Deutschland Baden-Württemberg Neckar-Odenwald-Kreis

Lauerskreuz / OT von Neckargerach


Ostseite, Schrift mit
Kreide sichtbar
gemacht

Rückseite
mit kleinem Kreuz

PLZ: 69437

GPS: N 49° 24,664', O 9° 04,542'

Standort: Am Rand des Hohwalds, unter Bäumen zwischen zwei Ruhebänken. Wanderstrecken: NG1, NG2, 54.
Weg: östlich der Siedlung Lauerskreuz nach Süden, geradeaus, rechts am Anfang des Waldwegs.
Oder: vom Wanderparkplatz am Ende der Schützenstrasse den Naturlehrpfad hoch, am Ende des Waldes links.

Größe / Material: 150:90:20-22 / Buntsandstein

Geschichte: Standort nach Losch 1981: Auf der Böschung an der Straße nach Lauerskreuz, gegenüber vom "Kalten Brunnen", bei Strassenbau etwas versetzt.
Bearbeitungsspuren. Kanten an den Balkenenden beschädigt. Am rechten Armende oberer Teil schräg nach außen abgebrochen. Das Kreuz muss früher tiefer im Boden gewesen sein. Langer, leicht schräg gestellter Querbalken von etwas geringerer Ansichtsfläche, verglichen mit Kopf und Schaft. Im rechten Arm eingeritzt: H-M. (Losch 1981)

In der Literatur nicht beschrieben ist ein kleines eingeritztes Kreuz auf der anderen Seite in Höhe des Kopfes. (siehe Bildbox). Datierung: ca. 16./17. Jh. Benennung "Lauerskreuz", zugleich Name der Neusiedlung.

Sage: 1. Im Dreißigjährigen Krieg habe ein Bauer namens Lauer in Reichenbuch ein Pflegekind angenommen, das er schlecht behandelte. Kaum erwachsen, ließ sich der junge Mann deshalb zu den Landsknechten anwerben. Mit den Worten "Wir treffen uns wieder" verließ er das Haus seines Peinigers. Jahre vergingen. Da ritt ein Reiter ins Dorf. Die Leute erkannten in ihm den Burschen, der damals voller Erbitterung aus dem Dorf geschieden war. Nun kam er zurück, um Rache zu nehmen. Er zerrte seinen Pflegevater aus dem Haus, band ihn an den Schweif seines Pferdes und jagte davon. Da, wo der Tod den Alten von seinen Qualen erlöste, errichtete man wenig später das Kreuz. (Südwestpresse 1962)

2. Nach einer anderen Fassung soll der Alte beim Erscheinen seines Pflegesohnes die Flucht ergriffen haben. Dieser sei ihm nachgerannt, bis der Bauer an der betreffenden Stelle tot zusammengebrochen sei. (Südwestpresse 1962)

3. Eine weitere Version sagt, daß der Bursche in Neckargerach die Schafe seines Pflegevaters hüten sollte. Als er ein Schaf verlor, bekam er harte Schläge, was ihn zur Flucht bewog. Nach der Rückkehr verfolgt er seinen Pflegevater, erschlug und verscharrte ihn an der Stelle des Kreuzes. (Südwestpresse 1962)

4. Das Lauerskreuz
Bei Neckargerach, hart an der Straße zur Siedlung Lauerskreuz, steht ein Steinkreuz, das dem Gewann den Namen gegeben hat. Vor Jahren stand es noch weiter oben, wurde aber vom Reichsarbeitsdienst, der den Wald dort rodete, hierher versetzt. In einem benachbarten Dorf, so erzählt man sich, lebte einst die wohl angesehene Familie Lauer. Als der Bauer gestorben war, heiratete ein Fremder in den Hof. Der neue Besitzer vertrug sich nicht mit seinem Stiefsohn, und es kam immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen beiden. Schließlich war es soweit, daß der Alte den Jungen aus dem Haus wies. Rache schwörend verließ der letztere die Heimat und nahm Kriegsdienste an. Dann war er verschollen. Kein Mensch dachte mehr an seine Rückkehr.
Eines Tages – die Napoleonischen Feldzüge waren vorüber – tauchte er in der Gegend wieder auf. Der Stiefvater, dem die Kunde auch zu Ohren kam, ahnte Unheil. Er irrte durch das Seebachtal, wurde von dem jungen Lauer aber aufgespürt, niedergeschlagen und mit den Füßen an den Schweif seines Pferdes gebunden. Schnaubend mußte das Tier den so unmenschlich gequälten Greis gegen Schollbrunn den Berg hinauf durch den Wald schleifen.
Am Platz, da er den entseelten Alten liegen ließ, mußte der Mörder aus einer Steinplatte ein Kreuz hauen. Welches Schicksal ihn selber danach ereilte, bleibt der Phantasie jedes einzelnen überlassen. (Assion 1983)

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.171
Die Sage vom Lauerskreuz, Südwestpresse vom 26.5.1962
Ernst, Fritz - Das Lauerskreuz, in: Odenwaldsagen, in: Eberbacher Geschichtsblätter Nr.64, 1969, S.S.41-42
Peter Assion u.a.: Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch, 1983, Ziff.247
Recherche, Wegbeschreibung, aktuelle Infos und Aufnahme von Leopold Hessek, Mosbach


Sühnekreuze & Mordsteine