PLZ:
64689GPS:
N 49° 37,226', O 8° 52,231'Standort:
Am Denkstein beim Siegfriedsbrunnen, nördlich vom Spessartskopf.Größe / Material:
SandsteinGeschichte:
Steinkreuz in neugotischer Form. Das Kreuz wäre für die Steinkreuzforschung kaum von Interesse, wenn es nicht die Tradition eines alten Kreuzes fortsetzte.Sage:
1.Hier haben sich einmal zwei Männer gegenseitig totgeschlagen.Quellen und Literatur:
Seitdem man systematische Geschichtsforschung treibt, also schon etwa 150 Jahre lang, bewegt die Frage nach der Lokalisierung der Nibelungensage, insbesondere aber nach dem Ort von Siegfrieds Tod heimatliebende Gemüter. Bereits wenige Jahre nach 1800 hielt der für unsere hessische Geschichtsforschung so bedeutende Gernsheimer Pfarrer und spätere Mainzer Domkapitular J. K. Dahl eine Stelle im Lorscher Wald dafür. Vor jetzt rund 100 Jahren war Staatsrat Knapp, Darmstadt, überzeugt, in der Quelle unterhalb des Spessartkopfes bei Gras-Ellenbach den Tatort des Dichters gefunden zu haben. Vor 30 Jahren veröffentlichte der Darmstädter Archivdirektor Dr. Julius Reinhard Dietrich eine Studie über den Ort von Siegfrieds Tod. Sie wurde in "Die Starkenburg", Nummer 1 des Jahres 1926, veröffentlicht und beginnt mit den Sätzen:
"Ist es nicht töricht zu fragen: 'Wo ist Sigfrid erschlagen worden?' Als ob Sigfrid jemals Fleisch und Blut gewesen und von Hagens Hand gefallen wäre! Man könnte doch höchstens fragen: 'Wohin hat der Dichter des Nibelungenliedes Sigfrids Ermordung verlegt? Welche bestimmte Örtlichkeiten hatte er im Auge, als er die 16. Aventiure 'Wie Sifrit erslagen wart' schrieb?"
Dietrich versucht dann in seiner Studie, den Lindelbrunnen in der Heppenheimer Gemarkung, etwa zwei
Kilometer westlich der Stadt am alten Viehweg gelegen, als den wahrscheinlichen Ort der Tat, d.h. als den Ort, den der Dichter
des Nibelungenliedes bei der Beschreibung der Mordtat vor Augen hatte, nachzuweisen. Durch diese Studie werden die beiden
älteren, bereits in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für die wahrscheinlichen Orte der Tat gehaltenen Brunnen inmitten
des Odenwaldes, der auf dem Nordhang des Spessartkopfes bei Gras-Ellenbach und der unweit Hüttenthal gelegene, angezweifelt.
Dietrich durfte dies auf Grund seiner Überlegungen tun, die er wissenschaftlich gut zu unterbauen vermag. Letzten Endes aber hat
nicht die Wissenschaft die Macht, einer Stätte eine solche Weihe zu geben, daß diese dem Volk spürbar wird!
Heppenheim hat lange vor der wissenschaftlichen Begründung seine Riedquelle "An den zwei Linden" mit einem mächtigen,
kreisrunden Sandsteintrog gefaßt. Er besteht aus einem Stück, obwohl er einen Durchmesser von 1,76 Meter hat. Vor vielen Jahren
soll mit ihm eine andere, weiter westlich im Wiesengelände vorhandene Quelle gefaßt gewesen sein. Zum Wasserschöpfen diente
ein mächtiger, hochragender hölzerner Hebelarm. Diese Anlage verwahrloste zwischen den beiden Weltkriegen. Im Jubiläumsjahr
der Stadt Heppenheim 1955 erhielt das Sandsteinrund ein gut gebildetes, schmiedeeisernes Abdeckgitter. Ein Jahr darauf wurde
ein Granitfindling daneben gestellt. In ihn ließ man eine künstlerisch gestaltete, gußeiserne Platte ein, auf der in Wort und Bild auf
das Geschehen hingewiesen ist.
Mag auch in Hüttenthal und in Gras-Ellenbach manches gegen die Annahme sprechen, daß der Dichter hier das Geschehen
um Siegfrieds Tod hinverlegt hat, das Volk hat sich beider Brunnen angenommen, nachdem es vor rund 100 Jahren, insbesondere
durch Staatsrat Knapp, auf sie aufmerksam gemacht worden war. Das Volk war bereit, die ihm immer wohl unverständlich bleibende
Mordtat an dem besten, schönsten, tapfersten und lichtesten Helden seiner Frühgeschichte in die Dämmerung des ewig dunklen
Waldes zu legen. Aus dem Rauschen seiner Zweige und dem leichten Plätschern des dünnen Wasserfadens hört es heute noch die
uralte traurige Mär. Besondere Liebe galt hierbei wohl immer dem Gras-Ellenbacher Siegfriedsbrunnen, vielleicht deshalb, weil man
hier an versteckter Stelle ein altes Sühnekreuz fand, das 1851 durch ein neugotisches ersetzt wurde. Seine Sockelinschrift ist die
981. Strophe in der 16. Aventiure des Nibelungenliedes:
(Winter, Heinrich - Heimatliches Erbe, Bd. 1 - Am Wegrand. Heppenheim , ca. 1966, S.138-140)'Da der herre Sifrit ob dem brunnen tranch,
er schoß in durch das chruze, das von der wunden spranch
das blut von dem herzen vast an die Hagenen wat.
so große missewende ein held nu nimmer mer begat.'
"Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank,
Er schoß ihm durch das Kreuze, daß aus der Wunde sprang
Das Blut von seinem Herzen an Hagens Gewand.
Kein Held begeht wohl wieder solche Untat nach der Hand."
(Nach der Übersetzung von Karl Simrock)