Abwehr drückt sich auch in den "Pestkreuzen"
oder "Schwarzen Kreuzen" aus, die es in allen deutschen Kreuzlandschaften gab und die formal keinen bestimmten Typ verkörpern. Ihr Name entstand häufig, weil zu
Pestzeiten (in der Eifel bis über die Mitte des 17.Jahrhunderts hinaus) Prozessionen zu "Pestkapellen" an ihnen vorbeiführten. Auch die Bitte um Verschonung oder
Dank, die die Errichtung mitveranlaßt hatten, mag zur Benennung "Pestkreuz" geführt haben. Manches Kreuz wurde nachträglich zum Pestkreuz, nur weil sein Datum
mit dem eines Epidemieausbruches zusammenfiel.
(Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, Köln 1986, S.58)
In der Volksüberlieferung werden nicht wenige Mäler als "Pestkreuze"
bezeichnet. Das Pestkreuz ist kein besonderer Maltyp, weder von der Form her, noch, wie sich zeigen wird, nach seiner Intention. Es ist aber auch kein Kreuz "mit
abweichender Bedeutung", sondern ausgesprochen typisch für den Kreuzkult in all seinen Formen - selbst dann, wenn ein Mal erst in der Vorstellung der Nachfahren
zum "Pestkreuz" geworden jst, denn diese Vorstellungen sind aus älterer Zeit tradiert. Es wird vermutet, daß die in vielen Landschaften und auch am Mittelrhein für
einzelne Denkmäler bekannte Bezeichnung "Schwarzes Kreuz" in einem Bezug zu den Schrecken des "Schwarzen Todes" steht.
(Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, Neuss 1976/77, S.129, S.139 Anm.53)
[...] Ebenso heißt bei Wurzach (Württemberg) ein solches Steinkreuz aus dem 14.Jahrhundert
Pestkreuz oder schwarzes Kreuz.
(Andree-Eysn, Marie - Volkskundliches aus dem Bayrisch-österreichischen Alpengebiet, 1910, S.26)
Wohl wird in Analogie zu Pest = schwarzer Tod, auch die Bezeidinung "schwarzes Kreuz" in der Volksüberlieferung
als Pestkreuz zu werten sein. Diese Bezeichnung findet sich öfters, auch als Flurname: das "schwarze Kreuz" in Wurzach (Württ), das zur Erinnerung an die
Bewahrung vor der Pest gesetzt sein soll.
(Schneider - Die sprachliche und volkskundliche Bedeutung der "Kreuz"-Flurnamen in Badens, in: Freiburger Diözesan-Archiv, Dritte Folge, Dritter Band, der ganzen Reihe 71.Band, 1951, S.165)