Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Recklinghausen

Dorsten


Seitenansicht

Zustand 1941
Abbildung bei
Brockpähler (1963)

PLZ: 4628X

GPS: N 51° 39,612', O 6° 57,745'

Standort: An der alten Stadtmauer, Straßenbezeichnung "Westwall".

Größe / Material: 192:65:18-34

Geschichte: Das Steinkreuz stand lt. Angabe von Anwohnern früher an der von Brockpähler genannten "Feldhauser Straße", gegenüber Haus-Nr. 104. Es wurde dann umgesetzt in den Park des Kriegerehrenmals und mit zwei Stahlankern an der alten Stadtmauer befestigt.
Das Steinkreuz ist sehr stark verunstaltet und verwittert. Den unteren Teil bildet ein Kreuzstein. Die Rückseite ist unbearbeitet. Das erhaben (4cm) ausgearbeitete Kreuz auf der Vorderseite hat die Abmessungen 80:50cm. Drei ausgeprägte Wetzrillen. Auf dem ersten Blick meint man, hier wären zwei unterschiedliche Werkstücke willkürlich zusammen gefügt. Tatsächlich soll es sich aber um einen Stein handeln, der zweimal bearbeitet wurde.

Das Steinkreuz, das früher an der Feldhausener Straße / am Aufgang zur "Hohen Brücke" stand, wurde 1963 von einem Lkw angefahren und beschädigt. Es wurde zum Bauhof gebracht und später restauriert und am Westwall, sehr wahrscheinlich 1965, wieder aufgestellt. Beim Abtransportieren des beschädigten Teils "... wurde auch der noch in der Erde verbliebene Schaft geborgen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei dem bis dahin 'unsichtbaren' Teil des Kreuzes um einen Kreuzstein handelte, d.h. um eine etwa 30cm dicke längliche Platte, aus deren oberer Seite ein schlichtes lateinisches Kreuz in kräftigem Relief herausgehauen ist. ..."
Literatur: Edelgard Moers: Dorstener Geschichten. 2000, S. 25f.
Weitere Quellen: Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1966, Artikel des Rektor Wilhelm Brockpähler: Ein seltsames Steindenkmal in Dorsten, S. 64ff;
Vestischer Kalender 1952, S. 40; "Mordkreuz am Westwall" in: WAZ vom 07.07.2001.
Der Artikel von Brockpähler im Heimatkalender ist der ausführlichste Aufsatz und mit 2 Skizzen und 2 Fotos versehen. (Setzer 2006)

Etwa in 100m weiter nördlich vom Ehrenmal entfernt ist an der Stadtmauer jetzt ein Mordkreuz zu sehen. Man fand es an anderer Stelle, weitestgehend mit Erde bedeckt, nur der obere, stark verwitterte Teil mit dem grob zugehauenen Kreuz war sichtbar. 1963 wurde es durch einen Kohletransporter zerbrochen und daraufhin vorsichtig ausgegraben. Dabei wurde auf dem unteren Teil das gut erhaltene, jedoch nur an einer Oberfläche in kräftigem Relief fertiggestellte klassische Kreuz entdeckt. Heimatkundler schließen daraus, daß der Stein zunächst mit dem klassischen Kreuz versehen werden sollte, dieser Auftrag aber nicht zu Ende geführt wurde. Der unfertige, dadurch wertlose Stein blieb wohl einige Zeit liegen und wurde zu späterer Zeit zu einem groben Kreuz behauen. Vielleicht diente er als Sühnekreuz. Bis in das Jahr 1600 bestand die Möglichkeit, eine außergerichtlich bestimmte Sühne für einen Mord zu entrichten, wobei es üblich war, zum Seelenheil des Erschlagenen ein Sühnekreuz zu erstellen. (guenter-grau.de)

Steinkreuz aus Sandstein, 50x65x20cm, im Volksmund "Steinernes Kreuz" oder "Mordkreuz" genannt.
Es steht im Graben am nördlichen Ende der Feldhauser Straße, da, wo sie unmittelbar an die Bahnstrecke heranführt, neben der Einfahrt zu einem Kohlenlager. Durch das Ausfüllen des Grabens und die Erhöhung des Weges ist es jetzt bis zu den Querarmen zugeschüttet. 1942 war es noch in doppelter Höhe sichtbar (103cm). Das Kreuz steht heute quer zur Wegrichtung; der Weg nach Feldhausen führte früher aber über das heutige Bahngelände in west-östlicher Richtung vor dem Kreuze vorbei. Bis zur Erbauung der Bahnstrecke (1879/80) war hier Busch und Heide.
Das sehr roh gearbeitete Kreuz steckt mit einem klotzigen Schaftende tief in der Erde. Der senkrechte Kreuzbalken verjüngt sich von unten nach oben beträchtlich. Der untere Teil ist massig; die Querarme sind sehr kurz, einer nur angedeutet. - In der Nähe des Standortes gibt es die Flurnamen "Goldbrink" (Standort), "Frankenkamp" und "An der langen Fünte".
Das Kreuz soll verschiedentlich ausgegraben, aber auf Verlangen der Anwohner immer wieder an seinen alten Platz gesetzt worden sein. (Brockpähler 1963)

Sage: Zwei Studenten töteten sich hier im Zweikampf gegenseitig.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.28
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne
Christa Setzer, Stadtarchiv Dorsten
guenter-grau.de


Sühnekreuze & Mordsteine