Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Heilbronn

Lauffen (I / II)


Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 74348

GPS: N 49° 05,222', O 9° 08,620'

Standort: An einer kleinen Böschung an der Straße, die von Lauffen a.N. nach Nordheim führt.

Größe / Material: links (Kreuz I): 110:67:16 / Sandstein
rechts (Kreuz II): 110:94:21,5 / Sandstein

Geschichte: Betrachtet man sie genau, kann man noch Teile der Inschrift entziffern:
Da man zalt nach... 15... jar uf nechsten Durntag
nach... Pfingsttag starb... Her Hans von
Dalheim... dem Got gnedig sey
Nach der Vermutung von Historikern ist die unvollständige Jahreszahl auf 1534 zu ergänzen. Danach starb also am Donnerstag nach Pfingsten, dem 28. Mai 1534, ein Herr Hans von Talheim, etwa zwei Wochen nach der Schlacht bei Lauffen. Dies legt die Vermutung nahe, dass dieses Kreuz an einen Teilnehmer der Schlacht bei Lauffen erinnert und damit ein persönliches Schicksal erzählt.
Der Historiker Werner Heim hält den "Herrn Hans" für einen Bruder des Heerführers Herzog Ulrichs in der Schlacht bei Lauffen, Bernhard von Talheim. Weiter vermutet er, dass Hans von Talheim zu den Rittern gehörte, die 1518 bei der Verteidigung der Feste Hohentübingen scheiterten. Gemeinsam mit seinem Bruder trat er dann wohl in die Dienste des Landgrafs von Hessen und verhalf so schließlich seinem alten Herrn, Herzog Ulrich, zur Wiedereinnahme Württembergs in der Schlacht bei Lauffen. Dort muss Hans von Talheim schwer verwundet worden sein. Werner Heim nimmt an, dass der Schwerverwundete nach Lauffen gebracht wurde, wo er 14 Tage später seinen Verletzungen erlag. Ihm zum Gedächtnis, so Heim, habe dann sein Bruder Bernhard, der 1538 als württembergischer Obervogt in Beilstein genannt wird, an der Stelle des Überfalls ein Kreuz setzten lassen.
Während Heim weiterhin vermutet, dass das zweite Kreuz an den Knappen des Ritters erinnert, bezweifelt dies Otfried Kies, der davon ausgeht, dass das unbezeichnete Kreuz jüngeren Datums ist. (Heim 1961 / Kies 1984)

Kreuz I zeigt leichte Bearbeitungsspuren, abgeschlagene Ecken sowie zwei rundliche Vertiefungen im Längsbalken. Es ist in einen Steinsockel eingelassen. – Kreuz II ist an den Querbalkenenden und -unterkanten beschädigt sowie ganzseitig etwas abgewittert. Auf der Rückseite Bearbeitungsspuren. In das rückseitige Wappenrelief wurde eine Höhenmarke einzementiert.
Form: Kreuz I hat einen etwas breiteren Längsbalken bei sonst regelmäßiger Struktur. Die gleiche Form hat Kreuz II, nur mit zusätzlich leicht betonter Kopfhöhe.
Zeichen: Kreuz II trägt beidseitig ein stark abgewittertes Wappenrelief auf Kreuzmitte und Schaft. Auf der Inschriftseite ist im Kopfbalken eine spätgotisch geformte Spitzbogen-Nische 7cm tief eingehauen.
Inschrift: Das Wappenkreuz (II) hat auf dem Querbalken eine gotische, zwischen Zeilen gesetzte Inschrift, die wie folgt entziffert wurde:
Da man zait nach [Christi Geburt a dm] 15[34] jar auf nechsten Durntag nach heiligem Pfingsttag starb Her Hans von Dalheim dem Got gnedig sey.
In der Schlacht bei Lauffen am 13.5.1534, einem Tag vor Himmelfahrt, kämpfte Ritter Hans von Talheim im hessischen Heer auf der Seite Herzog Ulrichs von Württemberg gegen den österreichischen Statthalter. Er wurde schwer verwundet und starb zwei Wochen später. (Losch 1981)

Sage: Die Kreuze sollen zwar für Ritter und Knappen aus der Schlacht von Lauffen gesetzt worden sein, doch könne ihr wahrer Ursprung nicht mehr festgestellt werden.

Quellen und Literatur:
Heim, Werner - Zwei Kreuze am Wege, in: "Heilbronner Stimme", Beilage zu "Schwaben und Franken", 7.Jg., Nr.2, 1961
Kies, Otfried - 750 Jahre Stadt Lauffen am Neckar, 1984
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981



Lauffen (III)


Blick zum Standort

Detail Einzeichnung

Abbildung bei
Losch (1981)

GPS:

Standort: Im Klosterhof (Museum), "Klosterhof 4".

Größe / Material: 72:75:? / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz wurde 2005 beim Abbruch der Wengertmauer an der Nordheimer Straße von Karl Schäffer gesichert. Er spendete auch die Steinsanierung, die notwendig war, um das Kreuz im Klosterhof aufzustellen.
Das Sühnekreuz zeigt beidseitig einen "Laibschießer" - eine Backschaufel wie sie zum "Einschießen" der Brote in den Ofen benutzt wurde.

Auf der ganzen Ansichtsfläche querlaufende Bearbeitungsrillen. - Ebenerdig eingemauert. Form: Breitflächig, Armlänge betont. Der linke Arm ist etwas schmäler und kürzer als der rechte. Zeichen: Runde Backschaufel in der Kreuzmitte, Stiel im Schaft. Datierung: ca. 15./16.Jh. Örtlichkeitsname: "Am Laibschießer". (Losch 1981)

Sage: Da sollen sich zwei Weiber um Kirbekuchen gestritten haben, eine sei tot geschlagen worden. Seither haben die Lauffener keine Kirbe mehr

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
Ergänzungen und aktuelle Aufnahmen von Karl-Heinz Nitschke, Mögglingen (Fotos von Mai 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine