Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Karlsruhe

Malsch (I)


Abbildung bei
Müller (1930)

Das Wappen von
Malsch mit der
Pflugschar

PLZ: 76316

GPS: N 48° 52,883', O 8° 20,202'

Standort: In der Vorgartenmauer Friedrichstraße 20, an der Ecke zur Kreuzstraße.

Größe / Material: 80:48:18 / Sandstein

Geschichte: Kreuz aus dem 15-16.Jahrhundert. Es wurde 1949 in die Vorgartenmauer eingemauert. In die Vorderseite ist eine Pflugschar eingemeißelt.

Sage: Zur Erinnerung an drei Bauern, die aus einer Seuchenzeit übrig geblieben waren, sich aber im Streit um das beste Feld gegenseitig erschlugen. Jedem soll ein Steinkreuz gesetzt worden sein.

Quellen und Literatur:
Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.195-222
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Malsch (II)


Abbildung bei
Losch (1981)

GPS: N 48° 52,921', O 8° 20,220'

Standort: 100m von vorigem entfernt, vor der Gartenmauer Sulzfelder Straße 2.

Größe / Material: 70:56:20 / Sandstein

Geschichte: Kreuz aus dem 16.-17.Jahrhundert. In der Kreuzmitte Rest einer U- oder O-förmigen Einrillung (vielleicht Darstellung eines Kruges).

Sage: Bezug zur Sage Malsch (I). Es soll das zweite Kreuz für die erschlagenen Bauern sein – das dritte Kreuz, das an der Straße nach Neumalsch stand, ist nach 1965 verschwunden.

Quellen und Literatur:
Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.195-222
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Auszug aus
Steinkreuze in Mittelbaden
von Otto August Müller, Bühl

