Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Borken

Barle / OT von Wüllen


die geklammerte
Säule mit den Resten
lateinischer Inschrift

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

PLZ: 48683

GPS: N 52° 3,793', O 6° 56,013'

Standort: In einer Gruppe von 7 Eichen (im Kreis angeordnet) und einem Findling, an der Nordseite des Kreisverkehrs der Kreuzung von Vredener Dyk (K 63) und K 22 (zwischen B 70 und Ottenstein).

Größe / Material: 235 (Gesamthöhe mit Sockel) / Sandstein

Geschichte: Sockel: 46:81:81, die Ecken sind abgeschlagen. Der Sockel steht auf einem 15cm hohen neu angefertigten Fundament. Säule: 24:24cm, 8-eckig, in jeder Seite lateinische Inschriften, allerdings nicht lesbar. Die Säule ist im unteren Bereich gebrochen und dort mit 4 Stahlklammern zusammengehalten.
Auf dem danebenliegenden Findling ist eine Bronzetafel angebracht mit der Inschrift:

Die lateinische Inschrift auf dem Schaft des gotischen Hochkreuzes erinnert an den Tod Heinrich von Solms im Jahre 1353 in einer Fehde nahe der Ottensteiner Burg. Die Wappen­schilder zeigen das Wappen der Familie von Solms.


Rest eines steinernen Hochkreuzes auf zweistufigem Sockel, "Solmssches Erinnerungskreuz", auch "Steinenkreuz" genannt. Das Denkmal steht auf einem kleinen Hügel an der von der Bundesstraße Ahaus - Stadtlohn hinter Wüllen abzweigenden Straße nach Ottenstein, dort, wo der alte Vredener Damm den Weg kreuzt. Früher stand es einige Meter entfernt unmittelbar vor dem jetzigen Transformator, wo der gemauerte Unterbau noch zu sehen ist. Beim Bau des Transformators wurde es während des Krieges versetzt. Es ist mit Sockel 225, ohne Sockel 180cm hoch, der Schaft ist 25cm dick. Erhalten ist nur der Sockel und der Schaft bis zum Ansatz der Querbalken, so daß das Denkmal heute nur eine Säule darstellt. (Der Ansicht Uhlhorns, daß die Säule die ursprüngliche Form des Denkmals sei, stimme ich nicht zu; zur Schrägstellung der Wappen, mit der er seine Annahme stützt, vgl. die Kreuze von Füchtorf und Poppenbeck!) Daß der obere Teil des Kreuzes abgebrochen ist, ist auf dem Stumpf deutlich zu fühlen. Der mittlere, achtkantige Teil des Schaftes ist mit einer achtzeiligen, von unten nach oben laufenden Inschrift bedeckt, der obere Teil trägt zwei Wappenschilder, jedes mit einem Löwen, dem Solmsschen Wappenbild. In dieser Form wurde das Denkmal 1912 vom Heimatverein Ahaus aus den Resten, die sich im Schuppen eines nahen Bauernhofes fanden, neu zusammengefügt und 60m südlich des ursprünglichen Standortes wieder aufgestellt. Die Inschrift in gotischen Buchstaben lautet nach Tenhagen:
† Anno . Domini . millesimo [tre]centesimo
LIII . feria . III. post Quasimodoge
[niti]
Hic . moritur iustus gestis . quoque . vita . robustus
[Et] comes Hinricus morum . virtute . poli[tus]
Nobilis [a] Solmens . iuris . pia . debita . solvens .
Ottenstein. herus . necn
[on] † christicola . ve[rus]
Vos qui transitis [huius] memores rogo sitis
Ut
[meritis isti iam] dentur gaudia Christi.
Im Jahre des Herrn 1353 am Dienstag nach Quasi modo geniti starb hier der Graf Heinrich, Edler von Solms, ein Mann der Kraft in seinem Leben, gerecht in seinen Taten und ein Muster sittlicher Tugend, des Rechtes heilige Pflicht erfüllend [als] Herr von Ottenstein und wahrer Diener Christi. Die ihr vorübergeht, ich bitte euch, seid seiner eingedenk, daß ihm durch Christi Verdienste bald die Seligkeit verliehen werde.
(Heute nicht mehr lesbare Stellen sind von Tenhagen ergänzt und in Klammern gesetzt. In der letzten Zeile der Inschrift steht bei Tenhagen "gaudio".) Die Zerstörung der Inschrift ist nicht nur durch Verwitterung, sondern auch durch Wetzen und Schärfen von Schneidewerkzeugen erfolgt.
Das Denkmal ist ein Gedächtniskreuz an Graf Heinrich von Solms, der hier 1353 eines plötzlichen Todes gestorben ist. Die örtliche Überlieferung meldet, der Graf habe an dieser Stelle im Zweikampf den Tod gefunden. (Brockpähler 1963)

Sage: Die Ottensteiner Chronik des Pfarrers Nagel († 1636) berichtet, hier sei ein Graf Johann von Solms, Bruder des gleichnamigen Ottensteiner Grafen, gefallen. Er sei mit seinem Bruder verfeindet gewesen und habe auf der Seite des Bischofs von Münster an der Belagerung des Schlosses Ottenstein (1406-1408) teilgenommen. Ein Küchenjunge habe ihn vom Fenster des Hauses aus mit der Hakenbüchse erschossen. Diese Deutung ist schon wegen der von der Inschrift abweichenden Datierung unhaltbar.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.18-19
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne


Sühnekreuze & Mordsteine