Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Steinfurt

Riesenbeck (I)

PLZ: 48477

GPS:

Standort: "Lager Damm", linksseitig ca. 200m vor der "Flötte-Brücke", zwischen 2 Lindenbäumen.

Größe / Material: 75:67:24-30 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wird hier "Gert Bückers-Kreuz" genannt. Linker Arm: Hinten schräg abgeschlagen, rechter Arm und Kopf: Näpfchenartige Vertiefungen. Rechter Arm: wenig abgeschlagen. Vorn im Schaft: leichte Ausbohrungen. Das Kreuz ist stark verwittert. Hinterseite: ungenau gearbeitet, ebenfalls: Ausbohrungen.

Südlich Riesenbeck an dem Wege, der von der Bauerschaft Lage in südwestlicher Richtung über den "Lager Placken" zum Gehöft Strot im Felde am Bevergerner Damm führt steht etwa 200m vor der Floethebrücke ein Steinkreuz mit der Inschrift
ANO
1665 GERT
BUK
ERS
Maße: 52x68x22 bis 30cm. Das Kreuz erscheint so niedrig, weil der Schaft zu tief in der Erde steckt. Nach der Überlieferung soll der Genannte an dieser Stelle vom Blitz erschlagen worden sein.
Im Sterberegister der katholischen Kirchengemeinde Riesenbeck ist das Ereignis unter dem Jahre 1665 nicht vermerkt und der Name Bukers nicht genannt. Für das Jahr 1666 findet sich jedoch folgende Eintragung: "Februario. 13. huius obiit gerdt Richters rure ab equitibus oves ad pascua ducens occitus" (Am 13. Februar starb Gerdt Richters, auf dem Felde von Reitern erschlagen, als er Schafe zur Weide führte). Ob zwischen dieser Tat und dem Kreuz ein Zusammenhang besteht, konnte nicht geklärt werden. (Brockpähler 1963)

Sage:

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.46
Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.335
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne



Riesenbeck (II)

GPS: N 52° 15,876', O 7° 38,611'

Standort: Ca. 150m hinter dem Haus "Postdamm 197" (Zugangsweg links direkt dahinter). Am Ende des Weges rechts neben einer Lichtung.

Größe / Material: 420:200:16 / Eichenholz

Geschichte: Das Holzkreuz wurde vom Heimatverein Riesenbeck erneuert. Das Mordkreuz wird hier "Dat Hölterne Krüz" genannt. Daneben ein Findling mit gußeiserner Tafel:
Dat hölterne Krüz,
hier ermordete
ein Mann seine Frau
im Mai 1606

Sage: 1. Lt Angabe von Anwohnern: Hier hätten sich zwei Männer heftig um eine Frau gestritten, dabei wurde die Frau getötet.
2. Ein Mann hätte seine Frau ermordet.

Quellen und Literatur:
Dolle, Rudolf - Ein altes, schon fast vergessenes "Mordkreuz", in: "Heimat und Leben", S.213, um1920
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne
Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren



Ein altes, schon fast vergessenes "Mordkreuz"
am Fußwege von Ibbenbüren nach Riesenbeck.

