Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Heilbronn

Sülzbach (I) / OT von Obersulm


Blick zum Standort

Erläuterungstafel
am Steinkreuz

PLZ: 74182

GPS: N 49° 8,844', O 9° 20,407'

Standort: An der Innenseite der Umfassungsmauer des Kirchplatzes ist eine Nachbildung aufgestellt.

Größe / Material: 120:122:20 / Sandstein

Geschichte: Auf der kleinen Hinweistafel beim Steinkreuz ist zu lesen, dass das jetzige Kreuz nicht das Original ist. Das Original-Kreuz steht in der Michael-Beheim-Schule. Die Nachbildung trägt die (nicht komplette) Inschrift:
beham schultheiß tzu sultzbach erschlagen
got gnad
Da das Kreuz beschädigt gefunden wurde (vgl. Bild bei Mattes) ist die obere Zeile auf dem restaurierten bzw. ergänzten Kreuz (vgl. Bild bei Losch) eine erfundene, wenn auch eine wahrscheinliche. Deshalb hat man die nun bei der Kopie weggelassen.

Sage:

Quellen und Literatur:
kleiner Mikrocache zum Kreuz
recherchiert und bebildert von Eberhard Reitmaier, Lehrensteinsfeld



Sülzbach (II) / OT von Obersulm


Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Mattes (1951)

Das Wappen von
Michael Beheim am
Haus Eberstädter
Straße Nr.3
in Sülzbach

GPS: N 49° 8,650', O 9° 21,008'

Standort: Im Foyer der Michael-Beheim-Schule.

Größe / Material: 120:122:20 / Sandstein

Geschichte: Losch gibt als Standort das Steinkreuzes 1981 noch die Umfassungsmauer des Kirchplatzes an. Wann es in die Schule umgesetzt wurde, ist derzeit nicht bekannt.

Neu aufgestellt an der Innenseite der Umfassungsmauer des neu angelegten Kirchplatzes. Für das Kreuz wurde hier ein kleiner Bereich mit Steinplatten ausgelegt; als Wetterschutz dient ein geschwungenes Kupferdach, das in die Mauer eingelassen ist. - Früher stand das Kreuz an der Ostseite der Kirche in Sülzbach. Vor der Neuaufstellung wurden der fehlendeKopfbalken und ein Stück am unteren Schaftteil ersetzt sowie der beschädigte Querbalken restauriert. Form: Schmale Ansichtsflächen. Der neu angefügte Kopf ist kurz, der restaurierte Querbalken dagegen lang; vermutlich war der Kopfbalken ursprünglich höher. Inschrift: Auf dem Querbalken in gotischen Minuskeln und römischen Zahlen
anno • MCDLXXIV • wurde michel
beham schulttis tzu sultzbach erschlagen
got gnad
Michael Beheim, 1416 in Sülzbach geboren, war zuerst Weber, später ein weitgereister Minne- und Meistersänger und nach seiner Rückkehr schließlich Bürgermeister von Sülzbach - vgl. Beheim-Denkmal am Ortsausgang nach Willsbach. (Losch 1981)

[...] Ganz eindeutig bestimmt ist das Michel Beheim-Kreuz in Sülzbach, das an der Ostseite der Kirche steht. Michel Beheim, dessen Tod es gilt, war leibeigener Weber in Sülzbach und kam als Kriegsmann des Grafen von Löwenstein weit in der Welt umher. Seine Begabung, die Erlebnisse aller Art sauber in Reime fassen und vortragen zu können, verschaffte ihm das besondere Wohlwollen seines Herrn, der ihn dann vom Kriegsdienst befreite und als Sänger an seinem Hof hielt. Später kam Beheim noch an andere europäische Höfe und erntete Anerkennung und Haß. Zuletzt lebte er am Hofe des Kurfürsten von der Pfalz und geißelte Sittenlosigkeit und Lasterleben des Adels so sehr, daß einer dieser Herren eines Tages meinte, "dem Beheim sollte man den Kopf vor die Füße legen". Dies mag ihn veranlaßt haben, in seine Heimat zurückzukehren, wo er Schultheiß wurde. Doch schon nach einem Jahr fand man ihn eines Morgens ermordet vor den Häusern seiner Gemeinde. Das geschah 1472. (Mattes 1951)

