Schleswig (I)


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Tafel im
Wikingermuseum
Haithabu

Schlangenornament
schwedischen
Ursprungs
Quelle: Mohr (1999)

PLZ:

GPS:

Standort: Der Stein befindet sich in der Mittelalterausstellung des Archäologischen Landesmuseums Schloss Gottorf; eine Kopie steht im Stadtmuseum Schleswig.

Größe / Material: Kalkstein

Geschichte: Benennung: "Schleswiger Domstein".

Anhand der noch lesbaren Inschrift lässt sich folgender Inhalt rekonstruieren: ... ließ den Stein errichten für ... er starb in ... und Gudmund ritzten die Runen. Er weilt in Skia in England Kr (Christus?)...
...l(i)t : r(isa) : stain : e ... ... an : su(l) ... ... [t] (a)uÞr : ... ... (n) : auk : kuthmuntr : Þar [: r] [(a)R] : aenklanti : iskiu [: h]uilis : kr ...
Im nördlichen Seitenturm des Schleswiger Domes wurde 1897 der letzte der insgesamt fünf Runensteine aus der Umgebung von Haithabu entdeckt. Ähnlich dem kleinen Sigtrygg-Stein in der Gottorfer Bastion diente er als Baumaterial. Der Stein brach bei seiner Bergung in zwei Teile und die Runeninschrift wurde teilweise zerstört. Des Weiteren fehlen Ober- und Unterteil, die zur Verbauung im Dom wahrscheinlich abgeschlagen wurden. Bestimmte Runen weisen darauf hin, dass es sich bei dem erwähnten Gudmund und seinem Partner um Ostskandinavier, vermutlich Schweden, gehandelt haben könnte. In der Wikingerzeit gab es mehrere Kunststile, die teilweise nebeneinander bestanden. Der letzte war der so genannte Urnesstil, benannt nach einer norwegischen Stabkirche, deren Portal in diesem Stil verziert ist. Er wird in die Zeit von 1040-1150 datiert. Als einziger dänischer Runenstein mit Verzierung im Urnesstil stellt der Stein aus dem Schleswiger Dom somit eine Besonderheit dar. Zudem ist er der einzige der fünf Runensteine, der überhaupt in solchem Maße verziert ist. Dadurch hebt er sich von ihnen ab und besitzt etwas Einzigartiges! Anders als bei den anderen Steinen besteht der Schleswiger Dom-Stein aus in der Umgebung anstehendem Kalkstein und nicht aus Granit. (Anspach / Sonnenschein 2007)

Auf Handel und Fernfahrten bezieht sich auch der sogenannte "Schleswiger Domstein". Wie es heute den Anschein hat, verknüpft sich damit das Schicksal eines Fernkaufmannes aus Schweden am Ende der Wikingerzeit, der in Schleswig ansässig war und in England sein Grab fand. Im Jahre 1897 entdeckte man den Runenstein bei Restaurierungsarbeiten am Schleswiger Dom im nördlichen Seitenturm Dieser Kalksandstein konnte nur unter großen Anstrengungen freigelegt werden und war zudem in zwei Teile zerbrochen; auch die Runeninschrift erwies sich teilweise als zerstört. Dabei erkannte man, daß das Material, mit dem der Runenstein eingemauert worden war, mehr Festigkeit als das des Steines aufwies und einst größer gewesen sein muß. Seine damaligen Abemssungen betrugen 68x36x18cm.
Wir wissen nicht, wann der Stein und unter welchen Umständen er in den Dom gelangte. Es könnte aber so gewesen sein, daß dieser Stein während der bürgerkriegsähnlichen Unruhen in der Stadt Schleswig und ihrer Umgebung im Jahre 1134 als Symbol der aufstrebenden Stadt Schleswig und ihrer Fernkaufleute zur Sicherheit in den Dom gebracht wurde. Denn der Baubeginn des Domes wird vor 1134 angesetzt, der wiederum einen Vorgängerbau hatte, die im 10.Jahrhundert erwähnte erste Schleswiger Bischofskirche Jedenfalls war im Jahre 1131 der Herzog von Jütland und Vasall des römisch-deutschen Kaisers Lothar III., Knud Laward, auf Betreiben des Königssohnes Magnus und seines Vaters, König Nils' (1104-1134) aus Rivalitätsgründen und aus Machtgier erschlagen worden. Knud Laward, der Begründer des Herzogtums Schleswig, galt darüber hinaus als eifriger Förderer der Stadt Schleswig und ihrer Kaufleute und war zugleich erster Zunftmeister der nach ihm benannten Kaufmannsgilde, der Knudsgilde. Diese Bluttat konnte, auch wenn sie vom obersten Landesherrn mitbestimmt wurde, nach der Gildesatzung nicht ungesühnt bleiben. Die Gelegenheit der Rache kam bald. Als sich König Nils im Verlauf des Jahres 1134 an seinem Königshof in Schleswig in der Nähe des Domes aufhielt, erstürmten die aufgebrachten Gildemitglieder den Hof und erschlugen kurzerhand den König als Vergeltungsakt für die Ermordung ihres Herzogs und Zunftmeisters Knud Laward, der im Jahre 1169 heiliggesprochen wurde.
"Der Fundort (des Steines - L.M.) im Dom mag vielleicht nicht zufällig sein, denn auch in Dänemark fand man Runenstiene, die offensichtlich zu einer Kirche gehörten. Somit würde dieser Stein vielleicht im oder bei dem ältesten Dom gestanden haben" (W. Laur 1987, S.43).
Da aber beim Fund dieses Steines weiterhin festgestellt werden konnte, daß er vor dem Vermauern im Dom an den Seiten derart bearbeitet wurde, bis er die Maße eines Bausteines erhielt, läßt sich die Unkenntnis oder Absicht (!) der mittelalterlichen Baumeister hinsichtlich dieses Runensteines auch wie folgt erklären: "Die Runensteine galten den Verkündigern der christlichen Lehre als Denkmäler des Heidentums, und sie beseitigten dieselben, wo sie konnten. Viele mögen in die Erde gegraben oder versenkt worden sein; andere haben bei Bauten Verwendung gefunden" (F. Konstmann 1993, S.358).
Gleich wie das historische Umfeld betrachtet wird, die bruchstückhafte Runeninschrift liest sich wie folgt und gibt nur einen mageren Inhalt wieder:

