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Doberzeit


scharrierte Fläche
im Kreuzungsfeld
der OSO-Seite
Foto: Tuinger (2009)

Zustand 2005
Foto: Ache

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Zeichnung von
Erich Schütze
veröffentlicht bei
Scheffler (1928)

PLZ: 01847

GPS: N 50° 58.824', O 13° 57.889'

Standort: Südwestlich vom Ort an einem Feldweg der westlich vom Ortseingang und südlich von der Straße Pirna - Lohmen abgeht, etwa 180m südlich vom Abzweig unter einer einzelnen Eiche.

Größe / Material: 105-107:72:27 / Sandstein

Geschichte: Arme, Kopf und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, Kreuzwinkel vertieft scheibenförmig ausgefüllt. Ohne besondere Fußbildung, Sohle eben mit rechteckigem Querschnitt.
Am Kopf alter größerer Abschlag, kleinere alte Abschläge am Körper, allgemeine oberflächliche Verwitterung, auf der Fläche der Kreuzung der OSO-Seite 1970 frisch scharrierte Fläche. Ein Stück vom Fußteil des Schaftes fehlt seit Entfernung vom früheren Standort.
Das Kreuz wurde 1962 bei der Überackerung des alten Standortes herausgezogen und am Waldrand abgelegt, 1970 am jetzigen Standort aufgestellt. Gesamtlänge 140cm. Das Kreuz wurde in ein oberflächlich nicht sichtbares Stahlgerüst verschraubt.
Früherer Standort: Mbl. 5049 (83), N 8,15 / O 8,15. Südlich vom Ort und der Straße Pirna - Lohmen, im Nordwestwinkel der Kreuzung des Nord-Süd verlaufenden Feldweges mit dem Marktweg, etwa 280m östlich vom jetzigen Standort.
Eintrag im Kirchenbuch von Lohmen 1563: 1. August - daß einer zu Roß von zwei Reitern am Gunstenberge erschlagen, beraubt und zu Lohmen begraben wurde. (Müller / Quietzsch 1977)

Im Amtsbezirke Hohnstein mit Lohmen fanden sich bisher nur wenige steinerne Kreuze, z.B. in der Nähe von Doberzeit am Fußwege von Lohmen nach Oberposta und Pirna, wo der Sage nach in alten Zeiten eine Mordthat geschehen sein soll. (Bösigk 1857)

Sage: [...] Zu jener Zeit, da Lohmen noch ein Städtlein genannt wurde und das Recht hatte, im Jahr zwei Märkte abzuhalten, reitet ein fremder Kaufmann noch spät am Abend heimwärts. Vor Doberzeit biegt er links den Weg nach Mockethal ein, um bei Posta die Elbfähre zu erreichen. Das Geschäft war recht gut gegangen, und nun ist die lederne Geldkatze wohlangefüllt mit Groschen und Gulden. Frohgelaunt überrechnet der Herr den reichen Gewinn, während das sichere Tier vorsichtig im dichten Walde vorwärtsstrabt. Rasch bricht die dunkle Nacht herein. Da bäumt sich plötzlich das Pferd hoch auf!
Feste Hände reißen in den Zügeln. Der Reiter wird aus dem Sattel gerissen; wuchtige Schläge sausen auf ihn nieder. Bald sinkt er schwer getroffen zu Boden.
Am folgenden Tage fand man den Kaufherrn erschlagen am Wege. Hab und Gut war ihm geraubt. Zwei Wegelagerer hatten ihn überfallen und mit der Beute schleunigst auf ihren Pferden das Weite gesucht.
Heute kennzeichnet das schlichte Steinkreuz die Stelle, und im Lohmener Kirchenbuche erinnert eine kurze Aufzeichnung an jenen Raubmord: "1563, am Tage vinculae Petri (1.August), ist einer zu Roß am Questenberge von zwei Reitern erschlagen, beraubt und zu Lohmen begraben worden". (Scheffler 1928)

Quellen und Literatur:
Bösigk, F.L. - Ueber Mordkreuze, in: Mittheilungen des Königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, 10. Heft, Dresden 1857, S.39
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Scheffler, E. - "von Reitern erschlagen...", in: Denksteine und Steinkreuze, in: Heimat - Jugendblätter zur Heimatkunde für Sächs. Schweiz und Osterzgebirge, 3.Jg. (1928), Nr.6, S.44-45
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.46
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.52
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.358-360
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
recherchiert von Robert Ache, Cottbus (Foto von Juni 2005)
aktuelle Aufnahmen von Marlis Tuinger (Fotos von Februar 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine