Deutschland Sachsen Lkr. Meißen

Bockwen


Aufnahmen um 1920
(Sammlung Kuhfahl)

PLZ: 01665

GPS: N 51° 07.854', O 13° 29.138'

Standort: Südsüdöstlich vom Ort, nordöstlich an der Straße nach Reichenbach.

Größe / Material: 119-120:78:32 / Sandstein

Geschichte: Gesamtlänge ist 182cm. Der Standort wird hier "Kreuzwiese", "Kreuzsteinwiese" oder "der Kreuzstein" am "Bischofsweg" genannt.
Bis 1922 war es fast vollständig im Erdreich versunken. 1923 wurde es ausgegraben und vermutlich ohne Ortsveränderung neu aufgestellt. G.A. Kuhfahl (1928) schrieb dazu:
[...] Besondere Erwähnung verdient der Ausgrabungsfund auf der Kreuzwiese von Bockwen, weil er gleichzeitig einen Einblick in die Bedeutung der allgemeinen Volkserinnerung gewährt und zu ihrem Gunsten ausnahmsweise einen Fall von unstreitbarer Zuverlässigkeit verkörpert.
Schon 1919 erhielt ich die Mitteilung, daß am Nordrand der Landstraße Bockwen - Reichenbach bei Meißen ein versunkenes Kreuz liege. Bei eigener Besichtigung fand ich aber nur einen Stein, der wenige Finger breit aus dem Boden herausragte, abgerundet und verwittert aussah, und nicht im geringsten auf eine besondere Gestaltung unter der Erde schließen ließ. Ein paar Jahre später wurde ich eingeladen, der Ausgrabung des "Kreuzes" beizuwohnen. Trotz einiger Zweifel kam tatsächlich aus dem festen Lehmboden nach mehrsonntäglicher harter Arbeit das stattliche alte Mal wieder zutage. Jahrhunderte mögen vergangen sein, ehe der schwere Block auf der Kreuzwiese am Rande der alten Straße in den Grund einsinken konnte und sicherlich ist der Querbalken, über dem bereits wieder Erde und Rasendecke lagerte, auch schon vor vielen Jahrzehnten von der Oberfläche verschwunden gewesen. Trotzdem war die Kunde von dem Kreuz im Volksgedächtnis mit solcher Sicherheit erhalten geblieben, daß eine Gruppe jugendlicher Helfer planmäßig mit Schanzzeug von Dresden und Meißen ausziehen konnte, um den versunkenen Stein zu heben [...]

Kopf und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, Arme wohl ursprünglich gerade, ausladender Fußteil, oberer Winkel des NW-Armes im Viertelkreis ausgefüllt, SO-Arm als Stummel erhalten; Kanten im Umriß gerundet. SW-Seite, im Kopf eingeritzt als moderne Zutaten: 1945 und weitere Daten und Initialen; zentrales kleines, rechteckiges Dübelloch. Das Steinkreuz wurde 1975 vorsätzlich herausgezogen, auf Anweisung der Bodendenkmalpflege unverändert wieder aufgerichtet.
Das Kreuz steht an dem mittelalterlichen Bischofsweg von Meißen über Briesnitz (hier Elbefurt) nach Stolpen. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage: 1. Grab eines deutschen oder französischen Offiziers oder eines Kosaken.
2. Um das an der Straße von Bockwen nach Reichenbach stehende Steinkreuz rankt sich auch folgende Sage:
In der Reformationszeit stritten sich ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer um die Pfarrstelle in Naustadt. Bei einem Wettreiten nach Meißen ritt der evangelische Pfarrer über Riernsdorf und der katholische über Reichenbach. Kurz vor Bockwen scheute sein Pferd und er verunglückte tödlich. Es wurde ihm dieses Kreuz gesetzt. Nachweislich kam hier der katholische Pfarrer Haus Schnecker beim Sturz vom Pferd ums Leben.

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.16, S.92
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.20
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.243-244


Sühnekreuze & Mordsteine