Deutschland Baden-Württemberg Neckar-Odenwald-Kreis

Mosbach

PLZ / GPS: 74821

GPS: N 49° 26,097', O 9° 07,316'

Standort: Im Mosbacher Walddistrikt "Legschlag" / "Bäckerstein" am "Fahrenbacher Weg", ca. 170m östlich der Weisbacher Gemarkungsgrenze beim Höhenpunkt 387.

Größe / Material:

Geschichte: Es dürfte sich um einen alten Grenzfelsen handeln. An solchen Denkmalen war es zeitweise üblich, dass die Beteiligten eines Grenzumganges hier ihre Namenskürzel hinterließen.

So wie die Beachtung des geschriebenen Wortes allein in die Sackgasse der einseitigen Deutung aller Steinkreuze als Sühnekreuze führte, und die Sage, der Brauch mehr in den Kreis der Forschung bei diesen alten Denkmälern gezogen werden müssen, mag auch mancher unscheinbare Findling wichtigen Stoff liefern, wenn er seiner Bedeutung nach zu dieser Art von Denkmalen gehört. Nicht jeder Stein mit dem Kreuzzeichen ist natürlich Kultstein in dem hier behandelten Sinne, die Grenzen verschwimmen, und es mag dies ein Grund sein, die Grenzen der Forschung an die Form des Kreuzes zu binden. Sehr häufig war das Kreuzzeichen mittelalterliches Grenzmal. Ein Stein aber, der der Sage nach unbedingt hierher gehört, mag noch erwähnt werden: der sogenannte Bäckerstein am Waldweg von Weisbach nach Fahrenbach. Er ist ein großer Findlingsblock (etwa 150:110cm), dessen Oberfläche teilweise mit dem Spitzeisen zu ebnen versucht worden ist und neben einer Reihe von älteren und jüngeren Buchstaben (Namensanfängen und der Zahl 1502?) ein 20 cm langes sauber eingehauenes Kreuz trägt. (Walter 1923)

Sage: 1. An dem Stein sollen sich einmal zwei Bäcker im Streit erstochen haben. Die Richtigkeit vorausgesetzt, wäre dieser Bäckerstein die einfachste Form des Mordkreuzes. Ein Findling am Tatort mit dem Kreuzzeichen darauf genügt zur Erfüllung des mit der Erstellung der Steinkreuze verbundenen Zweckes. (Walter 1923)
Als "weibliches Pendant" zum Bäckerstein sei das "Bäckermädel" erwähnt. Dieser Grenzstein zwischen Altneudorf und Schönau ist ebenfalls mit einer Steinkreuzsage verbunden.
2. Ein eifersüchtiger Bäcker erstach hier seinen Nebenbuhler, einen Metzger. Dessen Hund riß den Bäcker nieder. (Weber 1965)
Die Sage mit dem Metzgerhund findet sich auch im nicht weit entfernten Unterscheidental.

Der "Bäckerstein“, an einer Fortsetzung des eben genannten Wegenetzes gelegen, hat wenigstens an zwei der Gewerbetreibenden, die einst auf diesen Pfaden ihrem Geschäft nachgingen, die Erinnerung in seiner Sage bewahrt. Und Peter Assion konnte durch genaue Befragung der Hafnersfrau Lina Balschbach in Fahrenbach ermitteln, daß der am "Bäckerstein“ vorbeiführende Pfad, "Fahrenbacher Weg“ genannt, bis in jüngste Zeit der Weg war, auf dem die Hafnersfrauen von Fahrenbach ihre Ware auf dem Kopf nach Weisbach trugen und Angst hatten vor dem "großen, bösen Hund“, den man besänftigen kann, wenn man ein großes Stück Brot dabei hat. (Haas 1976)

Quellen und Literatur:
Walter, Max - Vom Steinkreuz zum Bildstock, 1923, S.37
Weber, Adolf - Gedichte und Prosas, Fahrenbach 1965, S.58, (zitiert nach Haas 1976, Anm.21)
Haas, Werner - Steinerne Stege und ihre Steige im südlichen Odenwald, in: Zu Kultur und Geschichte des Odenwaldes, Breuberg-Neustadt 1976, S.67/68 mit Anm. 21
Bildquelle: Weisbach.info
Recherche, Wegbeschreibung, aktuelle Infos von Leopold Hessek, Mosbach
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine