Wappenschild und die Erinnerungstafel |
als AK-Motiv |
PLZ:
67307GPS:
N 49° 35,558', O 8° 02,658'Standort:
In der Königskreuzstraße im Südwesten von Göllheim.Größe / Material:
275:163:? / BuntsandsteinGeschichte:
Benennung: "Königskreuz". Zum Schutz des stark beschädigten Kreuzes wurde im 19.Jahrhundert die heutige Königskreuzkapelle errichtet. Die linke Inschriftentafel:fiel Adolph von Nassau, deutscher Kaiser, um des Reiches Krone ritterlich aber unglücklich kaempfend. gegen Albrecht von Habsburg, Herzog von Oesterreich. |
des Heldentodes seines edlen Vorfahren ließ Wilhelm von Nassau Erbgroßherzog von Luxemburg die Wappen am Königskreuze wiederherstellen. |
Sage:
Es soll sich über der Stelle erheben, an der am 2.Juli 1298 Adolph von Nassau im Kampf gegen Albrecht von Österreich fiel, in der Schlacht bei Göllheim.Quellen und Literatur:
Unter den Steinkreuzen Deutschlands, die zur Erinnerung an einen Unfall, den Tod in der Schlacht, einen Mord
oder Totschlag errichtet wurden, nimmt das Königskreuz in Göllheim einen besonderen Rang ein. Denn kein zweites Flurdenkmal
wurde einer solch hochgestellten Persönlichkeit wie einem deutschen König gesetzt. Aber auch seine Größe und die Qualität seiner
Ausführung hebt es aus der Masse ähnlicher Denkmale heraus. Schließlich gibt es aus den vergangenen Jahrhunderten wohl nur
wenige Beispiele, wo sich Behörden trotz zahlreicher Schwierigkeiten, wie dies in den Jahren 1828 bis 1853 beim Königskreuz
geschah.
Das Mal und die zu seinem Schutz errichtete Kapelle stehen an der alten Straße (heute Königskreuzstraße), welche von
Oppenheim am Rhein über das Göllheimer Häuschen und Kaiserslautern nach Lothringen führte und zwar dort, wo die sogenannte
'Alte Straße' (heute Altstraße) zum Kloster Rosenthal abzweigte. Allerdings erhob es sich ursprünglich einige Meter nordöstlich des
heutigen Standortes und wies mit der Schauseite nicht wie heute nach Norden, sondern nach Westen1).
Nach der Überlieferung war dies die Stelle, an der am 2. Juli 1298 Adolph von Nassau (1292-1298) im Kampf gegen Albrecht von
Österreich (1298-1309) fiel.
Im Jahre 1074 hatte Heinrich IV. mit den aufständischen Sachsen Frieden geschlossen und ihnen die Schleifung der in ihrem Gebiet und in Thüringen errichteten Reichsburgen zugesichert. Mit dieser Maßnahme waren die jungen Krieger nicht einverstanden, die von der 'Hartesburg' (heute Bad Harzburg) aus gegen die Sachsen und insbesondere gegen die Bürger der Stadt Goslar einen erfolgreichen Kleinkrieg geführt hatten und nun versuchten, den König zu einem neuen Waffengang zu bewegen. "Um ihre Tapferkeit zu beweisen, zeigten sie (ihm) die Steine, welche auf der ganzen Strecke, die sich über fast zwei Meilen von Goslar zur Hartesburg hinzieht, zum Gedenken an die gefallenen Goslarer aufgestellt waren"5).
Diese zur Erinnerung an gefallene Krieger auf dem Kampfplatz aufgestellten Male nennt Lambert von
Hersfeld "tituli". Ältestes bisher bekanntes Mal mit Titulusfunktion ist der "Männekenstein" von Bühren
(bei Hannoversch-Münden), das Bruchstück eines etwa 80cm hohen Kreuzsteins mit eingerillter Darstellung eines Bewaffneten aus
dem ausgehenden 12.Jahrhundert6). Ein solcher "titulus" ist auch das Königskreuz.