Michael Beheim, (* 27.September 1416 in Sülzbach; † um 1474 in Sülzbach), war ein Schriftsteller, der an vielen Höfen seiner Zeit, u.a. auch am Kaiserhof in Wien, wirkte. Wegen seines Geburtsortes Sülzbach bei Weinsberg wurde er auch Poeta Weinsbergensis genannt.
Wie sein Vater Hans Beheim erlernte er den Beruf des Webers und arbeitete als solcher, trat aber um 1439 in die Dienste des Reichserbkämmerers Konrad von Weinsberg, dem er wahrscheinlich auf seinen vielen Reisen an die Fürstenhöfe folgte. In dieser Zeit mag er seine meist auf die Zeitereignisse gerichtete Tätigkeit begonnen haben. Nach Konrads Tod (1448) wandte er sich zum Markgrafen Albrecht von Brandenburg, lebte dann an den Höfen des Königs Christian I. von Dänemark und Norwegen und des Herzogs Albrecht III. von Bayern, worauf er in die Dienste Albrechts VI. von Österreich und nach kurzer Zeit in die des jungen Königs Ladislaus V. von Ungarn trat, bis er, in Ungnade gefallen, sich auch von hier wieder entfernen mußte. Aus dieser Zeit stammen mehrere seiner Gedichte über die Türkenangelegenheiten, die nebst seinen übrigen historischen Gedichten das Bedeutendste in seinen Werken sind. Er verfaßte auch ein Gedicht "Von ainem wutrich der hies Trakle waida von der Walachei" über den Fürsten Vlad Draculea III. ("Dracula"), der bei der vergeblichen Belagerung von Kronstadt zahllose Menschen köpfen ließ. Ab 1457 finden wir ihn am Wiener Hof Kaiser Friedrichs III., mit dem er 1462 die Belagerung durch Erzherzog Albrecht und den Bürgermeister Holzer aushielt. Er schrieb aus dieser Begebenheit ein Gedicht (Das Buch von den Wienern, eine Reimchronik in 13.000 Versen), dessen Weise er die "Angstweise" nannte, und worin er seinen ganzen Grimm über die Wiener, "die Handwerker, Schälke und Lasterbälge", ausschüttete. Infolgedessen bald von neuem zum Wandern gezwungen, fand er endlich ab ca. 1467 eine Zufluchtsstätte an Pfalzgraf Friedrichs I. Hof in Heidelberg, wo seit der Stiftung der Universität einiger literarischer Sinn herrschte. Hier benutzte er die von dem Kaplan Matthias von Kemnat wenig früher verfaßte Prosachronik von den Taten dieses Kurfürsten zu einem umfassenden strophischen Gedicht auf Friedrich, das diesen, nach Aussage von Meyers Konversationslexikon, "in niederer Schmeichelei als den edelsten und tapfersten Helden aller Zeiten feiert". Schließlich kehrte Beheim in seine Heimat Sülzbach zurück, wurde dort Schultheiß und in oder nach dem Jahr 1474 erschlagen. An seinen Tod erinnert ein altes steinernes Sühnekreuz, das der damalige Sülzbacher Ortspfarrer J. Caspart 1875 fand und das heute an der Mauer des alten Friedhofs bei der Sülzbacher Kirche als Kopie angebracht ist. Handschriften von Beheims Dichtungen werden in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt. (Wikipedia)

Sage:

Quellen und Literatur:
Mattes, Wilhelm - Steine erzählen aus der Geschichte der Heimat, in: Historischer Verein Heilbronn. 20. Veröffentlichung (Jubiläumsschrift), 1951, S.124
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.55
Eyer, Elke - Sühnekreuz und Wappen - Spuren von Beheims Lebensende in Sülzbach, in: Michael Beheim - der weitgereiste Meistersänger aus Sülzbach, in: Wanner, Peter / Eschenweck, Thomas - Obersulm - sechs Dörfer - eine Gemeinde, Obersulm 1997, S.160-162
Willcocks, Samuel Pakucs - Erschlagen / zerschlagen: Deutungsprobleme um das Michael-Beheim-Kreuz bei Sülzbach, 2006 (PDF-Datei)
Michael Beheim bei Wikipedia
kleiner Mikrocache zum Kreuz
recherchiert und bebildert von Eberhard Reitmaier, Lehrensteinsfeld (Foto von 2009)
Ergänzungen von Leopold Hessek, Oedheim

digitalisierte Werke von Michael Beheim:
Michael Beheim - Lieder, Wien Heidelberg (?) 1457-1465, Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg
Michael Beheim - Pfälzische Reimchronik, Heidelberg 1471/1474 , Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg
Michel Beheim - Von der Liebhabung Gottes, Heidelberg um 1470 , Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg (bei dem Bild auf dem Titeleinband handelt es sich nicht um M.Beheim, sondern um ein Portrait des Pfälzer Kurfürsten Ottheinrich, 1556-59)
Michel Beheim - Lieder in seiner Verkehrten Weise, Heidelberg (?) um 1470 , Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg
Michel Beheim - Buch von den Wienern, Österreich um 1465 , Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg



Sühnekreuz und Wappen - Spuren von Beheims Lebensende in Sülzbach
von Elke Eyer

Das Beheim-Kreuz – eine Kopie des Kreuzes steht heute an der Innenmauer der Kilianskirche in Sülzbach.

Das Wappen des Michael Beheim aus der Münchner Handschrift; im Wappenschild eine Notenreihe, als Helmzier eine gekrönte Sirene mit Notenblatt (um 1500).

Lange Zeit glaubte man, Beheims Spur nach seiner Heidelberger Zeit verloren zu haben. Schriftlich Überliefertes ließ sich darüber nicht finden. Der Aufmerksamkeit und dem historischen Interesse des damaligen Sülzbacher Pfarrers J. Caspart (Pfarrer von 1873 bis 1885) verdanken wir, daß zwei steinerne Zeugnisse über Beheims Lebensende in Sülzbach in ihrer Bedeutung erkannt, dokumentiert und bis heute - wenn auch deutlich verwittert - erhalten werden konnten.1)
Im Jahr 1875 wurde Caspart vom Adlerwirt Haug auf einen Stein aufmerksam gemacht, der an einem Nebengebäude des Hauses des Bauern Volpp verkehrt eingemauert war. Er zeigte erkennbar das Wappen Beheims. Es stellt einen Schild und einen geschlossenen Turnierhelm dar, beide verziert mit einer gekrönten Meerjungfrau, die ihre beiden Fischschwänze mit den Händen hält. Darunter fand sich die Jahreszahl 1472 in den Stein eingehauen. Das Wappen - so erkannte Caspart - war zweifelsfrei Michael Beheim zuzuschreiben, da es demjenigen in der Heidelberger Handschrift des "Buches von den Wienern" genau glich. Der Fund belegt, daß der weitgereiste Dichter und Sänger, des Umherziehens und Streitens müde, nach 33 Jahren Abwesenheit im Alter von etwa 56 Jahren in das Dorf seiner Geburt zurückkehrte. Das Wappen zierte gewiß, wie es üblich war, die Tür seines Hauses. Daß es an anderer Stelle gefunden wurde, erklärt Caspart mit den Zerstörungen in Sülzbach infolge des Bauernkrieges 1525. Der Neubau des Wohnhauses und spätere Umbauten ließen den Stein mit dem Wappen an die verborgene Stelle geraten. Seine Bedeutung geriet in Vergessenheit.
Der Zufall wollte es, daß im gleichen Jahr, ebenfalls 1875, ein weiterer Mosaikstein zur Lösung des Rätsels um Michael Beheims Lebensende entdeckt werden konnte. Caspart wurde aufmerksam auf ein steinernes Sühnekreuz, das in einem Acker lag an der Stelle, an der sich früher der alte Weg nach Lehrensteinsfeld mit der Straße von Heilbronn nach Hall kreuzte. Sühnekreuze mußten in alten Zeiten Totschläger zur Sühne und zum Gedächtnis des Erschlagenen an der Stelle ihrer Tat errichten. Caspart fand das Kreuz verwittert und bemoost, mit abgeschlagenem Kopfstück und las darauf die Inschrift "beham, schulteis tzu Sultzbach erschlag ... got gnad". Darüber konnte er Spuren einer Jahreszahl erkennen und entzifferte die Zahl 147(.). Das übrige war so beschädigt, daß es nicht mehr zu lesen war. Caspart vermutete, daß in der beschädigten ersten Zeile das Datum des Todestages eingemeißelt war. "Dieses Steinkreuz ist eines der ältesten deutschen Steindenkmale mit Inschrift in unserer Landschaft und darum in jeder Hinsicht des Schutzes und der Erhaltung wert." - So schätzt ein Aufsatz aus den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts den historischen Wert des Kreuzes ein (Heilbronner Heimatblätter 3 (1937), S.2).
Auf der Grundlage der beiden aufgefundenen Spuren von Michael Beheims letzten Jahren wagte es Caspart, zu rekonstruieren, was geschehen sein mochte: Beheim war nach seiner Rückkehr nach Sülzbach Schultheiß geworden. Der damalige Pfälzer Vogt in Weinsberg, der Ritter Lutz Schott, den Beheim wiederholt in seiner Reimchronik wegen seiner Tapferkeit rühmt, könnte ihm das Schultheißenamt übertragen haben. Nach 1474, dem Jahr, auf das seine letzte Handschrift datiert wird, war der nun amtierende Schultheiß auf offener Straße erschlagen worden. Als Täter kommen, so Caspart, nicht nur Wegelagerer in Betracht, sondern auch die vielen alten Feinde, die der Dichter durch seine offenen Worte gegen sich aufgebracht hatte. Bei mehreren von diesen kann der Sülzbacher Pfarrer und Geschichtsforscher Beziehungen zu Orten der näheren Umgebungen nachzeichnen. Das alles bleibt jedoch im Reich der Hypothesen, da die Beweise fehlen. Die genauen Umstände vom Ende des Sülzbacher Poeten und Sängers bleiben weiterhin im dunkeln.2)