von Rudolf Dolle

   Der nächste Verbindungsweg von Ibbenbüren nach Riesenbeck ging von altersher und geht heute noch über Langewiese. Kurz hinter Langewiese gabelt er sich in einen Fahrweg und in einen Fußweg. Der direkte Fahrweg führt hier noch in seiner alten Breite, aber auch noch unbefestigt geradeaus in mäßiger Steigung auf die Höhe des Riesenbecker Berges. Er hat auch noch seinen alten Namen beibehalten als "Riesenbecker Damm". Der "Fußweg nach Riesenbeck" dagegen, von dem manche glauben, daß er näher sei oder sonstige Vorteile habe für den Fußgänger, biegt von ihm hinter Langewiese rechts ab, um dem ehemaligen "Gravenhorster Damm" zu folgen, der seit der Kriegszeit chausseemäßig ausgebaut wurde. Von dieser Chaussee nach Gravenhorst biegt der Fußweg nach Riesenbeck eine Viertelstunde weiter bei einem Handweiser links ab und führt dann über verschiedene Schierloher Bauernhöfe nach Amans Hof. Dort erst beginnt er steil bergan zu steigen. Das ist der sogenannte "Fußweg nach Riesenbeck über Amans Hof". Sein Aufstieg ist kurz und stein, aber nicht fahrbar. Er führt, rechtwinklig den Bergkamm überquerend, gleich wieder steil bergab durch die Schlucht am Eulenfelsen vorbei.
   Hier sieht der Wanderer am Wege ein uraltes, aus schweren Eichenbalken gezimmertes Kreuz am Wege liegen, dessen tief in das Holz gegrabene Verwitterungsspuren besagen, daß dieses Kreuz hier schon jahrhundertelang gestanden haben muß. Sein durch vermodern im Boden immer weiter gekürzter Schaft bedürfte schon einer Neuschäftung, um das Kreuz in seinen alten Maßverhältnissen wieder aufrichten zu können. Sein Standort in düsterer, einsamer Bergschlucht, weitab von menschlicher Wohnung, erweckt unwillkürlich den Verdacht, daß seine Errichtung nicht religiösen Zwecken oder irgendeinem pietätvollen Gedenken, sondern der Sühne einer dunklen, grausigen Tat galt, über welche die Jahrhunderte allmählich den Mantel des Schweigens breiteten. Das Kreuz selber verrät uns nichts darüber, weder durch eine Inschrift, noch durch eine Jahreszahl. Zudem ist es dadurch verdächtig, daß es niemals einen Corpus zur Verehrung durch die Vorübergehenden getragen hat.
   Fragt man die alten Leute, welche diesen Fußweg kennen und benutzen, so hört man, daß dieses Kreuz dort schon immer gestanden habe und daß von ihm die Sage gehe, hier habe ein Mann seine Frau erschlagen.
   Man fragt bei solcher Auskunft, die man schon erwartet hatte, nicht mehr gerne weiter nach, denn man hört etwas Aehnliches von allen unseren alten, unbeschrifteten Kreuzen; sind doch sogar mit unseren uralten Steinkreuzen, deren Zweck nachweisbar eine kirchliche Markensetzung war, im Volksmunde immer derartige Schauermären verknüpft. Das ist begreiflich, denn der Volksmund ersetzt gerne eine derartige geschichtliche Ueberlieferung durch ihm verständlichere Sensationen, welche sich im Laufe der Zeit ja naturgemäß auf solchen Verkehrswegen abgespielt haben. Von diesem Holzkreuze aber, zumal es an einer solch verdächtigen Stelle steht, ist es schon glaubhafter, in ihm ein Sühnekreuz für eine Mordtat zu sehen, obschon die Sage nichts Näheres von den Beteiligten noch auch von der Zeit, wann sie geschah, zu berichten weiß. Wir können also auch hier nur der Sage zweifelnd glauben, wenn uns nicht der Zufall eine zeitgenössische schriftliche Nachricht erhalten hätte, welche sie vollinhaltlich bestätigt und sogar Jahr und Monat angibt, wann die Mordtat geschah und wann das Kreuz errichtet wurde.
   Als nähmlich am 11. Januar des Jahres 1606 der Graf Arnold von Tecklenburg gestorben war, übernahmen seine fünf Söhne zunächst gemeinschaftlich die Regierung. Sie ließen u.a. noch in demselbigen Jahre durch zwei Lingensche Landmesser genau ihre Landesgrenze, bzw. ihre Jagdgrenzen kartographisch feststellen. Eine dieser karten, deren sorgfältige Grenzeintragungen vom Heiligen Meer bis Tecklenburg reichen, fand sich neulich im Staatsarchiv zu Osnabrück wieder. Bei ihrem näheren Studium fiel dabei ein oberhalb Amans Hof, am Südhange des Riesenbecker Berges, groß eingetragenes rotes Kreuz auf mit der erläuternden Bemerkung: "Hier erschlug im Mai dieses Jahres ein Mann sein Eheweib".
   Dieses damals gewiß sensationelle Ereignis, zu dessen Sühne man sogleich das große Holzkreuz am Tatorte errichtet hatte, fanden die Landmesser topographisch offenbar so bemerkenswert, daß sie es nicht unterließen, es auch in ihre Karte aufzunehmen.
   Das Holzkreuz am Fußwege von Ibbenbüren über Amans Hof nach Riesenbeck, welches in der Nähe des Eulenfelsens jetzt am Boden liegt, ist also sicher ein "Mordkreuz", von dem wir sogar genau wissen, daß es im Jahre 1606 zur Sühne für eine Mordtat errichtet wurde, welche sich dort im Mai deselben Jahres zugetragen hatte.
   Vielleicht nimmt sich der Heimatverein Riesenbeck noch der Wiederaufrichtung dieses über 300 Jahre alten Kreuzes an, dessen wahre Geschichte dann ein Täflein an seinem Fuße dem fragend vorüberziehenden Wanderer erzählen könnte.
(Dolle, Rudolf in: "Heimat und Leben", S.213, um 1920, Quelle: Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren)



Riesenbeck (III)


Blick zum Standort

Inschrift am Sockel

undatierte Aufnahme
Quelle: Heimatverein
Riesenbeck

Abbildung im
Bildband des
HV Riesenbeck
(2006)
Zustand vor dem
Ausbau der Straße

GPS: N 52° 16,079', O 7° 36,560'

Standort: Riesenbecker Straße, Abzweig Westring, neben einer Sitzgruppe und einem Lindenbaum.

Größe / Material: 220:120:20 / Sandstein

Geschichte: Benennung:"Schenckings Kreuz". Das Kreuz steht auf einem 2-stufigen Fundament. Die Kanten sind abgefast. Rückseitig: Halterung aus Vierkanteisen. Vorn eine verwitterte Marmortafel mit undeutlicher Inschrift:
Dies Bin ich oh Mensch
Aus Liebe Zu Dir
Nimm auf Dein
Kreuz
Und folge mir
Der jetzige Bewohner weiß, dass kurz vor 1990 der Korpus 2 mal mutwillig zerstört wurde. Beim letzten mal hat der Bewohner (mittlerweile verstorbnen) die Trümmer selbst abgeschraubt. Das Steinkreuz selbst ist aus grauem Sandstein (in der dortigen Gegend sehr ungewöhnlich) und ist nie geändert worden. Die 8mm-Dübellöcher sind alle gut verspachtelt. Wegen des Polierens nicht die geringste Verwitterung. Zum Alter konnte ich nichts erfahren, erkundige mich aber weiter beim HV. Zum jetzt vom HV erhaltenen Bild: Die Straße ist die frühere Straße Riesenbeck-Bevergern, sie führte bis in die 70er-Jahre 20m weiter nördlich, d.h. auf der anderen Seite vorbei. Der Lindenbaum ist noch derselbe. Das Kreuz wurde etwas versetzt, wie man aus beiden Bildern ersehen kann, die Inschrift zeigt jetzt genau zur neuen Straße hin. (Lux 2008)

Ein Kreuz aus Sandstein. Das eigentliche Kreuz und die Platte des Sockels sind jüngeren Datums (etwa aus den fünfziger Jahren) während der Korpus und der Sockel erheblich älter sind. Der Sockel ist mit einem Anstrich versehen. Der Korpus ist aus Metall und hohl (Vermutlich ein Zinkguß) und ebenfalls gestrichen. Es steht an der Kreuzung der Bevergerner Straße mit der Straße Westring unter einer markanten Linde etwa auf halbem Wege zwischen Riesenbeck und Bevergern. Inschrift:
"Dies bitt ich o Mensch aus Lieb zu Dir,
nimm auf Dein Kreuz und folge mir."
Eigentümer ist der Gutsbesitzer Schencking auf Gut Grotehof, Westring 95. Das Kreuz befindet sich in gutem Zustand. (Heimatverein Riesenbeck)

Sage:

Quellen und Literatur:
Bildband des Heimatvereins Riesenbeck e.V., hrgg. 2006, S.74
Ergänzungen von Elisabeth Müller, Riesenbeck und Josef Keller / Archiv des Heimatverein Riesenbeck e.V.
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne


Sühnekreuze & Mordsteine