Allerdings übernimmt es mit Rücksicht auf die Bedeutung des Toten nicht den wohl damals gängigen Typus dieser Male: niederer
Gedenkstein mit Darstellung des Erschlagenen.
Im Gegensatz zur Volksüberlieferung, nach der Königin Imagina noch im Jahre der Schlacht das Kreuz zum Gedenken an ihren
Gatten setzen ließ, wurde es erst nach der feierlichen Bestattung des Königs im Dom zu Speyer (1309), wohl von ihrem Sohn Gerlach,
errichtet. Wie bereits erwähnt, stand es ursprünglich frei und erhob sich über einem Sockel, in den eine Tafel eingelassen war, die
wahrscheinlich folgende Inschrift trug:
ADOLPHUS A NASSAW ROMANORUM REX INTERFICITUR AD GELLINHEIM
(PER MANUS AUSTRANI PROCESSI ET MARTINIANI).
ADOLPH VON NASSAU, RÖMISCHER KÖNIG, WURDE GETÖTET BEI GÖLLHEIM
(DURCH DIE HÄNDE DES ÖSTERREICHERS AM FESTE PROCESSUS UND MARTINIANUS).
Während der erste Teil der Inschrift noch im 19. Jahrhundert auf der erst 1853 verschwundenen Tafel zu
lesen war, wird der Wortlaut des eingeklammerten Textes in verschiedenen Versionen überliefert7).
Neben der Inschrift gaben der Reichsadler am Kopf des Kreuzes und der Nassauer Löwe an seinem Schaft die Würde und die
Herkunft des Gefallenen an.
Wann das Mal beschädigt und in die etwa 340cm lange, 290cm hohe und 115cm tiefe Mauer eingesetzt wurde, ist nicht bekannt.
Vielleicht geschah dies bereits während des Spätmittelalters oder bei der "Renovierung des Monuments", die Graf Ludwig von
Nassau-Weilburg, zu dessen Herrschaft Göllheim gehörte, im Jahre 1611 durchführen ließ. Die aus diesem Anlaß angefertigte
Inschrift, welche heute unter dem Kreuz angebracht ist, hat folgenden Wortlaut:
ANNO MILLENO TRECENTIS
BIS MINVS ANNO IN IVLIO MENSE REX ADOL
PHUS CADIT ENSE
RENOVATVM HOC MONVMEN
TVM SVB LVDOVICO COMITE
GENEROSISS: A NASSAV
ANNO • 1611 •
IM JAHRE 1300
WENIGER ZWEI JAHRE, IM MONAT JULI FIEL KONIG ADOLPH
DURCH DAS SCHWERT
WIEDERHERGESTELLT WURDE DIESES MONUMENT
UNTER DEM HOCHEDELEN GRAFEN LUDWIG VON NASSAU
IM JAHRE 1611
Während der Revolutionskriege im letzten Jahrzehnt des 18.Jahrhunderts zerschlugen Unbekannte die beiden Wappen und die Arme des Kruzifixes. In der Folgezeit lockerte sich die Rückwand des Denkmals, so daß es einzustürzen drohte8).
1) "Es sey das Monument selbst durchaus wo es nöthig nachzubessern, planmäßig zu vollenden, d.h. die fehlende Gitterthür, die Wappen herstellen, und noch eine Stufe um den Sockel legen zu lassen.
2) In das Innere sey auf dem mittl. Wandfelde das auserhalb stehende Königskreutz, und auf den Feldern der Seitenwände Gedenktafeln anzubringen.
3) Auf dem äuseren hinteren oder den Seitenwandflächen könnte die kurze Bezeichnung des Monuments in Bronzeschrift angebracht werden."
4) Die Umgebung der Kapelle sei unter Beibehaltung der Ulmen als Gartenanlage zu gestalten und
5) "mit einer verschließbaren einfachen Einfriedung zu versehen"10).