...I(i)t (:)r(isa) : stain : e ... /
...xan : su(I).../... (t) (a) uthr
.../...(n): auk : kuthmuntr : thaR (:R)
(a) (r): aenklanti: iskiu (: h) uilis : kr...

Umschrift: ... let (resa) stain (aeftir)... X an su(I)... (dauthr)... (n) ok Guthmundr theR r(istu run) aK. A Englandi i Skiu hwilis. Kr ...
Die deutsche Übersetzung lautet demzufolge: "...ließ den Stein errichtenfür... an Sul... erstarb in... und Gudmund ritzten die Runen. Er ruht in England in Skia (Skidby in Yorkshire, Shoesbury in Essex oder ein anderer gleichnamiger Ort). Chrfistus sei seiner Seele gnädig)", so W. Laur (1987, S.44).
Die Runenforschung versuchte mit mehr oder weniger wahrscheinlichen Ergänzungen den Inhalt des Textes deutlicher zu machen: "(Toke) ließ errichten (den Stein) nach (Half) Dan, Sul (kes Sohn, seinem Genossen, der auf Auslandsfahrt) starb. (Sve)n und Gudmund, die r(itzten die Run)en. In England in Skia ruht er. Kr(ist helfe seiner Seele)", so F. Konstmann (1993, S.359).
Der heute als "Domstein" bezeichnete Runenstein unterscheidet sich wesentlich von den vier anderen aus der Umgebung Schleswigs gefundenen. Wie Vergleiche zeigen, weisen die Reste des reliefartigen Schlangenornaments ebenso auf schwedische Herkunft hin wie die Runenfonmen, unter anderem die einseitigen n-Runen. "Der Ornamentik, den Runen und der Sprache nach ist die Inschrift von einem Schweden aus der Mälargegend geritzt. Die schwedische Inschrift, die auch England erwähnt, ist ein Zeugnis für die Handelsbeziehungen Schleswigs als Nachfolgerin Haithabus" (W. Laur 1987, S.43). Der angenommene Schiffseigner und Fernkaufmann Schleswigs, der gebürtige Schwede Halfdan, wäre demzufolge als ein Nachfahr der gehobeneren Schichten des ehemaligen Königreiches Haithabu anzusehen. Sein Runenstein verkörpert einen der wenigen mit christlichem Inhalt. (Mohr 1999)

Sage:

Quellen und Literatur:
Laur, Wolfgang - Runendenkmäler in Schleswig-Holstein. Wegweiser durch die Sammlung, Heft 9, Neumünster 1987, S.43, 44
Konstmann, Friedrich - Die historischen Runensteine in der Umgegend Schleswigs, in: Die Heimat, 100.Jg., Neumünster 1993, Heft 12, S.358, 359
Mohr, Lutz - Der "Erik-Stein" von Wendelspang bei Schleswig und der Schleswiger "Domstein" - Zwei Runologische Sachzeugen über Kriegerisches und Friedliches Wikingertum, in: Beiträge zur Runensteinforschung, Steinkreuzforschung, Monographieband Nr.10, 1999, S.29-30
Anspach, Birte / Sonnenschein, Isabel - Haithabu: Die Runensteine, in: von Carnap-Bornheim, Claus / Segschneider, Martin (Hrsg.): Die Schleiregion: Land - Wasser - Geschichte. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd.49. Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S.132-139 (hier S.138-139)
recherchiert und bebildert von Ingo Laabs, Kiel (Fotos von April 2009)



Schleswig (II)

GPS:

Standort: Im Archäologischen Landesmuseums Schloss Gottorf.

Größe / Material:

Geschichte: Es handelt sich um eine Kopie des Decksteins / Schalensteines in Bunsoh. Auf der Kopie sind die Schälchen, Hände und das Scheibenkreuz besser erkennbar.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Ingo Laabs, Kiel (Foto von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine