Deutschland Niedersachsen Lkr. Peine

Harber / OT von Hohenhameln

PLZ: 31249

GPS:

Standort: Straße "Kurzer Hagen", nahe der Kirche.

Größe / Material: 210 (gesamt):60:? / weißer Sandstein

Geschichte: Scheibenkreuz mit breitem Schaft und mit gotischem nasenbesetzten Kreuz. Umlaufendes Schriftband, dessen Text bis in den Fuß des Kreuzes hineinläuft. Der Text wurde noch nicht entziffert. Das Scheibenkreuz wurde bei Kanalisationsarbeiten unweit des jetzigen Standortes gefunden und dabei in zwei Teile zerbrochen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Volksmedizin aus dem Scheibenkreuz, in: Harber Allgemeine Zeitung vom 24.10.2003, S.17
recherchiert und bebildert von Werner Müller, Elze



Volksmedizin aus dem Scheibenkreuz
Flurdenkmal in Harber stammt aus 14. Jahrhundert / Aufarbeitung für rund 1000 Euro

Ortsbürgermeister Dieter Girnth (rechts) und einige Bürger ließen sich in Harber von Denkmalpfleger Roland Hiller (Vierter von rechts) über den Scheibenkreuzstein im Dorf informieren. Das jahrhundertealte Denkmal war im Sommer 2001 zufällig gefunden worden.     Foto:Raths

   Harber (ara). Das Dorf hat ein neues kleines Wahrzeichen. Ein Scheibenkreuz, das jetzt ofiziell übergeben wurde, zieht nun die Blicke in Harber auf sich. Das etwa 600 Jahre alte Denkmal ist restauriert worden und steht an der Straße Kurzer Hagen. Flurdenkmäler wie dieses weisen auf den plötzlichen Tod eines Menschen hin. Ob durch ein Unglück oder auch eine Gewalttat. Solcherlei Sühnesteine mussten diejenigen aufstellen, die eine Bluttat begangen hatten. Die Denkmäler wurden bis zirka 1532 aufgestellt. Dann machte Kaiser Karl V. einen Schlussstrich. "Die Gerichtsbarkeit steuerte ab jetzt der Staat. Er sühnt alle Straftaten", verfügte damals seine Majestät.
   Gedenksteine wie der in Harber - im Sommer 2001 war das Scheibenkreuz bei Kanalisationsarbeiten gefunden worden - haben nicht nur viele Jahre auf dem Buckel und eine lange Geschichte. Das Scheibenkreuz ist geradezu vernarbt, es weist eine Schleifrinne auf. Die Menschen haben früher Steinmehl von dem aus Sandstein bestehenden Scheibenkreuz geschabt, um es als "Volksmedizin" zu nutzen, erklärte der Elzer Heimatforscher Werner Müller.
   Diese Medizin sollte zum Beispiel gegen die "Fallsucht" wirken, erklärte Müller weiter, der sich seit Jahren akribisch mit der Geschichte der steinernen Zeugen im Umkreis beschäftigt. Bei Bründeln etwa steht ein ähnliches Denkmal am Straßenrand.
   Das Scheibenkreuz in Harber ist ein aufwändiges Exemplar, dürfte also für eine Person mit Ansehen im 14. Jahrhundert aufgestellt worden sein, erwägte Müller. Das Denkmal ist etwa 2 JMeter hoch. Das Meiste ist nicht zu sehen. Der "Fuß" ist tief und fest im Boden "verankert". Müller empfahl den Bürgern in Harber zum Schluß, ihr Scheibenkreuz sorgfältig zu hüten, handele es sich doch hier um ein besonders auffälliges Stück mit einer einzigartigen Zeichnung.
   Roland Hiller, Bodendenkmalpfleger des Landkreises Peine, lobte den Einsatz der Harberaner, die von Anfang an den Wert des Denkmals erkannt hätten.
(Harber Allgemeine Zeitung vom 24.10.2003, S.17)


Sühnekreuze & Mordsteine