Deutschland Hessen Werra-Meißner-Kreis

Willershausen


Blick zum Standort

die andere Seite

Abbildung bei
Riebeling (1977)

PLZ: 37293

GPS:

Standort: Der Stein steht am westlichen Ortsrand von Willershausen vor dem Eingang zum Friedhof, inmitten einer Grünanlage unter Bäumen. Zu erreichen unmittelbar an der Kreisstraße K16 (Abschnitt Willershausen-Altefeld), eingeschränkte Parkmöglichkeit (Feldweg) gegenüber Friedhof.

Größe / Material: 125:45:18 / Sandstein

Geschichte: Keine Beschriftung; auf dem Schaft ist ein Dolch von etwa 40cm Länge erhaben dargestellt. (Saalfeld 1995)

Kurz vor dem Dorfeingang am linken Straßenrand, etwa 30m hinter km 3,1.
Das Steinkreuz hat keilförmigen Schaft und kurze, gleichmäßige runde Arme und ebensolchen Kopf. Im Bereich des Kreuzungsfeldes ist eine unleserliche Beschriftung erkennbar. Auf dem Schaft ist im Relief ein leicht schräg stehender Dolch von 40cm Länge angebracht. (Riebeling 1977)

Sage: 1. Das Kreuz soll zur Erinnerung an im 30jährigen Krieg gefallene Kaiserliche, die im Feld nördlich davon den Tod gefunden hätten, gesetzt sein.
2. Ein Soldat soll hier von einem Schäfer erschlagen worden sein.

Quellen und Literatur:
Saalfeld, Karlfritz - Kleindenkmäler im Werra-Meißner-Kreis, in: Schriften des Werratalvereins Witzenhausen. Heft 28, Witzenhausen 1995, S.107, Nr.0510.01
Rößler, Ursula - Das Steinkreuz bei Willershausen, in: Das Werratal, 1987, S.7
o.A. - Von alten Kreuzsteinen und Steinkreuzen, in: Hessische Allgemeine - Werra-Nachrichten vom 24.11.1962
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, Nr.4927.1
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda



Das Steinkreuz bei Willershausen im Ringgau
von Ursula Rößler

Wo der Mordstahl jäh und ruchlos
Frisches Leben macht' erbleichen,
Stellt' der Täter einst als Sühne
Reuig auf des Kreuzes Zeichen.
Dunkel geht im Volk die Sage
Von dem Toten, längst verschollen,
Dessen Seele fromme Bitten
Ew'ge Ruhe schaffen sollen.
Und wo damals trank die Erde
Blut, durch frev'le Tat vergossen,
Um das Kreuz, das altersgraue,
Heute üpp'ge Blumen sprossen.

Das Willershäuser Steinkreuz ist 125cm hoch, 47cm breit und 18cm tief.
Foto: Saalfeld

   Am Ortseingang des Herleshäuser Ortsteiles Willershausen ist auf der linken Seite, gegenüber dem Friedhof, ein altes Steinkreuz aus Sandstein zu sehen. Der Sage nach soll hier ein Soldat von einem Schäfer erschlagen worden sein. Einer anderen Erzählung zufolge, wurde das Kreuz zur Erinnerung an die im Dreißigjährigen Krieg im Gelände nördlich des Standortes gefallenen kaiserlichen Soldaten errichtet. Eine Inschrift im oberen Teil des Kreuzes, das in den letzten Jahren stark verwitterte, ist gerade noch zu erkennen, lesbar ist sie leider nicht mehr. Unterhalb dieser Inschrift ist eine Einmeißelung vorhanden, die eine Keule oder einen schrägstehenden Dolch darstellen könnte.
   Steinkreuze findet man meist an Straßen und Wegen, auch innerhalb von Ortschaften, seltener in Häusern und Mauern eingemauert; viele werden auch zum Schutz gegen fortschreitende Verwitterung in Museen aufbewahrt. Steinkreuze gibt es in ganz Europa, vor allem in den nichtromanischen Ländern. Viele Steinkreuzforscher vertreten den Standpunkt, daß die Sitte des Steinkreuzsetzens auf den germanischen Totenkult und die heidnische Götterlehre zurückzuführen ist. Bereits im Jahre 779 soll sich Papst Leo III. gegen diese Überbleibsel aus der Heidenzeit gewandt haben. Steinkreuze wurden vor allem bis Mitte des 16.Jh., aber auch noch im 17.Jh. errichtet. In der Regel handelt es sich um sogenannte "Sühnekreuze". Um der Seele eines meuchlings Ermordeten Ruhe zu geben, hat der Täter oder eine dem Getöteten nahestehende Person am Ort des Geschehens ein Stein- oder Holzkreuz aufgestellt. Das Setzen eines Steinkreuzes wurde auch in die mittelalterliche Rechtsprechung mit einbezogen. So wurde im Juni 1473 in Eisenach ein Urteil gefällt, demzufolge ein wegen Totschlags Verurteilter unter anderem ein Steinkreuz errichten mußte. Und zwar mußte es 7 Schuh hoch sein (etwa 1,90m).
   Im folgenden Gedicht, das Max Helmich in seinem 1933 erschienenen Buch über die schlesischen Steinkreuze, Bildstöcke, Staupsäulen, Galgen und Gerichtstische als steinerne Zeugen des mittelalterlichen Rechts aufnahm, ist der Sinn dieses ehemaligen Brauches gültig umschrieben worden.
   Nur in ganz wenigen Fällen ist das tatsächliche Geschehen, das zum Setzen des Steines führte, aus alten Chroniken oder Urkunden ersichtlich. So wird man sich wohl mit den vielen Sagen und Erzählungen, die sich um die Steinkreuze ranken, zufrieden geben müssen.

Quellen:
Festschrift "Willershausen vor 1000 Jahren", 1981
Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach (Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14; 12/1981) von Erwin Riske

(Das Werratal, 1987, S.7)


Sühnekreuze & Mordsteine