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Chemnitz


einer von mehreren
Rissen am Kreuz
Foto: Stößel (2008)

Erläuterungs-Platte
am Kreuz
Foto: Stößel (2008)

Aufnahme von 1912
(Sammlung Kuhfahl)

Zeichnung bei
Wiechel (1899)

PLZ: 091XX

GPS: N 50° 48,295', O 12° 54,694'

Standort: An der Annaberger Str.150, vor dem Straßenbahndepot.

Größe / Material: 105:81:28 / Porphyr

Geschichte: Bei einem weiteren Besuch im August 2008 hat sich der Grad der Verwitterung stark verschärft. Das Kreuz hat tiefe Risse, so dass zu befürchten ist das es bei Frosteinwirkung zur Absprengung größerer plattenartiger Schichten kommt. Eine fachgerechte Konservierung oder Renovierung wäre zum Schutz des Kreuzes dringend notwendig. Vor dem Kreuz lehnt eine Platte mit einer fast nicht mehr zu entziffernden Geschichte des Kreuzes. (Stößel 08/2008)

Die Inschrift auf der verwitterten Platte ist folgende:
STEINKREUZ
ALS SÜHNE FÜR EINE MORDTAT
VERMUTLICH 15. ODER 16. JH
ERRICHTET. WURDE SPÄTER
MIT DER SAGE VON EINEM
ERMORDETEN POSTILLION
VERBUNDEN.
(Apel / Otto 08/2009)

Das Kreuz ist (seit 1902?) in einen Sockelstein eingelassen. Es wurde mehrmals im engeren Umkreis versetzt, meist in Zusammenhang mit dem Ausbau der Annaberger Straße und mit Veränderung der Straßenführung, z.B. 1902. Damals wurde das Kreuz auf Initiative des Vereins für Chemnitzer Geschichte vor der Vernichtung bewahrt. Seit dem bis 1958 im Vorgarten des Hauses Annaberger Straße 150, wo es im 2. Weltkrieg beim Luftangriff verschüttet und später wieder an der nordöstlichen Ecke dieses inzwischen im Gelände des Straßenbahnhofes aufgegangenen Grundstücks aufgestellt worden war. Im Zuge der Verbreiterung der Annaberger Straße entfernte man es zeitweilig und stellte es am 19.11.1964 am jetzigen Standort auf.

   Über den Kreuzstein in Altchemnitz, der nach Regulierung der Straße auf Wunsch des Ver. f. Chemnitzer Geschichte und mit Erlaubnis des Grundbesitzers nächst der alten Stelle wieder errichtet worden ist, erzählen die alten Leute dort nach Mitteilung von Richard Hösel, daß ein vom Wege abweichender Postillion von den Adjacenten erschlagen worden sei; Veranlassung waren Streitigkeiten über Grundbesitz und Wegerecht unter den "Adjacenten". (Wiechel 1911)

Sage: Die Sage von einem in der Nähe ermordeten Postillion wurde gewiß sehr spät mit dem seit langem vorhandenen Kreuz verknüpft. Es wird auch als Bezeichnung einer kirchlichen Sprengelgrenze gedeutet.

Quellen und Literatur:
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Wiechel, H. - Zur Steinkreuzforschung, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 5.Band (1909/11), Heft 12, 1911, S.357-358
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.31
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.35
Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.76-78
aktuelle Aufnahme von Sven Gerth, Pfaffroda (Foto von April 2003)
Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld (Fotos vom 10.August 2008) und Heike Apel / Maik Otto (August 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine