Deutschland Niedersachsen Lkr. Holzminden

Stadtoldendorf (I)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

Zeichnung bei
Eggeling (1933)

Abbildung bei
Steinacker (1907)

PLZ: 37627

GPS: N 51° 52,991', O 9° 37,495'

Standort: Vor dem Portal der Stadtoldendorfer Kirche.

Größe / Material: 140:80:17 / roter Sandstein

Geschichte: Benennung: "Engelhart-Stein".

Nach Eggeling (1933) stand der "Engelhart-Stein" ursprünglich am Feldweg nach Amelungsborn oberhalb des Hooptales. Jetzt steht er mit dem Scheibenkreuzstein Nr.4123.6 vor dem Portal der Stadtoldendorfer Kirche. Auf vertieftem Grund steht erhaben ein nasenbesetztes Scheibenkreuz (Abb.). Sein Schaft steht auf einem Kreisbogen. Auf dem Scheibenring steht eine Majuskel-Inschrift. Davon ist noch eindeutig zu entziffern:
H.. LET E. GELHART SIN LEUENT
TO MIDUASTEN GOD LAT...
Bei Eggeling (1933) heißt der Text ergänzt und übertragen: hier ließ Engelhart sein Leben zu Mittfasten, Gott lasse ihn (selig ruhen). Unter der Scheibe ist ein hakenartiges Gerät eingerillt, das auch an einen Schlüssel erinnert. Es handelt sich dabei um einen "Kreuel", ein Handwerksgerät des Hausschlachters. An die drei gebogenen Zinken wurden Würste (Brägenwürste) zum kurzen Brühen in den Wurstkessel getaucht.
Die Rückseite des Steines zeigt ein inschriftloses Scheibenkreuz auf einem Schaft. Die Kreuzarme enden vor der Scheibe und sind leicht eingekehlt. Der Schaft unter der erhaben gearbeiteten Scheibe ist lediglich eingerillt. (Müller / Baumann 1988)

   Am Feldwege über den Hoop nach Amelungsborn haben einst zwei Kreuzsteine gestanden, die jetzt an der Kirche in Stadtoldendorf aufgestellt sind.
   Der erste Stein ist auf T. XXIV, 244 abgebildet. Die Inschrift ist bei der erheblichen Verwitterung der Rotsandsteinplatte nur mit Mühe zu entziffern; sie lautet: "hi(r) let engelhart sin levent to midvasten • god la(t)e on.....", wozu E. Schröder in Göttingen "saliche rasten" ergänzt. Unter dem Schriftbande ist in Linien ein Schlüssel eingegraben, der vielleicht auf die Tätigkeit des hier ums Leben Gekommenen - etwa als Pförtner von Amelungsborn - bezugnimmt. (Hoffmann 1935)

   Der Engelhartstein (Abb.3 u. 4) stand vorher an der Eschershäuser Straße, von Stadtoldendorf aus auf der rechten Seite nicht weit vom Mühlanger, ursprünglich auf dem Feldweg über den Hoop nach Amelungsborn. Auf der Vorderseite zeigt er ein Kreisband, in dessen Mitte ein Nasenkreuz sich befindet, das sich nach unten verlängert und auf einen Halbbogen stößt. Auf dem Kreisband steht in Majuskeln, und zwar nicht wie bei den andern Steinen in lateinischer, sondern in mittelniederdeutscher Sprache: hir let engelhart sin levent to midvasten got late on. Der Schluß ist ausgezeichnet ergänzt von Prof. Schröder: salichlike rasten, d.h. hier ließ Engelhart sein Leben zu Mitfasten, Gott lasse ihn selig ruhen. Mittfasten ist die Mitte der großen 40tägigen Fastenzeit vor Ostern, also der Sonntag Laetare, da aber am Sonntage nicht gefastet wurde und man deshalb mit dem vorhergehenden Mittwoch (Aschermittwoch) begann, so fällt Mittfasten auf den Mittwoch vor Laetare. Auf oder genauer hinter der Kreuzverlängerung findet sich ein Zeichen, das auf den ersten Blick wie die primitive Zeichnung eines Schlüssels aussieht. Prof. Fuhse hat bei seinem Hiersein während der Tagung des Landesvereins für Heimatschutz festgestellt, daß es nicht einen Schlüssel, sondern ein "Kräuel" darstellt. Nach seinen Spezialforschungen ist ein Kräuel (ahd. chrowil) eine Gabel mit gebogenen Tinken, mit der man Fleisch aus der kochenden Brühe herausholt. Dieses Instrument wird noch heute von den Hausschlachtern in der Lüneburger Heide Wostekröl genannt. 1. Sam. 2,13 wird diese Gabel in alten Bibeln noch als Krewel bezeichnet, die revidierte Ausgabe hat dafür "Gabel" gesetzt. Ob dieses Zeichen den Beruf des Ermordeten oder das Mordinstrument anzeigt, ist fraglich. Die Rückseite zeigt ein Kreisband, darin ein schlichtes Kreuz mit abgerundeten Ecken, der verlängerte Kreuzstamm ruht auf einem Halbbogen, wie auf der Vorderseite. Der Gedenkstein ist 135cm hoch und 80cm breit. (Eggeling 1933)

