Hula (1970) |
Hula (1948) |
PLZ:
A-9063GPS:
N 46° 40,866', O 14° 20,770'Standort:
An der Südseite der Domkirche.Größe / Material:
Geschichte:
Spätgotische Friedhofsleuchte.Sage:
Quellen und Literatur:
Die Leuchte in Maria Saal ist die letzte ihrer Art, die in Kärnten errichtet wurde.
Als ein Meisterwerk gotischer Steinmetzkunst war sie schon mehrfach Gegenstand eingehender Untersuchungen, die, gesammelt und mit den
eigenen Beobachtungen verarbeitet, hier vorgelegt werden.
Vor dem südlichen Seitenportal des Domes erhebt sich die vier Klafter, also etwa 7,20m hohe, zierliche und reich gegliederte Lichtsäule.
Eine massige Stufenbasis bildet die Unterlage für eine sehr schlanke, aus dem Sechseck konstruierte, gewundene Schaftsäule, die oben in einer ähnlichen
Sechseckkonstruktion endet, auf der die Deckplatte für die Laterne ruht. Diese Platte vertritt architektonisch das Säulenkapitell, wenngleich sie für ein solches zu
schwer und zu ausladend ist. So zart und filigran das ganze Bauwerk auch wirkt, so ist es doch in den Proportionen zu kopflastig, was sich im Laufe der Zeit nachteilig
für die Erhaltung des Baues ausgewirkt hat.
Im Jahre 1910 wurde mit Bewilligung und Unterstützung der Zentralkommission für Denkmalpflege, jener Institution, aus der das
Bundesdenkmalamt hervorging, der obere Teil des Helmes erneuert (daher die hellere Farbe), ein neuer Unterbau errichtet, aus dem vier Eisenstützen das
Lichthäuschen an der Deckplatte absichern. Das Denkmal wurde mit einem Gitter umgeben.
Das Werk könnte schon der Klagenfurter Bauhütte entstammen, die im Jahre 1497 in Abhängigkeit von der Wiener Bauhütte St. Stefan
gegründet worden war. Ein Meisterzeichen ist nicht zu finden, was wohl auf die starke Verwitterung des Materials zurückzuführen ist.
Die quadratische Deckplatte, sie wird tieferstehend noch näher betrachtet, ist ihrerseits die Basis für einen in sich völlig geschlossenen
Aufbau, der im wesentlichen aus den flankierenden Eckpfeilern und den dazwischen eingeschalteten Lichtfenstern mit reich geschmückter Giebelüberdachung besteht.
In einer hoch aufstrebenden schlanken Pyramide mit Krabbenbesatz, die eine Kreuzrose trägt, findet das Werk seinen Abschluß.
Die erwähnte quadratische Deckplatte wirkt im Gesamtbild wie ein Fremdkörper, ihr fehlt die leichte Hand, die sich am Gesamtaufbau
demonstriert. In ihrer Komposition zeigt sie drei schwebende Engel, von denen zwei einen Schild halten, darauf ein Kelch gemeißelt ist. Die vierte Eckfigur ist die
Darstellung eines bärtigen Mannes, der ein Spruchband trägt. Im folgenden wird nun Paul Gruëber wörtlich zitiert: "Läßt sich der Zusammenhang des von Engeln
getragenen Werkes mit der männlichen Figur aus dieser Nebeneinanderstellung vermuten, so wird das folgende zur vollen Aufklärung beitragen.
Die Leuchte von Maria Saal hat lange Zeit als ein Monument slawischen Ursprungs gegolten. Der kärntnerische Slawist Urban Jarnig hat die
am oben erwähnten Spruchbande in erhabenen Minuskeln noch deutlich erhaltenen Schriftreste: ... ERA ... KHAPAWN ... in slawischer Ergänzung mit cheranwice =
Behältnis, und k'popawan = zum Verbrennen, gedeutet. Diese Deutung hat sich ganz zufällig mit dem Zwecke des Werkes "Behältnis zum Verbrennen oder Leuchten"
gedeckt und deshalb an Glaubwürdigkeit gewonnen. Aus dem Text einer später aufgefundenen Urkunde, St. Veit, d. d. 21. Oktober 1497, hat sich ergeben, daß der
Vikar Erasmus Khapawn (Kapaun) in St. Veit ein ewig brennendes Licht im Gehäuse oder Türmlein für den Friedhof gestiftet hat, somit von dem slawischen Ursprung
dieser Leuchte nicht mehr die Rede sein kann. Die vorhin der besonderen Aufmerksamkeit würdig bezeichnete Deckplatte bezieht sich in allen Teilen auf den Stifter.
Die beiden gegen die Kirche gerichteten schwebenden Engel tragen einen Kelch, wodurch der priesterliche Stand des Stifters gekennzeichnet wird. Auf der
gegenüberliegenden Seite ist das Bildnis des bärtigen Stifters mit Namensnennung am Spruchband und ein ein Schildchen tragender Engel zur Darstellung
gekommen. Auf diesem Schildchen ist ein Hauszeichen, welches in seinen wesentlichen Formen mit jenem am Haus Nr.16 in St. Veit (heute Hauptplatz Nr.23)
übereinstimmt, angebracht. Es stand somit dieses Haus in Beziehung zum Stifter oder dem Meister, der die Lichtsäule herstellte." Soweit Gruëber.
Laut Stiftsbrief, der im Kärntner Geschichtsverein verwahrt wird, hat also der genannte Vikar Erasmus Kapaun von St. Veit am 21. Oktober 1497
sein ganzes Vermögen zu einem ewigen Licht und Jahrtag in Maria Saal bestimmt: "... daß nun füran die Zechleut der oftgedachten Kirchen zu ewigen Zeiten
unnnachlässig ohne Abgang bei Tage und Nacht auf dem frey oder kirchhoff ein ewig brennendes Licht Inn ainem stainern gehäuß oder Thuermelein dazu aufgerichtet
haben sollen, davon sollen ße jährlich und ewiglich einen jeden Meßner umb sein Muee das früe und spatt anzuzünden vier Schilling Pfennig geben. Oswald Gropper
und Blasius von Winklern als Zechleut unserer Frauenkirch in Sali bestätigen, die Stiftung immer aufrecht zu erhalten."
Da also im Jahre 1497, aber erst im Oktober, der Vikar ein "stainern gehäuß oder Thuermelein" stiftet, war zu diesem Zeitpunkt wohl der
Gedanke geboren, bestimmt aber noch kein Entwurf für das Bauwerk vor handen. Die Errichtung der Lichtsäule wird also frühestens 1498, wahrscheinlich aber noch
etwas später anzusetzen sein.
Noch ein Wort zum erwähnten Hauszeichen. Beide Zeichen, sowohl das auf der Lichtsäule (Skizze 51) als auch jenes in St. Veit, heute
Hauptplatz, Haus Nr.23 (Skizze 52), können der Abbildung entnommen werden. Die Ähnlichkeit ist ins Auge fallend, wenn auch im St. Veiter Schilde die Buchstaben
M und G fehlen. Da diese Buchstaben nicht mit den Initialen des Vikars übereinstimmen, wird das Zeichen wohl dem Steinmetzmeister zuzuordnen sein.
(Skudnigg, Eduard - Bildstöcke und Totenleuchten in Kärnten, Klagenfurt 1972, 2.Aufl., S.275-278)