ist spitzwinklig; Arme, einwärts gewölbt gegen die Kreuzung, zeigen starke Spuren der Verwitterung. Zu unterst am Fuß des Kreuzes hatten sich die Wurzeln des Heckenstrauchs durchgearbeitet. In der Schwedenzeit sollen hier Soldaten begraben worden sein: Massengräber wieim Deutsch-Französischen Krieg, meinte der alte Bewohner des Hauses. Bei der Grabung fand sich natürlich keine Spur von Gebeinen oder Waffen. Auch Schätze habe man darunter vermutet und Grabungen geplant; wenn nach Jahrhunderten wieder jemand versuchen sollte, findet er vielleicht ein von mir vor dem Zudecken hineingeworfenes Geldstück von 1909! (Nägele 1913)

Sage: 1. Massengräber für Soldaten aus dem Schwedenkrieg.
2. Zur Erinnerung an zwei Frauen, die auf der Richtstätte bei der Linde und dem Siechenhaus als Hexen verbrannt wurden.

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.405b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.313
duermentingen.de - Geschichte
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Fotos von Juni 2009)



Dürmentingen (I)
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Größe / Material: 120:92:29 / Kalktuff

Geschichte: Beschädigung am Kopfende und linken Schaftoberteil. Form: breiter Längsbalken, leichte Schaftverbreiterung. Datierung: ca. Ende 15. / Anfang 16.Jh. (Losch 1981)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.405b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.313
duermentingen.de - Geschichte



Dürmentingen (II)
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Größe / Material: 110:88:28 / Kalktuff

Geschichte: Form: ausgeglichen; Armlänge leicht betont, deutliche Schaftverbreiterung. Datierung: ca.15./16.Jh. (Losch 1981)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.405b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.313
duermentingen.de - Geschichte


Sühnekreuze & Mordsteine