Am 23. des gleichen Monats teilte der l. Vorsitzende des Historischen Vereins, Dr. Jäger, der Regierung mit,
daß der "Konservator der pfälzischen Alterthümer, Lycealprofessor Georg Rau", die Texte der beiden vorgesehenen Tafeln verfaßt
habe und er in der Lage sei, zu ihrer Herstellung 300 fl. beizuschießen, welche ihm der Herzog von Hessen-Nassau zur endgültigen
Herstellung des Königskreuzes übergeben habe10).
Die beiden von Rau entworfenen Texte haben folgenden Wortlaut:
AN DIESER STELLE / FIEL / ADOLPH VON NASSAU / DEUTSCHER KAISER / UM DES REICHES KRONE RITTERLICH ABER GLÜCKLICH KÄMPFEND / GEGEN / ALBRECHT VON HABSBURG, / HERZOG VON OESTERREICH. DIESES DENKMAL / EINES FÜR DEUTSCHLAND FOLGENSCHWEREN EREIGNISSES / WARD VOLLENDET IM JAHRE 1853 UNTER / MAXIMILIAN II., KÖNIG VON BAYERNS / DEM ERHABENEN PFLEGER UND SCHIRMHERRN DES FRIEDENS UND DER / EINIGKEIT IM DEUTSCHEN VATERLAND; / BEGONNEN UNTER: / LUDWIG I. KÖNIG VON BAYERN, / DEM ERLAUCHTEN KENNER UND FREUND DER GESCHICHTE; / GEFÖRDERT DURCH / ADOLPH, HERZOG VON NASSAU, / DEN DANKBAREN NACHKOMMEN EINES HELDENAHNHERRN, / UND DURCH / DIE THAETIGE TEILNAHME ZAHLREICHER FREUNDE VATERLÄNDISCHER VORZEIT / MIT DER / PFALZ UND NASSAU.
Die erste Inschrift befindet sich rechts neben dem Kreuz, die zweite an der westlichen Innenwand der Kapelle.
Am 10. November 1852 berichtete die Gemeindeverwaltung Göllheim nach Speyer, daß sie dem Besitzer der Eisenhütte in Eisenberg,
von Gienanth, den Auftrag erteilt habe, eine Tür zur Kapelle anzufertigen, welche die Inschrifttafeln und das Kreuz sowohl schützen
als auch ihre Besichtigung ermöglichen solle. Gleichzeitig bat sie, "die Ausbesserung der beschädigten Stellen, die Ergänzung der
fehlenden Theile und die Versetztung der Reste des Königskreutzes" in das Innere der Kapelle zu gestatten10).
Zusammen mit der Gittertür fertigte von Gienanth vier Eisengußwappen an, welche August von Voigt bereits 1836 entworfen
hatte1), um sie über dem Portal der Kapelle anbringen zu lassen. Sie zeigen neben
dem Wappen Adolphs von Nassau die seiner bedeutendsten Verbündeten/ des Pfalzgrafen bei Rhein/ Rudolf, des Herzogs von
Niederbayern, Otto und des Erzbischofs Boemund von Trier.
Schließlich kaufte im Jahre 1853 die Gemeinde Göllheim noch zwei Grundstücke, die hinter der Kapelle lagen, und im Oktober
des gleichen Jahres war das Bauwerk endgültig fertiggestellt und das Königskreuz in seine Rückwand eingelassen10).
Inwieweit man zuvor die geplanten Restaurierungsarbeiten an dem Mal auch vorgenommen hatte, ist unbekannt. Möglicherweise
wurden damals die beiden Arme Christi in hellem Sandstein ergänzt und rot überstrichen.
Den Reichsadler und den Nassauer Löwen am Kopf bzw. am Schaft des Kreuzes ließ Wilhelm von Nassau im Jahre 1898
erneuern. Daran erinnert die Inschrift links des Males:
ZUM SECHSHUNDERTJÄHRIGEN GEDENKTAGE / DES HELDENTODES / SEINES EDLEN VORFAHREN LIESS / WILHELM VON NASSAU / ERBGROSSHERZOG VON LUXEMBURG / DIE WAPPEN / AM KÖNIGSKREUZE / WIEDERHERSTELLEN.
Der Ankauf des Geländes, die Errichtung der Kapelle und die Arbeiten an der sie umgebenden Anlage kosteten 2027 fl. 10 xr., zwanzig Gulden weniger als an Beiträgen eingegangen waren. Diesen Restbetrag übergab der Historische Verein der Gemeinde Göllheim, um ihn für die Unterhaltung der Anlage zu verwenden10). Die Kapelle, die nach siebzehnjähriger Bauzeit endlich fertigestellt worden war, beschreiben die "Kunstdenkmäler der Pfalz" wie folgt:
"Kapelle in neugotischen Formen. Etwa quadratischer Grundriß. Der enge kreuzgewölbte Innenraum hat nordseits eine große, rundbogige Öffnung, nur mit einem Eisengitter verschlossen. Über dieser die vier Eisengußwappen von Pfalz, Bayern, Nassau und Trier. Unverputzter Quaderbau mit Strebepfeilern. Dachgesims über Rundbogenfries auf Konsolen. Darüber Zinnenkranz. Auf dem Erdgeschoß steht ein schlankes achteckiges Türmchen, das gleichfalls von Zinnen bekrönt wird"11).
Wenn die Kapelle auch im beschriebenen äußeren Aufbau nach den Plänen Augusts von Voigt errichtet
wurde, so blieben seine Vorstellungen über die Gestaltung des Innenraumes doch weitgehend unberücksichtigt. Wie er am 1.
November 1839 in einem Schreiben an das Präsidium der königlich bayerischen Regierung der Pfalz darlegte, sollten die Wände
zu Seiten des Kreuzes mit Gemälden, "die letzten großen Thaten Adolphs darstellend, gezieret werden, denn ohne diese wäre das
Bauwerk nur eine Feldkapelle, und noch kein Monument des heldenmuthigen Kaisers. Man könnte zwar durch eine Inschrift dasselbe
erkenntlich machen, allein was durch Skulptur und Malerei klar werden kann, soll nicht durch Schrift bezeichnet werden"8).
1) Gemeindearchiv Göllheim, Nr. 85/147.
Auch wenn der Innenraum der hohen Kosten wegen nicht ausgemalt wurde, so ist die heutige Anlage um das Königskreuz doch
eine würdige Gedenkstatte für den hier im Kampf gefallenen König, aber auch ein Beispiel des im 19. Jahrhundert erwachten
Interesses an den Zeugnissen und Ereignissen der Vergangenheit, welches ein bedeutendes "Denkmal deutscher Vorzeit" vor dem
Verfall rettete.
(aus: Donnersberg-Jahrbuch 1980, Heimatbuch für das Land um den Donnersberg 3, S. 145-154, gekürzt)
2) Über die Schlacht am Hasenbühl informiert am umfassendsten immer noch ]ohann Geißel: Die Schlacht am Hasenbühl und das Königskreuz zu Göllheim, Speyer 1835. Vgl. aber auch: Karl Trum: Die Schlacht am Hasenbühl, in: DONNERSBERG-JAHRBUCH 1978, S. 115-122.
3) Wilhelm Brockpähler: Steinkreuze in Westfalen, Münster 1963, S. 14-16.
4) Franz Xaver Remling: Geschichte der Bischöfe zu Speyer, l. Band, Mainz 1852, S. 526 f.
5) Freie Übersetzung des Originaltextes aus Oswald Holder-Egger (Hrsg.): Lamberti monachi Hersfeldensis opera, Hannover 1894, S. 181, Zeile 15-19.
6) Friedrich K. Azzola, Fritz B. Jünemann: Der Männekenstein von Bühren bei Hann. Münden, in: Die Kunde, NF Nr. 24, Jg. 1973, Hannover 1974, S. 189-200.
7) Johann Geissel: S. 63 und S. 113, Anm. 40 c.
8) Johann Geissel: S. 63 - 66 und S. 112 -114 (Anmerkungen).
9) Landesarchiv Speyer, Bestand H l, Nr. 877.
10) Landesarchiv Speyer, Bestand H 3, Nr. 7969.
11) Georg Lill (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Pfalz, Band VII. Bezirksamt Kirchheimbolanden, München 1938, S.105.