Anmerkungen
1) Beheims Wappen ist heute an der Frontseite des Hauses Eberstädter Straße Nr.3, das Beheim-Kreuz im Foyer der Michael-Beheim-Schule zu finden. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Caspart 1878, S.177-187.
2) Dem möglichen Einwand, der Schultheiß Beheim auf dem Sühnekreuz könnte, da der Vorname fehlt, auch ein Verwandter gewesen sein, entgegnet Caspart mit der folgenden Beweisführung: Beheims Vater wäre zu der in Frage kommenden Zeit zu alt, seine Söhne für das Amt zu jung gewesen; Brüder des Sängers oder Brüder seines Vaters seien nirgends erwähnt. H. Häberlein (1957, S.2 f.) hält dies indes nicht für eindeutig erwiesen. Obwohl es durchaus möglich wäre, daß der erschlagene Schultheiß und der heimgekehrte Michael Beheim identisch seien, bleibe diese Annahme, so Häberlein, "auf Grund der einen vorhandenen Quelle allein doch hypothetisch" (Häberlein 1957, S.3). Anläßlich der Rückführung des Steindenkmals aus dem Historischen Museum Heilbronn in den neu gestalteten Kirchhof der Kilianskirche im Jahr 1969 betonte dagegen Heim in einer Festrede, die Tatsache, daß das Beheim-Kreuz, im Gegensatz zu zahlreichen anderen Sühnekreuzen im Kreis, eine Inschrift trage, deute auf eine ganz besondere Persönlichkeit hin (HSt. Mai 1969: Ein Kleinod im Weinsberger Tal).

(in: Michael Beheim - der weitgereiste Meistersänger aus Sülzbach, in: Obersulm: Sechs Dörfer - eine Gemeinde, Obersulm 1997, S.160-162)


Sühnekreuze & Mordsteine