   Zwei Gedenksteine aus rechteckigen Platten roten Sandsteines, beide am Feld wege über den Hoop nach Amelungsbom: 1. Am Fuße der Schutthalde, Höhe über dem Boden 128cm (ganze Höhe bis 188cm), Breite 80cm. Er trägt an der Vorderseite in gut gearbeitetem Umrißrelief auf vertieftem Grunde am Rande einen Rahmenstreifen, darin oben ein Kreisband um ein nasenbesetztes Kreuz, auf dem Bande in vertieften Majuskeln die Inschrift: hi[r] let engelhart sin livent to midvasten • god la[t]e on (Abb.122). Für das Folgende war kein Platz mehr. Herr Professor Edward Schröder in Göttingen, dem auch die Lesart der beiden unsicheren Buchstaben zu verdanken ist, ergänzt mit Reimendigung "salichlike rasten" = requiescat in pace. Das Kreisband ruht unten mit einem kurzen senkrechten Arme über einem Kreisabschnitt, der mit einem Spitzbogen gefüllt ist. Hinter dem Arme ein Schlüssel, mit Bezug auf die Tätigkeit des hier ums Leben Gekommenen (etwa als Pförtner von Amelungsbom). Auf der Rückseite Kreuz und Kreis vereinfacht; die Kreuzarme gehen nicht wie gewöhnlich speichenartig in den Kreis über. (Steinacker 1907)

Sage:

Quellen und Literatur:
Steinacker, Karl - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Band IV), Wolfenbüttel 1907, S.215-216
Eggeling, E. - Die Sühnesteine von Stadtoldendorf, in: Braunschweigische Heimat, 24.Jg., Dezember 1933, Nr.5, S.137-139
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.10, 54-55
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4123.5
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von April 1992)



Stadtoldendorf (II)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

Zeichnung bei
Eggeling (1933)

Zeichnung bei
Steinacker (1907)

GPS: N 51° 52,986', O 9° 37,495'

Standort: Vor dem Portal der Stadtoldendorfer Kirche.

Größe / Material: 140:73:13 / roter Sandstein

Geschichte: Die Vorderseite zeigt ein nasenbesetztes Scheibenkreuz, darunter ein Zwölfspeichenrad auf gotischem Dreipaß. Auf der Rückseite des Scheibenkreuzstein befindet sich unter dem Scheibenkreuz ein Rautenkreuz mit Nasen.

Bevor der Scheibenkreuzstein vor dem Kirchenportal aufgestellt worden war, stand er "auf dem Fahrensbachkopf bei Stadtoldendorf". Der Stein ist inschriftlos. Innerhalb eines den Stein umfassenden Bandes stehen aufeinem Halbkreis ein zwölfspeichiges Rad und darüber ein nasenbesetztes Scheibenkreuz. Die Rückseite ist wie die Vorderseite gegliedert. An die Stelle des Rades ist aber ein Rhombus mit einem griechischen Kreuz getreten. Das Kopfstück des Steines ist sehr stark beschädigt. (Müller / Baumann 1988)

   Am Feldwege über den Hoop nach Amelungsborn haben einst zwei Kreuzsteine gestanden, die jetzt an der Kirche in Stadtoldendorf aufgestellt sind. [...]
   Das Bildwerk des anderen Steines T. XXIII, 245 ist teils flach erhaben, teils in Linien eingegraben. (Hoffmann 1935)

   Der andere Stein auf der rechten Seite des westlichen Kirchenportals (Abb.7 u. 8) ist ein einfacher Kreuzstein ohne Inschrift, der auf dem Fahrensbachkopfe bei Stadtoldendorf stand. Auf der Vorderseite sehen wir zwei Kreisbänder, die auf einen gotischen Kleeblattbogen stoßen, in dem obern Kreis liegt ein Nasenkreuz, in dem unteren zwölf Radspeichen. Die Rückseite hat wieder Nasenkreuz im Kreis, darunter Rhombus mit vier Kleeblattbogen und geradem Kreuz auf einem Halbbogen. Der Stein ist 135cm (ursprünglich 150cm) hoch und 72cm breit. (Eggeling 1933)

   Zwei Gedenksteine aus rechteckigen Platten roten Sandsteines, beide am Feld wege über den Hoop nach Amelungsbom: [...] II. 2. Näher bei Amelungsbom am Waldrande auf dem Fahrenbachskopfe (Abb.123). Der obere Rand ist sehr beschädigt, vermutlich, wie häufig, infolge von gewaltsamem Abschlagen kleiner Teile, die als Volksmittel gegen Krankheiten galten. Höhe über der Erde 120cm, Breite 71cm. Die schlecht erhaltene Darstellung ist teils geritzt, teils steht sie auf vertieftem Grunde. Am Rande einerseits Rahmenstreifen, darin oben ein nasenbesetztes Radkreuz, darunter Rad mit zwölf Speichen über einem Kreisabschnitte, die ähnliche Rückseite statt solchen Rades mit einem übereck gestellten Quadrate, darin Kreuz und Nasen. (Steinacker 1907)

Sage:

Quellen und Literatur:
Steinacker, Karl - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Band IV), Wolfenbüttel 1907, S.215-216
Eggeling, E. - Die Sühnesteine von Stadtoldendorf, in: Braunschweigische Heimat, 24.Jg., Dezember 1933, Nr.5, S.139
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.10, 55
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4123.6
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto von April 1992)


Sühnekreuze & Mordsteine