Als Rudolf von Habsburg im Jahre 1291 gestorben war, wählten die Kurfürsten nicht seinen Sohn Albrecht zum deutschen Kaiser,
sondern gegen bedeutende Zugeständnisse den unbedeutenden Grafen Adolf von Nassau. Die Fürsten wünschten damals kein
starkes Königtum und kürten daher nicht den Nachkommen eines Königs mit einer großen Hausmacht, sondern einen, der mit
geringem Besitz ausgestattet war. Der Gewählte zog sich den unversöhnlichen Haß Albrechts zu.
Adolf von Nassau versuchte nun als König sich eine eigene Hausmacht aufzubauen, indem er den Wettinern Thüringen und
Meißen zu entreißen sich bemühte. Damit brachte er die Kurfürsten gegen sich auf, die im Bunde mit Albrecht von Österreich den
Gewählten absetzten und den Habsburger zum König wählten. Adolf aber verteidigte seine königlichen Rechte und zog gegen den
Österreicher zu Feld.
Im Jahre 1298 tobte auf dem Hasenbühl bei Göllheim die große Entscheidungsschlacht, bei der Adolf Krone und Leben verlor.
Zur Erinnerung an diesen unglücklichen Tag ließ seine Gemahlin Imagina oder einer seines Geschlechts ein bescheidenes Kruzifix
setzen, das auf einer Tafel mit einfachen, aber ergreifenden Worten an den Tod des Königs erinnert.
Adolf von Nassau wurde zunächst in der Abteikirche des nahen Klosters Rosenthal beigesetzt. Erst elf Jahre später konnte seine
Leiche in den Dom nach Speyer überführt werden. Die Sage erzählt, daß des Königs Gemahlin Imagina während der Schlacht im
Kloster Rosenthal weilte und nach seinem Tode als Nonne hier gelebt habe, um ihrem Gatten nahe zu sein und für ihn zu beten.
Das steinerne Kruzifix bei Göllheim wurde damals in einer Mauer eingefügt. Zu Füßen des Gekreuzigten prangte in einem
Wappen der Nassauer Löwe, und über Christi Haupt verkündete der Adler die Würde des Königtums. Die Schrifttafel war mit der
Zeit durch Verwitterung unleserlich geworden, deshalb ließ ein Nachkomme Adolfs im Jahre 1611 das Denkmal ausbessern und eine
neue Tafel anbringen. Nicht nur Wind und Wetter hatten im Laufe der Jahrhunderte dem Denkmal zugesetzt, sondern auch die
französischen Revolutionäre, welche die Arme des Korpus und die Wappentafeln zertrümmerten.
Eine neue Gefahr drohte dem Kreuz durch die Ortserweiterung von Göllheim. Das Haus Nassau und der Historische Verein der
Pfalz ermöglichten im vorigen Jahrhundert den Ankauf des denkwürdigen Geländes, um es vor der Verbauung zu schützen.
Der spätere Kardinal von Köln, Johann Jakob Geissel, damals noch Domherr in Speyer, schrieb im Jahre 1835 ein Büchlein über
die Schlacht und das Königskreuz und gewann so die Mittel, dieses 1836 in einem kapellenartigen Turm zu bergen. Die Idee, dem
romantischen Geist jener Zeit verhaftet, entspricht nicht mehr dem Geschmack unserer Zeit. Das Königskreuz, aus der frühen Gotik
stammend, ist das älteste erhaltene Steinkruzifix der Pfalz, ein Gedenkkreuz für ein bedeutsames historisches Geschehen, für einen
ungewöhnlichen Schicksalstag in der Geschichte des alten Reiches.
