Deutschland Hessen Lkr. Bergstraße

Viernheim (I)


Abbildung bei
Mößinger (1936)

Illustration von
Friedrich Löffler bei
Matthes (1952)

Die Weinleiter als
Wappenmotiv der
Horneck von Weinheim
Abb. bei Wolfert (1986)

Die Weinleiter als
Wappenmotiv der
Schwende von Weinheim
Abb. bei Wolfert (1986)

PLZ: 68519

GPS:

Standort: "Berliner Ring 28", im Garten des Heimatmuseums.

Größe / Material: 139:72:23 / roter Sandstein

Geschichte: Das Kreuz, das "Bußmichel" genannt wird, stand früher nach Riebelings Angaben im Viernheimer Wald. Vor einigen Jahren wurde es in den Garten des Heimatmuseums verbracht. Am ehemaligen Standort wurde mittlerweile eine Kopie errichtet. Die Schauseite zeigt in erhabener Darstellung einen spitz auslaufenden Wappenschild mit schräg gestellter Weinleiter, der an zwei Bändern aufgehängt zu sein scheint. Über Querbalken und den oberen Teil des Wappenschildes verläuft die Inschrift:
MI – C DIVES – LES
(Miles Conradus Dives, übersetzt Ritter Conrad Reich)
Im 12. und 13. Jahrhundert wird in Weinheim mehrfach die adlige Familie von Reich urkundlich erwähnt. Der Name "Bußmichel" rührt wohl von einer Fehlinterpretation der Inschrift her.

Viernheim. 120:71:23. Sandstein. Im Walde nördlich von Viernheim steht westlich der Zamminerschneise, zwischen Buchnerschneise und Ludwigsquerschneise, abseits dieses Kreuz. Ein schmaler Pfad führt heute hin, früher führte an ihm der Bürstädter Weg vorbei, der in der geradgelegten Zamminerschneise aufging. Von einfachster Form ist dieses Kreuz, die Enden der Arme sind zerschlagen und verwittert, tiefe Wetzmarken und Rillen sind auf der Rückseite. Die Vorderseite trägt einen erhabenen Dreiecksschild, der an einem Gurt wie aufgehängt erscheint. Seine größte Breite ist 35cm, seine Höhe 38cm. Im unteren Teil zeigt sich erhaben eine (heraldisch) schräglinks gestellte Weinleiter. Über den oberen Teil läuft, wie auch über den Querarm des Kreuzes, eine Inschrift in gotischen Majuskeln des 13. und 14. Jahrhunderts:
[M]I
C•DIVES
LES
CUNRADUS DIVES MILES

= Ritter Konrad Reich.
Wappen und Name deuten auf die Weinheimer Burgmannsfamilie Dives oder Reich. Ein Cunradus Dives kommt 1220, 1231 und 1268 vor, doch wird schon 1145 ein C. de Rich in Worms genannt (Weiß 1911). Auf einen Angehörigen dieses Geschlechts, der vielleicht hier im 13. Jahrhundert umgekommen ist, geht wohl dieses Kreuz zurück. Der Volksmund weiß es freilich anders. Hier soll ein Wilddieb den Tod als Strafe für Wildfrevel gefunden haben, das Kreuz wurde als Buße errichtet; daraus wurde später "Bußkreuz" und das Wort MILES las man als Michel, so daß das Verschen entstehen konnte, das die Entstehung des Kreuzes zu erklären glaubt:
Michel Buß,
der hier liegen muß
wegen einem Wildpretschuß.
Heute heißt das Kreuz oft kurzerhand der "Bußmichel". Zum ersten Mal wurde es aus seinem Verschollensein ans Licht gezogen durch den Großherzog Ludwig IV. von Hessen; der es auf der Jagd entdeckt hatte. (Mößinger 1936)

Sage: Hier soll ein Wilddieb den Tod als Strafe für Wildfrevel gefunden haben, das Kreuz wurde als Buße errichtet.

Quellen und Literatur:
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, Ziff.6417.1
Mößinger, Friedrich - Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, 1936, S.32-33, Ziff.84
Matthes, Richard - Der "Bussmichel", in: Sagen aus dem Kreis Bergstraße, Bensheim 1952, 2. Auflage 1972, S.22, Nr.25
Weiß - Geschichte der Stadt Weinheim, 1911
Wolfert, Alfred E. - "Die Wappen aus dem Lehenbuch des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz - 1471", in : Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, Band IV, Breuberg-Neustadt 1986, S.279 ff.
Die Fotos sind vom Generallandesarchiv Karlsruhe gemacht, wo sich das Lehenbuch befindet. Das Wappen des Horneck von Weinheim ist auf Blatt 232 des Lehenbuchs (Tafel 11 bei Wolfert), das des Schwende von Weinheim auf Blatt 148a (Tafel 6 bei Wolfert).
ein Multicache von Letterbox-Wanderratte
Recherche und Foto von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund
Ergänzungen von Leopold Hessek, Bad Friedrichshall



Viernheim (II)


Ansicht von rechts

Ansicht von links

Rückseite

Erläuterungstafel

GPS: N 49° 33.868', O 8° 33.257'

Standort: Im Wald nördlich von Viernheim. Das Steinkreuz steht westlich der Zamminerschneise, zwischen Buchnerschneise und Ludwigsquerschneise.

Größe / Material: 142:70:23

Geschichte: Es handelt sich bei diesem Steinkreuz um eine Kopie von Virnheim (I) am ursprünglichen Standort.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Hirschberg (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine