Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Heilbronn

Fürfeld / OT von Bad Rappenau


Rückseite
mit Inschrift

Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Azzola (1997)

Abbildung bei
Eichhorn (1975)

PLZ: 74906

GPS: N 49° 12,265', O 9° 02,576'

Standort: An einem Feldweg südwestlich von Fürfeld, auf der Anhöhe. Links neben einer Ruhebank, in einer Hecke.
Oder aus Richtung Massenbachhausen,am Ortsausgang rechts auf den Feldweg, diesen geradeaus und die erste Abzweigung rechts die Anhöhe hinauf. Etwa auf dem Scheitelpunkt links des Weges.

Größe / Material: 85:57:35 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz befand sich mindestens bis 1981 weiter südlich, am Feldweg Richtung Wald, wo eine Reihe Obstbäume steht. Es war fast bis zum Querbalken eingesunken, siehe Foto bei Losch (1981). Die Jahreszahl, die in zwei Zifferngruppen rechts und links der Schere eingraviert ist hat Losch aufgrund der links außen in römischen Ziffern eingerillten Jahreszahl als 1566 identifiziert. Es ist aber nur noch ein kleines Bruchstück der beiden linken Ziffern zu sehen. Auf der Rückseite steht No DoMIN als Fragment von ANNo DoMINI.
Auf der Außenfläche des linken Armes steht MDLXVI, also 1566, zu lesen. Auf der Außenfläche des rechten Armes sind senkrechte Linien eingeritzt, die Losch 1981 als "ähnliche Inschriftreste" beschrieben hat. Die Inschriften sind durch Ausmalung mit rotbrauner Farbe hervorgehoben.
Name: "Schneiderstein" (W. Mattes, 1935) oder "Schneiderkreuz" (OAB Heilbronn, S.329).

Versetzt auf die Höhe an einen Feldweg zur Straße nach Kirchhardt. (Losch, Nachtrag 1987)

Kopfbalken seitlich und rechtes Armende beschädigt. Auf dem Kopf tiefe Rinne, parallel zur Ansicht. – Fast bis zum Querbalken eingesunken. Form: Das Kreuz ist von auffallend gedrungener Gestalt. Zeichen: Schere im Relief, nach unten weisend und leicht geöffnet. Inschrift: Jahreszahl 1566 in zwei Zifferngruppen links und rechts der Schere auf dem Querbalken eingerillt. – Auf der Rückseite (nur noch teilweise lesbar): [AN]No DoMIN[I]; ferner auf der Außenfläche des linken Arms: MDLXVI; rechts außen ähnliche Inschriftreste. Benennungen: "Schneiderstein", "Schneiderkreuz". (Losch 1981)

Am äußersten Ende des Kraichgaues schließlich begegnen wir, bereits auf schwäbischem Territorium in Bonfeld und in Fürfeld, noch zwei schönen Steinkreuzen. Von beiden Kreuzen erzählt die Sage, daß sich hier zwei Schneidergesellen im Streit erschlagen hätten. Auf der Vorderseite des Kreuzes von Fürfeld ist eine Schere eingemeißelt. Rechts davon die Zahl 66. Auf der Außenseite des linken Kreuzbalkens findet man in lat. Ziffern die Jahreszahl 1566. Auf der zum Teil beschädigten Rückseite sind noch die Buchstaben ANO DOMIN zu erkennen. Auf der Oberseite des Kreuzstammes ist eine durchgehend verlaufende, tiefe Einkerbung ersichtlich, was darauf schließen läßt, daß dieses Kreuz, ähnlich dem von Wiesental, früher zugleich als Grenzstein gedient haben dürfte. (Eichhorn 1975)

Durch die Verjüngung am Schaft unterhalb des Querbalkens wirkt es in der heutigen Gesamtansicht nicht mehr so kompakt. Das Kreuz hat einen Sockel. Auf dem Kopf befindet sich eine tiefe Wetzrille. Die Rille könnte auch eine Grenzmarkierung sein. Das Steinkreuz trägt auf der Ansichtsfläche eine nach unten weisende, leicht geöffnete Schere als Relief. Das Zeichen wurde aber auch u.a. von Gustav Richter 1954 als zwei gekreuzte Degen interpretiert. (Hessek 2006)

Sage: 1. Zwei Schneider hätten sich beim Kohlebrennen wegen eines Mädchens getötet. (Mattes 1935)
2. Ein Schneider soll erschlagen worden sein.
3. Zweikampf, in welchem ein Herr von Zavelstein gefallen sein soll. (Oberamtsbeschreibung Heilbronn 1903)

Quellen und Literatur:
Azzola / Bormuth: Zeichen und Denkmale der Wollstreicher, Tuchmacher, Tuchscherer, Leinweber und Schneider im Odenwald und seinen Randgebieten, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, VI, Breuberg 1997, S.467-476
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.50
Losch, Bernhard u.a. - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Nachtrag 1987, S.264
Richter, Gustav - Alte Feldkreuze im Kreis Heilbronn. In: Kein schöner Land. Ein Lesebogen zur Heimatkunde 4, Nr.8, 18.Juni 1954, S.4
Mattes, Wilhelm - Steine Reden, Manuskript 1935 (Stadtarchiv Bad Friedrichshall), Nr.5
Eichhorn, Karl - Alte Steinkreuze im Bruhrain und Kraichgau, in: Kraichgau, Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 4, 1974/75, S.86-95
Oberamtsbeschreibung Heilbronn II, Stuttgart 1903 S.329
Recherchen, Wegbeschreibungen, aktuelle Infos und Aufnahmen von Leopold Hessek, Mosbach


Sühnekreuze & Mordsteine