(Text und Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.30-32
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr. 12, S.353, 19.3.1972)
Südlich der von der Eisenbahnstation Göllheim - Dreisen in das Städtchen Göllheim führenden Straße,
zwischen den ersten Häusern im Orte selbst, steht in einer Anlage eine von Baurath Voit in München im frühgothischen Style
entworfene und i.J. 1836 erbaute kleine viereckige, mit einer eisernen Thüre versehene Feldkapelle mit den Resten des i.J. 1298
errichteten Königskreuzes. Dasselbe, ein aus rothem Sandstein hergestelltes und ziemlich verwittertes Crucifix von 2.65 Meter Höhe -
siehe die nebenstehende Figur 291 - ist in der südlichen Umfassungsmauer eingemauert. Hier am "Hasenbühl" fand am 2. Juli 1298
die Kaiserschlacht zwischen Adolf von Nassau und Albrecht von Oestreich statt, in welcher der erstere fiel. Imaginata, die Gemahlin
Adolfs, soll noch im nämlichen Jahre an der Stelle, woselbst er sein Leben aushauchte, das genannte einfache Crucifix errichtet
haben. Am oberen und unteren Ende des Crucifixes befinden sich zwei kleine leere Wappenschilder. Bereits im Jahre 1611 muß das
Kreuz sowie die Widmungsschrift ruinös gewesen sein; denn eine heute unter dem Kreuze eingemauerte 0.70 auf 0.60 Meter große
Sandsteinplatte trägt die folgende Inschrift:
Bis minus anno In Julio Mense Rex Adol- Phus cadit ense. |
sub Ludovico comite generosissima a Nassaw Anno 1611." |
Dort bei Göllheim auf dem Felde
Schon seit langer Jahre Raum, Von dem Blitze halb zerschlagen, Steht ein alter Rüsterbaum. Trauernd ruht in seinem Schatten Eines Kreuzes steinern Bild, Drauf die Zweige wie zum Schutze Sich herniederbeugen mild. Wohl bedeutsam ist die Stätte, Die ein solches Zeichen schmückt, Das nur selten, wo die Freude Sich gebettet, wird erblickt. Ward ein Mord einst hier begangen, Oder birget wen das Grab, Dem des Freundes Hand ein Zeichen Seiner treuen Liebe gab? Glüh'nde Strahlen wirft die Sonne Nieder in des Tales Schoß, Wo zur Ernte reif die Saaten Harren rüst'ger Schnitter bloß. Aber an den Hügelhängen Hat der Herrscher Machtgebot Andre Saaten aufgepflanzet, Deren Schnitter ist der Tod. In dem bergumkränzten Tale, Hei, wie braust die laute Schlacht, Heute gilt es Kron' und Leben, Messen will sich Macht an Macht. Mördrisch treffen sich die Heere, Und in heißer Kampfesglut, Achten sie nicht ihrer Wunden, Kargen nicht mit ihrem Blut. Lange schwankt des Sieges Waage, Immer wilder tobt der Streit; Jeder ist zum Heldentode Wie zum Siege gleich bereit. Ob auch ganze Scharen sinken, Hingemäht vom scharfen Schwert, Dennoch furchtlos stehn die Kämpfer, Alle höchsten Ruhmes wert. Und der Kaiser, kampfbegierig, Sprenget vor auf hohem Roß, Östreichs falschen Herzog suchend In der Streiter dichtem Troß. "Heute wirst du nicht entrinnen, Wie du, Feiger, oft getan, Reich und Leben sollst du lassen Hier zur Stund'!" ruft er ihn an. Und mit hochgeschwungnem Stahle Dringt der Kaiser auf ihn ein; Jener steht in kalter Ruhe, Unbekümmert um sein Dräun; Hebt das Schwert zum Todesstreiche, Der vernichtend niederfährt Und den todeswunden Kaiser Niederschleudert von dem Pferd. Mittag war's; im nahen Kloster Schlug die Glocke zwölfmal an, Als der hochgesinnte Kaiser Endete die Heldenbahn. Unter Rosseshufen liegend Und mit Staub und Blut bedeckt, Ward die kaiserliche Leiche Nach der Mordschlacht spät entdeckt. Dort bei Göllheim auf dem Felde, Wo geflossen Kaiserblut, Steht ein steinern Kreuz in eines Alten Rüsterbaumes Hut. Schattend neigen sich die Zweige Auf des Helden Totenmal, Leise schauernd, wenn des Frühlings Lüfte wehen durch das Tal. |