Malsch

Abb.1: Steinkreuz in Malsch, Haus 192

Abb.2: Steinkreuz bei Malsch, Gewann Brunnenäcker

   Vom Schmalhardtwald ist es nicht allzu weit nach Malsch. Dort finden sich gleich 4 Steinkreuze, wovon eines allerdings in jüngster Zeit verschwunden ist. Drei Steinkreuze stehen oder standen mitten im Ort, am "alten Ettlinger Weg“, der ohne Rücksicht auf Höhenunterschiede ziemlich gerade durchs Dorf geht. In dessen Zugrichtung dürfen wir die alte Römerstraße vermuten. Das erste der Kreuze, das an der Wirtschaft zum Mahlberg, Ecke Schwanen- und Hauptstraße sich befand, ist beim Umbau dieses Hauses verschwunden.
   Doch folgt man der Schwanenstraße über den kleinen Buckel, bis sie sich mit der Friedrichstraße kreuzt, so stößt man auf ein Steinkreuzchen aus rotem Sandstein (Abb.1), das gut gearbeitet, gleichmäßig behauen ist und mit seinen zierlichen Formen einen auffallenden Gegensatz zu dem bei Muggensturm bildet. (Maße: L.B. 80, H. mit Sockel 87 H., 20 Br., 17 T.; Q.B. 20 H., 50 Br., 17 T.; Kopf 20 H., 20 Br., 17 T) Gut erhalten und anscheinend auch gepflegt, ist es vor dem Haus Nr.192, dem alten Forsthaus, wo man bei Grabarbeiten schon Sporn und Dolch gefunden, an ein kleines Mäuerchen angemauert. Mitten im Verkehr des Alltags steht es so freundlich und friedlich da; auch ohne Sonnenschein ein richtiges Idyll, das alte Zeichen und daneben die junge Zeit: junge Bäumchen und spielende Kinder. Verwachsen mit der Umgebung, ist es den Menschen vertraut geworden. Es wird aber doch immer wieder beachtet, trotzdem sein Dasein schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Es sei ja schon "vor ewigen Zeiten“, wie eine alte Frau mir sagte, gesetzt worden. Damals habe eine böse Seuche in Malsch gewütet. Nur drei Bauern (Dreizahl und Seuche sind typische Sagenmotive) blieben schließlich noch übrig. Als sie dann die Gemarkung neu verteilten wollten, gerieten sie wegen des Amtsfeldes (das beste Feld der Gemarktung) in Streit. Dabei sollen sie sich gegenseitig totgeschlagen haben. Für den einen der Toten habe man hier ein Kreuzchen errichtet. Das andere Kreuz mag vielleicht das früher erwähnte an der Wirtschaft zum Mahlberg gewesen sein. Doch erzählt man auch, dass eines noch heute im Keller des Nachbarhauses eingemauert sei, und vermutet dann darin das zweite Kreuz. Soweit die Sage. Die eingeritzte Pflugschar, mit der Spitze nach unten und besonders kräftig im Verhältnis zum zierlichen Kreuz (34 H., 18 Br.), weist auf alle Fälle darauf hin, dass hier ein Bauer ums Leben gekommen ist.
   Das Kreuz für den dritten Bauern, ein rotes Sandsteinkreuz, findet man kaum 100m entfernt in der Sulzbacher Straße am Gartenhag des Hauses Nr.164. Wie fast alle Steinkreuze ist auch dieses in lateinischer Form aus einem Stück gearbeitet. In den Maßen zeigt es aber eine ganzauffällige Ungleichmäßigkeit. Die beiden Querbalkenhälften sind nicht gleich lang, die Maße bei den Armen oben und unten verschieden. Der Längsbalken im Stammteil stimmt nicht lotrecht überein mit dem Kopfteil des Längsbalkens. Der rechte Querbalkenteil setzt höher ein als der linke. (Maße: L.B. 75 H., 18 Br. am Stammansatz, 20 T.; Q.B. 20 H., 57 Br., 20 T.; l.Q.B. oben 18 Br., unten 19 Br.; r.Q.B. oben 20 Br., unten 19 Br.; Kopf 21 H., 18 Br., 20 T.) Ein Zeichen ist klar nicht mehr zu erkennen. Man könnte aber glauben, dass in der Mitte noch die Linien einer aufrecht stehenden Pflugschar (auch Gemeindewappen von Malsch) festzustellen seien. Ebenfalls in der Mitte des Querbalkens findet sich, wie dies bei Steinkreuzen gelegentlich vorkommt, ein kleines, rundes Loch. Das ganze Kreuz ist im Gegensatz zu dem vor Haus Nr.192 kräftig gearbeitet und kann also bei seiner besonderen Eigenart kaum mit diesem in Zusammenhang gebracht werden. Nur das Volk vermutet eben Beziehungen zwischen den drei so nah beieinander stehenden Totenmalen. Aber auch rein gefühlsmäßig spürt man etwas Fremdes zwischen den beiden Kreuzen. So kernig und markig bei aller Zierlichkeit das vorhin behandelte ist, dieses lehnt trotz seiner kräftigen Formen ohne Kraft und besonderen Eindruck, man möchte fast sagen, bleich und müd an dem Gartenhag und wehrt sich kaum gegen das wuchernde, gierig um sich greifende Grün.
   Abseits des Dorfes steht das vierte Malscher Steinkreuz, und zwar an der heutigen Straße Neumalsch – Muggensturm, gegenüber der Einmündung eines Feldweges (Abb.2). In diesem Feldweg, der am Schafhof vorbei durch das Gewann "Bietigheimer Weg“ von Malsch her auf die Landstraße zieht, darf man wohl die alte Verbindung Malsch-Bietigheim sehen. Etwa da, wo heute das Steinkreuz steht, führte der alte Weg an einer jetzt abgegangenen Siedlung vorbei. Die Flurbezeichnung "Brunnäcker“ weist auf den alten Ziegelhofbrunnen hin, der zum Ziegelhof oder einem Weiler Ziegelhofen gehörte. Als Besitz des Klosters Herrenalb wird "Ciegelhouen“, vielleicht eine "Schwaige“, d.h. ein Viehgehöft, in Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts verschiedentlich genannt. Die letzte Erwähnung datiert aus dem Jahr 1511. Später hört man nichts weiter von der Siedlung. Eine Wüstung mehr in dem reichen Kranz, der die Dörfer des badischen Mittellandes umgibt 1). Auch dieses Steinkreuz, das auf den ersten Blick ohne Beziehung scheint, steht also auf altem Kulturland. Etwa 15m entfernt im Felde soll früher ein Brunnen gewesen sein, vielleicht der alte Ziegelhofbrunnen. Schnitter hätten daraus getrunken und seien an dem Trunk gestorben. Ihnen zum Gedächtnis wurde das Kreuz erstellt. Es scheint sich hier um eine verschleierte Pest- oder Seuchensage zu handeln, wie sie sich da und dort an die Steinkreuze knüpfen. Manchmal haben solche Sagen ihnen sogar den Namen Pestkreuze gegeben. Wie bei fast allen Steinkreuzen der Gegend wurde auch hier wieder roter Sandstein verwendet. Dieses Gestein findet sich ja in reichem Maß in der nächsten Umgebung und wird darum gern verarbeitet, obgleich es den Witterungseinflüssen wenig Widerstand bietet. Das Steinkreuz an der Neumalscher Landstraße ist darum auch stark verwittert. Vor allem die Ecken sind stark abgerundet und am Kopf hat die Zeit oder der Wetzstahl der Schnitter ein großes Loch genagt. Trotz seiner kräftigen Formen verliert sich das Kreuz, im Gras unter einem Nussbaum gekauert, in der öden Weite der flachen Ebene. So recht einsam und verlassen steht es an der modernen Verkehrsstraße, ein letzter, halbvergessener Überrest aus alter Zeit, ein Symbol für viele Schicksalsgenossen. (Maße: L.B. 55H.; 23 Br., 17 T.; Q.B. 20 H., 66 Br., 17 T., l.Q.B. 20 H., hinten 22 Br., vorn 24 Br., 17 T.; r.Q.B. 21 H., 23 Br., 17 T.; Kopf 19 H., 23 Br., 17 T.)

Literatur:
1) Vgl. A. Hausenstein, Der "Lußhart" und drei verschwundene Höfe bei Karlsruhe. (Volk und Heimat, Beilage zur Bad. Presse, 1929, S.199f.)

(aus: Müller, Otto August - Steinkreuze in Mittelbaden, in: Mein Heimatland, 17.Jg., 1930, S.195-222)


Sühnekreuze & Mordsteine